News Oettinger soll Urheberrecht auf EU-Ebene vereinheitlichen

Silvio_ schrieb:
Günther Oettinger, seines Zeichens EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft

Immer wieder, wenn ich das lese, läuft es mir kalt den Rücken runter. Wie kann man nur so eine Person als EU-Kommissar stellen.
Und das Urheberrecht wird auf EU-Ebene nach den Wünschen der European Copyright Society vereinheitlicht. Es ist ja Oettinger.
 
Guck mal an, da hat der Oettinger ja nochmal eine große Aufgabe. Bin auf jeden Fall gespannt, was dabei rauskommen wird.
 
"Rechtssicherheit und Transparenz garantieren"

Schön wäre es ja. Allerdings kann ich kaum glauben, dass von Seiten der Politik oder auch der Lobby der Rechteverwertungsindustrie und der Abmahnanwälte wirklich Interesse daran besteht, für eine klare Rechtslage zu sorgen.

Die bisherigen (nationalen/deutschen) Gesetze in diesem Bereich zeichnen sich jedenfalls dadurch aus, dass der Gesetzgeber ganz bewusst Rechtssicherheit vermieden hat.

Als Beispiel seien nur inhaltslose Formulierungen wie "gewerbliches Ausmaß" (das natürlich gar nichts mit der üblichen Definition eines Gewerbes zu tun hat) genannt, der "wirksame Kopierschutz" bei DVDs und Co., das Gesetz zu kostenpflichtigen Abmahnungen, das sich selbst mit einer völlig undefinierten Hintertür ("in besonders schweren Fällen") faktisch gleich wieder für unwirksam erklärt, oder das Leistungsschutzgesetz, bei dem sich der Gesetzgeber geweigert hat, zu definieren, für was es denn nun eigentlich überhaupt gültig sein soll und für was nicht usw.

Diese Rechtsunsicherheit im Bereich des Urheberrechts ist kein Zufall oder das Ergebnis von schlampiger Arbeit. Die hat System. Es ist politisch gewollt, dass nicht klar ist, was unter welchen Umständen erlaubt ist und was nicht.

Das liegt daran, dass den Verantwortlichen durchaus klar ist, dass das alte Urheberrecht (ausgelegt für Schallplatten und Rundfunk) im Zeitalter von Digitalisierung und weltumspannender Vernetzung gar nicht mehr funktionieren kann, bzw. nicht konsequent durchzusetzen wäre. Man müsste gegen hunderte Millionen Menschen vorgehen, die nichts anders tun als frei Informationen untereinander auszutauschen, und alle Strafverfolger und Gerichte der Welt wären mit nichts anderem mehr beschäftigt.

Statt dessen setzt man lieber auf ein Klima der rechtlichen Unsicherheit, statuiert gelegentlich an willkürlichen Opfern ein extrem hartes Exempel und hofft, dass die meisten Menschen dadurch so eingeschüchtert sind, dass sie sich am Ende gar nichts mehr trauen. Auch nicht das, was sich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch im legalem Rahmen bewegen würde. Aber sicher kann man es halt aufgrund der absichtlich unklaren Rechtslage nicht wissen. Klarheit hat an erst, wenn der jeweilige Einzelfall durch alle Instanzen gegangen ist und ein Richter seine persönliche Interpretation des schwammigen Gesetzestextes abgeliefert hat.
Das nächste Urteil kann dann wieder komplett anders herum ausfallen.

Wie gesagt, wünschenswert wäre es, wenn im Rahmen einer EU_Regelung Rechtssicherheit geschaffen würde. Aber ich glaube nicht daran. Das wäre nur möglich, wenn es vorher auch eine grundlegende Urheberrechtsreform gäbe, die es für das Internetzeitalter tauglich und praktikabel macht. Da wird sich aber kein EU-Politiker ran trauen.
 
Man sollte sich klar sein, dass europ. Gesetze nicht unbedingt nach Deutscher Haltung definiert werden, wie es sonst üblich ist. Hier würden viele Märkte zusammengeschlossen, die anderen Staaten werden sich kaum die Deutsche Meinung ohne deutliche Abstriche diktieren lassen. Das wird ein langwieriger Prozess.
 
Die Politiker werden an die EU abgeschoben wenn man keine Verwendung mehr für sie in den eigenen Reihen hat. ;)
Deswegen sind da die fähigsten Politiker im EU-Parlament. :D Allerdings finde ich es gut, dass in Sachen Urheberecht die EU mehr regelt und die unfähigen deutschen Richter korrigiert. ( Stichwort "Oracle vs Usedsoft" )

Davon brauchen wir noch mehr Urteile. Wenn wir Glück haben stellen die anderen Mitgliedsstaaten fähigere Mitglieder, so dass es realitätsnähere Urteile in Zukunft geben könnte.
 
Die Expertise holt sich die Politik doch wie so oft aus der Industrie. Da wird dann beim Schreiben der Gesetze die Feder dann noch schön von der Industrie geführt, denn man möchte ja die Handgelenke der PolitikerInnen schonen.
 
Vielleicht läuft es ja gut die GEMA stirbt und Youtube ist endlich frei :D
 
Naja ... ich bin nicht gerade ein Freund dieses Vereinheitlichungswahns ... beim Urheberrecht ist das Problem des fortschreitenden Identitätsverlusts eines Staates ja nicht so schlimm, dafür kann man anhand der beteiligten Personen und Institutionen schon ablesen in welche Richtung das ganze gehen wird (es hat mit Säugetieren und Milch zu tun ... rein metaphorisch).
 
Ach die wollen doch nur noch mehr Geld machen, was anderes haben die nicht im Sinn.

Ich hätte ne Idee für das Urheberrecht: Wer Sachen gewerblich nutzen will, der zahlt, wer sie privat nutzt der nicht - egal was er damit macht (kopieren, speichern, verändern wie auch immer), nur wenn er es dann verkaufen will muss er zahlen.
 
Das einzig sinnvolle Urheberrecht wäre alle Kopien von Software zu verbieten.
Im Gegenzug aber auch sämtliche "Urheberabgaben" auf Speichermedien zu vebieten.
 
DAASSI schrieb:
Ich hätte ne Idee für das Urheberrecht: Wer Sachen gewerblich nutzen will, der zahlt, wer sie privat nutzt der nicht - egal was er damit macht (kopieren, speichern, verändern wie auch immer), nur wenn er es dann verkaufen will muss er zahlen.

Genau sowas sehe ich auch als sinnvollen Grundsatz für eine Urheberrechtsreform.

Da wo Geld mit einem Werk verdient wird, muss der Urheber einen gerechten Anteil bekommen. (Zumindest in einem definierten Zeitraum. Die Urenkel sollen ruhig wieder selbst für ihr Geld arbeiten. ;) )

Wo kein Geld fließt, gibt es auch keinen Grund, dass Gesetze zur kommerziellen Verwertung greifen und Verbote und Strafen drohen.

Natürlich kann man immer über "indirekten Schaden" spekulieren. Aber mehr als wilde Spekulationen über unter anderen Umständen vielleicht mögliche zusätzliche Umsätze sind das halt nicht und das reicht einfach nicht. Jedenfalls nicht, wenn zentrale Grund- und Menschenrechte berührt werden.
Jeder Mensch hat das Recht, mit jedem anderen Menschen Informationen auszutauschen, ohne dass sich da irgendeine Behörde oder gar ein Privatunternehmen einmischt, herumschnüffelt oder es unterbindet. Das ist eine unverzichtbare Grundlage für eine funktionierende, freiheitliche Demokratie und insgesamt ein menschenwürdiges Dasein. Um dieses Grundrecht einzuschränken braucht es auf der anderen Seite schon deutlich mehr Gewicht, als Spekulationen über entgangene theoretische Umsätze mit immateriellen Werken. (Z.B. den konkreten Verdacht auf ein schweres Verbrechen wie Mord usw.)

Aber wie gesagt, an so eine sinnvolle Urheberrechtsreform wird sich kein EU-Politiker und auch sonst kein Gesetzgeber ran trauen. Nicht solange die mehr auf eine Industrielobby hören als nach den Interessen der Allgemeinheit zu handeln.
 
@Tomsenq: Oh ja spitze, "alle Kopien ... Software" also auch OpenSource und Shareware. Spitze! Dann kämen wir wieder in eine rechtlich total bescheidene Lage, wie wir sie noch vor wenigen Jahren hatten, dass das Uhrheberrecht keinerlei Möglichkeit geboten hat, seine Reche freiwillig komplett abzutreten.

Genau mit solch unüberlegten Formulierungen wirft die Politik schon um sich :/
 
fatony schrieb:
* Überflüssiges Zitat editiert! *

Er ist doch der Ideale man dafür - zumindest aus Sicht der Lobbyisten - sowohl Content Industrie als auch die großen Telekommunikationskonzerne sind bestimmt sehr zufrieden mit seiner arbeit.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Für die Gebühren habe ich schonmal ein ganz einfaches Modell: Jeweils die Gebühren nehmen, die am höchsten sind und auf alle Länder ausweiten. Wenn z.B. die Urheberrechtsabgabe für Drucker in Deutschland am höchsten wäre, dann einfach die gleiche für alle Länder nehmen.
 
Suxxess schrieb:
Die Politiker werden an die EU abgeschoben wenn man keine Verwendung mehr für sie in den eigenen Reihen hat. ;)

Ich habe eher den Eindruck, es werden lediglich die die Politiker in Brüssel "entsorgt", die im eigenen Land zu gute Arbeit (für das Volk) geleistet haben oder leisten wollten.

Oettinger macht an sich einen sehr guten Job, aber er meint jetzt wohl, dass er tief in die digitale Wirtschaft eingreifen muss.
 
@Doctor Strange:

Oettinger und ein guten Job? Geht es um moderne Technik ist alles was aus Richtung Oettinger kommt zutiefst in der Wirtschaft verankert und populsitisch bis hin zu demokratiefeindlich. Wobei sich das eigentlich durch alles zieht was der Mann (soweit ich es mitbekommen habe) von sich absondert.
Bei dem Typen kann man nur den Eindruck gewinnen, dass er hochgelobt wurde, bis er auf dem Abstellgleis EU-Kommisar gelandet ist.
 
Ich frage mich, warum hier alle immer von "Abschiebung" sprechen...bei dem Gehalt würde ich das auch gerne freiwillig machen ;)

Zum Thema: imho wird es über kurz oder lang zu keinem befriedigenden Ergebnis kommen, weil einfach zu viele Parteien mitreden bzw. was vom Kuchen abhaben wollen. Da ist 2016 wie im Artikel angegeben wahrscheinlich schon ein Wunschtraum der Planer ^^
 
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