Piranha Bytes am Abgrund: Studio in schwieriger Lage, aber „Schreibt uns noch nicht ab!“
In den letzten Tagen mehrten sich Medienberichte um das drohende Aus beim deutschen Entwicklerstudio Piranha Bytes (Gothic, Elex). Doch gab es bis dato kein offizielles Statement zur Bestätigung. Dieses liegt jetzt aber vor. Die Lage ist demnach ernst, doch werde nun ein Partner gesucht, mit dem es weitergehen kann.
Bereits letzten Dienstag hatte Gamestar in einem Artikel Sorgen um die Zukunft des Entwicklerstudios aus dem Ruhrgebiet geäußert. Spätestens mit dem zweiten Artikel, in dem konkret von einer möglichen Schließung die Rede war, kam das Thema ins Rollen, doch eine offizielle Bestätigung gab es bis dahin nicht.
Piranha Bytes nimmt Stellung
Diese hat Piranha Bytes erst vor gut einer Stunde über den offiziellen Twitter-Account veröffentlicht. Darin werden zwar keine Details zur „schwierigen Lage“ verraten, der Tenor ist aber klar: Piranha Bytes steht wirklich mit dem Rücken zur Wand und wolle nun alles versuchen, irgendwie weiterzumachen. Helfen könnte dabei ein Partner, den das Studio aber erst finden müsse. An Ideen und kreativen Köpfen mangele es wiederum nicht. Demnach spielen also die Finanzen eine große Rolle. Sobald es etwas Neues zu berichten gibt, wolle sich das Studio wieder melden.
Aufgefallen war die missliche Lage unter anderem dadurch, dass das angefangene Spieleprojekt WIKI6 nicht mehr auf der Liste der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Spiele zu finden war. Zudem war Ende 2023 die Website weitgehend offline genommen worden, auf der aktuell nur Logo und Kontaktdaten sowie neuerdings ein Link zur obigen Stellungnahme zu finden sind.
Ein kurzer Rückblick
Piranha Bytes wurde im Oktober 1997 in Bochum gegründet und erlangte mit dem Rollenspiel Gothic bereits wenige Jahre später einen Achtungserfolg. Der seinerzeit grafisch anspruchsvolle Titel gilt als einer der Wegbereiter für Open-World-Rollenspiele und glänzte bei Handlungsfreiheit und Quests, erforderte aber potente Hardware. Ende 2002 erschien bereits der Nachfolger Gothic 2, der ebenso als Meilenstein der Rollenspielgeschichte geadelt wurde.
Die hohen Erwartungen an den dritten Teil konnte Piranha Bytes aber nicht erfüllen, zumal der Titel mit zahlreichen technischen Problemen erschien.
Mit Titeln der Risen-Serie ging es erfolgreich weiter. Dann folgten Elex und Elex 2 als vorerst letztes Spiel von Piranha Bytes, das im März 2022 erschien.
Für das jüngste Projekt mit dem Codenamen WIKI6 sollte Piranha Bytes eigentlich eine Fördersumme von knapp 3,2 Millionen Euro respektive 25 Prozent der veranschlagten Entwicklungskosten erhalten. Doch wie oben erwähnt, steht der Titel nicht mehr auf der Liste der vom BMWK geförderten Spiele.
In einem Interview mit dem polnischen Magazin CD-Action verriet der Journalist und Branchenkenner André Peschke weitere Details zu den Vorgängen bei Piranha Bytes. Demnach verschwand nur der Projektname „WIKI6“ aus der Förderliste, stattdessen findet sich dort aber der Projektname „Currywurst“, der im Prinzip für das gleiche Projekt stehe und mit der besagten Fördersumme bedacht werden soll.
Peschke erklärt auch, dass der Game-Designer Björn Pankratz das Studio nach mehr als 20 Jahren im November 2023 verlassen hat. Die drohende Schließung sei der Auslöser für die Entscheidung gewesen. Zudem ist von einem Interessenkonflikt innerhalb des Teams die Rede. Pankratz sei sehr an der Weiterentwicklung von Elex interessiert gewesen, andere hätten wiederum etwas ähnliches wie Gothic gewollt.
Von weiteren Kündigungen im Dezember, mindestens zwei Gesprächspartnern bezüglich einer Partnerschaft und einer möglichen Kickstarter-Kampagne als „Plan B“ ist die Rede. Für diese Informationen gibt es aber noch keine Bestätigung.
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