be quiet! Pure Loop 360 im Test: be quiet! überarbeitet sein AiO-Konzept

Thomas Böhm
127 Kommentare
be quiet! Pure Loop 360 im Test: be quiet! überarbeitet sein AiO-Konzept

tl;dr: be quiet! startet mit dem Pure Loop einen zweiten und komplett neuen Anlauf in die Welt der AiO-Wasserkühlungen. Der Pure Loop bietet ein stimmiges Gesamtpaket. Eine verhältnismäßig leise Pumpe erzielt zusammen mit den bekannten Pure-Wings-Lüftern ein ordentliches Kühlvermögen zu einem günstigen Preis.

Im Jahr 2016 ist be quiet! mit dem Silent Loop (Test) erstmals in den Markt für AiO-Kühlungen eingestiegen. In Kooperation mit Alphacool ist damals eine Kompaktwasserkühlung entstanden, die sowohl mit leisen Lüftern als auch mit einer leisen Pumpe aufwarten konnte. Mittlerweile ist der Silent Loop allerdings nicht mehr erhältlich.

Vier Jahre später folgt nun die Ablösung: Der be quiet! Pure Loop steht als neue AiO bereit. Selbige stellt allerdings eine Kehrtwende dar: Es gibt nun einen Radiator aus Aluminium (statt Kupfer wie im Silent Loop) und die Pumpe ist an den Schlauchverbindungen statt auf dem CPU-Kühler. Der Leichtmetall-Radiator ist ein Rückschritt, denn die Materialmischung aus Kupfer im Kühler und Aluminium im Radiator kann langfristig durch Korrosion Probleme verursachen. Aus diesem Grund setzen Custom-Wasserkühlungen ausschließlich auf Kupfer, sowohl bei den Kühlern als auch bei den Radiatoren. Bei AiO-Wasserkühlungen ist hingegen der galvanisch suboptimale Mix aus Kupfer und Aluminium an der Tagesordnung.

be quiet! Pure Loop 360
be quiet! Pure Loop 360

be quiet! macht die Produkteinstufung über den Namen deutlich: Bei Lüftern unterscheidet der Hersteller Einsteiger- (Pure Wings), Mittelklasse- (Shadow Wings) und Premium-Lüfter (Silent Wings). Übertragen auf die AiO-Kühlungen würde das ebenfalls einem Rückschritt vom Silent Loop zum Pure Loop bedeuten. Allerdings waren beide Modelle nie zeitgleich auf dem Markt. Zudem waren und sind sowohl auf dem Silent Loop als auch auf dem neuen Pure Loop Lüfter aus der Pure-Wings-Reihe verbaut. Ob nun nachträglich ein AiO-Update nach oben hin erscheinen soll oder die Bezeichnung an die als Radiatorlüfter verbaute Lüfterserie angeglichen wurde, bleibt vorerst ungeklärt. Dafür wird geklärt, wie sich der be quiet! Pure Loop im ComputerBase-Test schlägt.

be quiet! Pure Loop (360)
Radiator (L × B × H): 397 × 120 × 52 mm
Radiator-Material:
Anschlüsse: geschlossenes System
Schlauchlänge: 400 mm
Ausgleichsbehälter: ?
Drehzahl Pumpe: 5.500 U/min
Lebensdauer Pumpe (MTBF): ?
Anschluss Pumpe: 3-Pin
Position Pumpe: in Schlauch integriert
Verbrauch Pumpe: ?
Lüfter: 3 × 120 × 120 × 25 mm
Kugellager
? – 2.000 U/min
? – 111,3 m³/h
? – 2,2 mm H₂O
? – 36,9 dBA
4-Pin-PWM
Lüftersteuerung: Software-Konfiguration
Kompatibilität: AMD: Sockel AM4/AM3(+)/AM2(+)
Intel: LGA 2011(-3)/2066/115x/1200
Preis: ab 121 €

be quiet! Pure Loop 360 im Detail

Der be quiet! Pure Loop setzt sich vom klassischen Design des Herstellers ab, indem er eine silberne Kühlerabdeckung präsentiert. Üblicherweise setzt be quiet! großzügig die Farbe Schwarz ein. Ausnahmen sind eher im Budgetsegment des Unternehmens zu finden, wo auf eine Beschichtung von Aluminium verzichtet wird. Radiator und Schläuche sind dafür in Schwarz gehalten. In einem der beiden knapp 40 cm langen Schläuche ist die Pumpe integriert. Über den zweiten Schlauch ist das Pumpengehäuse nur als lose Manschette gelegt, um ein Verdrehen der Pumpe zu verhindern. Dieser Aufbau ähnelt stark der Raijintek Orcus (Test).

Sowohl die Pumpe am Schlauch als auch die LED-Beleuchtung des Kühlers verfügen über einen 3-Pin-Lüfterstecker. Sie sollen aber nicht vom Mainboard, sondern nur über einen der AiO beigelegten SATA-Stromadapter mit Spannung versorgt werden: Der Hersteller verbietet ausdrücklich das Drosseln der Betriebsspannung der Pumpe. Ein unpraktischer Nebeneffekt dieser Stromversorgung für die Pumpe ist, dass sie kein Tachosignal ausgibt. Der Nutzer kann also keine Drehzahl der Pumpe auslesen und damit beispielsweise einen Mainboard-Alarm im Fall eines Ausfalls auslösen lassen.

Am Radiator der AiO befindet sich eine Schraube, die zum Nachfüllen dient. Sollte sich im Laufe der Zeit durch Verdunstung eine größere Luftmenge im Kreislauf bilden, kann so unangenehmen Geräuschen (Luft in der Pumpenmechanik) und Pumpenverschleiß (mangelnde Schmierung durch Luft in der Pumpe) vorgebeugt werden. Der CPU-Kühler des Pure Loop besteht aus vernickeltem Kupfer. Die Verarbeitung der AiO ist gelungen, es gibt weder verbogene Lamellen beim Radiator noch Mängel beim CPU-Kühler.

Serienlüfter und Lieferumfang

Die Serienlüfter des Pure Loop stammen aus der Serie Pure Wings 2. Die PWM-fähigen 120-mm-Axiallüfter drehen im Testsystem mit maximal 1.750 U/min. Das ist etwas langsamer als die offiziellen 2.000 U/min, reicht aber immer noch völlig aus: Wenn der Firmenname Programm sein soll, sollte die Drehzahl ohnehin nicht ausgereizt werden. Das Drehzahlintervall beginnt bei knapp unter 600 U/min. Das ist für einen 120-mm-Lüfter ziemlich viel, doch immerin stören dabei keine Nebengeräusche, sodass die AiO bezogen auf ihre Serienventilatoren für leise Systeme tauglich ist.

Beim Lieferumfang ist be quiet! großzügig. Neben dem notwendigen Zubehör zur Montage gibt es als Zugabe drei Kabelbinder, um Kabelsalat zu unterbinden, und eine Flasche mit Flüssigkeit zum Nachfüllen des Kreislaufs. Für die drei Ventilatoren ist eine 3-fach-Weiche dabei, um alle drei Lüfter über einen Mainboard-Lüfteranschluss zu steuern.

Montage im Testsystem

Der Pure Loop passt auf sämtliche aktuellen Sockel, bis auf die übliche Ausnahme in Form von AMD Threadripper auf dem großen TR4. Für Intel-Mainboards liegt eine Backplate bei. Bei AMD-Platinen wird auf die Backplate des Mainboards gesetzt. Auf dem AM4-Testsystem werden daher zwei Haltebügel aus Metall mit der Mainboard-Backplate verschraubt, bevor der CPU-Kühler aufgesetzt wird. Die finalen Schrauben zur Befestigung sind am Kühler vorinstalliert, sodass die Montage leicht von der Hand geht. Der Radiator wandert in den Deckel des Testsystems.

Kompatibilitätseinschränkungen sind nicht zu befürchten, sofern das Gehäuse groß genug für den knapp 40 cm langen Radiator ist. Die LED-Beleuchtung des Pure Loop ist ebenso ungewöhnlich für be quiet! wie für AiOs generell: Während be quiet! bisher nur unbeleuchtete Kühler im Sortiment hatte, ist der Pure Loop mit seiner weißen Kühlerbeleuchtung für den Hersteller ein Novum. Im Vergleich zu anderen AiOs ist das allerdings bemerkenswert konservativ, denn heutzutage kommt fast immer bunte RGB-Beleuchtung zum Einsatz.