LG G4 im Test: Kühles Smartphone für Akku-Wechsler und Speicher-Erweiterer

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Mahir Kulalic
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Betriebssystem

Als Betriebssystem bekommen Käufer des G4 die aktuelle Android-Version 5.1 Lollipop inklusive LGs Oberfläche UX 4.0. Diese bringt neben neuen Funktionen eine veränderte Optik. Insgesamt fällt die Oberfläche sehr bunt aus. Durch zurückhaltende Animationen und das flache Design wirkt sie allerdings nicht aufdringlich. Über die LG SmartWorld lassen sich zudem weitere Themen herunterladen, um das Design zu personalisieren. Weitere Möglichkeiten zur Personalisierung sind die Farbe der Tastenreihe, welche wahlweise Weiß oder Schwarz ist, sowie die Ergänzung der Bedientasten um einen Schnellzugriff zu den Benachrichtigungen, QuickMemo+, QSlide oder Dual Window. Per QuickMemo+ lassen sich Notizen handschriftlich und per Texteingabe erstellen, die QSlide sind minimierte Fenster bestimmter Anwendungen, die sich über geöffnete Anwendungen legen. Dual Window ermöglicht, wie der Name impliziert, die Nutzung von zwei Apps auf einmal in verkleinerter Form, zeigt sich aber als relativ unkomfortabel und wenig praktisch.

Neben den erwähnten Ergänzungen fällt die Anzahl der von LG hinzugefügten Apps gering aus. Dies ist vorteilhaft, da das System so weniger aufgebläht und überfrachtet wirkt. Dreingaben des Herstellers sind unter anderem eine Back-Up-Software und ein Sprachassistent. Mit Hilfe des integrierten Infrarot-Senders lässt sich das G4 als Universalfernbedienung nutzen, eine entsprechende App wird konsequenterweise mitgeliefert. Auch in der neuen Fassung seiner Oberfläche integriert der Hersteller Smart Notice, das dem Nutzer je nach Kontext bestimmte Informationen oder Vorhersagen liefert. So wird der Nutzer etwa über möglichen Regen informiert und drauf hingewiesen, einen Regenschirm einzustecken. Allgemein wirkt die Oberfläche strukturiert und klar gegliedert. Etwas aus dem Rahmen fallen einige Optionen, die als Personalisierung in einem Einstellungspunkt zusammengefasst werden könnten. Zudem halten die Koreaner an der alten Menü-Taste fest. Diese lässt sich innerhalb von Apps per langem Druck auf die Multitasking-Taste aufrufen. Die Menüführung erscheint hier redundant, da Apps seit Jahren eine gesonderte Taste für Untermenüs mitbringen.

Ganz links verbirgt sich der Homescreen „Smart Bulletin“, der verschiedene Informationen zusammenfasst und Schnellzugriffe bietet. So lassen sich über entsprechende Kacheln ohne die App aufzurufen Musik und die Fernbedienung steuern oder Kalender und Fitnessdaten anzeigen. Weiterer Bestandteil sind die „Smart Settings“, die bestimmte Funktionen automatisieren lassen. So kann das Smartphone beim Verlassen oder Erreichen des Zuhauses automatisch WLAN oder Bluetooth ein- bzw. ausschalten und Tonprofile ändern. Zudem lässt sich bei Bluetooth-Verbindungen oder angeschlossenen Kopfhörern automatisch die Musik-App öffnen. Ebenfalls auf dem Smart-Bulletin-Homescreen zu finden ist die App Smart Tips, die Tipps und Informationen zum G4 und dessen Technologie liefert, aber wie ein Werbemittel wirkt.

Insgesamt wirkt die Oberfläche auf dem G4 aufgeräumt und schlank und lässt sich angenehm personalisieren, einige Funktionen sind jedoch wenig praktikabel oder unstrukturiert eingefügt. An die Ordnung eines unveränderten Androids oder etwa HTCs Sense reicht die UX 4.0 nicht heran. Sie birgt aber dennoch nützliche Funktionen und behindert auch eine flüssige Bedienung nicht.

Kamera

Die Kamera bietet eine Fülle an Features
Die Kamera bietet eine Fülle an Features

LG stattet das neue G4 an der Rückseite mit einem 1/2.6" kleinen Sensor aus, der knapp 16 Megapixel auflöst. Das verbaute äquivalent zum Kleinbildformat 28-mm-Weitwinkelobjektiv bedient sich einer Blendenöffnung von f/1.8 und gilt damit als sehr lichtstark. Eine LED soll bei wenig Licht aushelfen. Die Frontkamera löst mit 8 Megapixeln auf. Die maximale Videoauflösung der rückwärtigen Kamera liegt bei Ultra HD, die Frontkamera bietet maximal 1080p.

Besonders am LG G4 ist, dass es Bilder in RAW-Format aufnehmen kann, die bei nachträglicher individueller Bearbeitung am Computer mehr Reserven als die komprimierten JPEGs aufweisen. Mit dem G3 führte LG einen Laser-gestützten Autofokus in sein Portfolio ein. Dieser ist auch im G4 integriert und hilft, nahegelegene Objekte schneller zu fokussieren. Per Infrarot-Strahlung wird der Abstand zum Objekt gemessen, wodurch auch bei schlechteren Lichtbedingungen nahegelegene Motive etwas schneller eingefangen werden können.

Neu hinzugekommen ist ein sogenannter Color Spectrum Sensor. Dieser sitzt unter der LED und soll dafür sorgen, dass die Lichtquelle erkannt und der Weißabgleich angepasst wird. Unterschiede zwischen Aufnahmen mit freiliegendem und verdecktem Color Spectrum Sensor sind nicht immer auszumachen. Bei gleichmäßiger Beleuchtung sind die Ergebnisse meist vergleichbar, bei stärkerem Gegenlicht fallen kleinere Unterschiede im Weißabgleich auf. Die Farben wirken in solchen Fällen mit freiliegendem Sensor realitätsnäher und die Aufnahmen allgemein weniger blaustichig.

LG G4 im Test – Kamera

Im Praxistest kann das LG G4 bei Tageslicht durch ein ausgewogenes Farbbild sowie einen genauen Weißabgleich überzeugen. Der Konkurrenz steht das LG G4 in dieser Hinsicht in nichts nach. Charakteristisch für das LG G4 ist das Überbelichten in Gegenlichtsituationen um circa eine Blende. Hierdurch wirken dunkle Bildpartien lebendiger als auf den Aufnahmen der Mitstreiter. Der Preis hierfür ist jedoch ein oft überstrahlter Himmel. Es gibt aber auch Aufnahmesituationen, in denen das G4 ohne Überbelichtung des Himmels bessere Tonwerte als die Vergleichsgeräte erzielt.

In Hinblick auf die Schärfe ist das LG G4 in etwa gleichauf mit dem Samsung Galaxy S6 zu sehen. Beim G4 sind allerdings leichte Schärfungsartefakte in der 100-%-Ansicht zu erkennen. Das am Vergleich teilnehmende Apple iPhone 6 kann in puncto Auflösung mit nur 8 Megapixel nicht mit dem G4 oder dem S6 mithalten.

Auch bei Kunstlicht liefert das LG G4 brauchbare Ergebnisse. Zwar sitzt der Weißabgleich auf keiner der Aufnahmen perfekt, die Farbwiedergabe kommt zusammen mit dem iPhone 6 der Realität aber am nächsten, während das Galaxy S6 mit einem verstärktem Rotstich zu kämpfen hat. Das erhöhte Rauschen des Sensors bei Kunstlicht macht sich wie bei allen anderen Geräten durch einen geringeren Dynamikumfang und weniger Schärfe in den Bildern bemerkbar.

Bei Nachtaufnahmen liegt das iPhone 6 an der Spitze, was die nachträgliche Aufhellung zu dunkler Bildbereiche angeht. Das Rauschverhalten bei hohen Empfindlichkeiten ist beim Samsung Galaxy S6 besser als beim G4. Zudem bleibt beim S6 mehr Schärfe und Kontrast erhalten. Mit seitlich einfallendem Licht bei Dunkelheit kommt das iPhone 6 am besten zurecht. Bei den anderen beiden Smartphones kann es vorkommen, dass sich Lichtstrahlen ausgehend von der Lichtquelle über das gesamte Bild verteilen und dieses somit unbrauchbar machen. Die Reichweite des LED-Blitzes ist wie bei allen anderen Smartphones bescheiden und eignet sich, wenn überhaupt, nur für nahe Objekte.

Kameramodi
Kameramodi

Die Kamera-App bietet drei verschiedene Modi: Einfach, Allgemein und Manuell. Der einfachste Modus ist für schnelle Schnappschüsse ohne Anpassung der Einstellungen gedacht und schießt auf Fingerberührung drauflos. Im allgemeinen Modus lassen sich unter anderem Auflösung, Blitzlicht, Selbstauslöser und ein Fotomodus wie zum Beispiel Panorama auswählen. Der manuelle Modus ist für versierte Nutzer gedacht und bietet unter anderem Zugriff auf Weißabgleich, ISO, Verschlusszeit und Fokus. Für die Frontkamera existiert ein sogenanntes Selfie-Licht, um Selbstporträts bei schlechter Beleuchtung zu verbessern: Der Sucher wird verkleinert und zentriert und rundherum leuchtet das Display weiß auf, um die Sicht nach vorne aufzuhellen.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.