Surface Book Core i7 im Test: Notebook mit Tablet, GeForce und Macken

 3/4
Jan-Frederik Timm (+2)
119 Kommentare

Temperaturen und Lautstärke

Maximal 80 °C CPU- und 71 °C GPU-Temperatur spiegeln sich im Alltag bei 21 °C Umgebungstemperatur in maximal 46 °C Gehäusetemperatur wider. Diese Temperatur erreicht das Display auf der Rückseite nach einer halben Stunde in Prime95. Nach 30 Minuten im Spiel Star Wars Battlefront liegen unter Nutzung der GeForce an der Display-Rückseite maximal 44 °C an, die Basis erwärmt sich an der Unterseite auf bis zu 42 °C. Weil die heißeste Stelle zentral am hinteren Ende vor dem Scharnier sitzt, fällt aber selbst das auf dem Schoß kaum negativ auf. Nutzt das Surface Book die in der CPU integrierte Grafikeinheit, erwärmt sich die Basis hingegen nur beim Laden des Akkus leicht.

Sowohl das Display mit der CPU als auch die Basis mit der GeForce verfügen über ein Kühlsystem mit Lüfter. Unter Volllast in Prime95 werden 40 Zentimeter vor und 50 Zentimeter über dem Gehäuse 30 Dezibel gemessen, denselben Wert erreicht das System unter Nutzung der iGPU in Battlefield 4. Wird in diesem Spiel die GeForce genutzt, steigt der Lautstärkepegel auf 36 dB an – das entspricht einer wahrgenommenen Verdopplung der Lautstärke. Aktuelle Gaming-Notebooks mit GeForce GTX 965M und größerem Gehäuse erreichen knapp 40 Dezibel.

Lautstärke 40 cm vor und 50 cm über dem Gerät
Prime95 Battlefield 4
Surface Book iGPU 30 dB 30 dB
Surface Book GeForce 36 dB

Der Lüfter läuft häufiger als beim Surface Pro 4

Gegenüber dem Surface Pro 4 stellt das Kühlsystem im Tablet des Surface Book einen Rückschritt dar. Der Lüfter läuft trotz höherer Maximaltemperatur auch unter Windows beim Installieren oder der Bildbearbeitung öfter – das erinnert an das Surface Pro 3. Dass der gewichtsoptimierte Aufbau des Kühlsystems nicht so effizient arbeitet wie im aktuellen Surface Pro, bestätigen auch die Taktraten, die unter Last stärker fallen. Besser wäre schwerer, und schwerer ist nicht möglich.

Erstklassiges Display mit Kontrastrekord

Auch das Display des Surface Book nutzt das ungewöhnliche Seitenverhältnis von 3:2. Ungewöhnlich ist dieses Format allerdings nur außerhalb der Sphären von Microsoft, denn seit dem Surface Pro 3 hat Microsoft das Format mit mehr Inhalt für sich entdeckt und nutzt es seitdem konsequent. Im Surface Pro 3 zunächst noch mit 2.160 × 1.440 Pixeln auf 12 Zoll, im Surface Pro 4 bereits mit 2.736 × 1.824 Pixeln auf 12,3 Zoll. Beim Surface Book sind es nun sogar 13,5 Zoll – eine sinnvolle Größe, wie sich im Test herausgestellt hat. Damit ist das Surface Book nicht zu groß für unterwegs, aber noch groß genug, um darauf die meisten Arbeiten komfortabel zu erledigen.

3 zu 2 und 3.000 zu 2.000

Mit der Diagonalen ist auch die Auflösung weiter gewachsen: 3.000 × 2.000 Bildpunkte sind zwar mehr Pixel, die Pixeldichte selbst ist aufgrund der längeren Diagonale aber nicht im Vergleich zum Surface Pro 4 gestiegen. Mit nach wie vor 267 ppi war das aber auch gar nicht notwendig, denn an Schärfe oder präziser Darstellung von Inhalten mangelt es dem Surface Book nicht. Zum Vergleich: Dell erreicht beim aktuellen XPS 13 mit 276 ppi einen ähnlichen Wert, Apples Retina-Displays, die einmal der Maßstab waren, bieten beim MacBook Pro in 13 und 15 Zoll nur 227 und 218 ppi. Auch heute kommen allerdings noch nicht alle Anwendungen mit diesen hohen Auflösungen zurecht und ignorieren die Skalierung in Windows.

Battle.net kommt immer noch nicht mit HDPI zurecht
Battle.net kommt immer noch nicht mit HDPI zurecht

In puncto Maximalhelligkeit sortiert sich das Surface Book im gehobenen Mittelfeld leicht vor iPad Pro und Surface Pro 4, aber hinter dem Pixel C von Google oder Yoga Tab 3 Pro von Lenovo ein. 416 cd/m² sind dabei ein durchschnittlicher Wert, der durch Messungen in neun Quadranten des Displays ermittelt wurde. Am hellsten leuchtet das IPS-Panel im rechten Bereich, bis zu 443 cd/m² sind hier möglich. Am dunkelsten ist das Display unten in der Mitte, 380 cd/m² stehen für 86 Prozent der Maximalhelligkeit.

Surface Book: Verteilung der Maximalhelligkeit
Surface Book: Verteilung der Maximalhelligkeit

In der Mitte des Displays ist das Panel somit am hellsten, nach oben und unten fällt es auf der höchsten Stufe um jeweils rund 7 bis 11 Prozent ab – allerdings in jeder Zeile relativ homogen, mit bloßem Auge ist das nicht sichtbar. Besonders gut schneidet das Surface Book bei niedriger Helligkeit ab. Der minimale Wert bei Einstellung der Helligkeit auf 0 Prozent beträgt 1 cd/m² über die gesamte Fläche. Zum Arbeiten im Bett ohne Beleuchtung ist das bereits zu dunkel, der Wert lässt sich im unteren Bereich aber in Prozentschritten auf bis zu 24 cd/m² feinjustieren. Die in Windows 10 vorliegenden Presets der Helligkeit mit 50 und 75 Prozent sorgen für eine durchschnittliche Helligkeit von 100 und 216 cd/m². Die Homogenität bleibt auch hier in einem guten Bereich.

Backlight-Bleeding ist beim Testmuster kein Problem

Backlight-Bleeding hat zumindest das Testgerät nur sehr geringfügig. In einem vollständig abgedunkelten Raum ist bei Anzeige des schwarzen Boot-Bildschirms oben rechts ein leichter Lichthof erkennbar, der etwas größer ist, als in den anderen Bereichen. Dort ist nur erkennbar, dass eine Edge-LED-Hintergrundbeleuchtung zum Einsatz kommt, diese „blutet“ aber nicht störend in den schwarzen Bereich des Displays.

Display-Helligkeit je nach Windows-Einstellung in cd/m²
0 % 1 1 1
1 1 1
1 1 1
Durchschnitt 1
25 % 24 24 25
26 25 26
23 22 24
Durchschnitt 24
50 % 98 99 102
106 104 106
95 92 95
Durchschnitt 100
75 % 213 214 220
228 225 231
207 200 207
Durchschnitt 216
100 % 410 411 421
438 438 443
401 380 401
Durchschnitt 416

Während Microsoft im Surface Pro 4 IGZO-Panels von Sharp verbaut, kommt für das Surface Book Panasonic mit einem traditionellen Panel (Model MEI96A2) zum Zug, das einen höheren Kontrast als die IGZO-Panels schaffen soll. Während der Präsentation des Surface Book hatte Microsofts Panos Panay, Vizepräsident der Surface-Sparte, einen Wert von 1.700:1 versprochen. Damit hat er sich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt, ein Schwarzwert von gerade einmal 0,239 cd/² ermöglicht einen Kontrast von 1.741:1.

Diagramme
Display-Kontrast
    • Samsung Galaxy Tab S 10.5
      5.000:1
      OLED-Display
    • Dell Venue 8 7840
      5.000:1
      OLED-Display
    • Microsoft Surface Book Core i7
      1.741:1
    • Google Pixel C
      1.643:1
    • Apple iPad Pro
      1.581:1
    • Sony Xperia Z3 Tablet Compact
      1.389:1
    • Sony Xperia Z2 Tablet
      1.358:1
    • Lenovo Yoga Tab 3 Pro
      1.340:1
    • Huawei MediaPad X1 7.0
      1.318:1
    • Nvidia Shield Tablet
      1.303:1
    • Microsoft Surface 3
      1.273:1
    • Microsoft Surface Pro 4
      1.268:1
    • Google Nexus 7 (2013)
      1.152:1
    • LG G Pad 8.3
      1.115:1
    • Google Nexus 9
      989:1
    • Sony Xperia Z4 Tablet
      988:1
    • Apple iPad Air 2
      959:1
    • Microsoft Surface Pro
      945:1
    • Microsoft Surface 2
      920:1
    • Toshiba Excite Write
      885:1
    • Kobo Arc HD10
      882:1
    • Microsoft Surface Pro 3
      871:1
    • Telekom Puls
      860:1
    • Acer Aspire Switch 10
      850:1
    • Microsoft Surface Pro 2
      838:1
    • Apple iPad mini 2
      732:1
Einheit: Kontrast

Auch die Kalibrierung des Displays überzeugt: Der Weißpunkt liegt über die gesamte Panel-Fläche verteilt bei 6.700 Kelvin – nicht zu kühl oder zu warm. Die Farbdarstellung ist kräftig und zugleich sehr präzise, weil Microsoft während der Fertigung jedes Display kalibriert und erst dann vom Band laufen lässt. 100 Prozent sRGB werden erfüllt.

In Summe liefert Microsoft somit nicht nur das beste Surface-Panel aller Zeiten ab, sondern setzt auch auf dem gesamten Markt ein Zeichen für gute Display-Qualität.

Tastatur, Touchpad und Stift überzeugen

Wem beim Surface Pro 4 eine klassische Notebook-Tastatur fehlt, der erhält sie beim Surface Book in hoher Qualität. Und auch das Trackpad überzeugt auf ganzer Linie. Als problematisch erweist sich die Tastaturbeleuchtung, die zu früh angeht und den Kontrast zwischen Beschriftung und Tastenkappe so weit senkt, dass Tasten nur noch schwer abgelesen werden können. Außerdem ist die Ausleuchtung einzelner Tasten schlecht. Schwarze Tastenkappen hätten Das Kontrastproblem vermieden, das Surface Book optisch aber noch stärker an das MacBook von Apple herangerückt. So muss die Beleuchtung in schummrigen Lichtverhältnissen des Öfteren manuell abgeschaltet werden.

Gewöhnen müssen sich Anwender an die kleinen Cursor-Tasten für hoch und runter, die sich den Platz einer herkömmlichen Taste teilen. Praktisch ist, dass sich die Funktionstaste FN dauerhaft betätigen lässt, die F-Tasten sind damit auf Wunsch ohne Shortcut dauerhaft verfügbar.

Stifteingabe auf hohem Niveau

Die Bedienung per Stift steht der auf dem Surface Pro 4 in nichts nach, Eingaben werden sicher und schnell erfasst. Der Bildschirm gibt allerdings stärker nach, als beim Pro 4. Auch beim Surface Book lässt sich der Stift über einen starken Magneten am linken Display-Rand verstauen. Das Fazit, das Karikaturist Klaus Stuttmann in der Redaktion zum Zeichnen auf dem Surface Pro 4 zog, hat damit auch für das Surface Book weiter seine Gültigkeit.

Auf dem Tablet lässt es sich gut zeichnen
Auf dem Tablet lässt es sich gut zeichnen

Hohe Akkulaufzeit als Notebook

Als Notebook erweist sich das Surface Book als sehr mobiler Begleiter. Mit elfeinhalb Stunden im Video-Dauertest (YouTube, 720p, Streaming über WLAN) setzt es den Vorteil von 69 zu 38 Wattstunden Akkukapazität im Vergleich zum Surface Pro 4 quasi 1:1 in Laufzeit um. Und auch im PCMark 8 schlägt es das Surface Pro 4 in den beiden getesteten Varianten klar.

Das Bild wendet sich, wenn die Akkulaufzeit des Tablets isoliert betrachtet wird: Den nur 18 Wattstunden zollt dieser Nutzungsmodus deutlich Tribut. Weniger als die Hälfte der Laufzeit ist in beiden Testsezenarien für das Surface Book im Vergleich zum Surface Pro 4 möglich.

Diagramme
Akkulaufzeit PCMark 8 200 cd/m²
  • Work Suite 2.0:
    • Surface Book Core i7 (Notebook)
      5:09
    • Surface Pro 4 Core M
      3:44
    • Surface Pro 4 Core i5
      3:23
    • Surface Pro 3
      3:21
    • Surface Book Core i7 (Tablet)
      1:21
Einheit: Stunden, Minuten

Das hat für Kreative auch praxisnahe Implikationen. Beim intensiven, ununterbrochenen Zeichnen in Adobe Photoshop fällt die angegebene Akkulaufzeit auf 40 Minuten, in Pausen werden drei Stunden angezeigt. Mit mehr als anderthalb Stunden Zeichnen abseits der Steckdose können Anwender deshalb nicht rechnen.

Der Akku des Tablets entlädt erst spät

Weil sich im Akkubetrieb erst der Akku in der Basis entlädt, können Nutzer wenigstens sicher sein, immer mit einem möglichst vollen Akku im Display zu starten. Geladen werden beide hingegen parallel. Derjenige, der nur das Tablet möglichst schnell wieder einsatzbereit wissen will, sollte also das Netzteil direkt an dessen Ladeanschluss anschließen.

Akkus laden beide gleichzeitig
Akkus laden beide gleichzeitig

Probleme im Energiesparmodus bleiben

Auch vier Monate nach dem Marktstart in den USA bleibt wie beim Surface Pro 4 ein Problem ungelöst: der hohe Stromverbrauch im Energiesparmodus. Zwischen Steckdose und Ladegerät gemessen, benötigt das Surface Book in diesem Modus im Schnitt bis zu 4,5 Watt. ComputerBase hat das Surface zwei Nächte lang jeweils neun Stunden im Stand-by-Modus (Windows: „Energie sparen“) verharren lassen. In der einen Nacht verlor das Surface Book 23, in der anderen 59 Prozent der Ladung.

Verbrauch im Stand-by
Restkapazität laut Anzeige Verbrauch (berechnet)
1. Nacht (9 Stunden) 77 Prozent 1,8 Watt
2. Nacht (9 Stunden) 41 Prozent 4,5 Watt

Das Verhalten ist nicht nur nervig, durch einen erhöhten Bedarf an Ladezyklen leiden auch die Akkus schneller. Im Surface Book mit fest verbauten Akkus ein großes Problem.

Microsoft hat das Problem bereits im vergangenen Jahr bestätigt und die neue Prozessor-Architektur als Auslöser genannt – eine Lösung ist aber bis heute nicht erschienen.

Ergänzung vom 19. Februar 2016: Zum Marktstart und damit einen Tag nach Veröffentlichung dieses Tests hat Microsoft umfangreiche Updates für das Surface Book bereitgestellt. Erste Messungen zeigen, dass der Verbrauch im Standby gesenkt werden konnte.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.