Razer Pro Click im Test: Sensorik, Software und Verarbeitung

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Fabian Vecellio del Monego
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Office-Mäuse haben – zumindest im Vergleich zu Gaming-Nagern – meist Defizite bei der Sensorik. Logitech setzt bei der MX Master 3 auf den eigenen Darkfield-Sensor, der seinen Zweck absolut ausreichend erfüllt und in professionellen Anwendungen nicht limitiert. Im Test kritisierte ComputerBase jedoch die niedrige maximale USB-Abfragerate von 125 Hertz, die potentiell stören kann, wenn Nutzer abseits des Büros eine Gaming-Maus verwenden. Razer bietet mit der Pro Click hingegen vorbildlich eine Polling-Rate von 1.000 Hertz – hier gibt es also nichts zu bemängeln.

Ambivalente Sensorik auf hohem Niveau

Gleiches gilt für die Sensorik. Der Hersteller schießt mit Kanonen auf Spatzen und verbaut einen PixArt PMW-3389, also einen erstklassigen Gaming-Sensor, der für Büro-Arbeiten eigentlich völlig überdimensioniert ist. Im Zusammenspiel mit besagter hoher USB-Abfragerate setzt sich die Pro Click folglich hinsichtlich der Präzision weit vor alle anderen derzeit verfügbaren Office-Mäuse und lässt selbst viele Gaming-Modelle hinter sich.

Doch die Wahl ist ein zweischneidiges Schwert: Wie alle modernen und leistungsfähigen Gaming-Sensoren arbeitet auch der PMW-3381 optisch per LED, während die meisten Office-Mäuse auf einen Lasersensor setzen, wie auch Logitechs Darkfield einer ist. Der Vorteil der Laser-Abtastung liegt in den geringeren Ansprüchen an die Oberfläche, auf der die Maus genutzt werden soll. Optische Sensoren arbeiten am besten auf Stoffmauspads, kommen aber auch mit den meisten Holz- und Kunststoff-Oberflächen noch gut zurecht. Problematisch wird es bei hochglanz­polierten Tischen, die der Sensorik potentiell Streiche spielen können. Und eine Verwendung auf Glas ist – im Gegensatz zur MX Master 3 – gänzlich ausgeschlossen.

Hohe Akkulaufzeit und Anschluss-Wermutstropfen

Die Pro Click verfügt über eine sehr hohe Akkulaufzeit. Razer selbst spricht von 400 Stunden, die aber vermutlich für eine Bluetooth-Verbindung oder zumindest eine reduzierte USB-Abfragerate gelten. Im Test wurde die Maus stets mit 2,4-GHz-Funk und 1.000 Hertz verwendet und hielt über mehrere Wochen beinahe alltäglicher Verwendung, ohne auch nur einmal geladen werden zu müssen. Im direkten Duell mit der MX Master 3 unterliegt die Pro Click zwar, der Unterschied ist aber vernachlässigbar: Beide Mäuse halten in der Praxis viele Wochen durch.

Unverständlich ist derweil, wieso Razer bei einer 110 Euro teuren Profimaus im Jahr 2020 einen Micro-USB-Anschluss verbaut – zumal die im Rahmen der Productivity Suite ebenfalls vorgestellte Tastaur Razer Pro Type über einen USB-C-Anschluss verfügt. Wer also beide Produkte besitzt, braucht dennoch zwei Kabel, um sie zu laden. Hinzu kommt, dass die Buchse der Pro Click sehr unzugänglich weit ins Innere der Maus verschoben wurde, sodass die meisten Drittanbieter-Kabel nicht passen. Die MX Master 3 verfügt indes über einen leicht zugänglichen USB-C-Anschluss, was in Anbetracht der immer weitreichenderen Verbreitung des neueren Standards einen klaren Pluspunkt darstellt.

Funktionsreiche Software und enttäuschender interner Speicher

Auch wenn Nutzer der Pro Click zum grundlegenden Betrieb keine Treiber benötigen, kann es sich dennoch lohnen, zusätzliche Software zu installieren. Razer bietet mit Synapse 3 ein eigenes Programm an, um beispielsweise die Sensorauflösung oder Tastenbelegung der Maus nach eigenem Belieben zu konfigurieren.

Die Software bietet sehr viele Möglichkeiten

Synapse 3 bietet dabei die gewohnte Komplexität: Die Maustasten lassen sich in beliebig vielen Profilen völlig frei belegen, auch eine Sekundärbelegung ist stets möglich. Nutzer können dabei über eine große Sammlung vordefinierter Aktionen verfügen oder aber im Makro-Editor eigene Tastenabfolgen aufnehmen und speichern. Auch die Sensoreigenschaften lassen sich über die Software einfach verwalten – so weit also eine erstklassige Umsetzung.

Enttäuschend wird es jedoch, wenn ein erstelltes Profil auf dem internen Speicher der Maus gesichert werden soll. Das ist zwar grundsätzlich möglich, doch zahlreiche vorgegebene oder selbst erstellte Aktionen lassen sich partout nicht autark auf der Pro Click sichern. Dieses leidige Verhalten ist von den meisten Razer-Mäusen unterhalb der 100-Euro-Schwelle bekannt und zwingt Nutzer, zum Erhalt der vollen Funktionalität stets Synapse im Hintergrund laufen zu lassen. Einige hochpreisige Funkmäuse stattete Razer jedoch zuletzt mit einem ordentlichen internen Speicher aus, so etwa die Viper Ultimate (Test), die Basilisk Ultimate (Test), die DeathAdder V2 Pro und die Naga Pro. Allen vier Nagern ist ein UVP jenseits von 150 Euro gemein.

Niemand will eine dauerhaft laufende Maus-Software

Dass Razer eben dieses bei vielen Mausherstellern selbst bei 30-Euro-Mäusen selbstverständliche Feature nun aber auch bei der Pro Click streicht, ist besonders ärgerlich: Viele Arbeitnehmer werden schlichtweg nicht die Möglichkeit haben, am Arbeitsrechner permanent eine sehr breit aufgestellte Gaming-Software laufen zu lassen – zumal Synapse 3 bis zu 700 MB groß sein kann und eine Handvoll im Task-Manager beobachtbarer Hintergrundprozesse mit sich zieht. Zwar leistet sich die MX Master 3 in dieser Hinsicht ebenfalls einige Patzer, da auch ihr Speicher nicht sämtliche Funktionalität sichern kann, aber zumindest bleibt die dazu notwendige Software deutlich unaufälliger.

ComputerBase nahm Razers inkonsistentes Verhalten bezüglich des internen Speichers derweil zum Anlass, direkt beim Hersteller nachzufragen, wieso die Pro Click auf die ordnungsgemäße Auslegung verzichten muss. Eine zufriedenstellende Antwort gab es nicht: Razer selbst kann oder will nicht erklären, wieso die Pro Click derart beschnitten wurde, sieht auf der anderen Seite aber durchaus selbst ein, dass dies klar ein Nachteil ist. Pläne, das zu ändern, scheint es zumindest mittelfristig nicht zu geben.

Keine Patzer bei der Verarbeitung

Bei der Verarbeitungsqualität lassen sich dann wieder positive Worte finden. Die Pro Click entspricht zumindest diesbezüglich ihrem Preis: Die Spaltmaße sind akkurat und temporär eindrücken lässt sich das Gehäuse auch bei erhöhtem Kraftaufwand kaum. Ein Knarzen bleibt bei normaler Verwendung ebenfalls aus, beim Schütteln der Maus ist lediglich ein leises Klappern des Mausrads zu vernehmen. Die beiden gummierten Flanken sind allerdings potentiell anfällig für Abrieb. Dazu kam es im rund fünf Wochen umfassenden Testzeitraum jedoch nicht.