SFX-L im Test: ATX-Alternativen von Chieftec, Sharkoon und SilverStone

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Hendrik Engelbertz
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Technik

Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt der Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!

Der Blick in das Gehäuse bestätigt es: Die verwendete Plattform in den Netzteilen von Chieftec, Sharkoon und SilverStone ist identisch. Alle Marken bedienen sich beim Auftragsfertiger Sirfa, der bislang eher mit günstigen Netzteilen in Verbindung gebracht wurde. Diese Plattform ist hingegen modern und setzt auf eine DC-DC-Topologie.

Die Technik von Sharkoon, Chieftec und SilverStone
Die Technik von Sharkoon, Chieftec und SilverStone

Die Eingangsfilterung fällt mit drei Spulen, zwei X- und zwei Y-Kondensatoren vollständig aus. Für die passive Absicherung kümmern sich in allen Netzteilen eine Schmelzsicherung und ein MOV als Überspannungsschutz. Aufgrund der geringen Abmessungen des SFX-L-Standards müssen alle Komponenten eng zusammenrücken. Die Verarbeitung ist trotzdem einwandfrei, alle Komponenten werden mit reichlich Kleber in Position gehalten.

Hinsichtlich der Kondensatoren sind die Modelle von Chieftec und SilverStone komplett identisch ausgestattet. Auf der Primärseite findet sich ein üppig dimensioniertes Modell von Rubycon (CE-Serie) ein, das über 390 Mikrofarad Kapazität bei 400 Volt und maximal 85 °C verfügt. Qualitativ ist dies eine hervorragende Wahl. Ein etwas günstigeres Bauteil ist im Sharkoon verbaut: Das aus der LH-Serie von Teapo entnommene Modell verfügt über identische technische Daten und ist qualitativ der Mittelklasse zuzuordnen.

Auf der Sekundärseite setzen Chieftec und SilverStone ebenfalls auf Kondensatoren japanischer Herkunft (Nippon Chemi-Con KZH-, KY- und KZE-Serie). Sharkoon bestückt nur die Position des Stand-by-Kondensators mit einem japanischen Modell (Nippon Chemi-Con KY) und setzt sonst auf die solide Mittelklasse in Form der Teapo SC-Serie. Alle Kondensatoren verfügen über ein Temperatur-Rating von 105 °C.

Einigkeit herrscht bei der Wahl des Lüfterherstellers Globe Fan. Die 120 mm großen Modelle fallen mit einer Breite von 15 Millimetern deutlich flacher aus, als herkömmliche Lüfter in dieser Größe. Obwohl die Bezeichnung des Lüftermodells in allen Netzteilen identisch ausfällt, unterscheidet sich der Lüfter im Chieftec deutlich von seinen Konkurrenten und fällt mit nur neun, statt dreizehn Lüfterblättern deutlich einfacher aus.

Für die Schutzschaltungen ist in allen Testkandidaten ein SITI PS223 zuständig, der die von den Herstellern versprochenen Funktionen bereitstellt. Der Überhitzungsschutz OTP ist mit einem Temperaturfühler auf der Sekundärseite realisiert worden.

Per Draht wird Multi- ein Single-Rail
Per Draht wird Multi- ein Single-Rail

Erstaunlich: Der Protection-IC unterstützt OCP auf zwei 12-Volt-Schienen. Auf den Platinen der Netzteile sind tatsächlich zwei Rails inklusive OCP-Shunts vorhanden, diese wurden jedoch in allen Modellen mit einem Draht überbrückt.

Auslösepunkte der Schutzschaltungen
Rail Spezifikation laut Netzteilaufkleber Chieftec Sharkoon SilverStone
+3,3 Volt 20 A 32 A bei 3,01 V 32 A bei 3,02 V 32 A bei 3,04 V
+5 Volt 20 A 26 A bei 4,86 V 27 A bei 4,83 V 25 A bei 4,91 V
+12 Volt gesamt 40 A 51 A bei <9 V, Ripple-Noise sehr hoch, Netzteil kaputt 54 A bei 8,5 V, Ripple-Noise sehr hoch, Netzteil kaputt 53 A bei 8,7 V, Ripple-Noise sehr hoch, Netzteil kaputt

Die Ergebnisse bei Überlast fallen ernüchternd aus: Zwar schalten alle Netzteile auf den Nebenspannungen in einem ordentlichen Rahmen ab, auf der 12-Volt-Schiene sorgt die Überbrückung des Multi-Rail-Designs jedoch für Probleme. Sobald eine Überlast von etwa 20 Prozent anliegt, fällt die Ausgangsspannung trotz DC-DC-Topologie von 12 Volt auf etwa 10 Volt ab und sinkt dann kontinuierlich auf unter 9 Volt. Die technische Plattform hält den Belastungen dann nicht mehr stand und stirbt leise. Von vier bei Überlast getesteten Mustern überlebte keines die Prozedur: ein Serienfehler.

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