Netzteile von Enermax im Test: Platimax D.F. und Revolution SFX sind die neue Oberklasse

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Nico Schleippmann
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Technik im Detail analysiert

Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt der Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!

Die Elektronik des Platimax D.F. 500W wird bei Fortech zusammengebaut – ein bisher noch kaum bekannter Fertiger für PC-Netzteile. Für das Revolution SFX 550W setzt Enermax erneut auf das Know-How von CWT. Die Topologie beider Netzteile ist mit der aktiven PFC, einer LLC-Halbbrücke, synchronen Gleichrichtung und DC-DC-Abwärtswandlung der Minor-Rails prinzipiell identisch.

Technische Daten Platimax D.F. 500W Revolution SFX 550W
Primärseite
EMV-Filter 3 X-, 4 Y-Kondensatoren, 2 CM-Drosseln, Ferrit 2 X-, 4 Y-Kondensatoren, 2 CM-Drosseln, Ferrit
Sicherungen Feinsicherung Feinsicherung, MOV
Aktive PFC 1 MOSFET (Infineon IPW60R099C6), 1 Diode (Rohm SCS210AG) 1 MOSFET (Vishay SiHG30N60E), 1 Diode (CREE C3D04060A)
Einschaltstrombegrenzer NTC + Relais NTC
Zwischenkreiskondensator Nippon Chemi-Con (KMR-Serie) 330 µF, 400 V, 105 °C Nippon Chemi-Con (KMR-Serie) 270 µF, 450 V, 105 °C
Konvertertopologie Halbbrücke mit LLC-Resonanzwandler
Schalter 2 Fairchild FDPF20N50FT 2 Silan SVF20N50F
Sekundärseite
Wandlung Minor-Rails (5 V und 3,3 V) DC-DC
Gleichrichter +12 V 4 MOSFETs (Sinopower SM4021NAKP)
DC-DC-Schalter 5 V und 3,3 V je 2 Sinopower SM3116NAU je 1 Ubiq QM3004D und QM3006D
Filterkondensatoren +12 V 2 Nippon Chemi-Con-Elkos 3.300 µF und 8 FP-Feststoffkondensatoren (4 820 µF, 2 470 µF, 2 270 µF) 3 12KJ 470-µF-Feststoffkondensatoren, Nippon Chemi-Con (KZE-Serie) 2.200 µF und 2 470-µF-Feststoffkondensatoren
Filterkondensatoren 5 V Nippon Chemi-Con (KZH-Serie) 1.500 µF und FP-Feststoffkondensatoren (1.500 µF und 100 µF) 2 12KJ 820-µF-Feststoffkondensatoren
Filterkondensatoren 3,3 V Nippon Chemi-Con (KZH-Serie) 1.500 µF und FP-Feststoffkondensatoren (1.500 µF und 100 µF) 2 12KJ 820-µF-Feststoffkondensatoren
Filterkondensatoren 5 VSB 2 Nippon Chemi-Con (KZE-Serie) 2.200 µF 2 Nippon Chemi-Con (KY-Serie) 1.000 µF
Supervisor-IC Infinno ST9S313-SAG
Lüfter
Modellbezeichnung Enermax ED142512W-CA Yate Loon D80SH-12B
Technische Daten 139 mm, Twister-Magnetlager 80 mm, Sleeve-Gleitlager

Die Netzfilterung bestehend aus verschiedenen Kapazitäten und Induktivitäten ist vollständig. Auf ein Element, dem passiven Überspannungsschutz mittels eines MOV, wurde im Platimax D.F. 500W allerdings verzichtet. Aus Platzgründen wurden die Netzfilter des Revolution SFX 550W auf ein extra PCB verfrachtet, das mit der Kaltgerätebuchse verschmolzen ist und sich neben dem 80-mm-Lüfter befindet. Kupferfolie soll elektromagnetische Einkopplung auf die darunterliegende Sekundärseite unterbinden. Der Einschaltstrom wird mittels eines NTC-Widerstands begrenzt. Ein Relais schließt diesen im Platimax D.F. 500W nach dem Einschalten kurz, um Verluste zu vermeiden.

Aktuelle Technik mit LLC-Resonanzwandlern

Dahinter befinden sich ein beziehungsweise zwei (Platimax D.F. 500W) Brückengleichrichter und eine aktive PFC zur sinusförmigen Stromaufnahme. Für letztere gibt es einen einzelnen MOSFET, der in einem TO-247-Package untergebracht ist, das eine bessere Wärmeabfuhr gewährleisten soll. Die Energie wird schließlich in einem großen Elektrolytkondensator von Nippon Chemi-Con zwischengespeichert, der mit 270 µF im Revolution SFX 550W trotz der maximalen Raumausbeute knapp bemessen ist. Der Hauptwandler besteht aus einem LLC-Resonanzwandler, der jeweils aus zwei Halbbrücken-MOSFETs mit besonders geringem Verlustwiderstand besteht. Der Strom wird auf der Sekundärseite mittels vier sehr niederohmigen MOSFETs synchron gleichgerichtet. Dabei setzt Enermax für das Platimax D.F. 500W ein bewährtes Kühlkonzept, indem die auf der Rückseite aufgelöteten MOSFETs über hindurchgesteckte Aluminiumfinnen gekühlt werden. Die Kühlung dieser Halbleiter stellt sich für das Revolution SFX 550W als kompliziertere Aufgabe heraus, da diese auf einer vertikalen Platine montiert sind und keinen direkten Luftstrom abbekommen.

Um die 5-VSB-Schiene zu entlasten, wird im aktiven Betrieb des Revolution SFX 550W auf die effizientere 5-Volt-Hauptschiene mittels eines MOSFET auf dem Kabelmanagement-Board durchgeschaltet. Somit wird ein mögliches Problem die SMD-Schottky-Gleichrichterdiode (HY S10P45U) auf der Rückseite bei Volllast des Netzteils zu kühlen umgangen.

Fortschrittliche Feststoffkondensatoren und hochwertige Elkos

Die DC-DC-Abwärtswandler für die Minor-Rails befinden sich jeweils auf einer eigenständigen, vertikalen Platine. Zur Filterung der Restwelligkeit gibt es wie auf der Hauptplatine sehr viele Feststoffkondensatoren, wovon insbesondere die des Platimax D.F. 500W technologisch aufgrund der hohen Energiedichte fortschrittlich sind. Auf der 12-Volt-Schiene sind außerdem jeweils zwei große 105-Grad-Celsius-Nippon-Chemi-Con-Elkos an der Glättung beteiligt. Auf der dauerhaft aktiven 5-VSB-Schiene setzt Enermax für das Platimax D.F. 500W auf zwei Nippon-Chemi-Con-Elkos der KZE-Serie höherer Kapazität. Im Revolution SFX 550W hat sich der Hersteller für die langlebigere KY-Serie bei gleichzeitig geringerer Kapazität entschieden – eine etwa gleichwertige Bestückung.

Temperaturabgriff an ungewöhnlichen Stellen

Ungewöhnlich ist in beiden Fällen die Platzierung des Thermistors für die Lüfterregelung. Im Platimax D.F. 500W ist dieser an die Ringkernspule des 3,3-Volt-Wandlers geklebt; im Revolution SFX 550W befindet sich das grün gefärbte Bauteil freihängend zwischen Transformator und dem vertikalen Board zur synchronen Gleichrichtung.

Die Schutzschaltungen werden jeweils über den IC Infinno ST9S313-SAG bereitgestellt, der bis auf die Überstromsicherung (OCP) alle wichtigen Sicherungen für die Ausgangsleitungen implementiert hat. Die OCP muss schließlich über den PWM-Controller der Minor-Rails umgesetzt worden sein.

Keine Verarbeitungsmängel

Die Verarbeitung und Lötqualität gefällt bei beiden Exemplaren sehr gut. Die Platinen bestehen aus hochwertigem FR4-Glasfasergewebe und besitzen auf Vorder- wie Rückseite Leiterbahnen. Die Verluste durch den Strom auf den Ausgangsschienen wurden mittels Jumpern und Aluschienen gemindert, das Kabelmanagement-Board ist aber nicht direkt, sondern nur gewöhnlich mit einer großen Anzahl an Kupferlitze angebunden.

Twister-Lüfter mit hoher Lebenserwartung

Für das Platimax D.F. 500W setzt Enermax auf einen hochwertigen und mit 139 mm sehr großen Lüfter mit Twister-Magnetlager. Anders als Gleitlager benötigt dieser keine Flüssigkeit, die mit der Zeit austrocknen kann, weshalb sich mit dieser Technik eine sehr lange Lebensdauer erzielen lässt. Das Revolution SFX 550W muss hingegen mit einem Standard-Gleitlagerlüfter von Yate Loon auskommen. Die fünfjährige Garantie lässt aber zumindest einen problemfreien Betrieb über diese Zeitspanne erhoffen.