Sony WF-1000XM3 im Test: Klang, ANC, Latenz und Fazit

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Frank Hüber
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Ausgezeichneter Klang mit sehr guten Bässen, Mitten und Höhen

Die dynamischen 6-mm-Treiber mit Neodymiummagneten in den Ohrhörern liefern ein sehr überzeugendes Klangbild. Die WF-1000XM3 können dabei sehr druckvoll agieren und lassen bei Pop und Rock keine Wünsche offen. Sie sind differenziert und nicht schwammig. Er wird auch bei leisen Tönen in St. Jude von Florence + The Machine noch hörbar ausgespielt. Die Bässe verschlucken die Mitten und Höhen dabei nicht, so dass auch diese gut zur Geltung kommen. Bei den Mitten agieren die WF-1000XM3 solide und überzeugen bei Stimmen mit einer sehr guten Verständlichkeit. Die Höhen sind detailreich und nicht unnötig hart abgestimmt.

Insgesamt ist der Klang der WF-1000XM3 hervorragend und gehört zum Besten, was der kabellose In-Ear-Markt derzeit zu bieten hat. Auch vor den Sennheiser Momentum True Wireless 2 (Test) müssen sie sich nicht verstecken, sondern liegen mit diesen auf Augenhöhe.

Über die App kann der Klang mithilfe eines Equalizers angepasst werden, sofern man selbst eine andere Abstimmung bevorzugt. Die Einstellungen lassen sich in Presets speichern, so dass sie später jederzeit wieder aktiviert werden können.

Die aktive Geräuschunterdrückung hat indes keinen negativen Einfluss auf den Klang – ganz im Gegenteil wird dieser sogar nicht nur aufgrund fehlender Störgeräusche verbessert.

Aktive Geräuschunterdrückung im Vergleich zu den AirPods Pro

Die aktive Geräuschunterdrückung der Sony WF-1000XM3 setzt auf ein nach vorne und ein nach hinten gerichtetes Mikrofon je Ohrhörer, über die die Umgebungsgeräusche eingefangen werden. Der von Sony QN1e genannte Signalprozessor ist sowohl für die digitale Geräuschminimierung als auch für die 24-Bit-Audiosignalverarbeitung zuständig und integriert zudem einen D/A-Wandler mit einem Kopfhörerverstärker. Sonys Erfahrungen im Bereich des Noise-Cancellings machen sich auch bei den In-Ear-Kopfhörern bemerkbar: Der Hersteller liefert bei den WF-1000XM3 ebenfalls ein überzeugendes Ergebnis ab, bei dem die Reduzierung der Umgebungsgeräusche in einem sehr guten Verhältnis zum erzeugten Rauschen steht, denn die Ohrhörer rauschen selbst bei Stille so gut wie gar nicht. Wie bei allen Geräuschunterdrückungen ist diese auch bei Sony bei niedrigen Frequenzen am effektivsten.

App bietet automatische Anpassung der Umgebungsgeräusche

In der App kann die Funktion „Adaptive Geräuschsteuerung“ aktiviert werden, bei der die Umgebungsgeräuschsteuerung automatisch anhand von erkannten Aktionen des Trägers umgeschaltet wird. Dabei lässt sich auch einstellen, wie schnell die vier Szenarien – namentlich „Verweilt“, „Spaziert“, „Läuft“ und „Wird befördert“ – gewechselt werden sollen. Während bei den ersten drei Szenen die Umgebung unterschiedlich laut an das Ohr übertragen wird, ist die Rauschunterdrückung bei „Wird befördert“ maximiert und sorgt für Stille. Alle vier Szenen können in der App angepasst werden. Wer also auch bei „Verweilt“ die Umgebung ausblenden möchte, schiebt den Regler ganz nach links und hat Ruhe.

Beste Rauschminderung bei weißem Rauschen

Im direkten Vergleich mit den Apple AirPods Pro (Test) und den Sennheiser Momentum True Wireless 2 (Test) zeigen die Sony WF-1000XM3 bei weißem Rauschen, bei dem alle vom Menschen wahrnehmbaren Frequenzen in gleicher Intensität vertreten sind, die stärkste Rauschunterdrückung und es gelangt am wenigsten Rauschen an das Ohr des Trägers. Bei Regen und Gewittergeräuschen dämpfen alle Modelle die Geräusche hingegen in etwa gleich gut, plötzlich auftretenden Donner kann kein Proband filtern.

Umgebungsgeräusche und Telefonie

Zur Funktion zur Durchleitung der Umgebungsgeräusche ist im Verlauf des Tests bereits einiges gesagt worden. Da die Intensität anpassbar ist, findet sich für jeden Träger ein individuell optimales Verhältnis aus Lautstärke der Umgebung und Verstärkung des Grundrauschens. Bei höchster Einstellung ist dieses deutlich wahrnehmbar. Für Personen, die ihre Umgebung, wenn auch weiterhin eingeschränkt, wahrnehmen möchten, ist diese Funktion jedoch eine gute Wahl. Ihr Klang ist angenehm neutral und natürlich.

Auch bei der Telefonie liefern die WF-1000XM3 eine überzeugende Leistung ab. Die Sprachverständlichkeit auf der Gegenseite ist gut und man ist klar verständlich, ohne dass einzelne Silben durch eine Eliminierung von Hintergrundgeräuschen abgeschnitten werden. Positiv ist zudem, dass man auch bei der Telefonie nicht auf einen der beiden Ohrhörer limitiert ist, sondern jeden einzeln hierfür nutzen kann.

Updates, Anpassung und Equalizer über App

Auf die Headphones-Connect-App von Sony wurde bereits im Verlauf des Artikels immer wieder eingegangen, weshalb an dieser Stelle nicht noch einmal alle Funktionen aufgelistet werden. Wie der Test gezeigt hat, ist sie keinesfalls auf die Bereitstellung von Updates beschränkt, dient aber auch hierzu und Sony liefert regelmäßig Updates zur Verbesserung der Ohrhörer. Auch der Akkustand der beiden Ohrhörer und des Ladecases zum Zeitpunkt der Entnahme der Ohrhörer kann in der App eingesehen werden.

Sony Headphones-App mit WF-1000XM3

Der Funktionsumfang der App übertrifft die Konkurrenz fast ausnahmslos in allen Bereichen und lässt lediglich im Bereich der Anpassung der Bedienung Wünsche offen, da diese nur anhand fester Profile angepasst, aber nicht frei zugewiesen werden kann.

Normale Latenzen

Die WF-1000XM3 verfügen über keine besondere Technik zur Reduzierung der Latenz. Dementsprechend fallen die Ergebnisse im üblichen Rahmen aus und überraschen weder positiv noch negativ. Funktionen wie ANC haben dabei keine spürbar negative Auswirkung auf die Latenz.

Latenz zwischen Bild und Ton im Vergleich
In-Ear-Kopfhörer Latenz
Sony WF-1000XM3 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sennheiser Momentum True Wireless 2 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Samsung Galaxy Buds+ 160–180 ms (iOS, AAC/Android) / 80 ms (Spielemodus mit Samsung-Smartphone)
Bose SoundSport Free 160–180 ms (iOS, AAC) / 300 ms (Android)
Jabra Elite Active 75t 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Padmate PaMu Slide 160–180 ms (iOS/Android, aptX)
Jabra Elite 75t 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Apple AirPods Pro 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Sennheiser Momentum True Wireless 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
EarFun Free (2. Gen.) 160–180 ms
EarFun Free 160–180 ms
Yobybo Card20 160–180 ms
Apple AirPods (2. Gen.) 160–180 ms
Huawei FreeBuds 3 60–80 ms
Razer Hammerhead 180 ms / Gaming-Mode: 60–80 ms
Creative Outlier Gold 160 ms
Anker Soundcore Liberty 2 Pro 60–80 ms
Cambridge Audio Melomania 1 180 ms
Xiaomi Redmi AirDots 160–180 ms
Jaybird Vista 160 ms
Skullcandy Indy 160–180 ms
Skullcandy Sesh 160–180 ms
TaoTronics SoundLiberty 53 200 ms

Fazit

Hervorragender Klang und sehr gutes ANC

Die Sony WF-1000XM3 überzeugen im wichtigsten Bereich, dem Klang, auf ganzer Linie. Die kabellosen In-Ears können gleichsam laut wie leise beeindrucken und spielen voluminös und warm auf, wobei sowohl der Bass als auch die Mitten und Höhen differenziert und klar klingen. Die aktive Geräuschunterdrückung, die rauschende Umgebungsgeräusche effektiv eliminiert, hat zudem keinen negativen Einfluss auf den Klang, sondern verleiht diesem noch mehr Prägnanz.

Sony WF-1000XM3
Sony WF-1000XM3

Ausgezeichnete App setzt Maßstäbe

Ob man im Alltag das automatische Umschalten der vier Szenarien bevorzugt oder lieber manuell zwischen den Modi der Umgebungsgeräusche wechselt, ist Geschmacksache, aber Sony bietet diese Funktion immerhin. Ebenso wie die Möglichkeit, die Intensität der Umgebungsgeräusche selbst einstellen zu können. Denn wenn es den WF-1000XM3 an etwas nicht mangelt, dann an einer umfangreichen, sehr guten App. Hier setzt Sony Maßstäbe für die Konkurrenz. So viele Einstellungsmöglichkeiten und Optionen findet man nur selten. Ein Equalizer und Firmware-Updates sind da kaum noch erwähnenswert, so viele andere Funktionen bietet die App.

Sony WF-1000XM3
Produktgruppe In-Ear-Kopfhörer, 11.04.2020
  • Klang
    ++
  • Verarbeitung
    ++
  • Tragekomfort
    ++
  • Bedienung
    ++
  • Ausgezeichneter Klang
  • Sehr gutes ANC
  • Sehr angenehmes Tragegefühl
  • Gute Akkulaufzeit
  • Anpassbare Bedienung
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Ausgezeichnete App
  • Keine IP-Zertifizierung
  • Nur eingeschränkt für Sport geeignet
ComputerBase-Empfehlung für Sony WF-1000XM3

Anpassbare Steuerung mit ärgerlicher Einschränkung

Kritik in diesem Bereich gibt es jedoch bei der Anpassung der Steuerung, da diese nur über Profile möglich ist, die nie alle Funktionen auf beiden Ohrhörern vereinen. Die Lautstärkeregelung, die man in der App belegen kann, führt so zum Verlust der Umgebungsgeräusch- oder Wiedergabesteuerung. Dies ist kein zielführender Ansatz. Stattdessen sollte einfach das Drücken der Touchflächen auf beiden Ohrhörern manuell mit der Lautstärkeregelung belegt werden können.

Einzelnutzung und automatisches Pausieren

Die beiden Ohrhörer der WF-1000XM3 können vollständig unabhängig voneinander genutzt werden, da sie sich jeweils einzeln mit dem Smartphone verbinden. Auch die gute Telefonie ist davon nicht beeinflusst, da sie über beide Ohrhörer funktioniert. Zudem bieten letztere jeweils die Funktion des automatischen Pausierens – unabhängig vom Betriebssystem des Smartphones – und auch der Audio-Codec AAC wird unterstützt. Auf aptX oder Sonys eigenes LDAC muss aber verzichtet werden. DSEE HX ist kein ausschlaggebender Faktor, da kaum ein Unterschied wahrzunehmen ist. Anders sieht es bei „360 Reality Sound“ aus. Wer einen Musikdienst nutzt, der dieses 3D-Audioformat unterstützt, und dafür ansprechende Tracks findet, die entsprechend abgemischt wurden, wird hieran großen Gefallen finden. Der räumliche Klang ist ausgezeichnet.

Überzeugende Akkulaufzeit, aber kein Wireless Charging

Auch bei der Akkulaufzeit patzt Sony nicht und liefert ohne und mit ANC überzeugende Ergebnisse von 9 (ohne ANC) und 6,5 Stunden (mit ANC). Das Ladecase fällt für die Hosentasche allerdings zu groß aus und bietet kein Wireless Charging, was angesichts der Größe durchaus geboten scheint.

Keine IP-Zertifizierung und weniger für Sport geeignet

Wer plant, die Ohrhörer ausgiebig beim Sport zu tragen, sollte versuchen, sie vorher Probe zu tragen. Ein richtig fester Halt konnte im Test auf einem Ohr mit keinem der Aufsätze erzielt werden. Für Sport eignen sie sich deshalb – zumindest beim Tester – nur eingeschränkt. Zudem sind sie offiziell nicht gegen Schweiß und Wasser geschützt, was berücksichtigt werden sollte.

Mit einem Straßenpreis von knapp 190 Euro sind die Sony WF-1000XM3 eine ausgezeichnete Wahl und sollten bei jedem Interessenten in die engere Wahl gezogen werden. Die ComputerBase-Empfehlung haben sie sich zweifellos verdient.

ComputerBase hat die WF-1000XM3 leihweise von Sony zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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