JBL Club One im Test: Klang, ANC, Telefonie, Latenz und Fazit

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Frank Hüber
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Klarer, präziser, detaillierter Klang

Der Klang des JBL Club One ist klar, präzise und detailliert. Die Höhen sind klar, weit und angenehm im Klang, da sie nicht zu übermäßiger Härte oder Zischen neigen. Auch wenn sie nicht die schärfsten sind, sind sie beispielsweise besser als beim Sony WH-1000XM3. Einzelne Instrumente werden klanglich sehr gut separiert und verschwimmen nicht. Auch Gesang überzeugt mit sehr guter Verständlichkeit.

Beim Bass geht der JBL Club One etwas zurückhaltender zu Werke als viele Konkurrenten, was den Klang weniger modern, aber nicht schlechter macht. Denn der Bass selbst wird kontrolliert ausgespielt und gerät nicht ins Wummern oder Dröhnen. Dennoch ist der Klang dadurch nicht der gefälligste und eher zurückhaltend. Eine Funktion, um den Bass-Boost wie beim Club 950NC direkt über einen Schalter an den Kopfhörern zu aktivieren, besitzen die Club One nicht.

Vor der namhaften Konkurrenz muss sich JBL mit dem Club One somit aber keinesfalls verstecken. Der Klang ist insgesamt sehr gut und leistet sich in keinem Bereich einen Patzer. Ein Grundrauschen, das diesen Klang zunichte machen würde, weist das Modell ohne ANC nicht auf.

ANC bleibt hinter Marktführern zurück

Beim adaptiven Noise-Cancelling will es JBL mit den Branchenführern Sony und Bose aufnehmen. Die Technologie erfasst bis zu 50.000 Mal pro Sekunde Umgebungsgeräusche und passt das Gegensignal an diese an. Dabei werden auch Schallverluste durch die Bewegung der Haare, der Brille oder des Kopfes in Echtzeit kompensiert, so die Theorie.

In der Praxis weist auch der JBL Club One wie der Club 950NC ein hörbares Grundrauschen auf, das bei leiser Musik, Stille oder Podcasts zu hören ist. Es ist mit dem des 950NC vergleichbar, aber lauter als bei Sonys WH-1000XM4 (Test) und WH-1000XM3 (Test) und Sennheisers Momentum 3 Wireless (Test). Bei lauter Umgebung, in denen ANC eingesetzt werden soll, und während der Musikwiedergabe überwiegt aber erneut der positive Effekt und nicht das Rauschen.

Eine weiße LED an der linken Ohrmuschel gibt zudem optisch Aufschluss darüber, ob das ANC ein- oder ausgeschaltet ist. Wie bereits erwähnt, lässt sich auch nur das ANC einschalten (JBL SilentNow), ohne dass der Kopfhörer selbst per Bluetooth mit einem Smartphone verbunden wird.

Die Geräuschunterdrückung selbst leistet bei monotonen, tiefen Frequenzen eine gute Arbeit. Sie ist aber nicht so effektiv wie das ANC von Sony oder Sennheiser, denn Geräusche werden zwar geschwächt, viele sind aber noch als hellere Geräusche hörbar. Vogelgezwitscher oder Stimmen werden erneut nur wenig gefiltert. Weißes Rauschen, das alle Frequenzen zu gleichen Teilen beinhaltet, wird durch das Aktivieren von ANC deutlich heller.

Im direkten Vergleich zwischen Club One und Club 950NC sind feine Unterschiede beim ANC zu hören. Der Club One lässt weißes Rauschen etwas heller werden, was für ein zusätzliches Unterdrücken tiefer Frequenzen spricht. Bei hellen, abrupten Geräuschen agieren beide Modelle hingegen vergleichbar und filtern diese nur gering. Auch die Effektivität der Filterung von Gewitter mit Donner ist vergleichbar, wobei der Club One erneut ein etwas helleres Klangbild zurücklässt, das leichter mit Musik überdeckt werden kann.

Klanglich hat das Aktivieren des ANCs keinen hörbaren Einfluss auf die Musikwiedergabe des JBL Club One, was nicht bei allen Kopfhörern der Fall ist.

Transparenzmodus: Ambient Aware oder TalkThru

Der über die linke Ohrmuschel steuerbare Transparenzmodus des JBL Club One kann in der App insofern konfiguriert werden, als dass sich der Nutzer wie beschrieben zwischen „Ambient Aware“ und „TalkThru“ entscheiden muss. Bei „Ambient Aware“ wird pauschal die Umgebung an das Ohr weitergeleitet, bei Aktivierung von „TalkThru“ hingegen die Audiowiedergabe in der Lautstärke reduziert und Stimmen hervorgehoben. Letzteres soll somit für Gespräche genutzt werden, ersteres für die allgemeine Wahrnehmung der Umgebung des Trägers.

Auch beim Club One ist das vom Club 950NC bekannte Grundrauschen in beiden Modi vorhanden – bei „TalkThru“ etwas stärker als bei „Ambient Aware“. Da keine Anpassung der Intensität möglich ist, kann der Nutzer dieses Rauschen nicht reduzieren, indem die Verstärkung der Umgebung reduziert wird.

Der Klang der Umgebung bei Nutzung eines Transparenzmodus ist angenehm natürlich, nicht zu hart und nicht zu intensiv verstärkt.

Gute Telefonie mit Filtergeräuschen

Bei der Telefonie zeigt der JBL Club One eine insgesamt gute Verständlichkeit mit einer angenehmen Wiedergabe der Stimme, lässt aber auch deutlich hörbar die Filterung der Umgebungsgeräusche zu Werke gehen, was in einem hörbaren Rauschen um gesprochene Worte resultiert. Die Umgebung in Form von Straßenlärm wird für den Gesprächspartner dadurch aber gut ausgeblendet, Geräusche wie Vogelgezwitscher werden hingegen übertragen.

Die Sprachqualität des JBL Club One ist der des JBL Club 950NC dabei überlegen, da die Stimme weniger dumpf klingt.

JBL Club One – Mikrofonqualität
JBL Club 950NC – Mikrofonqualität
Jabra Evolve2 85 – Mikrofonqualität
Jabra Elite 45h – Mikrofonqualität
Sony WH-1000XM4 – Mikrofonqualität
Sony WH-1000XM3 – Mikrofonqualität
Sony WH-CH710N – Mikrofonqualität
iFrogz Airtime Vibe – Mikrofonqualität
Bowers & Wilkins PX5 – Mikrofonqualität
Montblanc MB 01 – Mikrofonqualität
Beyerdynamic Amiron wireless copper – Mikrofonqualität
Marshall Monitor II A.N.C. – Mikrofonqualität

Latenz im Vergleich

Die Messung der Latenz des JBL Club One erfolgt unter Android und iOS bei der Nutzung des Audio-Codecs AAC. Sie liegt im normalen Bereich von 160 bis 180 ms und wird durch die Aktivierung von ANC oder den beiden Transparenzmodi nicht negativ beeinflusst.

Latenz zwischen Bild und Ton im Vergleich
Kopfhörer Latenz
JBL Club One 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Jabra Evolve2 85 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Jabra Elite 45h 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Sony WH-1000XM4 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS/Android, AAC)
JBL Club 950NC 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sony WH-CH710N 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
iFrogz Airtime Vibe 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sony WH-1000XM3 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Bowers & Wilkins PX5 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Montblanc MB 01 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Sennheiser Momentum 3 Wireless 80 ms (Android, aptX LL) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Marshall Monitor II A.N.C. 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
beyerdynamic amiron wireless copper 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 (iOS, AAC)

Fazit

Sehr guter Klang und sehr gute Verarbeitung

Das Fazit zum JBL Club One entspricht im Grunde dem des JBL Club 950NC (Test). Klanglich sehr überzeugend, etwas anders abgestimmt und insgesamt besser als der Club 950NC, kombiniert auch der Club One dies mit einer hervorragenden Verarbeitung. Beim Design ist der Club One weniger straff als der Club 950NC, wobei die nach innen versetzte Fläche an den Ohrmuscheln optisch nicht zwingend gelungener ist.

Das Konzept des Kopfhörers überzeugt erneut, denn klein zusammengefaltet mit Reise-Etui kann der JBL Club One trotz des vergleichsweise hohen Gewichts überall mit hingenommen werden. Für Reisen werden passende Kabel und Adapter mitgeliefert. Der Anpressdruck ist dem Gewicht entsprechend gut gewählt, die Rasterung des Leder-bespannten Kopfbandes hält zu jeder Zeit sicher und die Metallelemente und Scharniere versprechen eine lange Haltbarkeit. Wenn diese an den Ohrpolstern erschöpft ist, lassen sie sich in Sekundenschnelle auswechseln, da sie magnetisch gehalten werden. Probleme mit verrutschenden Ohrpolstern oder einem zu lockeren Sitz gibt es bei den JBL Club One nicht.

Die Konkurrenz bietet mitunter mehr Funktionen

Die Knöpfe bieten gute Druckpunkte und die Bedienung ist eingängig. Die Akkulaufzeit ist im Alltag mehr als ausreichend und auch auf Reisen geht dem Club One im Flugzeug nicht die Luft aus. Für den Kabelbetrieb ist darauf zu achten, dass JBL auf 2,5 statt 3,5 mm setzt. Je ein Kabel mit und ohne Mikro liegen dem Club One aber bei. Der App hätte JBL mehr Funktionen spendieren können – ebenso wie den beiden Transparenzmodi und dem ANC, die in ihrer Intensität nicht angepasst werden können. Extras wie das automatische Pausieren der Wiedergabe, wenn der Kopfhörer abgenommen wird, stünden dem Flaggschiff zudem gut, um sich vom 950NC weiter abzusetzen.

Das ANC könnte effektiver sein

Das ANC des JBL Club One ist zwar insgesamt gut, die Ankündigung, mit Bose oder Sony zu konkurrieren, kann der Proband in diesem Bereich aber nicht halten. Dafür rauscht das ANC einerseits im direkten Vergleich zu stark und zeigt andererseits zu wenig Wirkung. Denn Sony oder Sennheiser kann die Umgebung weiterhin effektiver ausblenden als JBL. ANC-Kopfhörer wie Sony WH-1000XM4 (Test), WH-1000XM3 (Test), Sennheiser Momentum 3 Wireless (Test) und Bose Noise Cancelling Headphones 700 (Test) werden vom ANC des Club One nicht erreicht.

Dass das ANC auch bei ausgeschaltetem Kopfhörer und rein passiv genutzt werden kann, ist hingegen positiv anzumerken.

Sonys WH-1000XM3 ist eine Alternative

Die unverbindliche Preisempfehlung des JBL Club One liegt bei 349 Euro, im Handel ist der ANC-Over-Ear-Kopfhörer derzeit schon ab 245 Euro erhältlich. JBL führt den Club One derzeit selbst auch für 260 Euro. Besonders gegenüber dem Sony WH-1000XM3, der ab rund 250 Euro erhältlich ist, hat es der JBL Club One dabei im Bereich der Funktionen und des ANCs schwer, wenn dies die wichtigsten Kriterien sind. Klanglich sind beide Kopfhörer unterschiedlich abgestimmt, wobei der JBL Club One neutraler und etwas weniger dynamisch ist, während der WH-1000XM3 den Bass stärker in den Vordergrund rückt. Der JBL Club One ist insgesamt klarer und präziser bei der Wiedergabe.

ComputerBase wurde der Club One leihweise von JBL zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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