Linux: Kernel 4.3 mit Neuerungen für Nouveau freigegeben

Ferdinand Thommes
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Linux: Kernel 4.3 mit Neuerungen für Nouveau freigegeben
Bild: Mario Behling | CC BY 2.0

Nach zwei Monaten Entwicklungszeit gab Linus Torvalds am Wochenende Kernel 4.3 frei. Die Entwicklung verlief laut Torvalds insgesamt erfreulich ruhig. Er wünscht sich das auch für Kernel 4.4, da Greg Kroah-Hartman (GKH) diesen bereits sehr früh zum nächsten von ihm betreuten Kernel mit Langzeitsupport (LTS) erklärt hatte.

Kernel 4.3 ist vom Umfang her ein durchschnittlicher Kernel, auch die übliche Verteilung der Patches ist ähnlich verteilt wie sonst auch. Von den insgesamt 10.750 Änderungen betreffen rund 70 Prozent Treiber, 10 Prozent sind Architektur-Updates, der Rest ist gleichmäßig über Netzwerk und Dateisysteme verteilt.

Lediglich in der Abteilung Netzwerk bei der standardmäßigen Aktivierung von IPv6 gab es für Torvalds einen Aufreger über einen für RC6 eingereichten Patch, über den er sich in der ihm eigenen Art auf LKML ausließ.

Der mit Kernel 4.2 eingeführte Treiber AMDGPU, der künftig auch die Basis für den proprietären Catalyst-Treiber von AMD darstellt, unterstützt nun auch GPUs der Fiji-Reihe wie etwa die Radeon-R9-Grafikkarten der Fury-Serie. Ebenfalls für AMD-Grafikprozessoren wurde ein neues Scheduling Framework eingeführt, um es dem Treiber zu ermöglichen, Befehlsketten eigenständig effizient auf die Rechenwerke der GPU zu verteilen. Vorerst ist das Framework allerdings standardmäßig inaktiv.

Einen großen Brocken stellen diesmal die Änderungen am freien Nvidia-Treiber Nouveau dar. Ein Teil der Änderungen, die bereits für 4.2 geplant waren, es aber nicht mehr hinein schafften, vergrößert den Umfang der üblichen Änderungen für diesen Treiber. Darunter ist auch die Unterstützung eines schnelleren Betriebsmodus für Grafikkarten wie etwa die Nvidia GeForce GTX 260, 275, 280, 285 und 295.

Mit dem neuen Kernel wird die Unterstützung der Grafikkerne für Intels aktuelle Plattform Skylake Graphics Gen9 automatisch aktiviert, bisher musste die vorläufige Unterstützung noch händisch per Bootparameter freigeschaltet werden.

Bei den Dateisystemen wurde der Treiber für Ext3 entfernt. Damit wurde Code und somit potenzielle Fehlerquellen eingespart. Anwender von Ext3 werden davon nichts bemerken, da Ext3 auch mit dem Werkzeugen von Ext4 erstellt und gepflegt werden kann.

Zur Konfiguration von Multimedia-Geräten in Fahrzeugen floss in den Staging-Bereich des Kernels neben dem bereits unterstützten Bussystem Controller Area Network (CAN) jetzt auch Media Oriented Systems Transport (MOST) ein. Dieser Treiber bedarf noch der Verbesserung, was der Grund ist, warum er noch nicht im Mainline-Kernel ist.

Darüber hinaus wurden viele weitere Änderungen in allen Bereichen vorgenommen, die alle im Kernel-Git einsehbar sind. Der Quellcode für Kernel 4.3 kann von Kernel.org heruntergeladen werden. Wie immer wird die Webseite Kernelnewbies für Interessierte im Laufe der nächsten Tage die gesamten Änderungen von Kernel 4.3 verständlich aufbereiten.

Mit der Veröffentlichung von Kernel 4.3 öffnet sich das Fenster für Einreichungen zu Kernel 4.4. Der schon länger erwartete Patch zur Implementierung vom Kdbus im Kernel wird wieder nicht dabei sein. Kurz nach dem Kernel-Summit in Südkorea letzte Woche wurde der Patch sowohl aus linux-next als auch aus Fedoras Entwicklungszweig Rawhide entfernt. Die Systementwickler, die auch für Kdbus verantwortlich sind, sagten, sie würden in nächster Zeit einige Aspekte von Kdbus neu überdenken.

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