AltSpaceVR: Mit 1.199 anderen Personen beim VR-Comedy‑Abend

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Andreas Schnäpp
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Soziale Etikette: Benimmregeln gelten auch in VR!

Der Spaß am sozialen VR-Erlebnis steht und fällt mit den Mitmenschen. Wer sich als Early Adopter der VR-Technik in die offen zugänglichen Räume von AltspaceVR wagt, sollte sich zunächst auf viele Gespräche in englischer Sprache einstellen. Der Anteil deutscher Nutzer ist verschwindend gering und je nach Tageszeit sind die aktiven Nutzer, wie sich an einem einblendbaren, virtuellen Globus in der Anwendung jederzeit selbst nachvollziehen lässt, quer über den Globus verteilt. Wer sein Englisch etwas aufpolieren möchte, findet in AltspaceVR insofern eine zumeist freundliche Umgebung, in der mit anderen VR-Enthusiasten geplaudert werden kann.

Wo Licht, da auch (vereinzelt) Schatten

Doch ob beim Duellieren mit Schwert und Schild in der virtuellen Taverne, beim Disc-Golf-Spielen oder dem gemeinsamen Schauen (und Tanzen) zu Livestreams von Musikveranstaltungen wie dem Boiler Room Musikprojekt oder Coachella-Festival: Bei aller Experimentierfreude – Benimmregeln gelten auch in der virtuellen Realität!

So reichen unsere Anekdoten von schwarzen Schafen in der VR-Anwendung von den typischen „Kiddies“, die lauthals in ihr Mikrofon schimpfen hin zu plumpen Deutschen, die wahllos mit den Worten „Hey, ist hier jemand deutsch?“ von Grüppchen zu Grüppchen laufend in Gespräche platzen bis hin zu spät-pubertären Trollen, die es beim Erklingen einer weiblichen Stimme wie ein Magnet in Richtung des vermeintlichen „VR-Weibchens“ zieht und erst mal das komplette Portfolio an Flirtsprüchen heruntergerattert wird.

Während der Spielstundenzähler in Steam uns bereits einen zweistelligen Aufenthalt in AltspaceVR bescheinigt, lassen sich die Begegnungen mit erwähnten Problemkindern an zwei Händen abzählen. Dank einfach zu bedienender „Blockier“-Funktion werden die nervigsten Nutzer gegenseitig aus der kompletten Wahrnehmung gestrichen. Eine harsche, aber notwendige Maßnahme, da selbst das aufdringliche Herumstehen direkt neben oder in einem anderen Avatar beim Belästigten zum Gefühl der Bedrängnis führen kann.

Grundregeln wie im „echten“ Leben

In den AltspaceVR-Ausflügen der letzten Wochen wurde deutlich, dass sich auch in der virtuellen Realität eine Art sozialer Etikette automatisch ergibt: Ganz wie im „echten“ Leben platzt man nicht unaufgefordert in Gespräche von Fremden. Insofern lassen sich immer wieder VR-Nutzer mit Bewegungssteuerung beobachten, die beim Dazustoßen in einen Gesprächskreis zuerst den anderen Avataren zuwinken und erst bei einer Pause ins Gespräch einsteigen.

Es ist insofern faszinierend zu beobachten, dass auch in VR unterbewusste soziale Mechanismen wie der Gesprächsabstand zwischen zwei Nutzern in Form ihrer Avatare darüber entscheidet, wie angenehm ein Gespräch wahrgenommen wird. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, bleibt insofern einfach bei den gewohnten Umgangsformen, denn in der virtuellen Realität ticken die Uhren auch nicht anders.

Und plötzlich ergibt die Oculus-Übernahme durch Facebook Sinn

Ein Thema, das regelmäßig in Gesprächen unter den VR-Nutzern in AltspaceVR aufkam, war Facebook. Der Grund dafür, ist naheliegend: Seit dem Kauf von Oculus VR für 2,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014 stellten sich viele Beobachter die Frage, wieso ausgerechnet das soziale Netzwerk sich die Startposition am VR-Markt sicherte. Und während Mark Zuckerbergs Ausführungen zur „ultimativen Kommunikationstechnologie einen groben Ausblick auf „Social VR“ aus Sicht des Unternehmens vermittelten, zeigt sich erst durch das Erleben einer sozialen Anwendung das riesige Potential dieses VR-Zweigs.

AltspaceVR ist ein Proof of Concept für Social VR

AltspaceVR kann insofern als funktionaler „Proof of Concept“ für soziale VR-Anwendungen verstanden werden. Die Plattform hat noch genügend Baustellen, die im weiteren Verlauf der Entwicklung angegangen werden müssen, doch wenn die Technik funktioniert und die „soziale Präsenz“ einsetzt, vergehen Stunden wie im Flug. Für Entwickler wie Nutzer ist die soziale Plattform ein Lernprozess: Was in der virtuellen Realität funktioniert und was nicht, weiß man erst, wenn man es ausprobiert hat. Wer eines der unterstützten VR-Systeme besitzt, sollte definitiv den AltspaceVR Event-Kalender im Hinterkopf behalten und zumindest ein Mal das soziale Experiment wagen, um den eigenen (VR-)Horizont zu erweitern.

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