Apple: US-Behörden wollten gegen iMessage-Verschlüsslung klagen

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Andreas Frischholz
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Kampf um Verschlüsslung in der Post-Snowden-Ära

Die beiden Fälle sind beispielhaft für die Post-Snowden-Ära, in der die Konflikte zwischen Tech-Firmen und Ermittlungsbehörden zunehmen, sodass eine Neuauflage der Crypto Wars droht. Ausschlaggebend ist dabei, dass Verschlüsslungstechniken seit den NSA-Enthüllungen stetig an Bedeutung gewonnen haben. Und die Unternehmen wollen demonstrieren, dass die Nutzerdaten auf ihren Servern geschützt sind. Das gilt sowohl vor dem Zugriff von staatlichen Behörden als auch vor Kriminellen und fremden Geheimdiensten.

Im Zentrum des Streits steht nun die amerikanische Regierung. Auf der einen Seite stehen Polizei und Geheimdienste, die ein Gesetz fordern, das den Zugang zu verschlüsselter Kommunikation erzwingt. Anbieter von Verschlüsslungsdiensten wären dann praktisch verpflichtet, eine Hintertür in den Code einzubauen. Doch dagegen wehren sich sowohl die Tech-Firmen als auch Bürgerrechtsorganisationen. Der Grund: Ein Zugang für die eigenen Behörden bedeutet auch immer, dass damit ein Einfallstor für Dritte geschaffen wird – also etwa Kriminellen oder ausländischen Geheimdiensten. Daher laufe auch der Vergleich mit den Abhörinstrumenten bei klassischen Telefonanschlüssen ins Leere. Denn das Kernproblem bei den verschlüsselten Kommunikationsdiensten ist: Wenn der Algorithmus geschwächt wird, betrifft es nicht nur einen Verdächtigen, sondern alle Nutzer.

Fraglich ist nun, auf welche Seite sich die US-Regierung und der Kongress schlagen. Zumindest das Weiße Haus hält sich derzeit noch mit offiziellen Statements bedeckt – zum Ärger der Sicherheitsbehörden. Diese befürchten bereits, dass sich die Tech-Firmen mit ihrer Argumentation durchsetzen. Ob der Einfluss vom Silicon Valley letzten Endes aber tatsächlich ausreicht, um ein Hintertüren-Gesetz zu verhindern, lässt sich derzeit noch nicht absehen.