Sony WF-SP800N im Test: Klang, ANC, Latenz und Fazit

 2/2
Frank Hüber
12 Kommentare

Guter Klang mit Druck und Bass

Die WF-SP800N sind zwar nicht Teil der Extra-Bass-Serie von Sony, bieten aber dennoch ein kräftiges Bassfundament, das auch bei niedriger Lautstärke noch sauber ausgespielt wird. Der Bass ist voluminös und differenziert, ohne zu wummern. In diesem Bereich werden die Probanden ihrem Einsatzzweck als Sport-In-Ears gerecht. Anders als bei den WF-XB700 kann bei den WF-SP800N der Bass aber über die App gedrosselt werden.

Obwohl der Bass kräftig und prägnant ist, ist der Klang insgesamt nicht zu basslastig. Die Höhen und Mitten kommen ebenfalls gut zur Geltung, wobei die Höhen selbst bei hoher Lautstärke nicht zu hart werden oder zum Zischen neigen. Auch sie sind differenziert und gehen weniger unter als bei den WF-XB700. Gesang ist durchweg sehr gut verständlich.

Insgesamt sind die WF-SP800 so abgestimmt, dass sie mit jedem Genre gut zurechtkommen und sich bei keiner Musik schlecht anhören.

Die aktive Geräuschunterdrückung hat weder eine positive noch negative Auswirkung auf den Klang. Der Bass wird durch ANC nicht hörbar reduziert, aber auch nicht bewusst hervorgehoben. Klanglich spricht deshalb ebenso wenig dagegen, die WF-SP800N dauerhaft mit aktiviertem ANC zu nutzen.

ANC weniger effektiv als beim Sony WF-1000XM3

Die aktive Geräuschunterdrückung der WF-SP800N kommt nicht an die sehr effektive Eliminierung der Umgebungsgeräusche der WF-1000XM3 heran. Ein tiefes Rauschen wird zwar gefiltert, es bleibt jedoch ein helleres Rauschen zurück. Weißes Rauschen wird kaum gefiltert und dringt deutlich intensiver ans Ohr des Trägers als bei den Apple AirPods Pro (Test) und den Sony WF-1000XM3 (Test). Insgesamt ist der Unterschied zwischen aktiviertem ANC und rein passiver Isolierung zwar zu hören, aber doch gering.

Die Ursache für das insgesamt weniger effektive ANC liegt auch darin, dass die WF-SP800N weniger isolieren als beispielsweise die WF-1000XM3. Durch die Ear-Wings und ihre Form sitzen die Ohrhörer weniger tief im Gehörgang, so dass mehr Außengeräusche an den Ohrhörern vorbei ins Ohr dringen. Diese können von den Kopfhörern nicht ausgelöscht werden.

Die aktive Geräuschunterdrückung führt in leiser Umgebung zu einem sehr leisen, hellen Grundrauschen, das bei genauem Hinhören zwar wahrnehmbar, bei der Musikwiedergabe aber keinesfalls störend ist. Ist die Umgebung sehr leise und hört man etwa Podcasts, wird der beste Klang so jedoch ohne ANC geboten.

Blecherne, gefilterte Telefonie

Bei der Telefonie bieten die WF-SP800N eine insgesamt gute Verständlichkeit, weisen aber eine hörbare Filterung um die gesprochenen Worte des Anrufers auf, der zudem blechern klingt. Hintergrundgeräusche werden so zwar sehr gut eliminiert, natürlich klingt der Anrufer aber nicht. Zudem ist die Stimme des Anrufers heller als in der Realität. Für kurze Anrufe können die WF-SP800N somit genutzt werden, längere Gespräche sind für den Angerufenen aber keine Wohltat.

Normale Latenzen

Die Latenz der Sony WF-SP800N liegt bei den normalen 160 bis 180 ms und ist unter Android und iOS identisch. Ein Low-Latency-Codec wird nicht genutzt, so dass keine kürzere Verzögerung möglich ist.

Latenz zwischen Bild und Ton im Vergleich
In-Ear-Kopfhörer Latenz
Sony WF-SP800N 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
JBL Live 300TWS 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Google Pixel Buds (2. Gen.) 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sony WF-XB700 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Adidas RPD-01 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Skullcandy Sesh Evo 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Skullcandy Indy Fuel 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Mpow M9 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Anker Soundcore Spirit X2 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Anker Soundcore Spirit Dot 2 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Audio-Technica ATH-CK3TW 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, SBC)
iFrogz Airtime Sport 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
JBL Reflect Flow 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
JBL Tune220TWS 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Huawei FreeBuds 3i 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Honor Magic Earbuds 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Anker SoundCore Liberty Air 2 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Sony WF-1000XM3 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sennheiser Momentum True Wireless 2 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Samsung Galaxy Buds+ 160–180 ms (iOS, AAC/Android) / 80 ms (Spielemodus mit Samsung-Smartphone)
Bose SoundSport Free 160–180 ms (iOS, AAC) / 300 ms (Android)
Jabra Elite Active 75t 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Padmate PaMu Slide 160–180 ms (iOS/Android, aptX)
Jabra Elite 75t 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Apple AirPods Pro 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Sennheiser Momentum True Wireless 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
EarFun Free (2. Gen.) 160–180 ms
EarFun Free 160–180 ms
Yobybo Card20 160–180 ms
Apple AirPods (2. Gen.) 160–180 ms
Huawei FreeBuds 3 60–80 ms
Razer Hammerhead 180 ms / Gaming-Mode: 60–80 ms
Creative Outlier Gold 160 ms
Anker Soundcore Liberty 2 Pro 60–80 ms
Cambridge Audio Melomania 1 180 ms
Xiaomi Redmi AirDots 160–180 ms
Jaybird Vista 160 ms
Skullcandy Indy 160–180 ms
Skullcandy Sesh 160–180 ms
TaoTronics SoundLiberty 53 200 ms

Fazit

Akkulaufzeit, Klang und Tragekomfort punkten

Die Sony WF-SP800N überzeugen im Test in den Kategorien Akkulaufzeit, Klang und Tragekomfort. Erstere ist mit und ohne ANC hervorragend und schlägt mit knapp 13,5 Stunden auch die in dieser Disziplin bislang führenden Samsung Galaxy Buds+ (Test). Selbst mit ANC sind knapp 9 Stunden Musikwiedergabe möglich.

Der Klang ist insgesamt gut und enttäuscht weder bei Mitten und Höhen noch beim Bass. Der Bass ist kraftvoll und spielt sich je nach Track gerne etwas in den Vordergrund, was vom Träger in der App von Sony aber problemlos angepasst werden kann. Er agiert dabei jedoch ebenso wie die Höhen und Mitten differenziert, wird auch bei leisen Tönen gut ausgespielt und nicht matschig. Die Sony WF-SP800N überzeugen folglich mit einem Klang, der für jedes Genre gleichermaßen geeignet ist. Sie geben sich bei keinem Genre und auch nicht bei hoher Lautstärke eine Blöße. An die Klarheit und Prägnanz des Klangs der Sony WF-1000XM3 kommen die WF-SP800N aber nicht heran.

Der Tragekomfort sticht mit wenig Druck im Gehörgang bei gleichzeitig festem Halt hervor, was den zusätzlichen Ear-Wings zu verdanken ist. Die Kehrseite dieses sehr angenehmen Sitzes ist jedoch die vergleichsweise geringe passive Isolation der Ohrhörer, was auch dazu führt, dass die aktive Geräuschunterdrückung einen schwereren Stand hat.

ANC wenig effektiv

Die aktive Geräuschunterdrückung (ANC), womit sich Sony bei den WF-1000XM3 einen Namen gemacht hat, kommt nicht an den eigenen Klassenprimus heran, was nicht nur an der anderen Technik liegt, sondern auch auf die geringere Isolierung der Ohrhörer zurückzuführen ist. Ist man als Käufer auf der Suche nach möglichst effektiven ANC-In-Ears, sind die WF-SP800N nicht die beste Wahl. Gleiches gilt für die Telefonie über die Ohrhörer.

Positiv anzumerken ist beim Thema ANC und Transparenzmodus jedoch, dass Sony dem Nutzer eine Anpassung der Intensität über die App ermöglicht – und auf Wunsch auch ein Umschalten zwischen den unterschiedlichen Modi in Abhängigkeit von der Bewegung und dem Standort des Anwenders. Dies bieten nur wenige Hersteller und erlaubt die Wahl eines Modus, der weit weniger Hintergrundrauschen als bei der Konkurrenz wie beispielsweise den JBL Live 300TWS (Test) erzeugt.

Einzelnutzung, anpassbare Steuerung und Auto-Pause

Die Ohrhörer der WF-SP800N können problemlos einzeln genutzt werden und der Wechsel zwischen Mono- und Stereo-Betrieb ist nahtlos. Auch das automatische Pausieren und Fortsetzen der Musikwiedergabe beim Herausnehmen und Einsetzen eines Ohrhörers funktioniert in der Praxis sehr gut. Die Steuerung lässt sich in der App aber nur eingeschränkt anpassen und es lassen sich in keiner Kombination alle Funktionen auf die Touchflächen legen. Der Nutzer muss sich deshalb immer entscheiden, welche Funktionen er für andere opfern möchte.

Sony WF-SP800N
Produktgruppe In-Ear-Kopfhörer, 19.08.2020
  • Klang
    +
  • Verarbeitung
    ++
  • Tragekomfort
    ++
  • Bedienung
    +
  • Guter Klang
  • Sehr lange Akkulaufzeit
  • Sehr angenehmes Tragegefühl mit festem Halt
  • Auto-Pause und Auto-Play
  • Transparenzmodi
  • Schnellladen
  • Einzelnutzung
  • IP55-Zertifizierung
  • ANC wenig effektiv
  • Schlechte Telefonie
  • Keine vollständige Bedienung über Ohrhörer
  • Ausladende Ohrhörer

Die Sony WF-SP800N ordnen sich nicht nur preislich zwischen den WF-XB700 und WF-1000XM3 ein, sondern auch bei ihren Funktionen und der Leistung. Mit IP55-Zertifizierung, sehr gutem Halt und besserem Klang sowie einer Einzelnutzung und der App-Unterstützung sind sie den WF-XB700 deutlich überlegen. Den WF-1000XM3 sind sie hingegen bei ANC und Klang unterlegen, auch wenn sie sie mit IP55 und der langen Akkulaufzeit ausstechen. Im Handel liegen beide Modelle mit rund 190 Euro aufgrund des inzwischen gesunkenen Preises der WF-1000XM3 aber derzeit in etwa gleichauf, weshalb man als Käufer vor allem danach gehen muss, welche Funktionen im Vordergrund stehen und ob die Ohrhörer auch beim Sport getragen werden sollen. Wer auf einige Funktionen und ANC gänzlich verzichten kann, sollte einen Blick auf die günstigeren JBL Live 300TWS (Test) oder Samsung Galaxy Buds+ (Test) werfen.

ComputerBase hat die WF-SP800N leihweise von Sony zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.