Razer Core V2 im Test: Ultrabook mit eGPU vs. Gaming-Notebook

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Robert McHardy
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Das Core V2 im Betrieb und die Lautstärke

Dank Plug'n'Play schaltet sich das Razer Core V2 sofort an beziehungsweise ab, sobald ein Notebook über Thunderbolt 3 verbunden oder getrennt wird. Im Test produzierte das Core V2 keine wahrnehmbare elektrische Geräuschkulisse. Dafür drehten die drei 40-mm-Lüfter so kräftig auf, dass die Nutzung des Gehäuses ohne Kopfhörer zumindest als nervig beschrieben werden muss. Bereits im Leerlauf, wenn sich die Kühlung der Grafikkarte vollständig abschaltet, sind die Lüfter des Gehäuses deutlich hörbar.

Laut wie ein Gaming-Notebook

Ärgerlich ist in diesem Zusammenhang, dass sich die Lüfter des Core V2 nicht steuern lassen. Weder die Software von Razer noch Drittanbieter-Programme sind in der Lage, die quirligen Lüfter zu zähmen. Unter Last ist – auch aufgrund der durch das kurze Kabel gezwungenen Nähe zum Ohr des Benutzers – die Lautstärke sehr störend. Dennoch ist das Core V2 nicht pauschal lauter als Gaming-Notebooks, das im Test verwendete Razer Blade Pro erzeugte ein ähnliches Geräuschniveau. Mit seiner schlanken Silhouette gehört es allerdings zu den lauteren.

Im Alltag immer noch nicht problemfrei

Weniger die Geschwindigkeitsverluste als die vielen kleinen Probleme waren es am Ende allerdings, die im Testalltag wiederholt negativ auffielen.

Schwarzes Bild, Abstürze und Ruckeln

In der Theorie ist das Core V2 Plug'n'Play-fähig und in der Praxis ist es das auch – meistens jedenfalls. Im Test verweigerte das Core gelegentlich und nicht reproduzierbar den Dienst, was sich in einem schwarzen Bild des Monitors äußerte. Einzige Gegenmaßnahme: Den Startknopf des Notebooks solange drücken, bis ein Neustart erfolgte, und davor das Core V2 abstecken.

Zudem hatte die Kombination aus Blade Pro und Core V2 mit gelegentlichen Abstürzen in Spielen zu kämpfen, was sich in einem eingefrorenen System äußerte. Auch hier war die einzige Gegenmaßnahme ein erzwungener Neustart. Das verwendete Blade Stealth war von diesem Problem verschont, weswegen auch eine Instabilität des Laptops unter der hohen Gaming-Last nicht ausgeschlossen werden kann.

Als drittes Problem zeigte sich, dass bei der Verwendung des Core V2 mit einer GeForce GTX 1060 bei der Videowiedergabe auf YouTube das Bild für einen Sekundenbruchteil stockte, sobald der Mauszeiger den Bereich des Videoplayers erreichte. Dieses Verhalten ist aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Treiber zurückzuführen. Mit der internen GeForce GTX 1060 des Blade Pro konnte das Verhalten nicht reproduziert werden.

Der Thunderbolt-Treiber und wo er herkommt

Bevor das Blade Pro mit dem Core V2 in irgendeiner Weise zusammenarbeiten wollte, musste zuerst der Thunderbolt-3-Treiber aktualisiert werden. Nutzer müssen auf dieses Problem aber selbst kommen; Hinweise vom System gibt es nicht. Da Intel die Thunderbolt-3-Treiber nicht selbst zum Download anbietet, sondern jeder Notebook-Hersteller selbst, stellt sich Nutzern die Frage, wo die aktuellste Version herzubekommen ist. Denn im Test zeigte sich, dass nicht jeder Hersteller auch die neuste Version des Treibers anbietet. Das ist ein generelles Problem der eGPU-Gehäuse. Im Endeffekt bleibt Anwendern nichts anderes übrig als auf Download-Portale zu vertrauen, oder mehrere Download-Seiten verschiedener Hersteller zu durchsuchen.

Offener Betrieb nur nach Eingriff

Razer hat die Entscheidung getroffen, dass das Core V2 nur startet, wenn das Gehäuse geschlossen ist. Hinweise für Nutzer, wie sie dieses Verhalten umgehen können, gibt es seitens des Herstellers nicht. Insbesondere für Anwender, die breitere Grafikkarten verwenden möchten, und dabei auf die Funktion des Alu-Chassis verzichten können, wäre ein Startknopf eine sinnvolle Ergänzung. So jedoch muss erst ein Magnet aus dem Chassis ausgebaut und an den Hall-Sensor der Platine angelegt werden.

Fazit

Die Leistung, die externe Grafikboxen wie das Core in Zusammenspiel mit schnellen Grafikkarten erbringen, ist im Jahr 2018 auch an aktuellen „Ultrabooks“ kein Problem mehr. Der Core i7-8550U mit vier Kernen bei 15 Watt kann es im Test problemlos mit dem älteren Vier-Kern-Prozessor Core i7-7700HQ mit 45 Watt TDP aufnehmen. Die Verwendung einer eGPU kostet im Vergleich zur internen Variante zwar Leistung, solange das Bildsignal aber direkt über das Gehäuse ausgegeben und im GPU-Limit gespielt wird, ist die Leistung weiterhin hoch. Wird das Bild auf dem Notebook ausgegeben, kommt es auf das Spiel und die Auflösung an, wie deutlich die Leistung weiter sinkt.

Razer Core V2
Razer Core V2 (Bild: Razer)

Am Ende sind es aber die zahlreichen kleineren Unzulänglichkeiten und Probleme, die mit dem Gebrauch eines solchen Gehäuses einhergehen, die den Anwender stören: laute Lüfter, abstürzende Notebooks oder schwer erhältliche Treiber. Externe GPU-Gehäuse stecken auch im Jahr 2018 also noch in den Kinderschuhen. Zum Premium-Preis trifft dieses Fazit das edel verarbeitete Razer Core V2 besonders hart.

Externe GPU-Gehäuse sind mit hohen Kosten verbunden

Unabhängig davon, ob knapp unter 300 Euro für ein Konkurrenz-Produkt oder 519 Euro für das Core V2 ausgegeben werden, die Kosten für den Einsatz einer eGPU sind so oder so hoch. Und die Preise für Desktop-PC-Grafikkarten verschlechtern die Bilanz aktuell weiter. So spannend das Thema und so hoch die Leistung eines Ultrabooks in Spielen auch potentiell sein kann, so deutlich bleibt der Kauf eines eGPU-Systems auch weiterhin abzuwägen.

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