Apple iPhone 13 mini im Test: Bei 5G tut sich wenig, bei der Kamera umso mehr

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Nicolas La Rocco
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Nachdem Apple im letzten Jahr erstmals 5G in einem iPhone angeboten hat, gibt es für die iPhone-13-Familie nur wenige von außen sichtbare Veränderungen am Mobilfunkstandard. Aus dem Datenblatt geht lediglich hervor, dass Apple jetzt das 5G-Band n48 auf der TDD-Frequenz bei 3.500 MHz unterstützt, die aber hierzulande nicht von Relevanz ist. In den USA wurde der Citizens Broadband Radio Service (CBRS) bei 3.500 MHz Anfang 2020 für die kommerzielle Nutzung von Mobilfunkanbietern freigegeben.

mmWave bleibt dem US-Markt vorbehalten

Ebenfalls weiterhin nur für den US-Markt relevant ist die Unterstützung von 5G im Millimeterwellensprektrum (mmWave). Die US-Modelle der iPhone-13-Familie lassen sich anhand eines seitlichen Antennenfensters im Rahmen erkennen, dahinter sitzen die mmWave-Antennenmodule. Obwohl der Standard den europäischen Geräten fehlt, ist dies nur vermeintlich ein Nachteil, denn auch wenn es erste Bestrebungen gibt, mmWave hierzulande anzubieten, spielt das Spektrum bei den drei großen deutschen Mobilfunkanbietern noch keine Rolle. Und auch im restlichen Europa ist mmWave noch nicht von Relevanz.

Moderneres 5G-Modem von Qualcomm

5G wird nach wie vor über ein Multi-Mode-Modem von Qualcomm abgewickelt, das alle Funkstandards von 2G bis 5G abdeckt. Wie eine Analyse von iFixit ergeben hat, kommt dieses Jahr das Snapdragon X60 aus 5-nm-Fertigung zum Einsatz, nachdem im iPhone 12 noch das Snapdragon X55 aus 7-nm-Fertigung steckte. Das X60 ist das gleiche Modem, das bei Snapdragon-SoCs für Android-Smartphones im 888 verbaut ist.

Snapdragon X60 (orange) auf dem Logic Board (oben) des iPhone 13 Pro
Snapdragon X60 (orange) auf dem Logic Board (oben) des iPhone 13 Pro (Bild: iFixit)

U1-Chip für digitale Autoschlüssel

Weitere drahtlose Standards beim iPhone 13 mini sind wie im letzten Jahr Wi-Fi 6 mit 2×2 MIMO, Bluetooth 5.0 und NFC. Außerdem steckt wieder der Ultra-Breitband-Chip U1 in den Smartphones, über den Dienste wie digitale Autoschlüssel etwa bei BMW (Test) abgewickelt werden. Der U1 wird auch für die genauere Ortung des AirTag genutzt.

Die Hauptkamera des iPhone 12 Pro Max

In puncto Kamera gibt es für das iPhone 13 mini (und das normale iPhone 13) zwar nicht mehr Linsen, doch abseits der neuen Anordnung hat sich vor allem bei der Hauptkamera einiges getan. Das Kamerasystem setzt sich weiterhin aus Weitwinkel und Ultraweitwinkel mit Blende f/1.6 respektive f/2.4 zusammen. Hinter der Optik der Weitwinkelkamera mit 26 mm Brennweite sitzt jetzt aber ein 12-Megapixel-Sensor mit 1,7 µm großen Pixeln und optischer Bildstabilisierung mit Sensorverschiebung. Wem diese Eckdaten bekannt vorkommen, der dürfte sie im letzten Jahr schon einmal beim iPhone 12 Pro Max (Test) gesehen haben. Im iPhone 13 mini steckt nichts weniger als die primäre Kamera des im letzten Jahr noch teuersten Apple-Smartphones.

Die neue Dual-Kamera des iPhone 13 mini
Die neue Dual-Kamera des iPhone 13 mini

Eine kleine Anpassung gibt es für die Ultraweitwinkelkamera mit 13 mm Brennweite, deren Sensor Daten jetzt schneller verarbeiten können soll. Die weiteren Eckdaten bleiben jedoch identisch zum Vorjahr. Erst beim iPhone 13 Pro (Max) ist in diesem Bereich eine komplette Neuentwicklung mit f/1.8, Autofokus und Makromodus vorhanden.

Die neue Kamera-Hardware des iPhone 13 mini macht sich bei Tageslicht nicht direkt auf den ersten Blick bemerkbar. Der größere Sensor kann seine Vorteile bei guten Lichtverhältnissen nur bedingt ausspielen. Normale Fotos bei schönem Wetter sind heutzutage selbst für Smartphones mit nicht der allerbesten Ausstattung keine besonders große Herausforderung mehr. Interessanter sind deshalb die Ergebnisse bei etwas schlechteren Lichtbedingungen, etwa innerhalb von Gebäuden. Dort spielt zwar der Nachtmodus noch keine Rolle, allgemein ist die Szenerie aber weniger gut ausgeleuchtet und durch Bereiche wie Fenster und Beleuchtung entstehen unterschiedlich intensive Lichtverhältnisse und damit Herausforderungen, die es im finalen Foto korrekt abzubilden gilt.

Smart HDR 4 führt zu besseren Aufnahmen

In dieser Situation spielt auch Smart HDR 4 eine Rolle, also Apples Algorithmen hinter der HDR-Steuerung, bei der aus mehreren Aufnahmen und Segmenten von Aufnahmen ein finales Bild zusammengesetzt wird. Die Aufnahmen innerhalb des Bikini-Einkaufszentrums (ab Bild 13) verdeutlichen die Vorteile des iPhone 13 mini mit größerem Sensor und Smart HDR 4. Nur beim neuen Modell sind beim Blick durch die Dachfenster noch Details zu erkennen, außerdem bildet das iPhone 13 mini mehr Details an der Decke und im Laden im Vordergrund ab. Fotos mit Gegenlicht meistert die letztjährige Generation ebenfalls nicht so gut wie die aktuelle. Als Beispiel dafür ist die Aufnahme mit den Pflanzen im Vordergrund und dem Kantini-Lounge-Schriftzug im Hintergrund (Bild 21) zu nennen.

Apple iPhone 13 mini im Test (Kameras bei Tag)

Bei den Fotos rund um den Kurfürstendamm setzt sich der Eindruck der im Detail verbesserten Aufnahmen fort. Smart HDR 3 geht deutlich aggressiver zu Werke und hellt die Szene manchmal zu stark auf, um mehr Details zum Vorschein zu bringen, auch wenn das dann vom eigentlichen Eindruck vor Ort abweicht. Der Blick in Richtung Gedächtniskirche (Bild 25) zeigt, wie das iPhone 13 mini zwar etwas dunkler erscheint, dafür aber die Szenerie realistischer abbildet. Das iPhone 12 Pro, dessen Hauptkamera dem iPhone 12 (mini) entspricht, vernichtet beinahe jeden Schatten der Grünanlage im Vordergrund und sorgt mit dieser Aufhellung auch dafür, dass kleinere Details wie das Taxi im Hintergrund zu hell erscheinen und damit erneut Details eingebüßt werden. Der Balanceakt gelingt dem iPhone 13 mini letztlich besser. Gut sichtbar sind die Vorteile des iPhone 13 mini noch einmal am U-Bahnhof Wittenbergplatz. Die Neonwerbung des Kiosks wird deutlich klarer eingefangen und feine Details wie die Fliesen im Hintergrund kommen merklich besser zur Geltung.

Ultraweitwinkelkamera stagniert bei Tageslicht

Obwohl die neue Ultraweitwinkelkamera jetzt einen „schnelleren Sensor“ aufweisen soll, lassen sich im Test nur mit viel Mühe Vorteile für die neue Generation erkennen. Im Outdoor-Vergleich scheint vor allem Smart HDR 4 wieder für eine realistischere Abbildung zu sorgen, abgesehen von den angepassten Lichtverhältnissen gibt es aber keine auf Anhieb erkennbaren Vorteile. Während das Rauschverhalten weiterhin sichtbar schlechter als mit der Weitwinkelkamera ausfällt, kann man dem neuen Modell höchstens die einen Hauch bessere Schärfe attestieren. Bei Nacht wendet sich das Blatt allerdings zugunsten des älteren iPhone 12 Pro.

Ohne Tele im Nachteil zum Pro

Noch ein kurzes Wort zum (nicht vorhandenen) Tele des iPhone 13 mini. Wie schon im letzten Jahr hält der Zoom der beiden günstigeren iPhone-Modelle wenig überraschend nicht mit dem eines iPhone 12 Pro (Max) oder gar dem eines der neuen Pro-Modelle mit. Im Direktvergleich mehrerer Zoomstufen hat das iPhone 13 (mini) jedes Mal das Nachsehen. Eine bis zu doppelte Vergrößerung über den optischen Bereich hinaus resultiert aber noch in halbwegs ansehnlichen Bildern, darüber hinaus sollte man jedoch nicht gehen.

Bei Nacht punkten die großen Pixel

Bei Nacht spielt der größere Sensor der Hauptkamera seine Vorteile ebenfalls aus, wenngleich nicht ganz so, wie es vielleicht erwartet wird. Größere Pixel bedeuten beim iPhone 13 mini nämlich nicht, dass per se alles einfach nur heller wird. Mit der gesamten iPhone-13-Familie zeigt Apple eine etwas andere Herangehensweise und hat sich wieder mehr möglichst realistischen Aufnahmen verschrieben, so wie man sie mit dem menschlichen Auge vor Ort betrachten konnte. Das bedeutet bei Nacht, dass der Nachtmodus zwar weiterhin automatisch einschreitet, sofern man das Feature nicht deaktiviert, aber jetzt nicht mehr ganz so lange belichtet und damit für eine weniger intensive Aufhellung sorgt.

Bereits die erste Aufnahme am S-Bahnhof Hackescher Markt könnte man alleine unter dem Gesichtspunkt „heller = besser“ an das ältere iPhone 12 Pro gehen lassen, doch nur das iPhone 13 mini zeigt, was vor Ort tatsächlich zu sehen war. Schärfe, Rauschverhalten und Farben kommen beim iPhone 13 mini dank des besseren Sensors und Smart HDR 4 besser zur Geltung. Man muss sich nur die Neonreklame oder die Beleuchtung rund um den Eingang zum Bahnhof ansehen, um das zu erkennen. Dass selbst ein iPhone 13 mini nicht mit allem zurechtkommt, belegt aber die eine sehr helle Leuchttafel hinten links im Bild.

Apple iPhone 13 mini im Test (Kameras bei Nacht)

Matschige Ultraweitwinkelkamera bei Nacht

Überraschend schlecht schneidet die Ultraweitwinkelkamera bei Nacht ab. Der kleinere Sensor mit der Ultraweitwinkeloptik hat ohnehin schon mehrere Nachteile gegenüber der Hauptkamera, doch auch die Ultraweitwinkelkamera des iPhone 12 Pro performt im Direktvergleich nicht nur bei der Betrachtung von kleineren Details sichtbar besser. Die erste Aufnahme am Restaurant Barist (Bild 46) wirkt regelrecht matschig und ausgewaschen gegenüber dem iPhone 12 Pro. Details der Back- und Pflastersteine, der Tische und Stühle sowie der Beleuchtung gehen im Direktvergleich unter. Dieser Eindruck setzt sich bei den weiteren Aufnahmen mit der Ultraweitwinkelkamera zumindest bei Nacht fort, nachdem bei Tageslicht noch keine so eklatanten Schwächen zu beobachten waren.

Fotografische Stile sind keine Filter

Speziell für Fotos noch zu erwähnen sind die neuen „Fotografischen Stile“, die auf den ersten Blick wie von Apple vorgefertigte Filter erscheinen mögen, tatsächlich aber auf mehreren Ebenen und in verschiedenen Bereichen des Bildes unterschiedlich intensiv zum Einsatz kommen. Zunächst einmal lassen sich die Stile im normalen Reiter für Fotos über das Pfeilsymbol bei den zusätzlichen Einstellungen finden. Die Kamera-App von Apple ist mittlerweile ziemlich voll geworden, sodass man sich erst einmal mit den ganzen neuen Schaltflächen auseinandersetzen muss. Die Stile sind neben dem Schalter für Live-Fotos über das Symbol mit den drei Ebenen zu erreichen.

Das Symbol verdeutlicht ziemlich gut, dass die Stile eben nicht nach der Aufnahme einen Filter über das gesamte Bild legen, sondern schon während der Aufnahme im Deep-Fusion-Prozess von Apple segmentiert zur Verwendung kommen, sodass etwa nur in einzelnen Bereichen der Kontrast angehoben, die Sättigung verstärkt oder ein Bereich wärmer respektive kühler abgebildet wird. Zur Auswahl stehen ab Werk „Kontrastreich“, „Leuchtend“, „Warm“ und „Kalt“. Dabei werden „Kontrastreich“ und „Leuchtend“ im Netz bereits als Einstellungen gehandelt, um den Look eines Pixel- („Kontrastreich“) oder Galaxy-S-Smartphones („Leuchtend“) zu imitieren.

Die vier neuen Stile neben Standard
Die vier neuen Stile neben Standard 

Die „Fotografischen Stile“ lassen sich zusätzlich durch den Anwender über die Parameter „Ton“ und „Wärme“ anpassen. Kommt das Profil „Leuchtend“ zum Beispiel standardmäßig mit „Ton +50“ und „Wärme 0“, kann die Farbsättigung auf „Ton +75“ erhöht und die Wärme auf „-40“ reduziert werden, woraufhin sich der Profilname automatisch zu „Leuchtend und kalt“ anpasst. Das iPhone speichert dieses angepasste Profil, es lässt sich über eine Schaltfläche aber jederzeit wieder auf die Voreinstellung von Apple bringen.

In Summe gibt Apple dem Anwender damit einfach noch mehr Freiheiten bei der Gestaltung von Bildern zur Hand, wenn man den Standard-Look des Unternehmens nicht bei jeder Aufnahme haben möchte.

Kinomodus folgt im Test des iPhone 13 Pro Max

Neu speziell für Videoaufnahmen ist der Kinomodus, den ComputerBase allerdings noch einmal separat im Test des iPhone 13 Pro Max behandeln wird. Kurz zusammengefasst handelt es sich dabei um einen intelligenten Porträtmodus für Videoaufnahmen. Intelligent ist der Modus insofern, als dass auch Blickrichtungen von Personen live in die Auswertung fließen und damit der Bokeh-Effekt vom Hintergrund in den Vordergrund wandern kann (und umgekehrt). In der Galerie lässt sich der Effekt nachträglich weiter anpassen.