Sliger SM570 und SM580 im Test: Im Kern ein DAN Cases SFX‑A4 mit mehr Platz für Kühlung

Valentin Karnehm
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Sliger SM570 und SM580 im Test: Im Kern ein DAN Cases SFX‑A4 mit mehr Platz für Kühlung

tl;dr: Mit der Modellreihe SM550 bis SM580 ist auch Sliger in den stark umkämpften Markt für Kleinstgehäuse eingestiegen. Die Varianten SM570 und SM580 lehnen sich sehr am DAN Cases SFX-A4 an, bieten aber (viel mehr) Platz für Lüfter und eine 240/280-mm-AiO. Frei von Kritik sind sie trotz des hohen Preises aber nicht.

Im Kern ein DAN Cases A4-SFX

Die grundlegende Idee hinter der Modellreihe 550 bis 580 von Sliger ist so naheliegend, dass sich bereits einige andere Firmen wie Raijintek (Ophion), Thor Zone (Mjolnir I) oder Nouvolo (Steck) und sogar einige Nutzer hier im Forum (z.B. mxmb mit „Another Acryl ITX Gehäuse ohne Namen“) an ihr versucht haben. Sie alle eint der Ansatz: Das asketische Raumkonzept des DAN Cases A4-SFX (Test) wird etwas gelockert, sodass einige Lüfter oder sogar eine AiO-Wasserkühlung ihren Platz finden. Die Modelle 560 und 580 von Sliger bieten zudem Platz für eine Triple-Slot-Grafikkarte.

Trotz der Anpassungen wird das Grundgerüst des A4-SFX bei all diesen Gehäusen weitestgehend unangetastet belassen: In der Hauptkammer findet sich Platz für Mainboard, CPU und Netzteil; In einer weiteren Kammer, auf der Rückseite des Mainboards, ist Raum für eine Full-Size-Grafikkarte, üblicherweise mit bis zu 300 mm Länge. Die meisten dieser Gehäuse orientieren sich auch preislich an ihrem Vorbild, die Kosten liegen üblicherweise etwas oberhalb der 200-Euro-Marke. Unterschiede finden sich in erster Linie bei der Wahl der Materialien sowie auch in der Verarbeitung.

Auswahlmöglichkeiten von schlicht bis aufregend

Die komplette Modellreihe SM550 bis SM580 überrascht in erster Linie durch eine Vielzahl an Auswahlmöglichkeiten, die bei der Bestellung getroffen werden können. So stehen gleich vier verschiedene Farben (Schwarz, Grau, Weiß und Rot) zur Verfügung. Zudem kann für beide Seiten separat eine geschlossene, eine perforierte oder eine durchsichtige Gehäusewand ausgesucht werden.

SM580 Varianten: Schwarz Mesh, weiß geschlossen, silber Mesh, grau Window
SM580 Varianten: Schwarz Mesh, weiß geschlossen, silber Mesh, grau Window

Die Gehäuse haben einen Korpus aus Stahl und Seitenteile aus Aluminium oder Acrylglas und werden pulverbeschichtet. Auch beim Riser-Kabel und sogar beim Kaltgerätekabel gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Einige Optionen sind mit zusätzlichen Kosten verbunden, andere hingegen bereits im Kaufpreis von 259 US-Dollar für das SM570 beziehungsweise 269 US-Dollar für das SM580 enthalten. Die kleineren Modelle SM550 und SM560, die nicht explizit getestet wurden, kosten 219 bzw. 229 US-Dollar.

Sliger SM570 Sliger SM580
Mainboard-Format: Mini-ITX, Thin Mini-ITX
Chassis (L × B × H):
357 × 135 × 287 mm (13,83 Liter)
Variante
357 × 135 × 287 mm (13,83 Liter)
Seitenfenster
357 × 155 × 287 mm (15,88 Liter)
Variante
357 × 155 × 287 mm (15,88 Liter)
Seitenfenster
Material:
Stahl
Variante
Kunststoff, Stahl, Acryl
Nettogewicht:
3,00 kg
Variante
3,38 kg
3,13 kg
Variante
3,45 kg
I/O-Ports / Sonstiges: 1 × USB 3.1 (USB 3.2 Gen 2) Type C, 1 × USB 3.0 (USB 3.2 Gen 1), HD-Audio
Einschübe: 2 × 2,5" (intern)
Erweiterungsslots: 2 3
Lüfter: Deckel: 2 × 120 mm (optional)
Boden: 2 × 120 mm (optional)
Deckel: 2 × 140/120 mm (optional)
Boden: 2 × 140 mm (optional)
Staubfilter:
Kompatibilität: CPU-Kühler: 55 mm
GPU: 328 mm
Netzteil: 125 mm
SFX-Formfaktor
Preis: 259 $ / 259 € 269 $

DAN-Cases-Klone mit deutlich mehr Platz für Kühlung

Die beiden hier getesteten Modellvarianten SM570 und SM580 unterscheiden sich nur in der Breite. Das 13,9 l große SM570 kann maximal eine Dual-Slot-, der 15,9 l große Bruder sogar eine Triple-Slot-Grafikkarte aufnehmen. Die innere Aufteilung orientiert sich ansonsten stark am beliebten A4-SFX von DAN Cases.

Auch Sligers Gehäuse sind in Mainboard- und Grafikkartenseite aufgeteilt. Das notwendige Riser-Kabel (PCIe 3.0 x16, auf Wunsch und mit Aufpreis auch als zwei Mal PCIe 3.0 x8) ist bereits im Kaufpreis enthalten. Ebenfalls wie beim A4-SFX sitzt das Netzteil neben dem Mainboard. Im Gegensatz zum A4 SFX bietet das SM570 Platz für zwei 120-mm-Lüfter unterhalb der Hauptplatine und eine 240 mm große AiO-Wasserkühlung inklusive Lüfter oberhalb davon. Im Falle des SM580 erweitert sich die Kompatibilität sogar auf 140-mm-Lüfter respektive eine 280-mm-AiO. Doch aufgepasst: Nicht alle 280-mm-AiOs sind kompatibel. Eine sehr ausführliche Übersicht über passende Luftkühler und AiO-Wasserkühlungen sowie empfohlene Netzteile findet sich auf der Website des Herstellers.

Empfohlen wird ein Netzteil im SFX-Formfaktor, möglich ist auch eine SFX-L-Ausführung. Interessanterweise wird vom Hersteller empfohlen, das Netzteil mit dem Lüfter in Richtung der Grafikkarte zu verbauen. So bekommt es zwar keine frische Außenluft, befördert allerdings warme Luft aus dem Gehäuse. Das Konzept soll auch die natürliche Konvektion an der Oberseite des Gehäuses unterstützen. Zudem ermöglicht es neben einem perforierten ein geschlossenes Seitenteil, das in unterschiedlichen Ausführungen zur Verfügung steht. Darüber hinaus lassen sich Grafikkarten von einer Länge bis zu 328 mm und ein CPU-Luftkühler von einer Höhe bis zu 55 mm verbauen.

Die Frontanschlüsse befinden sich auf der Seite des Mainboards und fallen für SFF-Gehäuse großzügig aus. Neben einem USB-3.0-Typ-A- (5 Gbit/s) und einem USB-3.1-Typ-C-Anschluss (10 Gbit/s) befinden sich ein Audio-Ein- und Ausgang am seitlich angebrachten I/O-Panel. Zudem bietet das Gehäuse Platz für zwei 2,5-Zoll-Festplatten. Mit Verzicht auf jeweils einen Lüfter im Boden oder Deckel können mithilfe eines separat erhältlichen Brackets vier weitere 2,5-Zoll- oder zwei 3,5-Zoll-Festplatten installiert werden.

Seitliches I/O-Panel
Seitliches I/O-Panel

Handhabung und Qualität sind durchwachsen

Die Modelle SM570 und SM580 kommen, anders als manche Konkurrenzgehäuse, bereits aufgebaut beim Kunden an. Das Design weiß auch dank seiner vielen Anpassungsmöglichkeiten zu gefallen, auch wenn der pulverbeschichtete Stahl längst nicht so edel wirkt wie eloxiertes Aluminium. Das Grundgerüst besteht aus verschiedenen Stahlteilen, die miteinander vernietet sind. Die beiden Gehäuse lassen sich somit nicht gänzlich zerlegen. Allerdings sind Seitenteile, Front und Deckel abnehmbar.

Die Seitenteile wie auch die Front nutzen hierbei eine Einrastfunktion, lassen sich also einfach lösen. Allerdings sind die Seitenteile aus Acrylglas zwar in pulverbeschichtetem Stahlblech gerahmt, verbiegen sich beim Abnehmen allerdings stark. Das wirkt ziemlich billig und ist bei Gehäusen mit einem Preis ab 259 US-Dollar ein klarer Kritikpunkt.

Der Deckel ist hingegen mit sechs Schrauben befestigt, die teils schwer zugänglich liegen. Es empfiehlt sich ein langer dünner Schraubendreher zum Abnehmen des Deckels. Ein optionaler Haltegriff, der im Deckel verschraubt wird, lag den Prototypen bei. Das Bracket im Deckel war nicht kompatibel, eine neuere Version soll dieses Problem allerdings gelöst haben.

Beim Test des SM580 trat beim Einbau der Hardware schnell eine weitere Ernüchterung ein. Das herausnehmbare Bracket zur Halterung der AiO und des Haltegriffs, das den Einbau eigentlich erleichtern sollte, nötigt den Nutzer zum mühsamen händischen Abmessen der exakten Radiatorposition. Die zur Verwendung bestimmte 280-mm-AiO, die Corsair Hydro H115i, passt nach langem Ausmessen und Probieren dennoch nicht, sie ist zu lang. Inzwischen gibt es tatsächlich eine Kompatibilitätsliste auf der Website von Sliger (http://www.sliger.com/products/cases/sm580/). Es bietet sich folglich an, die Kompatibilität der Hardware vor der Bestellung zu überprüfen. Im Test wird daher im SM580 wie auch im SM570 die kleinere 240-mm-AiO Corsair Hydro H100i Platinum 240 mm verwendet.

Auch an anderen Stellen wirkt das Gehäuse wenig durchdacht. So werden nicht nur unterschiedliche Schraubengrößen, sondern auch metrische und Zollschrauben wild gemischt. Das birgt gerade für ungeübte Nutzer eine große Verwechslungsgefahr, wodurch schnell ein Gewinde verzogen werden kann. Auch sind die Gewinde nicht gekennzeichnet oder anderweitig beschrieben, da hilft nur vorsichtiges Ausprobieren. Es gibt aber nicht nur Anlass zur Kritik.

Letztlich fallen auch einige Besonderheiten der Gehäuse positiv auf. Zur Befestigung des SFX- oder SFX-L-Netzteils gibt es eine herausnehmbare Stahlleiste. Sie ist mit vier Schrauben am Mainboardtray befestigt und erleichtert die Installation ungemein. Zudem findet sich beim Front-I/O ein gesonderter Anschluss für Mini-USB. Praktisch ist auch eine Einrastfunktion für die Grafikkarte. Die Halterung für SSD-Festplatten ist ebenfalls herausnehmbar. Auch hier ist besonders praktisch, dass diese sowohl normal als auch überkopf gedreht montiert werden kann. Zudem ist kaum ein anderes Kleingehäuse derart luftig gehalten wie das SM570 und das SM580, vor allem in der Variante mit perforierten Seitenteilen. Staubfilter gibt es allerdings nicht. In jedem Fall wird eine ausgenommen gute Kühlung versprochen.

Alles in allem kann festgehalten werden, dass die Installation der Hardware deutlich umständlicher vonstatten geht, als dies notwendig gewesen wäre. Das liegt zum großen Teil an der unausgereiften Deckelkonstruktion, die unnötig viel Zeit beim Aufbau verschlingt. Sliger hat auf das Problem bereits reagiert, die neuen Versionen der Modelle SM570 und SM580 werden mit einem neuen, verbesserten Deckel-Bracket ausgeliefert.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.