Samsung Galaxy Z Fold 2 im Test: Großer Bildschirm im Praxiseinsatz

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Nicolas La Rocco
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Ungeachtet spezieller Software-Sonderfunktionen, die Samsung für das Galaxy Z Fold 2 in die eigene One-UI-Oberfläche integriert hat, sorgen alleine der Faltvorgang und das große Display bereits für staunende Gesichter. Jeder, dem das Fold 2 im Testzeitraum gezeigt wurde, war auf Anhieb von der technischen Umsetzung begeistert. Als temporärer Besitzer ist es faszinierend zu beobachten, wie andere Personen außerhalb der eigenen Tech-Bubble auf das Smartphone reagieren. Dass es schwerer und zusammengeklappt dicker als normale Smartphones ist, scheint dabei eine untergeordnete Rolle zu spielen, sobald die Faltfunktion das erste Mal ausprobiert wird. Samsung ist es mit dem Fold 2 definitiv gelungen, einen völlig neuen Formfaktor zu schaffen, der für frischen Wind unter immer gleichen Smartphones sorgt. Das Fold 2 ist aktuell definitiv das Smartphone, das bei der Nutzung die Blicke auf sich zieht.

55 Prozent mehr Display als das Note 20 Ultra

Während das vordere Display mit der zweiten Generation des Galaxy Fold nun endlich im Alltag nutzbare Abmessungen aufweist, ist es aber klar der innere Bildschirm, für den das Fold 2 gekauft wird. Einmal aufgeklappt, macht sich zunächst das etwas ungewöhnliche, beinahe quadratische Seitenverhältnis bemerkbar. Im zweiten Schritt wird realisiert, wie viel Fläche mehr für Multimedia und zum Arbeiten zur Verfügung steht. Es wirkt beinahe so, als stünden die Bildschirme von zwei Smartphones zur Verfügung, wenngleich die nutzbare Fläche in der Praxis etwas kleiner ausfällt. Doch mit 182,71 zu 117,66 cm² bietet das Fold 2 beachtliche 55 Prozent mehr Display als ein Galaxy Note 20 Ultra. Wo auf dem Papier 7,6 Zoll des Fold 2 den 6,9 Zoll des Note 20 Ultra gegenüberstehen und nur einen kleinen Unterschied suggerieren, sorgen die völlig unterschiedlichen Formate in der Praxis für ein deutliches Plus zugunsten des Fold 2.

Apps profitieren enorm von der Größe

Aus dem Vollen schöpfen dabei vor allem Android-Anwendungen und Inhalte, die den großen Bildschirm vollständig einnehmen können. Wirklich hervorragend dafür geeignet ist zum Beispiel Google Maps, das jedes einzelne Pixel bedeckt und die Navigation in fremden Städten stark vereinfacht. Das Fold 2 wurde im Testzeitraum bei zwei Städtereisen nach Gent und Brügge verwendet und kam dabei immer wieder erfolgreich als digitale Karte zum Einsatz. Google Maps ist zudem ein Paradebeispiel für „App Continuity“, sodass eine App auf dem äußeren Display gestartet und ohne Unterbrechung oder Ladezeit auf dem inneren Display fortgesetzt werden kann.

Das funktioniert auch im Browser bestens, sei es der von Samsung selbst oder Google Chrome. Der Browser ist eine weitere Vorzeige-App für die Vorteile des Fold 2, da größer auch hier für deutlich besser steht. Wenn eine Website den gesamten Bildschirm einnimmt, kommt das Bediengefühl dem eines kleinen Tablets gefährlich nahe. Das Lesen längerer Artikel ermüdet weniger schnell die Augen und wenn mal etwas am Text korrigiert werden muss, fällt der Zugriff auf das CMS von ComputerBase ebenfalls einfacher aus. Ganze Artikel will man aber auch auf dem Fold 2 nicht schreiben, zu umständlich fällt dafür die Bedienung im CMS nur mittels Touch aus. Längere E-Mails, Textnachrichten und Ähnliches gehen aber spielend von der Hand, zumal Samsungs eigene Tastatur zweigeteilt für beide Daumen dargestellt wird. Auf Googles Gboard tippt es sich ebenfalls gut, doch die Tastatur nimmt mangels Optimierung für das Display zu viel der unteren Fläche mit ihren riesigen Tasten ein.

Streaming mit schwarzen Balken

Multimedia auf dem Fold 2 ist ein zweischneidiges Schwert, da klar zwischen Stand- und Bewegtbild unterschieden werden muss. Fotos sind ein echter Augenschmaus auf dem großen Bildschirm und kommen besser zur Geltung als auf bisher jedem anderen Smartphone. Auch bei diesem Beispiel ist das Erlebnis vergleichbar mit der Nutzung eines Tablets. Bei Videos sieht es etwas anders aus, da das häufig vorliegende 16:9- oder manchmal noch breitere 21:9-Format für größere schwarze Balken sorgt, die dank AMOLED-Technik aber zumindest nicht grau schimmern. Ein 16:9-Video wird auf dem Fold 2 aber dennoch deutlich größer als auf normalen Smartphones dargestellt, da deren zuletzt immer längere 20:9- oder 21:9-Displays wiederum schwarze Balken links und rechts produzieren. Dual-Video, wie es zum Beispiel die App von F1 TV anbietet, nutzt die Display-Fläche mit zwei Ansichten untereinander besser als YouTube, wenngleich es sich dabei mehr um Zufall als Intention der App-Entwickler handelt.

App-Neustart bei Inkompatibilität

Dass eine App nicht für das Fold 2 optimiert wurde, macht sich am häufigsten über Hinweismeldungen oder Neustarts der App beim Wechsel zwischen den Bildschirmen bemerkbar. Manchmal wird eine App auch einfach nur im Fenstermodus ausgeführt. Unterstützt eine App nicht beide Bildschirmformate, muss sie beim erneuten Ausführen auf dem anderen Bildschirm zunächst geschlossen und wieder geöffnet werden. Diese Schritte müssen jedoch nicht manuell ausgeführt werden, sondern lassen sich in einem Rutsch nach Bestätigung des entsprechenden Hinweises erledigen. Ein Beispiel für eine App, die mit dem großen Bildschirm nichts anzufangen weiß, ist Instagram. Die App nutzt nur einen Teil des Displays und stellt daneben große schwarze Balken dar. Die Lufthansa-App hingegen kommt mit dem vorderen Display nicht klar und beansprucht nur einen kleinen Ausschnitt in der Mitte, sodass oben und unten schwarze Bereiche frei bleiben.

Meister des Multitaskings

Das Fold 2 ist mit seinem großen Hauptbildschirm aber nicht nur dafür geeignet, einzelne Apps besonders groß und mit mehr Details darzustellen, sondern ermöglicht auch die parallele Nutzung mehrerer Apps. Genau genommen sind es drei Anwendungen, die mit verschiebbaren Teilern nebeneinander angeordnet werden können, sowie bis zu fünf weitere Apps, die sich als schwebende Fenster ausführen lassen. Insgesamt können somit acht Apps parallel ausgeführt werden, wenngleich dafür selbst der riesige Bildschirm des Fold 2 mindestens eine Nummer zu klein ausfällt.

Geteilte Ansicht mit zusätzlich schwebendem Fenster (bis zu fünf)
Geteilte Ansicht mit zusätzlich schwebendem Fenster (bis zu fünf)

Mit bis zu drei Fenstern, davon ein etwas größeres und zwei im kleineren Format, lässt sich auf dem Fold 2 aber gut zurechtkommen. Für die Organisation der verschiedenen Fenster ist der praktischste Weg das sogenannte Seiten-Panel, das sich über eine Art Lasche am Bildschirmrand mit einer Wischgeste öffnen lässt. Darin lassen sich beliebte Apps ablegen, voller Zugriff auf alle Apps besteht aber ebenfalls. Um eine Anwendung in Fensteranordnung auf dem Display zu platzieren, muss diese einfach aus dem Seiten-Panel gezogen und an gewünschter Stelle des Bildschirms abgelegt werden. Unterstützt eine App die Aufteilung in Fenster nicht, erscheint ein entsprechender Hinweis und der Vorgang lässt sich über eine „X“-Fläche verwerfen. Wird die inkompatible App vorher losgelassen, würde sie ansonsten den gesamten Bildschirm für sich beanspruchen. Die geteilte Anordnung aus bis zu drei Apps lässt sich abspeichern und im Seiten-Panel als „App-Paar“ ablegen, damit diese nicht jedes Mal aufs Neue positioniert werden müssen.

Flex-Modus für Kamera, Duo und YouTube

Die Kamera wiederum ist eine für den Flex-Modus ausgelegte App. Darunter versteht Samsung die Nutzung des Fold 2 mit einem Öffnungswinkel von 75 bis 115 Grad. Das Smartphone wird dabei wie eine Art Mini-Notebook aufgestellt und lässt sich so als Kamera mit „Stativ“ verwenden. In der oberen Display-Hälfte wird die Live-Ansicht des Suchers dargestellt, während in der unteren Hälfte links das letzte Foto angezeigt wird und rechts die Bedienung erfolgt. Zum Flex-Modus ist außerdem Googles Video-Call-App Duo kompatibel. Oben werden die Teilnehmer der Videokonferenz dargestellt, während die untere Bildschirmhälfte alle Bedienelemente aufnimmt. Auch die Videowiedergabe in YouTube lässt sich im Flex-Modus auf beide Bildschirme aufteilen.

Flex-Modus am Beispiel von YouTube
Flex-Modus am Beispiel von YouTube
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