Porsche PCM 6.0 im Test: Fazit

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Nicolas La Rocco
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Sportwagenhersteller stehen vor der schwierigen Entscheidung, ob sie beim Thema Infotainment den digitalen Vollausbau im Stil etwa von Tesla und Mercedes gehen oder angesichts der Ausrichtung der Marke mit Fokus aufs Fahrerlebnis doch eher auf zurückhaltendere Lösungen setzen sollen. Porsche hat sich beim PCM 6.0 für einen Spagat entschieden und liefert damit im Cayenne Turbo GT ein dennoch modernes System ab, das sich gut ins Cockpit integriert und dieses nicht dominiert. Wer Spiele auf dem Niveau aktueller Konsolen auch im Porsche erwartet, so wie es Tesla beim neuen Model S und X anbieten will, ist in Zuffenhausen allerdings an der falschen Adresse.

Porsche begnügt sich im Cayenne und Panamera mit einem 12 Zoll großen Bildschirm (10 Zoll im 911) im Breitbildformat, der eine hohe Darstellungsqualität mit satten Farben und hoher Helligkeit aufweist. Der steile Winkel im Cockpit sorgte im Test für das Ausbleiben praktisch jedweder Reflexionen. Das Design der Benutzeroberfläche überzeugt mit einer nüchternen Effektivität und genügend Flexibilität für die Anordnung von Menüpunkten. Sehr gut gefiel der stark reduzierte Aufbau mit im Wesentlichen nur fünf Bereichen und wenigen Untermenüs.

Das PCM 6.0 richtet sich eindeutig mehr an Apple- als Android-Nutzer, was die kabellose Integration von CarPlay sowie native Apps für Apple Music und Podcasts zeigen. Dass jetzt auch Android Auto angeboten wird, ist im ersten Schritt zwar begrüßenswert, aber die rein kabelgebundene Umsetzung wirkt ein wenig so, als sei zum Ende hin der Sprit ausgegangen. Was noch nicht ist, kann ja noch werden – zumindest soll die Hardware noch Luft nach oben haben.

Abseits der Lösungen von Apple, Google und Drittanbietern punktet die neue eigene Navigation von Porsche mit dem Zeitstrahl im rechten Bereich der Karte. Wichtige Ereignisse auf der Strecke sind so stets direkt einsehbar und werden zeitnah aktualisiert. Beim eigenen Sprachassistenten gibt man aber gerne Apple und Google den Vorrang. Die wenigen spezifischen Befehle für Funktionen des Autos gleichen die hölzerne Sprachausgabe und die gelegentlich auftretenden Probleme mit falsch interpretierten Befehlen nicht aus. Siri und der Google Assistant klingen im Direktvergleich natürlicher.

Mangelnden Feinschliff kann man Porsche jedoch nur selten vorwerfen. Die neue 3D-Grafik in den Fahrzeugeinstellungen zeigt zum Beispiel nicht das Auto, in dem man sitzt, und in puncto Ergonomie ist die drahtlose Ladeschale zu weit hinten positioniert. Einen anderen Aufbau gibt die Mittelkonsole der dritten Generation Cayenne allerdings auch nicht her. Dort, wo andere Hersteller weiter vorne ihre Ladeschalen in Fächern unterbringen, lagert Porsche stattdessen die wichtigsten Funktionen noch einmal auf zusätzlichen Schaltern aus.

Der Gesamteindruck zum PCM 6.0 fällt unter dem Gesichtspunkt eines Infotainmentsystems für Sportwagen gut aus. Und damit ist nicht etwa gemeint, dass in dieser speziellen Fahrzeugklasse Mängel eher hingenommen werden müssen und man sich deshalb gezwungenermaßen mit weniger zufrieden gibt, sondern dass Porsche der Balanceakt zwischen moderner Ausstattung und gleichzeitig optischer Zurückhaltung, die nicht vom Fahren ablenkt, erfolgreich gelungen ist. Es gibt definitiv die genannten kleineren Kritikpunkte, aber das Paket als Ganzes ist stimmig und passt zu einem Porsche. Vor allem für Anwender, die sich mit ihrem Smartphone und Streaming-Apps im Ökosystem von Apple befinden.

ComputerBase wurde der Cayenne Turbo GT leihweise und unentgeltlich von Porsche für einen Testzeitraum von einer Woche zur Verfügung gestellt. ComputerBase hat die Abholung des Fahrzeugs am Flughafen Stuttgart mit der Teilnahme an einer Veranstaltung von Porsche kombiniert, für die der Autobauer die Kosten für Anreise, eine Übernachtung und Verpflegung in voller Höhe übernommen hat. Die spätere Überführung des Fahrzeugs von Berlin zurück zu Porsche wurde durch einen vom Hersteller beauftragten und bezahlten Dienstleister ausgeführt. Die Kraftstoffkosten während des Testzeitraums wurden in voller Höhe von der Redaktion bezahlt. Eine Einflussnahme auf den Testbericht fand seitens des Herstellers in keiner Form statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA oder Embargo.

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