AMD Ryzen Threadripper 7000 im Test: 64/32-Core-CPUs in Workstation- und Gaming-Benchmarks
AMD Ryzen Threadripper ist zurück – auch im Desktop. ComputerBase hat die „High-End-Desktop“-Modelle Threadripper 7980X mit 64 und 7970X mit 32 Kernen getestet. Dabei fühlte sich die Redaktion sofort ins Jahr 2020 zurückversetzt und hatte neben brachialer Leistung wieder einmal auch mit „zu vielen Threads“ zu kämpfen.
Der offizielle Verkaufsstart der neuen Threadripper-Prozessoren ist erfolgt. Im Handel finden sich die ersten Modelle auch langsam ein, die UVP, die ohne Steuern ausgeschrieben wird, greift dabei zum großen Teil nach der entsprechenden Umrechnung in den hiesigen Kurs und der Addition der Steuer.
Modell | Kerne/Threads | L2-Cache | L3-Cache | Takt (Basis/Turbo) | Speicher-Kanäle | TDP | UVP-Preis | Preis (Handel) |
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Ryzen Threadripper 7980X | 64/128 | 64 MB | 256 MB | 3,2-5,1 GHz | 4 × DDR5R-5200 | 350 W | 4.999 USD | ab 4.669 Euro |
Ryzen Threadripper 7970X | 32/64 | 32 MB | 128 MB | 4,0-5,3 GHz | 4 × DDR5R-5200 | 350 W | 2.499 USD | ab 2.449 Euro |
Ryzen Threadripper 7960X | 24/48 | 24 MB | 128 MB | 4,2-5,3 GHz | 4 × DDR5R-5200 | 350 W | 1.499 USD | ab 1.439 Euro |
Das Problem sind also nicht die Prozessoren, sondern das andere wichtige Bauteil für den PC: Mainboards. Bei den Mainboards bleibt es zum Start nicht nur übersichtlich, da ohnehin bisher lediglich einzelne Platinen von ASRock, Asus, Gigabyte und Supermicro für die HEDT-Plattform angekündigt wurden – verfügbar ist anscheinend aber gar keins. Auch die Shops, die laut Liste CPUs verkaufen, konnten auf einen ersten Blick kein passendes Mainboard dazu anbieten. Systemintegratoren wie Mifcom verbauen jedoch erste Mainboards in ihren PCs, zum Beispiel mit ASRock-Platine. Dabei werden in der Spitze mit der 96-Kern-Pro-CPU 7995WX Preise von über 30.000 Euro aufgerufen.
Auf Twitter/X war zu vernehmen, dass einige Händler in anderen Ländern im Dezember Ware erwarten. Inwiefern das auch hierzulande gilt, bleibt abzuwarten. Die dünne Auswahl dürfte ohnehin nicht für viel Spielraum beim Preis sorgen. Gigabyte hatte sich vor dem Start in Stellung gebracht, den günstigsten Vertreter aufzustellen.
AMD Ryzen Threadripper 7000 für „HEDT“ und Workstations
AMD unterscheidet die neuen Threadripper 7000 in zwei Familien: „Pro“ für Workstations und ohne Zusatz als Lösung für den High-End-Desktop (HEDT).
Das HEDT-Segment war im Grunde genommen seit einigen Jahren tot. Die letzten Produkte für den Markt zwischen klassischem „Mainstream-Desktop“ und Workstation waren ebenfalls Threadripper, Ende 2019 allerdings noch auf Basis von Zen 2. Damals schaffte es Ryzen Threadripper 3000 (Test), angeführt vom Ryzen Threadripper 3990X mit 64 Kernen, Intels HEDT-Bemühungen komplett zu begraben – Intel hat sie seitdem nicht mehr ausgebuddelt.
Auch AMD schob das Thema Threadripper im Anschluss mehr und mehr aufs Abstellgleis, Neuvorstellungen wie Threadripper 5000 erschienen nur noch für Workstations. Bis jetzt.
HEDT: Zwischen Desktop und Workstation
AMD Threadripper 7000 meldet sich nun deutlich präsenter zurück und schließt letztlich eher an die Threadripper-3000-Generation an und nicht an den extrem kurzweiligen 5000er-Lückenfüller. Threadripper 3000 kam am 25. November 2019 auf den Markt, am 21. November 2023 und damit ziemlich genau vier Jahre später gibt es im Handel den Nachfolger. Die Aufteilung in Pro und HEDT bleibt erhalten und bringt abermals deutliche Unterschiede mit sich. 96 Kerne und 8-Kanal-Speicher gibt es nur für Pros, bei HEDT ist bei 64 Kernen und vier Speicherkanälen Schluss. Auch bei den PCIe-Lanes sind Einschränkungen im High-End-Desktop vorhanden.
Ryzen Threadripper 7000 vs. Ryzen 7000
Für das Gesamtbild sollte aber nicht nur der Blick zwischen groß und noch größer ins Licht gerückt werden. Denn High-End-Desktop (HEDT) heißt ja, dass man hier ein Produkt über den regulären Desktop-Prozessoren platziert – und gegenüber denen bietet Threadripper 7000 die vierfache Menge an Kernen, ein doppelt so großes Speicherinterface und im Grunde genommen auch die doppelte Anzahl an PCIe-Lanes.
Das macht letztlich deutlich, dass es durchaus eine Lücke für solche Produkte gibt. Die Frage am Ende bleibt jedoch: Sieht das der Markt auch so? Darüber entscheiden wie üblich die Leistung und das Dargebotene, aber auch der Preis. Und zu letzterem ist schnell gesagt: Günstig ist es nicht.
Drei High-End-Desktop-Prozessoren sind neu
Die HEDT-Varianten bekommen gegenüber der Workstation ein abgespecktes Portfolio: Drei Modelle reichen, entschied AMD. Das beruht auf Erfahrungen der Vergangenheit, denn hier hatte sich gezeigt, dass die Lückenfüller-Modelle mit 48 Kernen ohnehin nicht so gut funktionieren und Ladenhüter sind, die Leute also direkt eher auf 32 oder 64 Kerne gehen. Insofern wird es spannend, wie es sich in dieser Generation mit dem 24-Kerner verhält, der eigentlich nur den Bonus genießt, der günstigste zu sein.
CPUs und Mainboards: Technik im Überblick
Ein AMD Ryzen Threadripper 7000 basiert auf Zen 4. Diese Architektur ist bekanntlich seit über einem Jahr im Markt, die regulären Ryzen 7000 im Desktop sind neben den Genoa-Chips alias Epyc im Server zu finden. Anpassungen gibt es dort keine. Was für Zen 4 allgemein gilt, gilt auch für Threadripper 7000. Die kleineren Zen-4c-Kerne nutzt Threadripper 7000 nicht.
Für Threadripper als HEDT-Version bedient sich AMD am Server-Prozessor Genoa, aber nicht vollständig. Übernommen werden der in 6 nm gefertigte große I/O-Die, drumherum werden acht 5-nm-Chips mit jeweils acht Kernen platziert. Verpackt wird das Ganze dann aber nicht im Genoa-Sockel SP5, sondern im kleineren SP6-Sockel, der erst mit Siena im September dieses Jahres debütierte. In diesem Sockel finden beide Variante ihren Platz, mit den bereits genannten Features je nach Zielgruppe.
Heraus kommen darauf basierend Mainboards mit dem Sockel SP6, im Marketing nun jedoch sTR5 für die Plattformen WRX90 (Pro) und TRX50 (HEDT) genannt. Der Chipsatz, der bei beiden Plattformen genutzt wird, ist de facto aber der gleiche und unterm Strich ein alter Bekannter: Er ist dem B650-Mainstream-Chipsatz wie aus dem Leib geschnitten und bietet letztlich also auch das Gleiche wie auf bereits bekannten Desktop-Mainboards. Das heißt allerdings auch, dass es moderne Schnittstellen wie USB 4 noch immer nicht gibt.
Alltagserfahrungen mit neuen CPUs, Boards und RDIMM
Nach den Kinderkrankheiten mit der Xeon-Plattform im Frühjahr war ComputerBase auf etwaige negative „Überraschungen“ eingestellt, doch die neue AMD-Plattform lief vom Start weg problemlos. Selbst das Übertakten des Speichers auf DDR5-6400 klappte einwandfrei.
Der CPU-Sockel kommt jedem Threadripper-Nutzer dabei sofort vertraut vor. Die Arretierung ist ziemlich ähnlich, die CPU in ihrem Schlitten auch. Sockel aufgeschraubt, Deckel aufgeklappt, CPU eingeschoben, Deckel zu und festgeschraubt – schon ist der Prozessor installiert. Dabei gibt es quasi keinen Spielraum für Fehler, der Ansatz bleibt einfach eine richtig gute Lösung.
Zum Sockel zählt auch die Halterung bzw. die vier Verschraubungen für den Kühler. Zum Lieferumfang der CPU gehört nicht nur der bekannte kleine Drehmomentschlüssel, um die CPU im Sockel zu verstauen, sondern auch eine Halterung für AiOs. Luftkühler wiederum benötigen eine angepasste Bodenplatte und die passende Halterung für den Sockel SL6. Noctua hat die Redaktion mit entsprechenden aktualisierten Luftkühlern versorgt. Sie schaffen problemlos die 350 Watt der CPUs abzuführen.
Das Asus Pro WS TRX50-Sage Wifi im CEB-Format nimmt maximal vier Speicherriegel auf, die mit je 32 GByte RDDR5-6400 bestückt wurden. Der G.Skill-Speicher ist dem von der Xeon-Plattform ziemlich ähnlich, in diesem Fall allerdings nicht mit Intel XMP, sondern mit AMD-EXPO-Profil für das quasi automatische Übertakten ausgestattet.
An was man sich beim ersten Einschalten oder bei jeder Änderung am Speicher allerdings gewöhnen muss, ist die lange Startphase. Aus dem Workstation- und Serverbereich ist das nicht unbekannt: Das sogenannte Memory-Training dauert auch auf der Asus-Platine ziemlich lange. Wechsler von einem klassischen Desktop könnten hier bereits in Panik verfallen, wenn der Bildschirm über Minuten schwarz bleibt – am Ende geht es in der Regel aber dann doch irgendwann los mit dem Laden von Windows.
Sehr nahe am untersten DIMM-Slot wird die Grafikkarte im ersten Slot der Platine verstaut. Wer sie ausbauen möchte, hat schnell ein Problem, denn den Auswurf am PCI-Express-Slot zu drücken, ist nahezu unmöglich. Leider verzichtet Asus bei diesem teuren Board auf das Feature, das im Mainstream sonst überall Einzug gehalten hat: einen extra Auswurf-Button am Rand der Platine. Das ist für reguläre Kunden weniger ein Problem, da sie nicht so oft die Grafikkarte wechseln. Vor allem Tester lieben diese Lösung aber einfach.
Das Asus-Board hat unter den Abdeckungen respektive in den Kühlern für die Spannungsversorgung auch zwei kleine Lüfter integriert. Diese sind beim Volllasteinsatz mit dem 32-Kerner kaum zu vernehmen, beim 64-Kerner dann jedoch hörbar. Das Geräusch ist, wie für diese kleinen Lüfter bekannt, kein wirklich schönes, die Lautstärke hält sich allerdings zum Glück in Grenzen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Threadripper maximal 350 Watt aufnahmen, was auch Desktop-CPUs (bei Intel beinahe ab Werk, bei AMD mit OC) erreichen, ohne dass deren VRM aktiv gekühlt werden, geht Asus hier offensichtlich in erster Linie auf Nummer sicher.