Model I im Test: Glorious' Maus-Metamorphose geht nicht weit genug

Fabian Vecellio del Monego
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Model I im Test: Glorious' Maus-Metamorphose geht nicht weit genug

Drei Jahre nach der Model O will Glorious an die Erfolge mit Shooter-Mäusen anknüpfen und ein Mehrzweckwerkzeug für Spiele aller Genres liefern. Die Model I entpuppt sich jedoch als nicht weit genug gedachte Minimalevolution, der nicht nur eine im Vergleich geringere Funktionalität, sondern auch ihr Preis im Weg stehen.

Auf die Model O (Tests) und die Model D (Tests) folgt mit der Model I die nun dritte Mausfamilie von Glorious PC Gaming Race. Das bislang nur als kabelgebundene Variante verfügbare und vorgestellte Eingabegerät richtet sich nicht dediziert an Shooter-Spieler, sondern will mit drei zusätzlichen und teilweise anpassbaren Tasten ein Allround-Modell für verschiedenste Spielgenres sein. Glorious selbst spricht von der bisher „Feature-reichsten“ Maus des Unternehmens.

Das Erscheinungsbild der Model I lässt mit gelochtem Gehäuse und streifenförmiger RGB-Beleuchtung an den Flanken sofort auf ein Glorious-Eingabegerät schließen. Die Formgebung der Maus allerdings ist neu und erinnert entfernt an Logitechs G502 Hero (Test) oder Razers Basilisk V3 (Test), aber auch Roccats neue Kone XP (Test) zählt zur direkten Konkurrenz. Dieser Test soll klären, ob Glorious' Neuling dem Genre der Allround-Mäuse gerecht wird und ob die Model I dem direkten Vergleich mit der erwähnten Konkurrenz gewachsen ist.

Glorious PC Gaming Race Model I
Roccat Kone XP
Razer Basilisk V3
Logitech G502 (Hero)
Ergonomie: Rechtshändig
Sensor: Glorious BAMF (PMW-3370)
Optisch
Lift-Off-Distance: 1,0
PixArt PAW-3370
Optisch
Lift-Off-Distance: 1,0–2,0 mm
PixArt PAW-3399
Optisch
Lift-Off-Distance: 1,0–3,0 mm
Logitech Hero
Optisch
Auflösung: 100–19.000 CPI
4 Stufen
100–19.000 CPI
5 Stufen
100–26.000 CPI
5 Stufen
100–25.600 CPI
5 Stufen
Geschwindigkeit: 10,2 m/s 16,5 m/s 10,2 m/s
Beschleunigung: 490 m/s² 392 m/s²
USB-Abfragerate: 1.000 Hz
Primärtaster: Kailh, 80 mio. Klicks Roccat Titan Optical, 100 mio. Klicks Razer Optical, 70 mio. Klicks Omron, 50 mio. Klicks
Anzahl Tasten: 9
Oberseite: 5
Linksseitig: 4
13
Oberseite: 8
Linksseitig: 5
11
Oberseite: 7 Unterseite: 1
Linksseitig: 3
11
Oberseite: 8
Linksseitig: 3
Sondertasten: Mausrad
cpi-Umschalter, Profil-Umschalter
4-Wege-Mausrad
cpi-Umschalter
Freistellbares 4-Wege-Mausrad
cpi-Umschalter, Profil-Umschalter
Freistellbares 4-Wege-Mausrad
cpi-Umschalter
Software: 5 Profile
vollständig programmierbar
Makroaufnahme
Interner Speicher
5 Profile
vollständig programmierbar, Sekundärbelegung
Makroaufnahme
Interner Speicher: 5 Profile
3 Profile
vollständig programmierbar, Sekundärbelegung
Makroaufnahme
Interner Speicher: 3 Profile
Beleuchtung: Farbe: RGB
Modi: Atmend, Wellen, Farbschleife
cpi-Indikator
Farbe: RGB, 8 adressierbare Zonen
Modi: Atmend, Wellen, Farbschleife
Reaktiv
Farbe: RGB, 11 adressierbare Zonen
Modi: Atmend, Wellen, Farbschleife
Reaktiv, Spiele-Integration
Farbe: RGB, 1 adressierbare Zone
Modi: Atmend, Farbschleife
cpi-Indikator
Gehäuse: 128 × 74 × 42 mm
Hartplastik
Glanzelemente
Gleitfüße: PTFE (rein)
126 × 76 × 40 mm
Hartplastik, Beschichtung
Glanzelemente
Gleitfüße: PTFE (rein)
129 × 76 × 43 mm
Hartplastik
Glanzelemente, Gummielemente
Gleitfüße: PTFE (rein)
132 × 75 × 40 mm
Hartplastik, Beschichtung
Glanzelemente
Gleitfüße: PTFE-Basis (lackiert)
Gewicht: 69 Gramm (o. Kabel) 104 Gramm (o. Kabel) 101 Gramm (o. Kabel) 121 Gramm (o. Kabel)
5 Gewichte á 3,6 Gramm
Anschluss: USB-A auf USB-C-Kabel, 2,00 m, umwickelt USB-A-Kabel, 1,80 m, umwickelt USB-A-Kabel, 2,10 m, umwickelt
Preis: ab 57 € ab 60 € ab 48 € ab 43 €

Ein dabei maßgebliches Kriterium ist wie immer auch der Preis. Die Model I kostet mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von rund 70 Euro zwar in der Theorie weniger als die genannten Pendants von Logitech, Razer und Roccat. Die Basilisk V3 und insbesondere die G502 Hero sind aber im freien Handel mittlerweile viel günstiger zu erstehen. Lediglich die Kone XP schlägt teurer zu Buche.

Die neue Formgebung hat ihre Tücken

Der größte Unterschied zu bisherigen Glorious-Mäusen findet sich bei der Formgebung der Model I. Während die Model O ein symmetrisches Chassis bietet und in erster Linie für den Fingertip-Grip ausgelegt ist, impliziert die Formgebung der Model I mit einem leichten Gefälle nach rechts wie schon bei der Model D den Palm-Grip, bei dem die gesamte Handfläche auf dem Eingabegerät abgelegt wird. Für das Genre der Allround-Mäuse üblich ist dabei eine ins Horizontale gehende Daumenauflage an der linken Seite. Damit erinnert das neue Glorious-Modell an die eingangs erwähnte Konkurrenz: Logitechs G502 wurde mit gleicher Formgebung äußerst populär und Razer übernahm das Konzept mit der Basilisk-Reihe.

Verglichen mit G502 Hero und Basilisk V3 eignet sich die Model I ebenso wie Logitechs Maus in erster Linie für mittelgroße Hände. Ein Grund dafür ist in beiden Fällen die Position der unteren Daumentaste, die für große Hände zu weit hinten liegt, sodass entweder der Daumen stets unbequem angewinkelt werden muss oder aber sich die Handfläche nicht auf Höhe der Maus befindet und folglich nicht abgelegt werden kann. Bei der Basilisk V3 ist die Taste etwas weiter vorne platziert, aber für wirklich große Hände ist auch sie nicht geeignet. In den Bildern werden Logitechs und Razers Modelle durch die formgleichen Wireless-Varianten G502 Lightspeed und Basilisk Ultimate repräsentiert.

Die Model I derweil engt breite Daumen zusätzlich ein wenig ein, weil die drei weiteren linksseitigen Zusatztasten einerseits etwas tiefer liegen als bei der Konkurrenz und andererseits weiter herausstehen. Und wohingegen Logitech und Razer an der rechten Flanke mit einer Gummierung für Griffigkeit sorgen, bietet die tiefere, plane und glatte rechte Seite der Model I Ring- und kleinem Finger nahezu keinen Halt. Besonders längere Gliedmaßen schleifen folglich übers Mauspad. Gefallen finden wiederum die leicht konkaven Primärtastenabdeckungen, die insbesondere im Vergleich zur G502 breiter ausfallen.

Die wohl gleitfähigste Maus ihrer Konzeption

Ebenso lobenswert sind die Gleiteigenschaften der Model I. Mit einem Gewicht von rund 69 g ist sie wesentlich leichter als ihre Mitbewerber. Basilisk V3 und Kone XP bringen je gut 100 g auf die Waage, während die in der Maus-Community gerne mit einem Backstein verglichene G502 Hero auf 121 g kommt – wohlgemerkt ohne ihre fünf Zusatzgewichte, die das Gewicht sogar auf 139 g steigern können. Zusammen mit Mausfüßen aus weißem PTFE und einem flexiblen Kabel gleitet die Model I spürbar besser, ja sogar mehr oder minder auf dem Niveau einer Shooter-Maus.

Nicht unerwähnt soll dabei jedoch bleiben, dass Glorious das geringe Gewicht abermals über Löcher im Gehäuse erkauft. Das ist zwar für die Mäuse des Herstellers abseits der neuen Model O Pro und Series One Pro typisch, nicht aber für asymmetrische Allround-Mäuse. Bei jener Gattung ist die Masse schlicht und ergreifend weniger kritisch als bei dedizierten Shooter-Nagern, sodass das perforierte Chassis eher als Erkennungsmerkmal und Trenderscheinung denn konstruktives Feature fungiert.

Abseits dessen sind für die Gleiteigenschaften das Kabel und die Mausfüße von Relevanz. Und auch bei diesen beiden Punkten gibt es nichts Neues: Glorious setzt erneut auf ein flexibel umwickeltes Kabel, das die Mausbewegungen nur minimal beeinlusst, und weiße Gleitelemente aus reinem PTFE. In Summe gleitet die Model I somit besser als die allermeisten Eingabegeräte, die mit dem Anspruch daherkommen, Allround-Mäuse zu sein.

Es gibt das typische Glorious-RGB-Paket

Für Glorious ebenfalls typisch ist eine vergleichsweise auffällige RGB-Beleuchtung. Wie auch schon Model O und Model D verfügt die Model I über je einen leuchtenden Streifen an den Flanken und ein RGB-Mausrad. Die G502 Hero bietet weniger, die Basilisk V3 liegt in etwa gleichauf. Roccats Kone Pro XP indes spielt mit einem besonders opulenten RGB-Spektakel in einer eigenen Liga. Auf der Unterseite der Model I findet sich derweil noch ein LED-Indikator, der über die aktuell gewählte Sensorauflösung informiert.

Bekannte Primär- und drei weitere Zusatztasten

Funktional relevanter sind die verbauten Schalter. Nachdem zuletzt viele Hersteller optomechanische Taster in den Fokus rückten und mit kürzerer Reaktionszeit und vor allem geringerem Verschleiß warben, handhabt es Glorious bei der Model I klassisch: Als Primärtaster kommen abermals zwei mechanische Schalter zum Einsatz, in diesem Fall stammen sie von Kailh. Die lediglich auf dem Papier bedeutsame Lebenszeit liegt bei bis zu 80 Millionen Klicks. Da zahlreiche Mitbewerber auf die gleichen oder ähnliche mechanische Schalter setzen – so auch Logitech bei der G502 Hero –, steht Kritik hierbei auf schwerem Stand. Nichtsdestoweniger gerät die Model I ins Hintertreffen, wenn der Vergleich mit der Basilisk V3 oder der Kone XP angestellt wird: Beide Mäuse bieten optomechanische Primärtaster und damit einhergehend Vorteile bei der Haltbarkeit.

Das rührt daher, dass die Erfahrung mit mechanischen Primärtastern lehrt, dass Korrosion oder Verschmutzungen der Kontakte früher oder später zu fehlerhaftem Auslöseverhalten führen können. Die Folge sind beispielsweise ungewollte Doppelklicks bei einfachen Betätigungen. Zwar muss die Möglichkeit allein nicht dazu führen, dass die Tasten der Model I schnell kaputtgehen, besonderen Schutz genießen sie aber eben nicht.

Auch anderweitig bleiben die Primärtaster unauffällig. Es gibt ein wenig Pre-Travel, störend fällt der Spielraum der Tastenabdeckungen jedoch nicht aus. Sowohl die linke als auch die rechte Maustaste fühlen sich präzise und sehr taktil an. Im Vergleich zur Basilisk V3 und Kone XP mit den häufig als etwas schwammiger wahrgenommenen optomechanischen Schaltern ist das ein Pluspunkt, wenngleich kein weltbewegender. Hinsichtlich der Latenz liegen die Schalter auf einem niedrigen Niveau mit Logitechs und Roccats Pendants. Razers Taster reagieren minimal schneller, in der Praxis resultiert daraus aber kein Vorteil.

Shooter-Maus + drei Tasten = Allround-Maus?

Eine Premiere stellt für Glorious die Anzahl der Zusatztasten dar. Mit insgesamt sechs Knöpfen auf dem Mausrücken und dreien an der linken Seite bietet die Model I mehr als sämtliche vorherigen Mäuse des Herstellers. Ein Novum ist ebenfalls die magnetische Befestigung der Tastenabdeckung bei der hinteren und unteren linksseitigen Taste. Nutzer können jeweils zwischen zwei verschiedenen Profilen und einer nahezu planen Abdeckung wählen, falls sie den Knopf nicht nutzen möchten. Das Konzept erlaubt grundsätzlich eine geringfügige Anpassbarkeit, in beiden Fällen gestaltet sich der Austausch allerdings recht fummelig: Um einmal magnetisch fixierte Abdeckungen wieder von der Model I zu trennen, sind Nutzer entweder auf lange Fingernägel oder einen anderweitigen dünnen Gegenstand angewiesen.

Das ist freilich nicht weiter störend, sobald einmal die Tastenkappe der Wahl gefunden und angebracht ist. Aber selbst dann wirkt Glorious' Lösung nicht ganz rund. So stellt sich einerseits die Frage, wieso nur zwei der insgesamt vier Seitentasten derart anpassbar sind. Und andererseits scheint die generelle Anordnung der Schalter fragwürdig. Die drei in Reihe gesetzten Zusatztasten erstrecken sich über eine Distanz, die keinesfalls bequem mit der Daumenspitze abzudecken ist – ganz egal wie groß oder klein die eigenen Gliedmaßen ausfallen. Eine Betätigung mit der flachen Innenseite des Daumens wiederum gestaltet sich schwierig, weil dabei zu leicht gleich zwei Tasten gedrückt werden.

Die untere Daumentaste wiederum liegt für kleine Hände zu weit vorne und für große Daumen potenziell unbequem weit hinten. Das ist keineswegs ein Problem, mit dem die Model I im Genre der Allround-Mäuse alleine dasteht – da Glorious aber ohnehin schon mit magnetisch austauschbaren Abdeckungen experimentiert, hätte der Hersteller das Dilemma auf diesem Weg elegant auflösen können. Abseits dessen wäre eine andere Anordnung der Seitentasten mutmaßlich sinnvoller gewesen, die Kone XP lässt grüßen. Auch der Platz linksseitig der linken Maustaste stünde dafür zur Verfügung, wie Logitech und Roccat unter Beweis stellen. Zugänglicher als der Mausrücken wäre der Bereich allemal.

Die Konkurrenz zeigt sich vielseitiger

Auch abseits dieser Grundlagen bauen die konkurrierenden Mäuse ihre weitreichendere Funktionalität aus. Beispielsweise fehlt der Model I das im Allround-Genre eigentlich obligatorische 4-Wege-Mausrad – also ein Rad, mit dem Nutzer nicht nur nach oben und unten scrollen können, sondern per Druck auch nach links und rechts. Spätestens mit diesen zwei zusätzlich programmierbaren Aktionen verliert die Glorious-Maus bei der Gesamtzahl an Zusatztasten den Anschluss. Zwar bieten Model I und Basilisk V3 je sechs Zusatztasten, wenn die horizontale Betätigung des Vier-Wege-Mausrads mitgerechnet wird; die Schalter der Razer-Maus sind aber besser ereichbar. G502 Hero und Kone XP indes trumpfen bei gleicher Zählweise mit acht respektive zehn Zusatztasten auf.

Glorious Model I
Roccat Kone XP
Razer Basilisk V3
Logitech G502

Logitech und Razer gehen überdies noch einen Schritt weiter und bieten eine optionale Freistellung des Mausrads, mit der es per Knopfdruck von einem langsamen, präzise gerasterten Modus zum schnellen Drehen umgeschaltet werden kann. Das Rad der Model I hingegen hat nichts dergleichen und bleibt bei einer grundlegenden Funktionalität, wie sie auch jede Shooter-Maus aufweist. Immerhin ist es angenehm leise, wenngleich das auf eine nur minder taktile Rasterung zurückzuführen ist.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.