JBL Tour One im Test: Klang, ANC, Transparenz, Telefonie, Latenz und Fazit

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Frank Hüber
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Klang des JBL Tour One

Die klanglichen Unterschiede zwischen dem JBL Tour One und dem JBL Club One sind gering. Der Tour One weist insbesondere etwas weichere Höhen als der Club One auf, die aber trotzdem detailliert ausgespielt werden. Bei maximaler Lautstärke fangen die Höhen jedoch leicht an zu zischen, weshalb man etwas unter der höchsten Lautstärke bleiben sollte.

Auch der JBL Tour One ist dabei kein Kopfhörer, der durch übertriebenen Bass klangliche Schwächen überdecken möchte, sondern bietet einen guten, klaren Bass, der sich nicht in den Vordergrund spielt und die Mitten und Höhen nicht überdeckt. Der JBL Tour One ist für alle Musikrichtungen sehr gut ausbalanciert.

Die Gitarren in Scott Street von Phoebe Bridgers und in Your Power von Billie Eilish sind für den Tour One kein Problem und verkommen nicht zu einem Geschrammel. Gleiches gilt für den Bass in Angel von Massive Attack und Vossi Bop von Stormzy, an dem schon einige Kopfhörer gescheitert sind. Die Treiber der JBL Tour One können ihn präzise ausspielen, ohne dass er verwaschen klingt oder gar zu Brei verkommt. Die Tiefbass-Ausspielung bei sehr leiser Wiedergabe in St Jude von Florence + The Machine ist in Ordnung und weder besonders positiv noch negativ hervorzuheben.

Bis auf diese kleinen Kritikpunkte bei maximaler Lautstärke und bei sehr leiser Wiedergabe überzeugt der JBL Tour One mit einem sehr guten Klang.

Zwei ANC-Modi mit deutlichem Unterschied

Zwischen den beiden ANC-Modi „Echtes adaptives NC“ und „Alltäglicher Modus“ ist ein deutlicher Unterschied zu hören, denn das adaptive ANC filtert deutlich besser und mehr Frequenzen als der „Alltägliche Modus“. Bei weißem Rauschen, bei dem alle Frequenzen gleichermaßen vertreten sind, filtert das adaptive NC mittlerer Frequenzen viel besser und hinterlässt ein leiseres Rauschen als der klassische Ansatz, der vor allem tiefe Frequenzen versucht zu eliminieren.

Auch wenn die passive Isolierung des JBL Tour One hoch ist, ist durch das Aktivieren des ANCs sofort ein deutlicher Unterschied hörbar. Bei absoluter Stille kann man ein leichtes Grundrauschen durch die Aktivierung des ANCs hören, im Alltag, bei der Musikwiedergabe oder bei Umgebungsgeräuschen fällt es jedoch nicht ins Gewicht. Es ist zudem deutlich leiser als beim JBL Club One.

Das ANC selbst filtert vor allem tiefe Frequenzen sehr gut und auch besser als die hausinterne Konkurrenz in Form des Club One. Bei der Unterdrückung der Umgebung bietet der Tour One das bessere ANC und geht effektiver zu Werke. Die Apple AirPods Max filtern aber beispielsweise Straßengeräusche etwas besser, da sie bei den mittleren und hohen Frequenzen mehr eliminieren können, was sich bei weißem Rauschen noch stärker bemerkbar macht, da es unter den AirPods Max dumpfer und leiser ist als unter dem Tour One. Das ANC des JBL Tour One liefert somit sehr gute Ergebnisse, gehört aber nicht zu den allerbesten Lösungen etwa in Form des Sonys WH-1000XM4 (Test) oder der Apple AirPods Max (Test) auf dem Markt.

Klanglich hat das Aktivieren des ANCs keinen hörbaren Einfluss auf die Musikwiedergabe des JBL Tour One, was nicht bei allen Kopfhörern der Fall ist.

Transparenzmodi: Ambient Aware oder TalkThru

Mit Ambient Aware oder TalkThru stehen die von JBL bekannten Transparenzmodi zur Verfügung, die wie erwähnt nun auch beide über den Kopfhörer aktiviert werden können, ohne in der App eine Auswahl für einen der beiden Modi treffen zu müssen. Der Unterschied liegt lediglich darin, dass TalkThru die Lautstärke der Musikwiedergabe so weit senkt, dass man sie quasi nicht mehr wahrnimmt, während bei Ambient Aware die Wiedergabe nicht beeinflusst wird. Ohne Musikwiedergabe klingen beide Transparenzmodi gleich.

Bei Ruhe ist bei beiden ein leichtes Grundrauschen zu hören, unabhängig von der Umgebung. Die Wiedergabe der Umgebung ist dennoch sehr gut und natürlich. der Transparenzmodus fügt keine störende Härte zu den Umgebungsgeräuschen hinzu und auch die Lautstärke ist gut gewählt, lässt sich allerdings erneut nicht anpassen. Im Alltag lässt sich der Transparenzmodus deshalb gut nutzen, um weiterhin die Umgebung wahrnehmen zu können.

Gute Telefonie

Für Telefonate besitzt der JBL Tour One zwei Beamforming-Mikrofone. In der Praxis agiert die Filterung der Umgebungsgeräusche beim Tour One sehr aggressiv und eliminiert fast alle Hintergrundgeräusche. Dies führt bei sehr genauem Hinhören zu einem leichten Echo in der Stimme und leichten Verzerrungen, die vor allem zu hören sind, wenn der Angerufene selbst (In-Ear-)Kopfhörer trägt. Der Anrufer ist zwar weiterhin sehr gut zu verstehen, klingt aber nicht völlig natürlich. Ohne Hintergrundgeräusche – wie Straßenlärm und Vogelgezwitscher bei den Aufnahmen – ist die Klangqualität sehr gut.

JBL Tour One – Mikrofonqualität
JBL Club One – Mikrofonqualität
Sennheiser HD 250BT – Mikrofonqualität
Yamaha YH-E700A – Mikrofonqualität
Urbanista Miami – Mikrofonqualität
Apple AirPods Max – Mikrofonqualität
Razer Opus – Mikrofonqualität
Marshall Major IV – Mikrofonqualität
Anker Soundcore Life Q30 – Mikrofonqualität
Skullcandy Crusher Evo – Mikrofonqualität
JBL Club 950NC – Mikrofonqualität
Jabra Evolve2 85 – Mikrofonqualität
Jabra Elite 45h – Mikrofonqualität
Sony WH-1000XM4 – Mikrofonqualität
Sony WH-1000XM3 – Mikrofonqualität
Sony WH-CH710N – Mikrofonqualität
iFrogz Airtime Vibe – Mikrofonqualität
Bowers & Wilkins PX5 – Mikrofonqualität
Montblanc MB 01 – Mikrofonqualität
Beyerdynamic Amiron wireless copper – Mikrofonqualität
Marshall Monitor II A.N.C. – Mikrofonqualität

Latenz im Vergleich

Der JBL Tour One verfügt über „Smart Audio“, was je nach Nutzungszweck unterschiedliche Profile bereithält und die Bluetooth-Verbindung optimieren soll. Deshalb werden im Test Messungen zur Latenz in allen drei zur Verfügung stehenden Modi vorgenommen – Normal, Audio- und Video-Modus. Letzterer soll für eine Synchronisation zwischen Bild und Ton sorgen, von einem Low-Latency-Modus spricht JBL dabei allerdings nicht.

Im Modus „Normal“ beträgt der Versatz zwischen Bild und Ton sowohl unter Android als auch unter iOS 160 bis 180 ms und liegt somit im üblichen Bereich des AAC-Codecs. Auch in den anderen beiden Einstellungen, dem Audio- und Video-Modus, lässt sich kein Unterschied feststellen.

Latenz zwischen Bild und Ton im Vergleich
Kopfhörer Latenz
JBL Tour One 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sennheiser HD 250BT 70 ms (aptX LL), 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Yamaha YH-E700A 70 ms (Android, aptX Adaptive), 160–180 ms (iOS, AAC)
Urbanista Miami 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Apple AirPods Max 50–60 ms (iOS, AAC), 90–100 ms (Android, AAC)
Razer Opus 160–180 ms (Android/iOS, AAC) / 80–100 ms (Gaming-Mode)
Marshall Major IV 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Anker Soundcore Life Q30 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Skullcandy Crusher Evo 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
JBL Club One 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Jabra Evolve2 85 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Jabra Elite 45h 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Sony WH-1000XM4 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS/Android, AAC)
JBL Club 950NC 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sony WH-CH710N 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
iFrogz Airtime Vibe 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sony WH-1000XM3 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Bowers & Wilkins PX5 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Montblanc MB 01 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Sennheiser Momentum 3 Wireless 80 ms (Android, aptX LL) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Marshall Monitor II A.N.C. 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
beyerdynamic amiron wireless copper 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 (iOS, AAC)

Fazit

Der JBL Tour One überzeugt im Test nicht nur mit seiner erneut sehr guten Verarbeitung und einem sehr guten Klang, der nur kleinere Schwächen aufweist, sondern weist im Vergleich zum JBL Club One (Test) das bessere ANC und mit „Mein Alarm“ und der parallelen Nutzbarkeit beider Transparenzmodi die besseren Funktionen auf. Auch wenn das ANC nicht ganz an die besten Kopfhörer im Testfeld heranreicht, hat JBL in diesem Bereich noch einmal zugelegt. Bluetooth-Multipoint für die gleichzeitige Verbindung zweier Endgeräte und das automatische Pausieren und Fortsetzen der Wiedergabe, wenn der Kopfhörer abgelegt bzw. aufgesetzt wird, sind zudem Komfortfunktionen, die selbst viele teurere Modelle noch nicht bieten.

Auch die Google-Assistant- und Amazon-Alexa-Integration ist hervorragend, da sie nicht nur eine Sprachaktivierung der Assistenten erlaubt, sondern beim Google Assistant auch die Steuerung via Kopfhörerfunktionen wie ANC und TalkThru per Sprache. Der Tragekomfort des JBL Tour One ist hoch und der Anpressdruck sehr angenehm. Im Sommer neigt man unter den Ohrpolstern aus Kunstleder jedoch zum Schwitzen.

Klanglich ist der Tour One dem ähnlich teuren Yamaha YH-E700A (Test) etwas unterlegen, da dieser eine bessere Räumlichkeit erzeugt und bei leisen Tönen tiefen Bass besser ausspielt. Mit aptX Adaptive nutzt der Yamaha YH-E700A zudem den hochwertigeren Audio-Codec, wenn der Nutzer ein kompatibles Smartphone einsetzt. Der JBL Tour One bietet hingegen zahlreichere Funktionen wie Auto-Play/Auto-Pause und mehr Optionen in der App. Dennoch ist der Yamaha YH-E700A derzeit ein starker Konkurrent, der mit rund 330 Euro aktuell nur etwas teurer ist als der JBL Tour One, der noch zum UVP von 300 Euro angeboten wird. Auch der Sony WH-1000XM4 ist mit nur noch 320 Euro kaum zu schlagen, bietet er doch noch mehr Funktionen, das bessere ANC und den Audio-Codec LDAC, dafür aber auch die basslastigere Abstimmung. Allerdings fallen die Kopfhörer von JBL im freien Handel in der Regel schnell unter den UVP – der JBL Club One kostete kurz nach der breiten Verfügbarkeit nur noch 250 statt der offiziell veranschlagten 350 Euro.

ComputerBase hat den Tour One von JBL zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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