Bitkom: Unternehmen überprüfen Bewerber in sozialen Netzwerken

Sasan Abdi
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Bitkom: Unternehmen überprüfen Bewerber in sozialen Netzwerken
Bild: Facebook

Wer sich auf eine Stelle bewirbt, muss damit rechnen, dass die Personalabteilung auch die Aktivitäten des Bewerbers in den sozialen Netzwerken durchforstet. Der Branchenverband Bitkom hat das Ausmaß der Überprüfung in einer Umfrage quantifiziert.

Demnach gaben 46 Prozent der befragten Unternehmen an, entsprechende Überprüfungen vorzunehmen. Dabei erfolgt die Überprüfung in zwei Dritteln der Fälle noch vor der Entscheidung, ob Bewerber zum Gespräch eingeladen werden. In knapp 40 Prozent der Fälle werden im Gespräch gemachte Angaben nachträglich mit den Profilen des Bewerbers in sozialen Netzwerken abgeglichen.

Von besonderem Interesse sind wenig überraschend die beruflichen Netzwerke: Einträge bei Xing oder LinkedIn wurden häufiger ausgewertet (39 Prozent) als die eher privat ausgerichtete Angebote wie Facebook oder Twitter (24 Prozent). Für die Erhebung wurden 408 Personalverantwortliche in Unternehmen ab 50 Mitarbeitern befragt.

Es geht auch ums Private

Die Ziele der Überprüfung haben überwiegend mit den professionellen Fähigkeiten der Bewerber zu tun. 89 Prozent der befragten gaben an, auf die fachliche Qualifikation zu achten. Für 72 Prozent sind auch öffentliche Äußerungen zu Fachthemen (72 Prozent) sowie über das Unternehmen oder seine Wettbewerber (56 Prozent) interessant. Doch auch Privates spielt eine Rolle: Knapp jeder Zweite (44 Prozent) achtet auch auf Hobbys oder private Aktivitäten der Kandidaten, 34 Prozent betrachten veröffentlichte Fotos sehr genau. Weniger von Interesse sind die Anzahl der Kontakte in den Netzwerken (5 Prozent) oder politische Ansichten (4 Prozent).

Die Ergebnisse der Überprüfungen haben der Umfrage zufolge durchaus Auswirkungen auf Personalentscheidungen. Etwa 15 Prozent der Verantwortlichen gab an, dass das Ergebnis des Online-Checks schon einmal dazu geführt hat, Bewerber nicht zum Gespräch einzuladen oder einen Job doch nicht anzubieten.

Als Grund dafür gaben 90 Prozent dieser Personalentscheider Widersprüche zu den Bewerbungsunterlagen an. 32 Prozent berichten von inkompetenten fachlichen Äußerungen der Kandidaten, sechs Prozent stießen auf beleidigende Äußerungen. Keine Rolle spielen dagegen die politische Weltanschauung des Kandidaten oder Fotos von ausgelassenen Partys. „Kein Personalentscheider ist so weltfremd, dass er Bewerber aussortieren würde, weil sie ausgelassen feiern“, heißt es dazu beim Bitkom. Es gebe aber Grenzen bei dem, was öffentlich ins Netz gestellt werden sollte.