iPhone-Entschlüsselung: FBI zahlte wohl mehr als 1,3 Mio. Dollar für iPhone-Hack

Andreas Frischholz
36 Kommentare
iPhone-Entschlüsselung: FBI zahlte wohl mehr als 1,3 Mio. Dollar für iPhone-Hack

Das FBI soll mehr als 1,3 Millionen US-Dollar bezahlt haben, um das iPhone 5C von einem der San-Bernardino-Attentäter zu hacken. Das berichtet die Financial Times unter Berufung auf Berechnungen, die auf indirekten Aussagen von FBI-Direktor James Comey beruhen.

Bis dato war lediglich bekannt, dass das FBI eine externe Gruppe bezahlt hat, um das iPhone zu hacken. Anlässlich des Aspen Security Forum in London antwortete Comey nun auf die Frage, wie viel Geld das FBI für den iPhone-Hack ausgegeben hat: „Mehr als ich in dem Job noch verdienen werde, und das sind sicherlich sieben Jahre und vier Monate.

Laut Comey eine sinnvolle Investition

Da Comey laut den offiziellen Tabellen einen Jahreslohn von 183.800 US-Dollar erhält, summiert sich das Gehalt für den Rest seiner Amtszeit demnach auf knapp 1,4 Millionen US-Dollar. Nach Ansicht von Comey habe sich der Betrag aber gelohnt: „Ich denke es war sehr, sehr wichtig, dass wir einen Zugriff auf das Gerät erhalten haben.

Unklar ist allerdings, was genau er damit meint. Denn das FBI konnte mittlerweile zwar den Inhalt des iPhones analysieren, neue Erkenntnisse über das San-Bernardino-Attentat soll die Behörde aber nicht erhalten haben. Eine Analyse habe etwa keine Verbindungen zu ausländischen Terroristen ergeben, sagten Vertreter des amerikanischen Justizministeriums laut einem Bericht der Washington Post.

FBI sucht gemeinsame Lösung mit den Internetdiensten

Derweil bemüht sich Comey auch wieder um ein besseres Verhältnis mit der Tech-Branche, das infolge des Streits mit Apple ziemlich gelitten hatte. Konfrontationen wie diese will er künftig vermeiden und auch keine Dritten mehr für das Hacken der Geräte bezahlen. Stattdessen spricht er sich für eine langfristige Lösung mit Anbietern wie Apple und Facebook aus, die bei ihren Messenger-Diensten eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einsetzen. Wie so eine Lösung in der Praxis aussehen soll, erklärt er jedoch nicht.

Alle Fragen sind immer noch nicht geklärt

Zumal auch im Fall des San-Bernardino-Attentäters noch nicht alle Fragen geklärt sind. So ist etwa immer noch offen, ob das FBI mitteilen muss, mit welcher Methode das iPhone gehackt wurde. Mit Hilfe einer – nicht näher genannten – dritten Partei ist es der Behörde gelungen, die Sicherheitsfeatures für die Sperrfunktion des iPhones zu umgehen. So ließ sich dann der PIN knacken, um Zugang zu den verschlüsselten Daten auf dem Gerät zu erhalten.

Details zu dem Hacker-Angriff wurden allerdings nicht mitgeteilt, das Gerichtsverfahren wurde offiziell lediglich mit einer knappen Vollzugsmeldung beendet. Und bislang ist auch nur durchgesickert, dass die Sicherheitslücke sich auf das iPhone 5c mit iOS 9 beschränkt.

Über all dem schwebt zudem noch die Frage, ob ein Unternehmen wie Apple überhaupt zum Einbau einer Hintertür verpflichtet werden kann, wenn das FBI auf verschlüsselte Daten zugreifen will. Insbesondere der All Writes Act ist als rechtliche Grundlage äußerst umstritten.

Nvidia GTC 2024 (18.–21. März 2024): ComputerBase ist vor Ort!