iFrogz Airtime Vibe im Test: Günstige ANC-Kopfhörer als Alternative zu Sony und Co?

Frank Hüber
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iFrogz Airtime Vibe im Test: Günstige ANC-Kopfhörer als Alternative zu Sony und Co?

tl;dr: Für nur rund 90 Euro bietet der Over-Ear-Kopfhörer iFrogz Airtime Vibe eine aktive Geräuschunterdrückung mit einer Akkulaufzeit von 20 Stunden. Im Test zeigt sich, dass effektives ANC mehr braucht und auch beim Klang deutliche Abstriche im Vergleich zur teureren Konkurrenz von Sony und Sennheiser gemacht werden müssen.

iFrogz hat Anfang dieses Jahres einen günstigen ANC-Over-Ear-Kopfhörer angekündigt, dessen unverbindliche Preisempfehlung von 120 Euro im Handel noch einmal deutlich unterboten wird – schon für 90 Euro ist der Airtime Vibe derzeit erhältlich. Im Test muss sich der Proband namhaften Vertretern unter den ANC-Kopfhörern wie dem Sony WH-1000XM3 (Test) stellen und zeigen, was ein deutlich günstigeres Modell leisten kann – und was nicht.

Der Airtime Vibe ist in Schwarz, Weiß und Blau erhältlich. Neben dem Kopfhörer legt iFrogz ein Micro-USB-Ladekabel, ein AUX-Kabel, eine Bedienungsanleitung und einen Transportbeutel bei.

iFrogz Airtime Vibe
iFrogz Airtime Vibe

Die Technik im iFrogz Airtime Vibe

ANC, AAC und SBC

iFrogz verrät fast keine technischen Daten über den Airtime Vibe, weshalb hier selbst etwas nachgeforscht werden muss. Neben SBC unterstützt der Kopfhörer den Audio-Codec AAC, was vom Hersteller weder dokumentiert ist, noch beworben wird. Der Frequenzgang liegt bei den üblichen 20 bis 20.000 Hz und die Impedanz bei 32 Ohm. Die dynamischen Treiber haben eine Größe von 40 mm.

20 Stunden Akkulaufzeit mit ANC

Offiziell beträgt die Akkulaufzeit des Airtime Vibe bis zu 30 Stunden bei deaktiviertem ANC und bis zu 25 Stunden bei der Nutzung von ANC. In der Praxis sind bei deaktiviertem ANC knapp 28 Stunden Musikwiedergabe möglich. Wird ANC aktiviert, hält der Airtime Vibe bei mittlerer Lautstärke rund 20 Stunden durch. Die tatsächliche Wiedergabedauer liegt somit unter den Angaben von iFrogz, reicht aber dennoch auch für Langstreckenflüge. Der Akku bietet eine Kapazität von 450 mAh; ihn vollständig aufzuladen, dauert rund 2 Stunden. Hierfür wird noch Micro-USB eingesetzt und nicht USB-C. Der Kopfhörer lässt sich auch rein passiv über das mitgelieferte Klinkenkabel betreiben, wenn der Akku leer ist.

IPX2 gegen leichten Regen und Schweiß

Der Airtime Vibe trägt eine IPX2-Zertifizierung, so dass er gegen leichten Regen und Schweiß geschützt ist. Bei starkem Regen sollte man ihn jedoch geschützt verstauen. Hierfür lässt sich der Kopfhörer zusammenfalten.

Kein Multi-Connect und kein USB-Audio

Die gleichzeitige Verbindung mehrerer Endgeräte über Bluetooth (Multi-Connect) unterstützt der Airtime Vibe nicht. So muss das aktuell verbundene Endgerät immer erst getrennt werden, um ein anderes Endgerät mit dem Kopfhörer über Bluetooth verbinden zu können. Eine Audio-Übertragung über den USB-Anschluss erlaubt der Proband zudem nicht.

Technische Daten des iFrogz Airtime Vibe im Vergleich
iFrogz Airtime Vibe Sony WH-1000XM3 Bowers & Wilkins PX5 Montblanc MB 01 Sennheiser Momentum 3 Wireless beyerdynamic Amiron wireless copper
Wandlerprinzip dynamisch, 40 mm dynamisch, 35 mm dynamisch, 40 mm dynamisch, 42 mm Tesla, dynamisch
Bauform Geschlossen
Frequenzgang 20–20.000 Hz 4–40.000 Hz (Kabel), 20–40.000 Hz (Bluetooth, LDAC) 10–30.000 Hz 10–20.000 Hz 6–22.000 Hz 5–40.000 Hz (Kabelbetrieb)
Nennimpedanz 32 Ohm 16 Ohm passiv, 47 Ohm aktiv 20 Ohm 32 Ohm 100 Ohm passiv, 470 Ohm aktiv 32 Ohm
Kennschalldruck k. A. 101 dB k.A. 100 dB 99 dB 100 dB
Klirrfaktor k. A. < 1 % < 0,3 % (1 kHz, 100 dB SPL) < 0,05 % bei 500 Hz
Kabel 3,5-mm-Klinke 3,5-mm-Klinke, 1,2 m 3,5-mm-Klinke, 1,0 m 3,5-mm-Klinke auf USB-C 3,5-mm-Klinke 3,5-mm-Klinke, 4-polig, 1,2 m
Bluetooth 5.0 4.2 5.0 4.2
Unterstützte Codecs SBC, AAC SBC, AAC, aptX, aptX HD, LDAC SBC, aptX Adaptive, AAC SBC, aptX, aptX LL, AAC SBC, aptX, aptX HD, aptX LL, AAC
Akkulaufzeit 25 Stunden (mit ANC) 30 Stunden (mit ANC) 25 Stunden (mit ANC) 20 Stunden (ohne ANC) 17 Stunden (mit ANC) 30 Stunden
Ladezeit 2 Stunden 3 Stunden 2 Stunden 3 Stunden 2 Stunden
Akkukapazität 450 mAh k. A. 730 mAh 330 mAh 1.050 mAh
Ladebuchse Micro-USB USB-C
Gewicht (ohne Kabel) 250 g 255 g 241 g 280 g 306 g 400 g

Anschlüsse und Tasten an der rechten Ohrmuschel

Alle Anschlüsse und Tasten befinden sich an der rechten Ohrmuschel. Nach hinten gerichtet sind der Ein-/Aus-Knopf, eine Plus und eine Minus-Taste. Nach unten werden der Micro-USB- und Audio-Anschluss weggeführt. Ebenfalls an der rechten Ohrmuschel, aber nach vorne gerichtet ist die ANC-Taste.

Steuerung über Mehrfachbelegung

Die Power-Taste schaltet den Kopfhörer durch langes Drücken ein und aus oder lehnt einen gerade eingehenden Anruf ab. Wird sie doppelt gedrückt, aktiviert sie den Sprachassistenten des verbundenen Smartphones. Ein kurzes Drücken startet hingegen die Musikwiedergabe oder pausiert diese. Auch Anrufe lassen sich so annehmen und auflegen.

Die Plus-Taste erhöht nicht nur die Lautstärke, sondern dient bei einem langen Druck auch dazu, zum nächsten Track zu springen. Die Minus-Taste verringert bei einem kurzen Druck entsprechend die Lautstärke und sorgt bei einem langen Druck für einen Sprung zum vorherigen Track.

ANC-Taste, kein Transparenzmodus

Die NC-Taste an der vorderen Seite der Ohrmuschel muss rund 2 Sekunden gedrückt werden, um ANC zu aktivieren. Eine weiße LED unter der Taste signalisiert, dass ANC aktiviert ist. Ein erneutes langes Drücken deaktiviert die Funktion. Das ANC kann auch ohne Musikwiedergabe genutzt werden. Der Hinweis in der Bedienungsanleitung, dass es auch bei ausgeschaltetem Kopfhörer verwendet werden kann, ist jedoch falsch – im Test ließ sich ANC nicht aktivieren, wenn der Kopfhörer ausgeschaltet war, und deaktivierte sich, wenn der Kopfhörer ausgeschaltet wurde.

Einen Transparenzmodus, um Umgebungsgeräusche an die Ohren des Trägers weiterzuleiten, bietet der Airtime Vibe nicht.

Kein automatisches Pausieren

Die Funktion, dass die Wiedergabe automatisch pausiert wird, wenn man den Kopfhörer absetzt oder in den Nacken legt, und fortsetzt, wenn man ihn wieder aufsetzt, bietet der iFrogz Airtime Vibe nicht.

Tasten schlecht zu erfühlen

Die Power- und NC-Taste am Airtime Vibe sind nur schlecht zu erfühlen, da sie bündig mit der Oberfläche der Ohrmuschel abschließen. Es erfordert deshalb einige Übung und Gewöhnung, bis man diese Tasten halbwegs sicher trifft. Nur die Tasten Plus und Minus lassen sich durch die erhabenen Symbole gut ertasten.

Keine App

Auch auf eine App zur Anpassung der Bedienung und des Klangs (Equalizer), zur Veränderung der Intensität des ANCs und zur Durchführung von Firmware-Updates muss der Käufer verzichten. Der iFrogz Airtime Vibe behält somit die Funktionen und Möglichkeiten, mit denen er gekauft wird.

Verarbeitung und Tragekomfort

Die Verarbeitung des iFrogz Airtime Vibe ist gut, täuscht an manchen Stellen aber nicht über den günstigen Preis hinweg, denn der ein oder andere Grat findet sich noch am Kunststoff. Die Ohrpolster sind sehr weich gepolstert, unter dem Bezug wird es aber schnell warm. Auch die Ohrmuscheln bieten ausreichend Platz für die Ohren. Die Gelenke sind innen mit Metall verstärkt, die Kabelführung erfolgt geschützt im Inneren und ist für den Träger nicht sichtbar.

Kritik muss allerdings das Kopfband einstecken, das zwar vergleichsweise groß ausfällt, aber zu wenig elastisch ist, sich kaum verdrehen lässt und einen vergleichsweise hohen Druck erzeugt. Für große, breite Köpfe ist der Airtime Vibe deshalb weniger geeignet, da er sich dann nicht mehr über Stunden angenehm tragen lässt.

Ebenfalls etwas zu eingeschränkt ist der Bewegungsradius der Ohrmuscheln nach hinten. Zwar lassen sich diese um 90 Grad nach vorne drehen, aber nur wenige Grad nach hinten. Legt man den Kopfhörer in den Nacken, kann man die Ohrmuscheln somit nur mit der Innenseite nach außen tragen, aber nicht mit der Innenseite zum Körper zeigend.

Ohrpolster nicht austauschbar

Ob sich die Ohrpolster austauschen lassen und vor allem wie, dokumentiert iFrogz nicht. Im Test ist es nicht gelungen, sie von den Ohrmuscheln zu lösen. Drehen, ziehen und der Versuch, sie abzuhebeln, schlugen fehl.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.