Vision 3 HD und Shine 2 HD im Test: Tolinos Kindle-Verfolger mit hoher Auflösung

Michael Schäfer
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Vision 3 HD und Shine 2 HD im Test: Tolinos Kindle-Verfolger mit hoher Auflösung

Vorwort

Rund ein Jahr nach der Vorstellung des Kindle Voyage in den USA holte die Tolino-Allianz auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse mit der Neuauflage des Tolino Vision und des Tolino Shine zum Doppelschlag gegen Amazon aus und präsentierte die ersten eigenen E-Book-Reader mit hochauflösendem Display.

Spezifikationen

Der neue Tolino Vision 3 HD unterscheidet sich vom Vorgänger Vision 2 auf dem Papier nur durch das Display, der neue Shine 2 HD hat gegenüber dem Shine auch ein schlankeres Gehäuse verpasst bekommen. Der Preis ist bei beiden Modellen gegenüber dem Vorgänger gestiegen.

Tolino Vision 3 HD Tolino Vision 2 Tolino Shine 2 HD Tolino Shine
OS: Android
Display: 6 Zoll, 1.072 × 1.448 Pixel (300 ppi), 16 Graustufen 6 Zoll, 1.024 × 758 Pixel (213 ppi), 16 Graustufen 6 Zoll, 1.072 × 1.448 Pixel (300 ppi), 16 Graustufen 6 Zoll, 1.024 × 758 Pixel (213 ppi), 16 Graustufen
Technologie: E-Ink Carta
Beleuchtung zuschaltbar und stufenlos regelbar
Bedienung: Touch, kapazitiv Touch, Infrarot
CPU: 1 GHz
Arbeitsspeicher: 512 MB
Speicher: 4 GB, davon 2,1 GB verfügbar
Übertragungsstandards: WLAN 802.11 b/g/n
Akku: 1.500 mAh
Abmessung: 163 × 114 × 8,1 mm 164 × 113,5 × 9,3 mm 175 × 116 × 9,7 mm
Gewicht: 174 Gramm 184 Gramm 183 Gramm
Unterstützte Formate: EPUB, PDF, TXT
Unterstützte DRM-Formate: Adobe DRM
Lieferumfang: Lesegerät, USB-2.0-Lade-und Verbindungskabel (USB Typ A auf Micro B), Kurzanleitung
Preis (UVP): 159 Euro 129 Euro 119 Euro 99 Euro
Tolino Vision Shine 2 HD und Vision 3 HD
Tolino Vision Shine 2 HD und Vision 3 HD

Neue Auflösung und alte Probleme

Das hochauflösende Display von E-Ink samt aktueller Carta-Technologie löst bei beiden Geräten jetzt mit 1.072 × 1.448 Bildpunkten auf, was in einer Pixeldichte von 300 ppi resultiert und die beiden Reader in direkte Konkurrenz zum aktuellen Kindle Voyage und Kindle Paperwhite treten lässt. Im direkten Vergleich zur Kindle-Familie weisen die neuen Tolino-Reader einen etwas helleren Hintergrund auf, der sich zugleich aber auch etwas ungleichmäßiger ausgeleuchtet zeigt. Die Leuchtkraft unterscheidet sich auch zwischen beiden Geräten, wobei der Vision 3 HD das sichtbar hellere Panel besitzt.

Auf Wunsch so hell wie Amazons Kindle

Konnten beide Vorgänger den Kindle-Vertretern bei der Helligkeit nicht das Wasser reichen, haben die Entwickler hier jetzt aufgeholt. Im Auslieferungszustand wird die Helligkeit zunächst zwar limitiert, womit die Leuchtkraft beim Tolino Vision 3 HD 72 cd/m², beim Shine 2 HD jedoch lediglich 49 cd/m² beträgt. Durch längeres Drücken auf das Sonnensymbol im Beleuchtungsbereich der Haupteinstellungen kann die Limitierung jedoch aufgehoben werden, was die Leuchtkraft auf 135 beziehungsweise 95 cd/m² deutlich erhöht. Auch ohne die Anhebung reicht die Beleuchtung für ein bequemes Lesen aus. Nutzer, die beim Lesen aufgrund von Augenproblemen auf eine hohe Leuchtkraft angewiesen sind, können jetzt aber auch bei Tolino manuell eingreifen. Im Vergleich zu den Konkurrenten Kindle Voyage (130 cd/m²) und Kindle Paperwhite (90 cd/m²) liegen die beiden neuen E-Book-Reader dann gleich auf.

In Sachen Leuchtfarbe könnten beide Brüder unterschiedlicher nicht sein: Während der Vision 3 HD leicht ins Bläuliche abdriftet, wartet der Shine 2 HD mit einem eher gelblichen Display auf. Das Panel des Kindle Paperwhite erscheint dagegen wesentlich neutraler.

Eine höhere Leuchtkraft lässt sich manuell freischalten
Eine höhere Leuchtkraft lässt sich manuell freischalten

Beim Vision 3 HD fallen erneut Lichthöfe im unteren Display-Bereich auf – ein Problem, das sich bei Tolino durch bisher alle vergangenen Reader-Generationen zieht. Dass es sich beim vom Hersteller angepriesenen Premium-Reader stärker auswirkt, wiegt schwer. Beim Shine 2 HD wurden die in der Vergangenheit immer wieder kritisierten Beleuchtungsprobleme hingegen auf das Konkurrenzniveau reduziert.

Ghosting-Probleme nur bedingt behoben

Die mit der Entwicklung der Lesegeräte betraute Deutsche Telekom hatte zur Vorstellung des Vision 3 HD und des Shine 2 HD verkündet, das durch die Invertierung beim Seitenwechsel hervorgerufene kurze schwarze Flackern des Bildschirms beim Umblättern nahezu beseitigt zu haben. Dies stimmt jedoch nur so lange, wie in den Standardeinstellungen das Invertieren deaktiviert bleibt. Das hat allerdings zur Folge, dass der Hintergrund des Readers nach längerem Lesen durch Restfragmente keinen einheitlichen Farbton mehr aufweist. Auch die aktuelle E-Ink-Technologie kann das Ghosting-Problem also nicht gänzlich vermeiden kann, auch wenn sich, verglichen mit älteren Reader-Generationen, die Probleme deutlich gebessert haben. Die besten Darstellungsergebnisse werden immer noch erzielt, wenn bei jedem Blättern eine Invertierung durchgeführt wird. Auf die Geschwindigkeit beim Seitenwechsel hat dies auch bei den neuen Tolino-Modellen nur geringen Einfluss.

Textdarstellung auf dem Tolino Shine 2 HD
Textdarstellung auf dem Tolino Shine 2 HD
Textdarstellung auf dem Tolino Vision 3 HD
Textdarstellung auf dem Tolino Vision 3 HD

Eine verbindliche Aussage zur Blättergeschwindigkeit zu treffen, ist schwierig, denn beide Geräte verhalten sich oftmals unterschiedlich. Trotz gleichem technischen Unterbau blättert mal der Vision 3 HD, mal der Shine 2 HD schneller. Dasselbe Verhalten ist auch im Vergleich zum aktuellen Kindle Paperwhite zu beobachten.

Wenn Umgreifen Umblättern verursacht

Beim neuen Vision-Modell integriert Tolino wie beim Vorgänger die als „tab2flip“ bezeichnete Funktion, mit welcher per Tipp auf die Rückseite des Gerätes geblättert werden kann. Im Gegensatz zur beim Kindle Voyage verwendeten Umsetzung lässt sich die Druckintensität jedoch nicht einstellen. Dies hat zur Folge, dass bereits ein einfaches Umgreifen beim Vision 3 HD ein Umblättern zur Folge haben kann. Damit kann diese Funktion schnell zur Geduldsprobe werden, sie lässt sich aber deaktivieren.