Huawei Eyewear II im Test: Klang, Telefonie und Fazit

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Frank Hüber
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Der Klang der Audio-Sonnenbrille

Je eine Treibereinheit im rechten und linken Bügel, die auf das Ohr gerichtet sind, ist für den Klang zuständig, wobei kein Körperschall zum Einsatz kommt, sondern normale Lautsprecher. Im Alltag fallen sie tatsächlich kaum auf, der Bügel ist an dieser Stelle aber am dicksten.

Der Klang überrascht dabei zunächst positiv, denn er geht über die Eignung für Fahrstuhlmusik dann doch hinaus. Was dem Klang aber bei jeder Lautstärke fehlt, sind Kraft und Druck. Dreht man die Lautstärke auf, wird der Klang hell und verzerrt leicht, bevor er Kraft entfalten kann. Der Bass in St. Jude von Florence + The Machine wird nicht nur bei niedriger Lautstärke nicht ausgespielt, sondern selbst bei hoher Lautstärke ist von ihm gar nichts zu hören.

Die Mitten sind hingegen gut umgesetzt und stimmig, die Höhen, denen kein Bass entgegensteht, aber viel zu präsent. Bis zu einer Lautstärke von 80 Prozent ist das Klangbild der Höhen dabei in Ordnung, darüber verzerren sie.

Durch die indirekte Beschallung des Ohres wird die Huawei Eyewear II auch nie richtig laut. Herkömmliche In-Ear-Kopfhörer erreichen einen deutlich höheren Schalldruckpegel. Vorteilhaft ist, dass man durch die indirekte Beschallung seine Umgebung bei der Musikwiedergabe über die Audio-Sonnenbrille weiterhin vollständig wahrnimmt.

Insgesamt reicht der Klang der Huawei Eyewear II aber nur für gelegentliche Musikberieselung. Wer Musik des Musikhörens wegen hören möchte, sollte zu richtigen Kopfhörern greifen.

Musik und Telefonate für jedermann

Abseits vom Klang selbst muss aber gesagt werden, dass sich mit der Huawei X Gentle Monster Eyewear II nicht rücksichtsvoll Musik hören lässt. Mitmenschen nehmen die Musik deutlich wahr, Telefonate können von Personen in näherer Umgebung zudem problemlos mitgehört werden. Wer Bluetooth-Lautsprecher in der Öffentlichkeit verteufelt, wird auch mit der Eyewear II von Huawei nicht warm.

Die Sprachqualität über die Huawei Eyewear II ist hingegen überraschend gut, weist mitunter nur ein leichtes Echo auf. Umgebungsgeräusche werden stark gefiltert und sind beim Anrufer abseits etwas Vogelgezwitscher nicht zu hören.

Huawei X Gentle Monster Eyewear II – Mikrofonqualität

Fazit

Die getestete Huawei X Gentle Monster Eyewear II Myma kostet derzeit mindestens 329 Euro. Am günstigsten ist sie bei Amazon erhältlich*. Gute Sonnenbrillen bekannter Hersteller sind häufig, wenn überhaupt, nicht deutlich günstiger. Die unverbindliche Preisempfehlung der neuen Modelle der Bose Frames, ebenfalls eine Sonnenbrille mit Kopfhörer, liegt aber bei nur 280 Euro und im Handel ist das alte Modell schon für nur noch 120 Euro erhältlich.

Dennoch ist der Mix aus Kopfhörer und Sonnenbrille bei der Huawei Eyewear II nur in sehr wenigen Fällen im Vergleich zu zwei getrennten Geräten eine gute Wahl. Denn dem Design der Myma sieht man die verbaute Technik an den Bügeln an. Wer ohnehin auf markante, breite Gestelle Wert legt, für den ist dies allerdings kein Kritikpunkt. Dafür vielleicht der Klang, denn mit In-Ear-, On-Ear- oder Over-Ear-Kopfhörern kann dieser nicht mithalten. In dieser Hinsicht müssen durch die indirekte Beschallung und die kleine Bauweise deutliche Abstriche hingenommen werden. Für mehr als eine musikalische Berieselung nebenbei, bei der die Musik und ihr Klang nicht im Vordergrund stehen, reicht es nicht. Zudem hört die Umgebung immer mit.

Wenig smart ist auch die Umsetzung des Lade-Etuis. Wird die Eyewear II selbst zwar drahtlos im Etui geladen, muss dieses hierfür wiederum per Kabel angeschlossen sein, da es keinen eigenen Akku besitzt. Unterwegs dient es somit auch nicht für mehr als zur Aufbewahrung der Sonnenbrille, muss also nicht unbedingt mitgeführt werden.

Funktionen wie das automatische Pausieren und Fortsetzen der Musik, wenn die Brille abgesetzt und wieder aufgesetzt wird, sind ebenso wie die Steuerung, wenn man sich an die Wischgesten gewöhnt hat, gut umgesetzt. Dass all diese Technik weitgehend versteckt in einer Brille untergebracht werden kann, ist zwar nicht neu, aber auch 2021 noch bemerkenswert. Gänzlich ohne Auswirkungen auf das Design ist die Technik in den Huawei X Gentle Monster Eyewear II Smart Glasses aber wie beschrieben nicht. Das Design mit schwarzem Hochglanz-Kunststoff, breitem Nasensteg und breiten Rahmen ist jedoch ohnehin nicht jedermanns Geschmack. Das bündige Abschließen der Brillengläser mit dem Gestell an der Vorderseite ist allerdings sehr gut gelöst. Der Sitz ist insgesamt gut und angenehm, auch wenn das Gewicht aufgrund der Technik etwas höher ausfällt als bei normalen Sonnenbrillen.

Für kalte, sonnige Wintertage ist die Huawei X Gentle Monster Eyewear II mit einem Temperaturbereich für die Nutzung zwischen 0 und 35° C offiziell allerdings ebenso wenig geeignet wie für sehr heiße Sommertage. Der Hersteller gibt zudem an, dass die Bügel der Brille trocken gehalten werden sollten, ein Schutz gegen Staub und Wasser nach IP54 ist aber gegeben. Auch wenn die Sonnenbrille gegen Staub geschützt ist, überzeugt das Spaltmaß an den Bügeln nicht, denn der Spalt ist so groß, dass sich hier schon nach kurzer Zeit Dreck sammelt.

ComputerBase hat die Eyewear II leihweise von Huawei zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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