Tesoro Gram Spectrum im Test: Mechanische Tastatur mit flachen Tastern

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Max Doll
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Alltagserfahrungen

Widerstand und Hubweg der Taster orientieren sich ebenso wie die Bauhöhe dichter an typischen Rubberdome-Tastaturen als bei mechanischer Technik üblich – entsprechend erscheint auch die Gram Spectrum nicht als typisch Vertreter ihrer Gattung. Der Widerstand am Signalpunkt entspricht dabei ohnehin etwa dem Wert, den auch Gummiglocken erreichen, was außerdem zusammen mit der geringen Wegstrecke bis zu diesem Punkt das Touch-Typing erleichtert.

Die Taster müssen lediglich „angetippt“ werden, um eine Eingabe auszulösen, weshalb diese Eingabemethode intuitiv zum Standard wird und den mechanischen Tastern ihren üblicherweise harten Anschlag nimmt. Erleichtert wird das Touch Typing außerdem durch den Hubweg. Die Verkürzung gegenüber MX-Modellen lässt sich trotz des nominell geringen Unterschieds eindeutig erspüren; an den Fingern ist ein halber Millimeter eine merkliche Differenz.

Touch-Typing mit genug Widerstand

Der Widerstand von 50 Gramm verhindet hierbei jedoch das versehentliche Auslösen von Signalen; er ist wie bei den ähnlich abgestimmten Kailh Red ein angenehmer Kompromiss zwischen Leichtgängigkeit und sicheren Eingaben; tippen ist damit ermüdungsfrei möglich ohne das Risiko unbeabsichtigter Eingaben zu erhöhen.

Bei den Tesoro Agile Blue ist dies aufgrund des nochmals höheren Widerstandes subjektiv nicht in gleichem Maße der Fall. Die Taktilität in Verbindung mit der höheren Federkraft macht „touch typing“ jedoch zu einer spielend einfachen Angelegenheit. Im Vergleich mit MX Blue fällt zudem auf, dass Auslöse- und Rücksetzpunkt wesentlich dichter beieinander liegen.

Das Resultat: Jeder Klick generiert auch ein Signal. Bei Cherrys Modellen ist es hingegen möglich, mehrere Signale ohne akustisch-taktiles Feedback auszulösen, wenn der Taster nur bis knapp unter den Rücksetzpunkt ausgefedert wird. Bei Agile Blue ist zudem Taktilität weniger stark hervorgehoben: Der „Klick“ erscheint etwas weniger stramm und klar ausgeprägt – auch das eine Geschmacksfrage.

Abgesehen von dem bei normaler Schreibtätigkeit geringfügig wahrnehmbaren Pingen, das der Konzeption der Tastatur zuwiderläuft, leistet sich die Gram Spectrum keine Schwächen. Das Layout erweist sich als durchdacht, Lautstärkeregelung und Medienplayer können mühelos einhändig erreicht werden, die weiteren Zusatzfunktionen sind selbsterklärend. Das spricht für ein solides Konzept, das durch seine Umsetzung hinter seinem vollen Potential zurückbleibt.

Software

Weniger zu den Schokoladenseiten der Gram Spectrum zählt die Software. Sie ist ausreichend ohne zu überzeugen und kann damit den Nutzen ihrer Funktionen nicht zur Gänze belegen. Zwar gewährleistet eine flache Struktur ohne Ebenen oder Reiter eine gewisse Übersicht, funktional fehlt es aber an Komfort. So muss aus Unterpunkten wie der Farbwahl der Hintergrundbeleuchtung stets mit „Übernehmen“ oder „Beenden“ navigiert werden; ein Klick in andere Eingabefelder wird vollständig unterbunden – was selbst den „Schließen“-Button für das gesamte Fenster blockiert.

Tesoro Gram Spectrum – Software (V1.8)

Dazu kommen unterschiedliche Schriftgrößen auf den einzelnen Feldern, welche die Lesbarkeit beeinträchtigen, und eine nicht immer treffsichere Übersetzung. „Programm synchroniseren“ ermöglicht es, beim Start von bis zu fünf Programmen automatisch auf ein Profil zu wechseln, was aus der Bezeichnung nicht unbedingt hervorgeht. Außerdem fehlt es an einem Makro-Editor: In der vorliegenden Form muss für jede Belegung ein neues Makro erstellt werden, weil ein übergreifender Speicherort fehlt.

Ebenso rudimentär bleiben die Optionen zur Konfiguration der Beleuchtung. Obwohl die Möglichkeit zum Anlegen einer Profile, die individuelle Beleuchtung von Tasten sowie das Anpassen der LED-Effekte gerade im RGB-Bereich zum Standard gehört, fehlen diese Möglichkeiten hier. Tesoro ermöglicht es nur, die Farbe aller Tasten gemeinsam zu ändern sowie Effekte zu aktivieren. Die Konfigurationsfreiheiten sind daher maximal unterdurchschnittlich.

Gram Spectrum Software V1.8
Konfigurierbar Primärtasten Vollständig
Makrotasten
Beleuchtung Nur Farbe
Gaming-Modus Nein
Makros Anzahl k.A.
Länge k.A.
Wiedergabe Hardware
Ausgabe Einmalig, mehrfach, während Tastendruck
Vorlagen Nein
Im-/Export Ja
Makro-Aufnahme Editor Ja
Verzögerung Keine; feste oder reale Abstände
Editieren Nur Eingaben
Profile Anzahl 5
Benennung Nein
Autostart Ja, max. fünf Programme/Profil
Im-/Export Ja
Besonderheiten