Zaunkoenig M2K im Test: 8.000 Hertz waren noch nie so klein und leicht

Fabian Vecellio del Monego
160 Kommentare
Zaunkoenig M2K im Test: 8.000 Hertz waren noch nie so klein und leicht

Mit einem Mausrad wird aus der puristischen M1K die nicht mehr ganz so spartanische M2K. Die potenziell beste Shooter-Maus für Fingertip-Grip-Spieler wird mit nativer 8.000-Hz-Sensorik und weiteren Anpassungen am Gehäuse noch besser, bleibt aber in ihrer ganz speziellen Nische – nicht zuletzt aufgrund des Preises.

Im Oktober 2019 hatte ComputerBase mit der Zaunkoenig M1K die bislang vermutlich ungewöhnlichste Maus im Test. Rund zwei Jahre später liegt der Redaktion nun der Nachfolger vor – und der ist gar nicht mal mehr so ungewöhnlich. Einerseits entwickelte sich der bereits 2019 wahrnehmbare Trend hin zu immer leichter werdenden Shooter-Mäusen fort, andererseits verfügt die 24 g leichte M2K über das vielleicht schwerwiegendste nicht vorhandene Feature der M1K: ein Mausrad. Hinzu kommt, dass auch eine USB-Abfragerate von 8.000 Hz, die die M1K schon über Umwege der Speichercontroller-Manipulation beherrschte, im Jahr 2021 kein absolutes Alleinstellungsmerkmal mehr ist: Nach Razer mit der Viper 8KHz (Test) und Corsair mit der Sabre RGB Pro (Test) bietet Zaunkoenig die dritte Shooter-Maus mit nativer Unterstützung für die hohe Polling-Rate.

Über Sinn und Zweck von 8.000 Hz, tatsächliche Praxis-Erfahrungen sowie Vergleiche zur bewährten 1.000-Hz-Sensorik soll es in diesem Test derweil nicht mehr gehen. Detaillierte Ausführungen zu dieser Thematik finden sich bereits im Testbericht zur Viper 8KHz und sind entsprechend verlinkt. Stattdessen steht die konkrete Umsetzung in der M2K im Vordergrund, wobei auch auf die weiteren Änderungen im Vergleich zur M1K eingegangen werden soll.

All dem vorweg geht aber ein obligatorischer Hinweis: Nach wie vor handelt es sich auch bei der Zaunkoenig M2K um ein speziell für den Fingertip-Grip entworfenes Shooter-Eingabegerät. Für eine Verwendung außerhalb dieser Nische ist die Maus nicht vorgesehen und nur bedingt geeignet – eben so, wie auch ein Gamepad oder ein Sim-Racing-Lenkrad nicht in Office-Anwendungen genutzt werden sollte. Dass die Zaunkoenig-Maus einem produktiven Einsatz in der Regel nicht gerecht wird, ist allgemein bekannt und bedarf keines gesonderten Kommentars.

Zaunkoenig M1K
Zaunkoenig M2K
Razer Viper 8KHz
Ergonomie: Symmetrisch (Beidhändig)
Sensor: PixArt PMW-3360
Optisch
Lift-Off-Distance: 1,0–3,0 mm
PixArt PAW-3399
Optisch
Lift-Off-Distance: 1,0–3,0 mm
Auflösung: 100–12.000 CPI 100–20.000 CPI
5 Stufen
Geschwindigkeit: 6,3 m/s 16,5 m/s
Beschleunigung: 490 m/s²
USB-Abfragerate: 1.000 Hz 8.000 Hz
Primärtaster: Omron D2F-01F Razer Optical, 70 mio. Klicks
Anzahl Tasten: 2
Oberseite: 2
3
Oberseite: 3
8
Oberseite: 3 Unterseite: 1
Linksseitig: 2 Rechtsseitig: 2
Sondertasten: Mausrad Mausrad
cpi-Umschalter
Software: Interner Speicher: 1 Profil 5 Profile
vollständig programmierbar, Sekundärbelegung
Makroaufnahme
Interner Speicher: 5 Profile
Beleuchtung: Farbe: RGB, 1 adressierbare Zone
Modi: Atmend, Wellen, Farbschleife
Reaktiv, Spiele-Integration
cpi-Indikator
Gehäuse: 79 × 60 × 30 mm
Hartplastik, Kohlenstofffasern
Gleitfüße: PTFE (rein)
79 × 60 × 29 mm
Hartplastik, Kohlenstofffasern
Gleitfüße: PTFE (rein)
127 × 67 × 38 mm
Hartplastik, Beschichtung
Glanzelemente, Gummielemente
Gleitfüße: PTFE (rein)
Gewicht: 23 Gramm (o. Kabel) 24 Gramm (o. Kabel) 71 Gramm (o. Kabel)
Anschluss: USB-A-Kabel, 1,80 m USB-A-Kabel, 1,65 m USB-A-Kabel, 1,80 m, umwickelt
Preis: 249 € 299 € ab 59 €

Und auch ein weiterer Punkt sollte direkt angesprochen werden: Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 299 Euro ist die in Handarbeit in Deutschland gefertigte M2K nochmals 50 Euro teurer als die M1K, bei der es sich – bis heute – um die teuerste Maus handelte, die ComputerBase jemals im Test hatte. Dass auch die M2K dementsprechend nicht als Shooter-Empfehlung für die breite Masse taugt, muss nicht weiter erläutert werden. Interessant ist das auf Anschlag optimierte Eingabegerät dennoch – nicht nur für die sehr kleine Zielgruppe, sondern ebenso als potentieller Ausblick auf kommende Shooter-Maus-Generationen.

Karbon-Unibody kommt in matt

Das Gehäuse der M1K bestand aus zwei Teilen: einer Oberschale aus Kohlenstofffasern und einem Boden aus dem 3D-Drucker. Darauf waren wiederum das PCB, die Oberschale und auch die PTFE-Mausfüße auf der Unterseite angebracht. Und eben dieser Boden entfällt bei der M2K. Das Karbon-Chassis ist auf der Unterseite nun gefaltet, um an den Ecken je einem PTFE-Mausfuß Platz zu geben, und das PCB hängt mitsamt Sensor, Schaltern und Mausrad an einer Kunststoff-Halterung befestigt im Inneren, wie Blicke durch die offene Unterseite schnell verraten. Ebenfalls ersichtlich wird dabei, dass das Eingabegerät unter Zuhilfenahme eines Torx-Drehers (T4 und T6) binnen kürzester Zeit auseinandergenommen werden kann.

Zunächst ins Auge sticht aber die generelle Konzeption der M2K: Die geringe Größe und auch die Formgebung sind nach wie vor weitgehend einzigartig. Selbst gemeinhin als klein geltende Gaming-Mäuse sind deutlich länger, nicht aber unbedingt breiter. Das Zaunkoenig-Eingabegerät erscheint annähernd quadratisch und erinnert ohne ergonomisch angepasste Formgebung des Chassis an alte Quadermäuse. In der Praxis ist das aber irrelevant, da die Maus – wie eingangs bereits erwähnt – ohnehin nur mit den Fingerspitzen gehalten werden soll. Andere Griffvarianten erlaubt sie auch gar nicht: Keine Hand wäre klein genug, um die M2K im Claw-Grip oder gar Palm-Grip zu bedienen. Und für eine solche Handhabung ist ein möglichst geringes Gewicht wiederum die ergonomischste Lösung.

Wie schon die M1K kommt auch die M2K ohne konkave Griffmulden aus; lediglich die Primärtastenabdeckungen sind nach wie vor leicht nach innen gewölbt. Ein sicherer Griff ist dennoch problemlos möglich: Die Maus ist schlichtweg zu leicht, als dass sie aus den Fingern rutschen könnte, und bietet zudem auch noch Haftung, wenn Schweiß ins Spiel kommt. Denn eine wahlweise Änderung findet sich bei der Oberflächentextur: Während die M1K stets glänzend poliert ausgeliefert wurde, konnten Interessenten beim Kauf der M2K zunächst zwischen glänzender oder matter Oberfläche wählen. Derzeit ist die glänzende Variante allerdings nicht erhältlich – und wird es mutmaßlich auch nicht mehr werden, da das Interesse an der matten Variante laut Zaunkoenig deutlich größer sei. Dem Test liegt die matte Variante zugrunde, wirklich rau ist das Modell aber auch dann nicht.

Leicht, leichter, fast am leichtesten

ComputerBase bezeichnete die M1K als leichteste Shooter-Maus der Welt. Zwei Jahre später ist das bei der M2K nicht mehr möglich: Sie wiegt mit 24 g ein Gramm mehr als Zaunkoenigs Einstand. Der Unterschied fällt aber selbst im direkten Vergleich niemals auf, sodass es wenig verwundern sollte, dass die Gleiteigenschaften der M2K im Endeffekt unverändert zu denen der M1K sind. Auch die Balancierung bleibt einwandfrei. Insofern gilt für die neue Zaunkoenig-Maus ebenso, dass ihre Gleiteigenschaften auf ganzer Linie überzeugen.

Doch der Reihe nach. Ein solch geringes Gewicht mag auf den ersten Blick verunsichern. Es sollte jedoch stets daran gedacht werden, dass es sich um ein ausschließlich für den Fingertip-Grip entwickeltes Eingabegerät handelt. Und so ungewohnt das Gewicht der M2K zunächst sein mag, die Gewöhnung fällt leicht. Beim Spielen bleibt das Fliegengewicht nahezu unbemerkt, obwohl die Bewegung der Maus allein durch die Finger getragen wird. Häufig kommt das Gefühl auf, dass nur die Hand selbst über das Mauspad schwebt. Bei der Motorik ist entsprechend eine Eingewöhnung nötig, die je nach Gewohnheit auch mehrere Wochen beanspruchen kann. Will heißen: Zwar fühlt sich das Spielen mit der M2K schnell natürlich an, es kann aber eine ganze Zeit dauern, bis die eigenen Zielfertigkeiten komplett auf der Höhe sind. Im Umkehrschluss fühlen sich beim direkten Wechsel von der M2K zu anderen Mäusen selbst herkömmliche Leichtgewichte zunächst träge an.

Und apropos Trägheit: Hier findet sich der Sinn des niedrigen Gewichts. Ziel ist es, die Masseträgheit des Nagers möglichst weit zu senken. Grund ist, dass weniger Kraft benötigt wird, um eine leichte Maus in gleicher Zeit um die gleiche Strecke zu bewegen, als bei einem schwereren Exemplar. Alternativ kann das Eingabegerät bei gleichbleibendem Kraftaufwand schneller beschleunigt werden – oder aber stärker. Analog fällt auch ein schnelleres, abrupteres Abbremsen leichter, wodurch gerade bei niedrigen Sensorauflösungen, die weit ausufernde Mausbewegungen implizieren, ein präziseres Zielen möglich wird. Ein weiterer Vorteil ist die geringere Belastung für die Finger, die langsamer müde und weniger strapaziert werden. Und tatsächlich gestaltet sich die Verwendung der M2K im Fingertip-Grip deutlich angenehmer als eine Bedienung herkömmlicher Mäuse mit der gleichen Griffvariante.

Ein kürzeres Kabel muss kurz bleiben

Von Relevanz sind nach der Masse aber auch weitere Faktoren: Einerseits das Kabel, das nicht zu steif sein darf, weil es die Bewegungen der Maus sonst beeinflusst. Im Fall der M2K gelingt das abermals nur fast, obwohl das quasi unverändert von der M1K übernommene Kabel zu den besten gehört, die Nutzer mit einer Maus erwerben können: Das Zaunkoenig-Eingabegerät ist so leicht, dass es trotzdem einfach durch bloße Bewegung oder Spannung des gummierten Kabels verschoben werden kann. In der Praxis bereitet das jedoch kaum Schwierigkeiten, weil der Widerstand der eigenen Finger stets größer ausfällt. Dennoch ist die Verwendung eines Maus-Bungees empfehlenswert.

Andererseits sind auch die Gleitfüße von Bedeutung. Zaunkoenig setzt auf vier kleine Gleitelemente aus reinem PTFE, die jeweils an den Ecken der Maus angebracht und vorbildlich abgerundet sind. Kompromisse bei den Gleiteigenschaften werden also bestmöglich ausgeräumt, die M2K geht aber mit einem anderen einher. Da 8.000 Hz höhere Anfordernungen an die Abschirmung des Kabels stellen, das Kabel der M2K aber wie erwähnt unverändert von der M1K übernommen wurde, musste Zaunkoenig kürzen: Statt der üblichen 180 cm misst das Kabel der M2K nur 165 cm. Gegenüber ComputerBase gab der Hersteller zu verstehen, dass bei einem längeren Kabel die Gefahr bestünde, dass die 8.000 Hz zu Signalaussetzern führen könnten. Verlängerungskabel sind daher keine empfehlenswerte Option.

Dass Verlängerungskabel mit 8.000 Hz manchmal nicht funktionieren, ist bekannt. Ursache ist, dass das Kabel der M2K gerade so gut genug ist für 8.000 Hz. Ein Verlängerungskabel macht da schon den Unterschied. Das ist übrigens auch der Grund, aus dem die M2K-Kabel nur 165 cm lang sind: Wären die Kabel auch nur 10 cm länger, würden 8.000 Hz nicht nur mit Verlängerungskabeln zicken, sondern auch mit manchen USB-Ports an manchen PCs. Mit den 165 cm funktioniert die M2K mit 8.000 Hz an jedem PC in jedem USB-Port, aber Verlängerungskabel sind dann manchmal das K. o., abhängig von der Länge des Verlängerungskabels und von der Qualität des USB-Slots.

Zaunkoenig

Eine bessere Schirmung des Mauskabels selbst – wie sie beispielsweise Razer und Corsair umgesetzt haben – kam wiederum nicht infrage, um die hohe Flexibiltät nicht zu gefährden. Da die M2K deutlich leichter ist als Viper 8KHz und Sabre RGB Pro, muss auch das Kabel noch geschmeidiger sein. Das Ende der Entwicklung sei allerdings nicht erreicht: Für nachfolgende Mäuse stellt Zaunkoenig bessere Kabel in Aussicht.

Das Razer-Kabel ist in puncto elektromagnetischer Abschirmung besser: Es hat einen Geflechtschirm statt eines Spiralschirms. Der Nachteil eines Geflechtschirmes hingegen ist, dass er weniger flexibel als ein Spiralschirm ist. Für das Kabel der M3K arbeiten wir daran nicht nur die Schirmung zu verbessern, sondern auch die Flexibilität.

Zaunkoenig

Keine Kompromisse bei Primärtasten und Mausrad

Zu Gunsten der Gewichtsreduzierung besaß die M1K lediglich zwei Schalter – eine linke und eine rechte Maustaste. Die M2K übernimmt diese Philosopie, bietet aber obendrein das eingangs erwähnte Mausrad. Damit die Masse möglichst niedrig bleibt, setzt Zaunkoenig auf ein filigran anmutendes Kunststoff-Rad mit Keramik-Beschichtung, anstatt auf die übliche Gummierung zurückzugreifen. Im Ergebnis wiegt das Rad nur 0,9 g, fühlt sich aber – unter anderem eben wegen der Keramik-Beschichtung – sehr wertig an. Zuletzt fiel Roccat bei Kone Pro und Kone Pro Air (Test) schon positiv mit einem ähnlich rauen Aluminium-Mausrad auf. Dazu trug auch die präzise, aber nicht zu schwergängige Rasterung bei geringer Lautstärke bei – und ebenso verhält es sich nun bei der M2K. Als Drehgeber kommt ein Alps-Modell zum Einsatz, während der Mittelklick über den gleichen Schalter abgewickelt wird, der auch für den Links- und Rechtsklick verwendet wurde.

Und dabei handelt es sich abermals um Omrons japanische Taster: Während das Gros an Gaming-Mäusen auf chinesische Omron-Schalter setzt – meist vom Typ D2FC-F –, arbeiten in der Karbonmaus drei D2F-01F. Abseits einer haptisch angenehmeren Charakteristik verspricht das Modell dank vergoldeter Kontakte auch eine höhere Haltbarkeit. Um ebendiese weiterhin zu verbessern, nutzt Zaunkoenig nicht nur – wie bei den meisten Herstellern üblich – zwei Kontakte des Wechselschalters, sondern alle drei. Folglich geht eine Betätigung der Tasten der M2K gleichzeitig mit dem Schließen und Öffnen eines Stromkreises einher, wodurch der erfolgte Klick doppelt und sicher verifiziert werden kann: Eine Entprellzeit entfällt vollständig. Normalerweise wird eine solche Debounce-Zeit benötigt, um das temporäre Abfedern des Schalters am Kontakt zeitlich zu überbrücken, da andernfalls ungewollte Doppelklicks die Folge sind.

Zaunkoenig M2K

Zaunkoenig bietet damit nach wie vor eine hervorragende Interpretation des Trends zu direkteren und langlebigeren Tastern. So kommt beispielsweise Razers Viper 8KHz dank optomechanischer Taster ebenfalls komplett ohne Entprellzeit aus und bietet direktere Tasten als herkömmliche Mäuse. Die dabei notwendige Umwandlung des Signals sorgt jedoch offenbar für eine – überaus geringe, aber vorhandene – Latenz. Ein ähnliches Ergebnis liefert der Vergleich zu optischen Signalgebern anderer Hersteller oder aber dem analogen Polling der Endgame-Gear-Nager.

Im Rahmen menschlicher Wahrnehmung finden sich unter den genannten Konzepten allerdings mehr oder minder keine Unterschiede. Da verschiedene Nutzer die Tastenabdeckungen an unterschiedlichen Stellen aus unstetigen Winkeln herabdrücken, ist das Geschehen vor dem Auslösen oftmals relevanter als die anschließende Signalverzögerung. Im Fall der M2K bedeutet das konkret, dass die Finger idealerweise nicht ganz vorne, sondern ungefähr auf Höhe des Mausrads aufliegen sollten.

Abschließend noch eine Anmerkung: Eine Zaunkoenig-Maus mit seitlichen Tasten wird vom Hersteller kategorisch ausgeschlossen.