Lexip Pu94 im Test: Analogsticks retten keine schlechte Maus

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Fabian Vecellio del Monego
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Innenleben und Sensorik

Lexip verrät zur internen Technik der Pu94 recht wenig, lediglich das Modell des Sensors wird genannt und obligatorisch als „absolut präzise und blitzschnell“ beworben. Einen internen Speicher besitzt das Eingabegerät nicht; Angaben zur Abtastrate bleibt das Unternehmen gänzlich schuldig – nicht ohne Grund, wie der Test offenbart: Die maximale Polling-Rate oszilliert bei rund 350 Hertz und führt somit zu einer minimalen Verzögerung von rund 3 Millisekunden. Hinzu kommt, dass der Wert auch bei konstanter Bewegung der Maus keineswegs konstant ist. Potentiell ist die Verzögerung also reziprok proportional abhängig und unregelmäßig höher.

Ein Lasersensor zwischen optischer Konkurrenz

Während nahezu sämtliche dediziert für Spiele ausgelegten Mäuse der letzten Jahre im höheren Preissegment konsequent auf optische Sensorik setzten, verbaut Lexip in der Pu94 einen Lasersensor. Der verwendete ADNS-9800 löst dabei mit maximal 12.000 Punkten pro Zoll auf. Die maximal messbare Geschwindigkeit liegt laut Datenblatt bei 3,8 Metern pro Sekunde. Die Kapazität der Beschleunigungsregistration endet bei 294 Metern pro Sekunde im Quadrat. Beide Werte sind nicht pauschal schlecht, aber durchweg schlechter als die Spezifikationen des Gros an Konkurrenz – deutlich günstigere Produkte eingeschlossen.

Avago/PixArt ADNS-9800 Logitech Hero 16K PixArt PMW-3391 PixArt PMW-3360
Technik Laser Optisch
Auflösung 50–12.000 dpi 100–16.000 dpi 100–18.000 dpi 200–12.000 dpi
Geschwindigkeit 3,8 m/s 10,2 m/s 6,3 m/s
Beschleunigung 294 m/s² > 392 m/s² 490 m/s²
Lift-off-Distance ~ 1,8 mm ~ 1 mm ~ 1,5 mm ~ 1,3 mm

Insofern lässt sich auch die Lexips Website entnommene Erläuterung, optische Sensoren hätten ein „zu Laser-Sensoren beinahe vergleichbares Level an Präzision erreicht“, als Relikt der Vergangenheit abstempeln: Zeitgemäß ist der ADNS-9800 schon lange nicht mehr – vor allem nicht in einer Maus dieser Preisklasse. Das macht sich nicht nur bei technischen Messungen, sondern auch bei alltäglicher Verwendung der Pu94 bemerkbar. In Kombination mit der schwankenden Abtastrate ergibt sich in Relation zum PixArt PMW-3360 – der De-facto-Referenz – eine mitunter deutlich spürbare Verzögerung. Die Bewegungen des Mauszeigers erscheinen im direkten Vergleich behäbig und unpräzise.

So fällt es bereits schwer, in einem Textdokument einzelne Wörter oder gar Buchstaben exakt zu markieren: Sehr kleine Bewegungen der Maus werden bei 1.400 Punkten pro Zoll schlichtweg manchmal gar nicht registriert.

Schon Mäuse, die weniger als ein Drittel des Preises der Pu94 kosten, beispielsweise Sharkoons mit einem PixArt PMW-3360 ausgestattete Drakonia II (Test), reagieren hier auf den Bruchteil eines Millimeters genau. Ebenso verhält es sich beim Vergleich mit Mäusen, die der Pu94 gegenüber preislich ebenbürtig auftreten.

Den von Lexip eigens formulierten Ansprüchen an die Pu94 wird der ADNS-9800 somit keinesfalls gerecht. Außerhalb des direkten Vergleichs zu anderen Mäusen und für einfachere Aufgabenfelder mögen sich die Bewegungen des Mauszeigers zwar als ausreichend direkt und genau erweisen, für Spiele wie Ego-Shooter, die präzise Mauseingaben bedingen, ist vom Gebrauch der Pu94 jedoch abzuraten.

Allzu hohe Auflösungen sollten gemieden werden

Es gilt indes allgemein, dass sich Anwender von den kontinuierlich steigenden maximalen Auflösungen nicht blenden lassen sollten: Bei Empfindlichkeiten jenseits der 10.000 Punkte pro Zoll limitieren stets die menschlichen Fähigkeiten, sofern die Maus-Einstellungen des Betriebssystems nicht ad absurdum verstellt und ein Dutzend UHD-Monitore nebeneinander in Gebrauch sind. Zugunsten der Präzision empfiehlt es sich, je nach Anzahl der vorhandenen Bildpunkte und des Spielgenres Auflösungen im unteren vier- oder oberen dreistelligen Bereich zu wählen.

Software

Auch wenn Nutzer der Pu94 zum Betrieb der Maus unter Windows grundsätzlich keine weiteren Treiber benötigen, bedingt die Nutzung der Analogsticks, zusätzliche Software zu installieren. Mit der „Lexip Control Panel“ getauften Software bietet der Hersteller ein eigenes Programm an, um die Einstellungen der Maus, die Makrobelegung und die Beleuchtung nach eigenem Belieben zu konfigurieren. Erhältlich ist die Software über die Website des Herstellers, unterstützt werden die Sprachen Englisch und Französisch. Zudem bietet Lexip auf YouTube eigene Video-Tutorials zur Verwendung des Programms an.

Spartanisch, aber meist funktional

Sehr spartanisch fallen die allgemeinen Maus-Einstellungen aus: Lediglich die Sensorauflösung lässt sich auf einen Wert festlegen. Unter den Tasten-Einstellungen findet sich zwar eine Funktion, um insgesamt vier Auflösungen sequentiell durchlaufen zu können, doch sind weitere grundlegende Einstellungen nicht vorhanden. So lassen sich weder weitere Sensorparameter noch die Lift-off-Distance anpassen. Die ebenfalls fehlende Möglichkeit zur Reduktion der Abtastrate überrascht indes nicht – viel Spielraum nach unten bleibt bei rund 350 Hertz nicht.

Makro-Kombinationen lassen sich zwar nicht komfortabel aufnehmen, aber dennoch umfangreich erstellen – hier lässt sich die Software nur als wenig intuitiv kritisieren: Die meisten Tasten des deutschen Tastaturlayouts lassen sich aus einer Liste wählen und miteinander kombinieren. Zudem kann das Programm zwischen simplem Drücken und Halten des Tasters unterscheiden. Über die einmalige Tastenbelegung hinaus gespeichert werden erstellte Makros jedoch nicht. In Anbetracht der Tatsache, dass komplexere Tastenabfolgen jedoch ohnehin meist nicht korrekt oder schlicht gar nicht umgesetzt werden, wiegt das weniger schwer.

Umfangreich fallen zudem die Analogstick-Einstellungen aus: Sowohl Joystick als auch seitlicher Analogstick lassen sich für jede Achse einzeln konfigurieren, wobei stets die Empfindlichkeit berücksichtigt werden kann. Zudem lassen sich die Eingaben auf Wunsch umkehren. Als sehr hilfreich erwies sich beim Anpassen dabei die in die Software integrierte Demo, in der das Logo des Herstellers gedreht, gekippt, vergrößert und verkleinert werden kann.

Programm läuft standardmäßig im Hintergrund weiter

Vorbildlich ist die Software hinsichtlich der veranschlagten Leistung: Sie beansprucht maximal einen im Task-Manager aufgelisteten Prozess. Beim Schließen wird das Programm standardmäßig in die Taskleiste minimiert, was sich jedoch deaktivieren lässt. Auch das automatische Laden des Lexip-Control-Panels im Zuge des Windows-Starts lässt sich per Task-Manager einfach deaktivieren, nicht aber dessen Update-Funktion, die einmal täglich nach Aktualisierungen sucht. Zudem ist ein vollständiges Deaktivieren der Software nicht ratsam: Auf Grund des fehlenden internen Speichers bietet die Pu94 dann nur noch die Standardbelegung.

Alltagserfahrungen

Die grundlegende Inbetriebnahme der Pu94 verlief zügig und angenehm. Theoretisch müssen sich Nutzer nach dem Einstecken des USB-Kabels nicht weiter mit der Maus auseinandersetzen, sich dann aber auch mit der standardmäßig aktivierten RGB-Schleife und den Auflösungsvoreinstellungen abfinden. Zudem sind einige Tasten– und Analogstick-Funktionen ab Werk nicht belegt.

Das Einrichten eines Profils indes genügt mitunter ebenfalls nicht, um die Maus durchweg wie gewollt verwenden zu können: In zahlreichen Programmen wechselt die Pu94 automatisch auf bereits vordefinierte Profile. Zwar ist das im späteren Gebrauch des Eingabegeräts nützlich, bedingt aber einen recht hohen Aufwand zu Beginn.

Darüber hinaus sollte eine Belegung der Analogsticks stets konkret getestet werden, da längst nicht alle Spiele oder Programme eine sinnvolle Einbindung zulassen – auch die von Lexip vordefinierten Profile für beispielsweise World of Warcraft oder Die Sims 4 nutzen nur einen Bruchteil der Möglichkeiten.

Titel wie beispielsweise Kerbal Space Program oder das seitens Lexip stets als Paradebeispiel für sinnvollen Analogstick-Einsatz beworbene Star Citizen können die insgesamt vier zur Verfügung stehenden Achsen derweil voll ausnutzen – und profitieren mitunter tatsächlich durch die erweiterten respektive vereinfachten Steuerungs­möglichkeiten. Solche Spiele bleiben allerdings eine Ausnahme. Meistens steht die Suche nach einer sinnvollen Nutzung der Sticks in dafür schlichtweg nicht ausgelegten Titeln auf verlorenem Posten.

Die Verarbeitungsqualität entspricht nicht der Preisklasse

Das größte Problem der Pu94 hinsichtlich der Verarbeitungsqualität sind die zu tief in der Bodenlatte eingesetzten Gleit-Elemente. Weitere den Gebrauch einschränkende oder gar behindernde Mängel leistet sie sich nicht. Generell zu kritisieren ist allerdings die besonders an den Seiten des Eingabegerätes geringe strukturelle Integrität: Schon mit wenig Druck lässt sich die obere Hülle temporär eindellen. Darüber hinaus sitzt letztere ab Werk ein wenig entgegen dem Uhrzeigersinn verdreht.

Die glänzende Beschaffenheit einiger Oberflächen ist zudem anfälliger für Kratzer; Soft-Touch-Beschichtungen neigen potentiell zum Abrieb. Beim Schütteln des Eingabegerätes ist zudem ein Klackern zu vernehmen, das allerdings mutmaßlich auf den Joystick zurückzuführen ist. Akustisch auffällig ist darüber hinaus ein leises Schleifen beim Drehen des Mausrads.

Abseits der schlechten Gleit-Eigenschaften ist zwar keine dieser Beanstandungen akut besorgniserregend, solange die Maus ordnungsgemäß verwendet wird – so zeigten sich in knapp zwei Wochen Alltagsgebrauch keine weiteren Mängel –, der Preisklasse angemessen ist die Qualität jedoch keinesfalls.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.