Kindle Oasis im Test: Amazons radikaler E‑Book-Reader will gedreht werden

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Michael Schäfer
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Wer viel liest, muss häufig drehen

Bei der Bedienung kehrt Amazon wieder zu haptischen Elementen zurück, und auch wenn es im ersten Moment nicht den Anschein hat, richtet sich das neue Design nicht nur an Rechtshänder: Durch Drehen des Readers um 180 Grad kann er auch mit der linken Hand gehalten werden. Ein Sensor überprüft dabei die Ausrichtung und passt die Darstellung des Inhaltes sowie die Funktionen der beiden seitlichen Tasten entsprechend an. Gleiches gilt für die Darstellung des Inhaltes im Landscape-Modus, dessen Display-Ausrichtung jedoch nicht automatisch erfolgt, sondern in den Einstellungen geändert werden muss.

Amazon kehrt beim Kindle Oasis zu haptischen Tasten zurück
Amazon kehrt beim Kindle Oasis zu haptischen Tasten zurück

In der Praxis nicht immer von Vorteil

Das extravagante Design und die Software gehen Hand in Hand, erweisen sich in der Praxis aber trotzdem als tückenhaft. Nur die wenigsten Leser halten einen Reader bei längerer Nutzung in derselben Hand; wer beim Oasis die Hand wechselt, muss das Gerät dafür jedes Mal auf den Kopf stellen. Die geringen Abmessungen des Oasis mit der kompakten Ablagefläche für die Daumen, die nur 3,4 mm dünne Seite sowie die glatte Rückseite lassen den Reader darüber hinaus nicht so fest in der Hand halten, wie von Paperwhite und Voyage gewohnt. Und weil ein Teil des Daumens im Test immer auf dem Display lag, kam es wiederholt zum versehentlichen Umblättern. Mit der Hülle ist der dann dickere und griffigere Reader besser zu halten, der Gewichtsvorteil ist dann aber passé.

Neues Akkukonzept und Gewichtsverlagerung

Ohne den Akku in der Hülle soll die Laufzeit des neuen Kindle bei einer täglichen Lesezeit von 30 Minuten bei deaktiviertem WLAN-Modul und der Beleuchtungsstärke auf Stufe 10 rund 14 Tage betragen.

Die Angaben zur Laufzeit sind optimistisch

In der Praxis wird der Reader diese Lesezeiten aber nur selten erreichen. Mit knapp 6 cd/m² ist die von Amazon angegebene Helligkeitsstufe für viele Leser zu gering, Stufe 12 mit rund 11 cd/m² erwies sich als deutlich angenehmer. Im Test war so bereits nach fünf Stunden der Griff zur Hülle notwendig, die dann den internen Akku lädt.

Akku-Hülle aus Leder
Akku-Hülle aus Leder

Mit der Akkuhülle soll sich die Laufzeit unter gleichen Bedingungen auf bis zu acht Wochen erhöhen – das sind zwei Wochen mehr als bei Paperwhite und Voyage bei zugleich gestiegenem Gewicht. 240 Gramm wiegt das Paket, der Paperwhite hingegen 205 und der Voyage 180 Gramm. Die reine Stand-by-Zeit wird von Amazon unter Verwendung der Hülle mit bis zu 20 Monaten angegeben. Ein komplettes Aufladen des Readers samt gekoppelter Hülle ist in rund drei Stunden erfolgt. Ein Laden der Hülle ohne Reader ist nicht möglich.

Die Handhabung der Hülle gestaltet sich im Gegensatz zu denen der anderen Kindle-Reader sehr einfach. Zum Anlegen wird die Hülle einfach an den Reader gehalten, zwölf Magneten sorgen anschließend für die Fixierung und den sicheren Halt. Fünf Kontakte sorgen für die Energieversorgung, für das Abtrennen wird wenig Kraft benötigt.

Je kleiner der Akku, desto früher Probleme

Wenn sich erste Alterserscheinungen in Form fallender Kapazitäten äußern, kommen kleine Akkus in der Praxis kritischen Laufzeiten schneller näher als größere. ComputerBase hatte zuletzt auch beim Surface Book darauf hingewiesen, dessen Tablet separat schon im Auslieferungszustand nur auf rund zwei Stunden Laufzeit kommt.

Getrente Akku-Anzeige für internen und externen Akku
Getrente Akku-Anzeige für internen und externen Akku

Für eine ausreichende Laufzeit werden Besitzer mit der Zeit immer stärker auf die Hülle angewiesen sein. Das macht nicht nur den Gewichtsvorteil zunichte, aufgrund des integrierten Akkus werden auch die Hüllen, einmal verschlissen, nur zu hohen Preisen erhältlich sein – aktuell gibt es sie noch nicht separat.