Nokia: Entlassung von bis zu 15.000 Mitarbeitern geplant

Tobias Reuter
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Nokia: Entlassung von bis zu 15.000 Mitarbeitern geplant
Bild: Nokia

Nokia plant im Zuge des im April beschlossenen Sparprogramms, das die Kosten bis 2018 um eine Milliarde US-Dollar senken soll, einen Abbau von 10.000 bis 15.000 Arbeitsplätzen weltweit, so ein Bericht von Reuters. In Deutschland geht es laut Angaben des früheren Weltmarktführers im Handygeschäft um 1.400 Stellen.

Alcatel-Deal hauptverantwortlich für Stellenabbau

Risto Lehtilahti, Gewerkschaftsvertreter und Nokia-Mitarbeiter am Standort Oulu (Finnland), gibt zwar an, noch keine offiziellen Zahlen verfügbar zu haben, aber basierend auf den Informationen aus Gewerkschaftskreisen sei mit einem Abbau von ungefähr 10.000 bis 15.000 Stellen zu rechnen. Damit sind über 14 Prozent der weltweit 104.000 Arbeitsplätze von Nokia gefährdet.

Analyst Hannu Rauhala bestätigt die Größenordnung und sieht Nokias massive Stellenreduzierungen im Zusammenhang mit dem Kauf des Telekommunikations- und Netzwerkausrüsters Alcatel-Lucent für 15,6 Milliarden Euro: „Nokia und Alcatel haben viele Bereiche, die sich überschneiden.“ Daher sei es laut des Analysten zu erwarten gewesen, dass Nokia früher oder später Stellen streicht. Zudem vollziehe sich die Integration von Alcatel in Nokias Konzernorganisation in einer sehr hektischen Zeit für die Netzwerk-Industrie. Der Markt bewege sich momentan abwärts und die Technologie ändere sich, was die Einverleibung von Alcatel nicht gerade einfacher mache.

In Deutschland stehen 1.400 Jobs auf der Kippe

Zwar hat Nokia noch nichts bezüglich des weltweiten Gesamtvolumens an abzubauenden Arbeitsplätzen gesagt. Der finnische Konzern gab allerdings bereits Zahlen für einzelne Länder bekannt. In Deutschland fallen 1.400 Jobs Nokias Sparprogramm zum Opfer. Im Heimatland des Konzerns sind etwa 1.000 Arbeitsplätze betroffen, nachdem der einstige Weltmarktführer dort in den letzten zehn Jahren schon tausende Jobs abgebaut hat. Frankreich verliert ungefähr 400 Stellen, wobei Nokia dort gleichzeitig 500 neue Arbeitsplätze im Bereich „Forschung und Entwicklung“ plant. In den USA hat Nokia laut Gewerkschaftsangaben innerhalb des letzten Jahres 500 Angestellte entlassen.

Rückbesinnung auf das Handygeschäft

Nokia erklärt das im April ausgerufene Milliarden-Sparprogramm von einer Milliarde US-Dollar bis 2018 zum Teil mit dem schwächelnden Markt für Netzwerk-Ausrüstung und den damit verbundenen Einnahmeverlusten in diesem Jahr. Um wieder erfolgreicher zu wirtschaften, sieht sich der finnische Konzern daher nach neuen und potenziell lukrativen Geschäftsbereichen um. Dazu gehört mit dem Mobiltelefon-Sektor auch die Branche, die einst für den steilen Aufstieg von Nokia sorgte.

Microsoft hat die vor drei Jahren von Nokia erworbene Feature-Phone-Sparte zwar kürzlich nicht wieder an die Finnen zurück verkauft, sondern an FIH Mobile, eine Tochterfirma des taiwanischen Zulieferers Foxconn. Das finnische Nokia-nahe Unternehmen HMD Global wird aber den kompletten weltweiten Vertrieb der Mobiltelefone von FIH Mobile unter dem Markennamen Nokia übernehmen.

Offiziell agiert HMD zwar als unabhängiges Unternehmen, der starke Nokia-Einfluss ist aber offenkundig, da der kommende Chef Arto Nummela bereits mehrere Führungspositionen bei Nokia inne hatte und Nokia Technologies einen Sitz im HMD-Vorstand erhält. Zudem gibt Nokia Technologies verpflichtende Vorgaben hinsichtlich der Beschaffenheit der unter dem Nokia-Label vertriebenen Mobiltelefone (Feature Phones), Smartphones und Tablets.