7 × Musik-Streaming im Test: Apple Music gegen Deezer bis Spotify

 5/5
Michael Schäfer
141 Kommentare

Fazit

Boten Streaming-Dienste in der Vergangenheit in den meisten Fällen ein recht identisches Angebot, erhält der Nutzer heute mit zahlreichen unterschiedlichen Ansätzen bei allen Anbietern eine große Vielfalt zur Auswahl. Das macht die Entscheidung für oder gegen einen Dienst jedoch nicht unbedingt einfacher, denn viele überzeugen in ihrer eigenen Nische.

Positiv sticht Deezer im Test hervor. Das Potenzial machte der Dienst bereits im letzten Vergleich deutlich, durch die konsequente Weiterentwicklung reichte es dieses Mal für den Gesamtsieg. Dazu tragen nicht nur der größte Katalog im Testfeld sowie die höchste Übereinstimmung im Katalogabgleich bei, auch die einfache Handhabung, die hohe Klangqualität, die Erweiterung der Software durch zusätzliche Applikation sowie der für einen Streaming-Dienst sehr gut ausgestattete Hörspiel- und Hörbuchbereich liefern ein stimmiges Gesamtbild. Freunde der Radiofunktion sollten den Dienst jedoch vorher ausgiebig testen, die gewohnte Auswahl nach Genre oder Künstler ist auf Deezer aktuell nicht verfügbar. Eine Alternative dazu können auch Flow oder die vorgegebenen Mix-Kategorien nur bedingt darstellen.

Die Erwartungen an Apple Music werden in der jetzigen Form hingegen nicht erfüllt. Um sich gegen die etablierte Konkurrenz durchsetzen zu können, bietet der Neuling zu wenig Innovatives und zu viel bereits Bekanntes. Auch beim Katalog hat Apple zu hohe Erwartungen geweckt. So reicht es am Ende nur für einen guten Platz im Mittelfeld. Dass der Dienst durchaus Potenzial besitzt, ist unter anderem an der guten Radiofunktion erkennbar. Dennoch bietet der direkte Konkurrent Spotify deutlich mehr, mit Spotify Running hat der Anbieter zudem momentan ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Auf der anderen Seite ist der Katalog nicht so gewachsen wie bei der Konkurrenz. Die Abkehr von zusätzlichen Apps schmälert das Gesamtbild genauso wie die wenig optimal umgesetzte Radiofunktion.

Tidal konnte das gute Ergebnis von WiMP im letzten Jahr nicht nutzen und driftet ebenfalls ins Mittelfeld ab. Konnte WiMP noch mit einer großen Bandbreite von zahlreichen kuratierten Playlisten und Vorschlägen aufwarten, zielt Tidal musikalisch mehr auf den amerikanischen Raum und jüngere Zuhörer ab. Musik, die nicht diesem Raster entspricht, ist zwar vorhanden, Vorschläge außerhalb dieser Bereiche fallen aber erkennbar geringer aus. Auch hat Tidal vor allem abends oder an den Wochenenden immer wieder mit Störungen zu kämpfen, welche den Hörgenuss deutlich einschränken.

Google Play Music hat sich seit dem letzten Test zu einem soliden Dienst gemausert, bleibt aber ebenfalls zu weiten Teilen farblos. Auch hier fehlen eigene Akzente, mit denen sich der Streaming-Dienst von anderen Anbietern abhebt. Das Bereitstellen von Playlisten zu bestimmten Zeiten oder Stimmungen reicht heute nicht mehr aus; das bietet die Konkurrenz ebenfalls – und das teilweise schon bedeutend länger. Auch die Einführung eines Familien-Tarifes ist eher dahingehend zu deuten, keine weiteren Nutzer an andere Dienste zu verlieren.

Qobuz dagegen ist schwer einzuschätzen. Auf der einen Seite landet der Dienst im Katalog-Abgleich weit abgeschlagen auf dem letzten Platz, auf der anderen Seite bedient er in großen Teilen eine sehr eng abgesteckte Zielgruppe. Für diese könnte der Dienst mit den zahlreichen Zusatzangeboten einen großen Mehrwert bieten – vorausgesetzt, dass der eigene Musikgeschmack getroffen wird. Um auch bei einem breiten Publikum Gehör zu finden, muss Qobuz aber nicht nur beim Katalog, sondern auch bei den Möglichkeiten zum Finden von neuer Musik zulegen – hier wird aktuell eindeutig zu wenig geboten.

Napster stellt wie im letzten Test das Schlusslicht dar: Die Desktop-Software wird nach wie vor kaum gepflegt und die verwendete Klangqualität sowie die Anzahl der möglichen Endgeräte sind alles andere als zeitgemäß. Das können am Ende auch der zweitgrößte Katalog im Testfeld, die gute Genre-Unterteilung sowie die große Anzahl an Hörbüchern und Hörspielen nicht mehr rausreißen.

Trotz der angebrachten Kritik wird auch dieses Mal deutlich, dass die Wahl eines Dienstes vor allem von den eigenen Schwerpunkten abhängig ist. Eine solide „Grundversorgung“ mit Musik bieten alle Dienste. Somit bedeutet dies im Zweifelsfall wieder einmal: Ausprobieren!

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.