Google Pixel 4 (XL) Hands-On: Google verbaut erstmals Dual-Kamera

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Nicolas La Rocco
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Auf den Rücken gedreht offenbart das Pixel 4 erstmals zwei Kameras. Die Hauptkamera ist ausgelegt als Weitwinkel mit 77 Grad Erfassungswinkel und arbeitet wie zuvor mit 12,2 Megapixeln bei 1,4 μm Pixelgröße. Der Sensor nutzt den ebenfalls bekannten Autofokus mit Dual-Pixel-Phasenerkennung und wird optisch sowie elektronisch stabilisiert. Mit f/1.7 fällt die fixe Blende etwas lichtempfindlicher als im Vorjahr aus.

Ein Teleobjektiv mit 3x Zoom ist neu

Neu hinzugekommen ist nicht etwa ein Ultraweitwinkelobjektiv, wie vielfach vorab spekuliert und aufgrund des aktuellen Markttrends erwartet wurde, sondern ein Teleobjektiv mit dreifach optischem Zoom bei 52 Grad Erfassungswinkel und f/2.4-Blende. Als Sensor gibt es 16 Megapixel bei 1,0 μm Pixelgröße sowie ebenfalls einen Autofokus mit Phasenerkennung, wobei hier nicht für jeden Pixel auch einer für den Autofokus zur Verfügung steht (Dual Pixel). Auch hier setzt Google auf eine optische sowie elektronische Bildstabilisierung.

Pixel Neural Core übernimmt Bildverarbeitung

Neben dem Titan-M-Sicherheitschip für das Speichern biometrischer Daten auf dem Gerät sind die Pixel 4 mit dem neuen „Pixel Neural Core“ ausgestattet, der als Weiterentwicklung des letztjährigen „Pixel Visual Core“ verstanden werden kann. Darüber wickelt Google die gesamte Bildanalyse in Echtzeit ab, um stets das Optimum aus den Sensorinformationen zu holen. Erstmals ist die Rechenleistung des Chips hoch genug, um in der Kamera-App das finale Bild zu zeigen. Beim Pixel 3 kam es zu dem Phänomen, dass sich die Ansicht im Sucher von der in der Galerie unterschied, da die Bildverarbeitung erst nach dem Auslösen vorgenommen wurde. Von Googles HDR+ vorgenommenen Veränderungen sind sofort sichtbar und können beeinflusst werden. Mit zwei neuen Schiebereglern im Sucher lässt sich Einfluss auf Schatten und Highlights nehmen. Beides lässt sich ohne Beeinflussung des anderes Wertes anpassen.

Astrofotografie mit dem Pixel 4

Der Pixel Neural Core ist zudem im erweiterten Nachtmodus aktiv, der sich nun auch für Astrofotografie eignen soll. Ersten von Google gezeigten Bildern zufolge lassen sich damit eindrucksvolle Aufnahme von fernen Sternen und der Milchstraße anfertigen. Bei der Astrofotografie nimmt das Pixel 4 mit einer Belichtungszeit von zusammen gerechnet bis zu 4 Minuten Fotos auf. Das finale Bild besteht aus 15 Aufnahmen mit einer Belichtungszeit von jeweils 16 Sekunden. Der Pixel Neural Core sorgt dafür, dass aus den vielen „Schichten“ trotz der Erdrotation ein scharfes Bild ohne Sternspuren entsteht.

Videoaufnahmen in bekanntem 4K mit 30 FPS

In dem quadratischen Kameramodul sitzen außerdem ein Spektral- und Flickersensor, die zum Beispiel bei Videoaufnahmen hilfreich sein können, um das Flackern von Monitoren oder Lampen zu unterdrücken. Gerade bei den Videoaufnahmen hat Google allerdings keine Veränderungen gegenüber dem Pixel 3 vorgenommen, sodass 4K mit maximal 30 FPS und ein Zeitlupenmodus in 720p mit 240 FPS das Maximum darstellen. In diesem Bereich haben zuletzt Hersteller wie Apple und Samsung mit 4K bei 60 FPS neue Akzente gesetzt, bei Samsung sogar mit HDR10+, wenngleich nur das iPhone 11 (Pro) bei maximaler Auflösung und Bildwiederholrate alle anderen Eigenschaften wie eine gute Stabilisierung und einen erweiterten Dynamikumfang bietet.

Nur noch eine Selfie-Kamera

Wo beim Pixel 3 oberhalb des Displays zwei Kameras für Selfies verbaut waren, ist es jetzt nur noch eine. Google erklärte dazu, dass die einzelne Kamera annähernd den Bereich der für Gruppen-Selfies zuständigen Kamera abdecke, sodass sich gegen eine zweite entschieden wurde. Die neue Kamera arbeitet mit 8 Megapixeln, f/2.0-Blende, fixem Fokus, 1080p für Videoaufnahmen und nutzt das Display als optionalen Blitz.

Neuer Google Assistant und Sprachrekorder mit Transkription

Pixel 4 und Pixel 4 XL kommen vorerst exklusiv mit der neuen Generation des Google Assistant, der Anfragen bis zu zehnmal schneller verarbeitet als bisher möglich. Google hatte den neuen Assistant erstmals zur eigenen Entwicklerkonferenz I/O im Frühjahr gezeigt und dabei erklärt, dass das üblicherweise in die Cloud ausgelagerte Sprachmodell durch eine Verkleinerung der dafür benötigten Machine-Learning-Modelle von 100 GB auf nur noch 0,5 GB nun direkt auf dem Gerät gespeichert wird. Das funktioniert mit dem Pixel 4 allerdings erst einmal nur auf Englisch, das deutsche Sprachmodell wird noch trainiert, 2020 soll der Rollout erfolgen. Der Google Assistant lässt sich neben dem Sprachbefehl „OK Google“ über Wischgesten nach oben aus den unteren Bildschirmecken oder Drücken des Rahmens des Smartphones aufrufen.

Ein weiteres exklusives Software-Feature ist ein neuer Sprachrekorder samt Transkription in beinahe Echtzeit. Die App eignet sich einerseits für klassische Sprachmemos, andererseits bietet sie einen Tab für Transkriptionen, die parallel zur Sprachaufzeichnung angelegt werden können. Die gesamte Erkennung und Verarbeitung findet auf dem Gerät statt, was Google mit Hilfe einer Demo im Flugmodus zeigte. Besonders ist auch die Funktion, per Sprache nach Inhalten zu suchen und diese wahlweise mit Tönen zu markieren. Für eine Markierung lässt sich beispielsweise kurz pfeifen, woraufhin diese Stelle in der Transkription hervorgehoben wird. Auch beim neuen Sprachrekorder muss derzeit aber noch in Englisch gearbeitet werden.

Ersteindruck zum Pixel 4 (XL)

Bei Googles neuen Smartphones gefällt zunächst einmal, dass sie bis zu 100 Euro günstiger als im Vorjahr angeboten werden. Das macht das Gesamtpaket gleich deutlich attraktiver, wenngleich Pixel 4 und Pixel 4 XL nicht auf den Preis reduziert werden sollten. Dieses Jahr traut sich Google ein wenig mehr, denn mit dem 90-Hz-Display, dem aufwendigen Face-Unlock-System und dem neuen Motion Sense bieten die Pixel-4-Smartphones Funktionen abseits der Stangenware. Ein Pixel-Smartphone ist dadurch mehr als ein weiteres, x-beliebiges Android-Smartphone, das sich nur durch einen besseren Software-Support profiliert. Auch Googles KI-Fähigkeiten bei Assistant und Sprachrekorder sind beeindruckend, wenngleich hier noch auf Deutsch verzichtet werden muss. 2020 sollen die hiesigen Sprachmodelle lokal zur Verfügung stehen.

Eine der Stärken der Pixel-Smartphones ist seit jeher die Kamera. Mit einer zweiten Linse, die als Teleobjektiv ausgelegt ist, verbaut Google keine bahnbrechende Technik. Anders als erwartet gibt es kein Ultraweitwinkelobjektiv. Die Stärken Googles dürften auch dieses Jahr über die Verarbeitung der Rohdaten zum Vorschein kommen. Der eigens entwickelte Pixel Neural Core macht auf dem Papier eine gute Figur.

Google Pixel 4 (XL) ausprobiert
Google Pixel 4 (XL) ausprobiert

In anderen Bereichen wie Prozessor, Speicher oder Akku bietet Google gewohnte Kost. Dass 2019 der maximale Speicherausbau bei weiterhin 128 GB liegt, während andere Hersteller bis zu 512 GB oder teilweise 1 TB bieten, verdeutlicht Googles Fokus auf die Cloud. Nicht jeder Anwender will seine Daten aber an externe Dienste auslagern.

Für die Pixel 4 spricht zum Abschluss natürlich auch der aktuell beste Software-Support im Android-Umfeld. Android 10 ist mit exklusiven Funktionen bereits vorinstalliert und für die kommenden drei Jahre sind Updates sowohl des Betriebssystems als auch in puncto Sicherheit mit monatlichen Patches garantiert. Android 11, 12 und 13 werden die Pixel 4 in jedem Fall erhalten – und das sofort bei Verfügbarkeit und nicht erst Monate später.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Google unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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