Corsair Sabre RGB Pro im Test: Sensorik, Software und Verarbeitung

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Fabian Vecellio del Monego
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Die Sensorik stellt in der Praxis die einzige Disziplin dar, in der Nutzer aus einer von 1.000 auf 8.000 Hertz gesteigerten USB-Abfragerate Vorteile ziehen können – aber auch nur, sofern die Rahmenbedingungen optimal sind, wie im entsprechenden Kapitel des Tests der Viper 8KHz nachzulesen ist. Auch die Lektüre des nachfolgenden Abschnitts zu den Kinderkrankheiten der neuen Technik sei angeraten. Kurzum: 8.000 Hertz vermögen es durchaus, eine in Relation zu gängigen Gaming-Mäusen geschmeidigere, direktere und flüssiger wirkende Sensorik zu bieten, sofern die Umsetzung ordentlich ausfällt und vorhandene Hardware wie Software mitspielen. Ob Corsair dies gelingt, soll nachfolgend geklärt werden.

Gute Sensorik mit 8.000-Hertz-Bonus

Wie auch bei Razers Viper geht die hohe Datenrate mit besonderen Anforderungen an den internen Mikrocontroller der Maus und darüber hinaus an den PC einher. Corsair begegnet dem einerseits mit einem leistungsfähigeren SoC in der Sabre RGB Pro, der Teil der vollständig überarbeiteten, „Axon“ genannten internen Technik der Maus ist, und andererseits – wie Razer – mit Systemanforderungen. Konkret empfiehlt der Hersteller, die Sabre nur dann mit einer Polling-Rate von 8.000 Hertz zu verwenden, wenn im eigenen Rechner mindestens ein AMD Ryzen 7 der zweiten Generation oder ein Intel Core i7 der neunten Generation verbaut ist. Für 4.000 Hertz sinken die Empfehlungen auf einen Ryzen 5 respektive einen Core i5 derselben Generationen.

Darüber hinaus merkt Corsair an, dass die Sabre RGB Pro direkt an einen USB-Port des Mainboards und dieser Port wiederum direkt an den entsprechenden Chipsatz respektive die CPU angeschlossen sein sollte. Wie bei der Viper 8KHz gilt, dass USB-Hubs zumeist ungeeignet sind und die potentiellen Vorteile der hohen Abfragerate im Sande verlaufen, wenn die Maus nicht ohne Umwege an den Prozessor senden kann. Da überdies beide Hersteller für die in beiden Fällen „HyperPolling“ genannte Technologie auf den Hi-Speed-Modus des USB-2.0-Protokolls setzen, wird deutlich, dass auch USB-1.0-Anschlüsse keine Option darstellen.

Bewährte PixArt-Sensorik als Basis

Das Fundament guter Sensorik wird derweil nach wie vor durch den eigentlichen Sensor gelegt. Corsair verbaut in beiden Sabre-Mäusen den der Nomenklatur nach neuen PMW-3392 von PixArt. Spezifikationen und Namen nach zu urteilen handelt es sich um eine leichte Abwandlung des PMW-3391, der wiederum Corsairs Adaption des PMW-3389 darstellt. Letzterer ist derweil ein vor einigen Jahren erschienenes hochauflösenderes Derivat des populären – und nach wie vor guten – PMW-3360.

PixArt PMW-3331 PixArt PMW-3360 PixArt PMW-3392 PixArt PMW-3399 Logitech Hero 25K
Sensorik Optisch
Auflösung 100–8.500 cpi 200–12.000 cpi 100–16.000 cpi 100–20.000 cpi 100–25.400 cpi
Geschwindigkeit 7,6 m/s 6,3 m/s 11,4 m/s 16,5 m/s 10,2 m/s
Beschleunigung 343 m/s² 490 m/s² > 392 m/s²
Lift-off-Distance ~ 2,8 mm ~ 1,2 mm ~ 1,5 mm ~ 1 mm

Was bedeutet das in der Praxis? Nun, ganz einfach: Der Sensor arbeitet beim gewöhnlichen Betrieb mit 1.000 Hertz erwartungsgemäß gut – niedrigere USB-Abfragen sind möglich, im Jahr 2021 allerdings nicht mehr empfehlenswert oder sinnvoll. In technischen Tests reicht die Kohärenz der einzelen Messpunkte des PMW-3392 zwar nicht ganz an den synchronisierten Datenstrom eines PMW-3399 heran und die maximale Sensorauflösung bleibt hinter der des Logitech Hero zurück, relevant ist das im Rahmen menschlicher Wahrnehmung jedoch nahezu nie. Positiv hervorzuheben ist indes die mit rund 1,2 mm vorbildlich niedrige minimale Lift-off-Distance.

Beim gezeigten xCounts-Diagramm der Sabre RGB Pro stechen jedoch sporadische Aussetzer im Datenstrom ins Auge, die in dieser Form während der Messungen stark vereinzelt, aber nicht reproduzierbar auftraten: Der ausgewählte Graph stellt das Worst-Case-Szenario aller Messungen dar, ist dabei aber immer noch gut. Die gezeigte Kurve entsteht, wenn mit der Maus kreisförmige Bewegungen mit sukzessiv steigender Geschwindigkeit und ebenso steigendem Radius vollführt werden. Im Idealfall sollten die gemessenen Bewegungsvektoren – in diesem Fall die Counts der x-Achse – eine divergierende Sinusfunktion darstellen.

Der Blick auf die x-Achse des Diagramms offenbart derweil, dass besagte Aussetzer durchaus eine Dauer im zweistelligen Millisekundenbreich aufweisen können und folglich potentiell spürbar sind. In der praktischen Anwendung in Spielen fiel das Problem allerdings nicht auf. Das kann einerseits daran liegen, dass die Patzer abseits der ins Extreme gehenden Beschleunigung während der technischen Tests schlichtweg nicht auftreten. Andererseits könnte es darin begründet sein, dass sich die Sabre dadurch nicht aus der Ruhe bringen lässt – sie arbeitet nach einem Aussetzer genau da weiter, wo sie aufgehört hat. Gravierend ist die Erkenntnis insofern nicht, wenngleich Razers und auch Glorious' Konkurrentinnen sauberer arbeiten.

Der Wechsel auf 8.000 Hertz

Es bleibt nun die Frage, ob diese für kompetitive Shooter durchaus brauchbare Sensorik auch beim Wechsel zu höheren USB-Abfrageraten bestehen bleibt. Die Sabre-Mäuse bieten wahlweise 2.000, 4.000 und 8.000 Hertz als Option, wobei die berechneten Latenzen von 1 ms bei 1.000 Hertz auf 500, 250 und 125 µs fallen. Direkt vorwegzunehmen ist dabei, dass die Frequenzen dank des Hi-Speed-Modus tatsächlich nativ anliegen und Corsair nicht erneut auf eine Trickserei mit zwei USB-Endpunkten setzt, um Polling-Raten abseits der 1.000 Hertz anzubieten. Das war bei der Dark Core RGB SE (Test) der Fall, ging allerdings aufgrund diverser Synchronisations­probleme mit mehr Nachteilen als Vorteilen einher. Die Sabre RGB Pro stellt in dieser Hinsicht also bereits theoretisch eine maßgebliche Verbesserung dar. Doch wie sieht es nun in der Praxis aus?

Während der Betrieb mit 2.000 Hertz keine weiteren Details offenbart – die Messungen geben exakt das gleiche Bild wieder, das bereits im 1.000-Hertz-Modus gezeichnet wurde –, gestalten sich Vergleiche zwischen dem 4.000- und dem 8.000-Hertz-Betrieb der Sabre RGB Pro und der Viper 8KHz interessant. So fällt auf, dass Corsairs Maus bei 4.000 Hertz plötzlich mit in zwei Linien ausreißenden Messpunkten zu kämpfen hat, während Razers Eingabegerät noch die gleiche mustergültige Sensorik an den Tag legt, die schon bei 1.000 Hertz zu beobachten war. Umgedreht verhält es sich bei der maximalen Abfragerate: Bei 8.000 Hertz wird die Kurve der Sabre plötzlich überraschend glatt, während das Diagramm der Viper zwei Häufungslininen offenbart.

Auch Corsair bietet 8.000 Hertz nicht kompromisslos

Die Interpretation dieser Erkenntnisse gestaltet sich dabei schwierig. Das Verhalten der Viper 8KHz ist bereits aus dem Test des Eingabegerätes bekannt, doch auch auf erneute Nachfrage seitens ComputerBase wollte Razer nicht weiter auf die Thematik eingehen. Es ist zu mutmaßen, dass die exklusiv durch den PMW-3399 gebotene Synchronisierung der Sensor-Framerate mit mausinterner Datenverarbeitung und USB-Abfragerate bei 8.000 Hertz nicht mehr greift, weil der Rechenaufwand zu hoch ausfällt. Dementsprechend stellt sich die Frage, wieso die Messdaten der Sabre RGB Pro erst bei der aufwändig hohen Frequenz glatt werden.

Einen ersten Anhaltspunkt stellen dabei die konkreten Messungen der real anliegenden Abfrageraten dar. Während die Viper 8KHz im 8.000-Hertz-Modus bei hinreichend hoher Beschleunigung respektive Geschwindigkeit durchaus in Frequenzen jenseits der 7.000 Hertz vorstößt und diese auch hält, kam die Sabre RGB Pro bei gleicher Konfiguration selten auf derart hohe Werte. Stattdessen bewegt sich die gemessene Polling-Rate fluktuativ im Bereich von 5.000 bis 6.000 Hertz, wobei die einzelnen Intervalle deutlich weniger stetig ausfallen als bei Razers Maus. Ob dies an der potentiell niedrigeren Framerate des Sensors, nicht ausreichender Rechenleistung des Mikrocontrollers, einem höheren Fokus auf Energieeffizienz oder aber schlichtweg einer Anomalie in Kombination mit dem verwendeten Testsystem liegt, bleibt an dieser Stelle offen – denkbar sind alle vier Szenarien.

Ausgeschlossen werden kann derweil, dass die Anzahl der Messpunkte zu gering ist. So zeigte sich im Test der Viper 8KHz, dass eine hohe USB-Abfragerate größere Vorteile mit sich bringt beziehungsweise eben solche überhaupt erst bieten kann, wenn die Sensorauflösung unüblich hoch gewählt wird. Bereits 1.600 cpi stellen für Shooter – zumindest abseits der UHD-Auflösung – eine verhältnismäßig empfindliche Konfiguration dar, doch reicht der entstehende Datenstrom bei realistisch schnellen Bewegungen oftmals nicht aus, um tatsächlich 8.000 Datenpakete pro Sekunde zu schnüren. Der exemplarische Wechsel auf 6.400 cpi half der Viper in diesem Kontext und auch die Sabre profitiert hinsichtlich der Kohärenz der Messpunkte sichtlich, die anliegende Frequenz steigt aber nicht.

Es ist folglich durchaus denkbar, dass Corsair sich – zumindest bei 8.000 Hertz – einer Glättung der Messdaten bedient. Die in Relation zur Viper 8KHz niedrigere und inkonsistentere USB-Abfragerate sollte die gemessenen Bewegungsvektoren nämlich eigentlich nicht hergeben, zumal bereits die Leistung bei 1.000 Hertz hinter Razers Maus bleibt. Aber: In der Praxis ist das nahezu nicht relevant, da der zu beobachtende Zeitvorsprung der Viper 8KHz selten über 200 µs hinausgeht und die Schwankungen der Polling-Rate ohnehin mehr oder minder im Bereich der Messungenauigkeiten liegen.

8.000 Hertz entscheiden erst bei übriger Perfektion

Ohnehin gilt, dass der Vorteil solch hoher USB-Abfrageraten in erster Linie in der deutlich höheren Anzahl an Messpunkten und einer daraus ableitbaren geschmeidigeren Mauszeigerbewegung resultiert; die verringerte Latenz spielt im Bereich unterhalb einer Millisekunde eine untergeordnete Rolle. An dieser Stelle darf überdies nicht der Hinweis fehlen, dass entsprechende Nuancen überhaupt erst verlässlich wahrgenommen werden können, wenn Spieler einerseits über ein High-End-System und andererseits über einen Gaming-Monitor mit mindestens 144 Hertz sowie niedriger Reaktionszeit verfügen. Erst unter perfekten Rahmenbedingungen bieten USB-Abfrageraten jenseits der 1.000 Hertz hinreichende Vorteile.

Und selbst dann darf nicht davon ausgegangen werden, dass die eigenen Leistungen steigen – eine höhere Polling-Rate sorgt in der Praxis der allermeisten Spieler lediglich für eine ansprechendere Steuerung. In Spielen bieten die beiden Mäuse daher eine im Rahmen menschlicher Wahrnehmung als gleichwertig zu betrachtende Sensorik. Im Zweifel bleibt Razers Lösung aber technisch erhaben.

Corsairs iCUE-Software

Auch wenn Nutzer der Sabre RGB Pro keine zusätzliche Software benötigen, kann es sich lohnen, Corsair iCUE zu installieren. Für die beiden neuen Corsair-Mäuse wird dabei mindestens Version 4.9 vorausgesetzt. Das Programm erlaubt es Anwendern, die Eingabegeräte nach eigenem Belieben zu konfigurieren.

Die Software bietet neben der obligatorischen Möglichkeit, Auflösung, Abtastrate und Tastenbelegung der Maus nach eigenen Wünschen anzupassen, auch die Option, individuelle Makro-Abfolgen aufzunehmen. Dank einer optionalen Zweitbelegung jeder Taste lässt sich die Anzahl der möglichen Makros in der Theorie erneut steigern. Dabei wird allerdings auf eine Umschaltfunktion, wie sie beispielsweise Logitech, Razer und Roccat bieten, verzichtet: Beim Klick auf die entsprechende Taste wird die erste zugewiesene Aktion ausgeführt, beim Loslassen derselben die zweite Aktion. Die praktische Anwendbarkeit der Zweitbelegung ist demnach stark eingeschränkt.

Äußerst umfassend fallen die Möglichkeiten zur individuellen Beleuchtung des Eingabegerätes aus: Anwender können aus einer Vielzahl an vordefinierten Modi wählen, darunter „Statisch“, „Atmend“, „Regenbogen“, „Regenbogenwelle“, „Spiralregenbogen“, „Regen“ und „Reaktiv“. Darüber hinaus lässt sich die Temperatur von Prozessor, Mainboard oder Grafikkarte farblich visualisieren. Den ausgewählten Effekten werden anschließend Zonen zugewiesen, des Weiteren lässt sich ihre Priorität in einer Liste festlegen. Außerdem erlaubt iCUE eine Kalibrierung der Maus für das eigene Mauspad – im Fall von drei getesteten Mikrofaser-Exemplaren ergaben sich dabei aber keine relevanten Unterschiede.

Standardmäßig lädt iCUE im Zuge des Windows-Starts und wird beim Schließen in die Taskleiste minimiert, was sich allerdings beides deaktivieren lässt. Ohne im Hintergrund laufende Software sinkt die Funktionalität der Maus jedoch deutlich: Auf dem ohnehin nur ein Profil fassenden internen Speicher lassen sich lediglich die Sensorik­parameter und einige Beleuchtungs­einstellungen sichern.

Verarbeitung ohne Beanstandungen

Mit einem bloßen, überwiegend matten Hartplastik-Chassis ohne gummierte Elemente ist die Sabre RGB Pro in der Theorie widerstandsfähig. Und auch in der Praxis hinterlässt die neue Corsair-Maus einen positiven Ersteindruck: Die Spaltmaße sind akkurat, das Gehäuse lässt sich an keiner Stelle auch nur temporär eindellen – wenngleich hoher Druck mit einem leichten Knarzen einhergeht – und beim Schütteln des Nagers ist abseits des Mausrads kein Klappern zu vernehmen. Es gilt allerdings wie immer, dass glänzende Oberflächen stets mit einer höheren Anfälligkeit für Kratzer einhergehen.

Ein Vorteil der Sabre RGB Pro ist derweil, dass sie ihr recht geringes Gewicht ohne gelochte Oberflächenstruktur erreicht, womit sie Pluspunkte gegenüber einer ganzen Reihe leichtgewichtiger Shooter-Mäuse sammelt – darunter auch die Glorious Model D. Zwar sind solche Löcher in der Regel kein akutes Problem und führen auch nicht zwangsläufig zu Defekten durch Verunreinigungen, wohl lässt sich eine geschlossene Maus aber leichter sauber halten.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.