Cinema LED angeschaut: Samsung ist die neue Referenz im Kino

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Nicolas La Rocco
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So sieht Cinema LED aus

In Worte zu fassen, wie gut Cinema LED hinsichtlich der Bildqualität abschneidet, ist bereits nicht gerade einfach. Diesen Eindruck in Form von Bildern oder gar einem Video hier abzubilden, ist hingegen in der Praxis unmöglich. In der Fazit-Kurzfassung lässt sich ohne Übertreibung sagen, dass Cinema LED alleine auf die Bildqualität bezogen die neue Referenz im Kinosektor ist. Kein noch so moderner Laser-Projektor spielt so hell, kontrastreich, farbenfroh oder gestochen scharf wie Cinema LED auf.

Im Rahmen der Präsentation wurde zunächst der Teaser-Trailer des 2012 veröffentlichten Skyfall gezeigt. Den schon ein paar Jahre alten Trailer hatte Samsung nicht ohne Grund gewählt, zeigt er doch häufig viele dunkle Szenen mit gleichzeitig heller Beleuchtung. In den dunklen Katakomben des MI6 hängen grelle Leuchtstoffröhren an der Decke, die Skyline von Shanghai leuchtet in Neonfarben und in Macau bringen prachtvoll inszenierte Drachen und Lampions ein Casino in pechschwarzer Nacht zum Erstrahlen. Der Teaser-Trailer bringt an vielen Stellen die Vorzüge von Cinema LED zum Vorschein. Es geht aber noch eine Stufe besser.

In einem Trailer für Arris Large-Format-Kamerasystem Alexa LF und die zugehörigen Signature-Objektive mit Festbrennweite bleibt dem Zuschauer angesichts der fast schon brutalen Schärfe und Detailabbildung beinahe die Spucke weg. Vor weißem Hintergrund gefilmt, kommen bei den porträtierten Personen, bei denen es sich mit Ausnahme der Tiere um Mitarbeiter von Arri handelt, jeder Gesichtszug und jede Hautpore zum Vorschein. Selbst feine Details der Iris sind zu erkennen. Der perfekt gesetzte Fokus sorgt auf der knapp 56 m² großen Bildwand für eine unwirkliche Qualität. So und nicht anders muss natives 4K-Material auf einer 4K-LED-Bildwand immer wiedergegeben werden!

Jurassic World: Fallen Kingdom

Bei Trailern sollte es an diesem Tag aber nicht bleiben, also folgte mit Jurassic World: Fallen Kingdom noch ein Spielfilm in voller Länge. ComputerBase hatte sich den Film bewusst einen Tag vorher im IMAX Laser in Berlin angesehen, um einen Vergleich zwischen beiden Kinos ziehen zu können. Ganz einfach ist das allerdings nicht.

Cinema LED vs. IMAX Laser

Das IMAX in Berlin hatte am 3. Juli mit gleich zwei Handicaps zu kämpfen: einer kleinen Macke im unteren rechten Bereich der Leinwand, die allerdings kaum zu sehen war, und Störgeräuschen verursacht durch einen oder mehrere defekte Leinwand-Vibratoren im linken Bereich der Leinwand, die das durch die Laserprojektion verursachte Speckle unterdrücken sollen. Ausgerechnet in den stillen, spannendsten Szenen des Films war deshalb omnipräsent ein leichtes Klappern der Vibratoren zu hören. Am Tag des Vergleichs hatte das IMAX also mit Problemen zu kämpfen, die ein Cinema-LED-Kino aufgrund des Verzichts auf Projektor und Leinwand erst gar nicht haben kann. Alleine dieser Umstand sollte Kinogängern und Kinobetreibern zu denken geben.

In Gänze vergleichbar wären beide Vorstellungen allerdings auch dann nicht gewesen, wenn das IMAX in einwandfreiem Zustand gewesen wäre. Denn während IMAX den Film in 3D zeigt, ist das Cinema LED im Esslinger Traumpalast derzeit ausschließlich ein 2D-Kino. Zwar ließe sich Cinema LED um ein Shutter-3D-System erweitern, so wie es zum Beispiel in der Schweiz zum Einsatz kommt, diesen Schritt ist man in Esslingen jedoch bewusst nicht gegangen. Das ist zum Start von Cinema LED sicherlich die richtige Wahl, um die neue Technologie erst einmal in ihrer puren Form genießen zu können.

Cinema LED hat gegenüber IMAX Laser den Vorteil des viel größeren Kontrastumfangs, das ist insbesondere bei Nachtszenen zu beobachten, wenn dabei Lichtspots oder grelle Blitze die Szene kurzzeitig aufhellen, um im Hintergrund einen sich in Manier des Geheimagent Sam Fisher heranschleichenden Tyrannosaurus rex zu offenbaren. Wenn im späteren Verlauf des Films orange, rot und gelb leuchtende Lavaströme durch den Dschungel fließen, sieht das nicht minder beeindruckend aus. Obwohl Jurassic World: Fallen Kingdom mit Kameras des Typs Arri Alexa 65 in 6,5K sowie Alexa Mini in 3,4K gedreht wurde, reichen Detailgrad und Schärfe nicht an das Niveau der Porträtaufnahmen aus dem Trailer von Arri heran. Dennoch ist die Bildqualität von Cinema LED der von IMAX Laser überlegen. Aber ist Bildqualität alles, was zählt?

Samsungs Einstieg in den Kinosektor scheint in allen Bereichen bis auf einen überlegen zu sein: Größe. Mit 10,3 × 5,4 Metern bietet die LED-Bildwand nur einen Bruchteil der Fläche im Vergleich zu Kinos wie dem Saal 7 im Cinemaxx Berlin (19,5 × 9,1 m), dem Kino 1 im Kinopolis Sulzbach (23 × 9,8 m) oder dem IMAX in Berlin (26 × 19 m). Größe ist zwar bei Weitem nicht alles, wenn aber eine wilde Horde Dinosaurier bestehend aus Diplodocus, Tyrannosaurus rex, Stegosaurus und Triceratops begleitet von Pterosauria vor einem explodierenden Vulkan in Richtung des Zuschauers rennt, dann ist auch die Größe des Bildes entscheidend. Und in diesem Punkt ist die Vorstellung im IMAX trotz unterlegener Bildqualität viel wuchtiger. Das kann sich in Zukunft aber noch ändern.

10,3 × 5,4 Meter sind zwar derzeit das Maximum bei Cinema LED, im weiteren Verlauf der Entwicklung soll allerdings eine rund 15 Meter breite Variante folgen. Ein Ausbau des aktuell größten Modells mit weiteren Modulen und somit auch höherer Auflösung ist aber nicht möglich, da für den Erhalt der DCI-Zertifizierung keine Skalierung vorgenommen werden darf.

Dolby Atmos, aber weniger Bass

In dem vergleichsweise kleinen Cinema-LED-Saal in Esslingen hängen ungewöhnlich viele Lautsprecher an den Wänden und an der Decke. Das Kino ist in der Basis mit einem 7.1-Surround-System ausgerüstet, an der Decke hat ComputerBase aber insgesamt 14 weitere Lautsprecher gezählt, die für Dolby Atmos genutzt werden. Wenn in der ersten Szene von Jurassic World: Fallen Kingdom ein Hubschrauber über einer Bucht der Insel kreist oder im späteren Verlauf des Films eine genetisch veränderte Zuchtrasse gekreuzt aus Tyrannosaurus rex und Velociraptor über die Dachziegel eines Waldschlosses klettert, während sich ein junges Mädchen zitternd unter der Bettdecke versteckt, dann sorgt das Dolby-Atmos-System mit Ton von oben für ordentlich Stimmung und Gänsehaut.

Auch ringsherum im Saal sind zahlreiche Lautsprecher montiert, die man in dieser Dichte selbst in größeren Kinosälen nur selten zu Gesicht bekommt. Weil die Cinema-LED-Bildwand nicht durchlässig ist und somit keine Lautsprecher dahinter als Center montiert werden können, übernehmen diese Aufgabe Lautsprecher direkt über der Bildwand. Während der Vorführung von Jurassic World: Fallen Kingdom konnte akustisch jedoch nicht zwischen dieser Lösung und den üblicherweise hinter der Leinwand positionierten Lautsprechern unterschieden werden. Dies ist womöglich bei größeren Varianten von Cinema LED eher der Fall, in der aktuell angebotenen Maximalgröße muss man sich als Zuschauer aber keine Gedanken darüber machen.

Die Klangkulisse im Cinema-LED-Kino muss sich nicht vor der in größeren Sälen anderer Kinos verstecken, hinsichtlich Qualität und Räumlichkeit schneidet der neue Saal im Traumpalast Esslingen sehr gut ab. Nur bei den Subwoofern fehlt ein wenig das urtiefe Brummen, wie es zum Beispiel das IMAX oder auch das Kino 1 im Kinopolis Sulzbach bietet. Wenn tonnenschwere Dinosaurier auf den Boden stampfen, geht das in Esslingen nicht so intensiv durch Mark und Bein wie in Berlin oder Sulzbach.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.