Kommentar: Batman ist trotz allem eine Perle

Sasan Abdi
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Kommentar: Batman ist trotz allem eine Perle
Sasan Abdi

Kommentar

Der Ärger ist mal wieder groß, und er ist grundsätzlich berechtigt: Die PC-Version von Batman: Arkham Knight läuft zum Verkaufsstart allenfalls passabel, in vielen Fällen aber schlichtweg unterirdisch. Gerade Spieler, die nicht über ein topaktuelles System verfügen, haben mit plötzlich fallenden FPS, Ruckeln und aufpoppenden Texturen zu kämpfen. Mittlerweile wurde der digitale Vertrieb gestoppt. Darf so ein Spiel eine Empfehlung unter Vorbehalt bekommen, wie ich sie im Test vergeben habe?

Der möglichst objektive Umgang mit einer solchen PC-Veröffentlichung ist auch für Journalisten nicht einfach. Natürlich könnte man den Titel – wie vielfach in den Kommentaren gefordert – für die schlechte Portierung zerreißen. Allerdings würde dies in Abrede stellen, dass Rocksteady inhaltlich ein verdammt gutes Produkt abgeliefert hat, mit dem man bis zu 30 Stunden Spaß haben kann – das allerdings in der Ausgangsversion von vielen nicht vernünftig gespielt werden kann. Aber: Muss es das? Und vor allem: Wird es das tatsächlich?

In den vergangenen Jahren hat sich, auch bedingt durch problematische Veröffentlichung, die Mentalität eingestellt, PC-Titel nicht mehr zur Markteinführung zu kaufen. Dieser Mentalität liegt eine vernünftige schweigende Übereinkunft zwischen Publishern und Spielern zugrunde: PC-Portierung werden immer seltener und immer später gekauft und erzeugen so immer weniger Umsatz; dafür werden sie von den Verantwortlichen stiefmütterlich behandelt, was erklärt, weshalb es regelmäßig diese Versionen sind, die Ärger machen.

Doch wer hat an diesem Teufelskreislauf Schuld? Die nahe liegende Meinung ist: Die Publisher, schließlich drängen diese häufig auf kostengünstige, schnelle Portierungen. So einfach ist die Gemengelage aber nicht. Seit Jahren kann man in Gesprächen erfahren, dass der PC für die großen Publisher keine Priorität mehr hat, ja, teilweise als Klotz am Bein empfunden wird. Diesen Zustand hat man sich aber nicht ausgesucht: Er existiert, weil immer mehr Spieler sich vom PC verabschieden und auf die Konsolen setzen.

Auf der anderen Seite aber sind PC-Portierungen in puncto Aufwand kein einfaches Geschäft - und PC-Spieler sehr anspruchsvolle Zeitgenossen. Sinkenden Umsätzen steht also ein konstant hoher Aufwand gegenüber: Klar, dass problematische Veröffentlichungen langsam aber sicher zur Regel werden.

Was aber ist die Lösung dieses Dilemmas? Sie kann jedenfalls nicht lauten, dass selbst inhaltlich packende Titel wegen technischen Startschwierigkeiten per se verdammt werden. Denn auch das gehört zum stillschweigenden Abkommen: Mittelfristig werden zumindest bei den Toptiteln die allermeisten Probleme ausgeräumt.

Wir PC-Spieler sollten einsehen, wie die Situation ist: Unsere Plattform hat drastisch an Relevanz verloren, und daran wird sich so schnell nichts ändern. Die Antwort auf diese Entwicklung kann nicht sein, dass wir selbst inhaltlich gute Titel wegen Startschwierigkeiten verdammen. Stattdessen sollten wir weiterhin mit Vorsicht und einigem zeitlichen Abstand zum Release zuschlagen.

Dazu sind objektive Tests, die das Gesamtpaket und nicht nur den technischen Zustand zur Markteinführung und damit nur eine Momentaufnahme als Grundlage für eine Bewertung nehmen, unersetzlich. Sie zeigen uns, wo die Perlen zu finden sind – auch wenn wir diese erst Monate beziehungsweise einige Patches später zu einem günstigen Preis einsammeln werden.

Hinweis: Der Inhalt dieses Kommentars gibt die persönliche Meinung des Autors wieder. Diese Meinung wird nicht notwendigerweise von der gesamten Redaktion geteilt.