Projekt Xbox 360 - Windows 10 Edition

Hallo zusammen,

ich möchte euch gerne mein kleines Projekt vorstellen, an dem ich die letzten Monate gearbeitet habe: Ein Gaming-PC im Xbox 360-Gehäuse. Ich hoffe es gefällt euch!



Begonnen hat das Projekt Anfang Januar mit einer defekten Xbox 360 (Fat) und dem Wunsch, einen leistungsfähigen PC in ein möglichst kleines Gehäuse einzubauen... und ich habe jeden Zentimeter ausgenutzt - sogar das optionale Erweiterungsmodul wurde für eine Festplatte verwendet.

Im Inneren werkelt ein Skylake i5-6400 mit 2,7 GHz und eine kurze Nvidia GTX 960 von Inno 3D. Ich würde normalerweise nie auf die allerneueste Hardware-Generation setzen, da sich bei den CPUs nicht mehr viel tut und die Grafikkarten der neuesten Generation gerne mal überteuert sind, aber dieses Mal wollte ich möglichst niedrigen Verbrauch und Wäremeentwicklung haben. Ein besonderes Schmankerl ist das funktionierende RF-Modul der Xbox 360, welches beim Einschalten die Boot-Animation zeigt und das Pairing mit einem Xbox 360-Controller möglich macht. Das SFX-Netzteil hat 450 Watt und liegt außerhalb des Gehäuses, aber da das beim Original auch so ist, habe ich mir das einfach mal erlaubt.



Hier ist schon mal ein Bild vom Endresultat und ein Blick ins Innere des Gehäuses. Da es schon spät ist, kommen morgen mehr Bilder vom Zusammenbau!








Inhalt:
- Detaillierte Hardware-Übersicht
- Boot and Sync Sequence
- Projektverlauf mit Bildern
- Lautstärke und Abwärme
- Pläne für Stage 2 (TBD)




Hardware-Übersicht:





Grüße
Dienst

Interessantes Projekt

Wie schaut es mit den Temperaturen aus? Vor allem nach 2-3 Stunden zocken?


P.S. Freue mich schon auf einen ausführlicheren Bericht

Sehr schöne Idee und toll umgesetzt!

Wie sieht es mit den Temperaturen unter lang andauernder, hoher Belastung? Funktioniert der Controller auch vollständig unter Windows 10? Kann man durch drücken der Guide-Taste den PC starten? Das klingt ja echt genial.

Ein Video vom Einschalten bis zum Desktop fände ich auch interessant.

Das sieht spannend aus!
Freue mich auf mehr. Vor allem wie dort alles Platz gefunden hat

Das ist ja mal ne tolle Idee. Bin auf die weiteren Infos und Bilder gespannt.

Cool!

Für mich immer noch das schönste Konsolengehäuse.

Nice!

Schöne Arbeit. Bin gespannt auf die Bilder wie du das rein bekommen hast.

Generell ist es ja schon schwer potente HW in diese kleinen Volumina zu bekommen. Da scheitern selbst große Hersteller immer wieder dran.

So, die Hardware-Liste ist schon mal online!

mehr bilder!

wobei ich mir wohl einen PC im XBOXOne gehäuse fertig mache da bekommt man denke ich noch n netzteil rein

schonGEZockt schrieb:

Sehr schöne Idee und toll umgesetzt!

Wie sieht es mit den Temperaturen unter lang andauernder, hoher Belastung? Funktioniert der Controller auch vollständig unter Windows 10? Kann man durch drücken der Guide-Taste den PC starten? Das klingt ja echt genial.

Ein Video vom Einschalten bis zum Desktop fände ich auch interessant.

Zum Vergrößern anklicken....

Danke! Hier ist das Video des Bootvorgangs und der Synchronisation mit dem Controller. Leider wird an der Konsole nicht angezeigt, dass Controller 1 verbunden ist, das ist aber nur optisch. Ich hätte auch gerne das schwarz-weiße XBOX-Logo als Bootscreen genommen, aber das lässt Windows leider nicht so einfach zu... Die Guide-Taste am Controller kann leider (noch) nicht zum Starten benutzt werden.


https://www.youtube.com/watch?v=YwXr_s1k-oc

Das mit den Temperaturen ist eine gute Idee. Ich werde mal einen Verlauf von Speedfan posten! Ich kann schon mal soviel sagen. Im Desktop-Betrieb läuft nur der CPU-Kühler, Netzteil- und Grafikkartenlüfter stehen still.

gefällt mir gut! bitte noch die umbauanleitung für das RF modul oder ist das auch im grunde "nur" USB?

dienst schrieb:

Die Guide-Taste am Controller kann leider (noch) nicht zum Starten benutzt werden.

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Vielen Dank fürs Video! Wirklich super umgesetzt. Und wenn das mit der Guide-Taste auch noch irgendwann klappt...

Für das RF Modul musstest du bisschen rumlöten, oder?

So, hier kommt der erste Teil des Zusammenbaus.

Phase 1: Abmessung und Kauf der Komponenten

Bevor das Projekt überhaupt losgehen konnte, musste ich die Xbox auseinanderbauen und ausweiden die Komponenten entfernen. Dafür habe ich einfach den Disassembly Guide von iFixit zur Hilfe genommen. Das Plastikgehäuse sowie der Metallkäfig sind zum Glück sehr stabil, sodass nichts abgebrochen ist. Microsoft hat hier ganze Arbeit geleistet.

Damit ich nicht blind die Teile bestellen musste, legte ich dann erstmal ein ITX-Board, das ich bereits in einem anderen PC verbaut hatte, zur Anprobe hinein. Das Board saß schon mal wie angegossen. Lediglich der Lüfter war etwas zu hoch, aber ich war zuversichtlich einen noch tieferen zu finden. Meine anfängliche Hoffnung eine Grafikkarte mit voller Länge einbauen zu können verlor sich dagegen schnell . Ich hätte es gerne wie bei der Steam Machine von Valve gemacht, aber dafür war offensichtlich kein Platz. Aber wenigstens musste ich nicht auf Low Profile-Modell zurückgreifen.






Wie man sehen kann war selbst der Thermalright AXP-100 als Kühler zu klein, daher musste ich, bevor es weitergehen konnte, einen geeigneten Kühler finden. Auf der Seite Frostytech wurde ich letztlich fündig und nach eingängiger Prüfung entschied ich mich für den Noctua NH-Li9 und gegen die Konkurrenz von Scythe und Zalman. Ich hatte eigentlich gedacht, mein Thermalright wäre schon sehr klein, aber der Noctua toppt das mit 4 Zentimetern nochmal deutlich.

Die genauen Mainboard-Abmessungen hatte ich ja bereits, daher fehlte nun noch die Grafikkarte. Dem Lineal zufolge sollte eine Dual-Slot-Karte mit bis zu 17cm locker reinpassen. Damit hätte das Gehäuse theoretisch die Kapazität für eine Nano Fury. Das wäre allerdings eine beträchtliche Investition gewesen. Außerdem war ich mir noch nicht sicher, ob es ein geeignetes Netzteil geben würde und wie sich die Hitze entwickeln würde. (Mittlerweile gehe ich davon aus, dass hitzetechnisch auch eine Fury Nano möglich sein sollte.) Also wählte ich eine kompakte GTX 960 von Inno3D aus. Das Modell verfügt über ein semi-passives Kühlsystem und stellt den Lüfter bei wenig Last aus. Als Netzteil entschied ich mich dann nach wiederum langer Suche für ein Silent Storm SFX-Netzteil mit 450 Watt. Das war so ziemlich das einzig passende Modell und wird in identischer Form u.A. auch von BeQuiet verkauft. SFX war Pflicht, da es aus Platzgründen draußen stehen muss. Hier mal ein Größenvergleich mit dem Xbox-Netzteil. Soviel nehmen die sich nicht! Damit waren die Basisteile zusammen und wurden bestellt.




Phase 2: Einbau von Mainboard und Grafikkarte

Als nächstes legte ich die genaue Position des Boards fest, damit ich die Positionierung der Distanzbolzen markieren konnte. Da ich zuerst nicht wusste, wie man diese Teile bezeichnet, musste ich lange im Internet nach ihnen suchen. Außerdem musste ich die richtigen Muttern finden, um sie befestigen zu können. Distanzbolzen haben nämlich ein metrisches Innengewinde und ein Außengewinde in Zoll... Das muss man erstmal wissen. Zum Glück hatte ich Zugriff auf allerhand Muttern und Schrauben, um das genau zu prüfen.




Außerdem machte ich mich an die ersten Veränderungen am Gehäuse unter Zuhilfenahme der Blechschere und der Feile. Derweil waren schon die ersten Teile angekommen.




Ein erster Test mit Mainboard und Außenhülle.




Für die Montage der Grafikkarte musste ich mir noch etwas ausdenken, denn was mir erst beim Abmessen aufgefallen war ist, dass das PCB nicht parallel zu den Schraublöchern sitzt. Also stöberte ich im Baumarkt bis ich geeignete Abstandshalter fand. Die Position der Löcher und damit der Grafikkarte legte ich zum Glück genau richtig fest, sodass die Karte nicht über die Decke des Käfigs ragte, parallel zum PCI-E-Slot saß und unterhalb der Karte noch gerade so genügend Platz die später dort angesiedelte SSD war. Das hatte ich zunächst nicht bedacht, aber es passte letztlich.




Das war es fürs erste. Als nächstes kommen dann die Luftlöcher. Zum RF-Board schreib ich auch noch ein paar Takte.

L1xi schrieb:

Interessantes Projekt

Wie schaut es mit den Temperaturen aus? Vor allem nach 2-3 Stunden zocken?

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Hier ist nun auch das Ergebnis nach mehreren Stunden NBA2K15 und Empire: Total War. Die Grafikkarte ist schon ganz schön warm geworden. Das konnte man auch am Gehäuse fühlen. Die Lautstärke war für Volllast und dafür, dass er praktisch neben meinem Ohr steht, in Ordnung. Im gedachten Anwendungsszenario würde die Maschine dann ja z.B. unter dem Fernseher, also deutlich weiter weg, stehen.



Ich habe leider kein gescheites Programm für einen Temperaturverlauf gefunden. :O Daher habe ich hier nur einen Passmark-Durchlauf. Vielleicht hat da ja noch jemand eine Idee.

Phase 3: Luftlöcher

Anders als bei vielen Casemod-Projekten war es nicht gedacht, das originale Gehäuse möglichst stark zu verändern, sondern den Look der Xbox 360 weitestgehend beizubehalten. Damit die Hardware jedoch atmen kann, musste ich leichte Veränderungen an der Außenhülle vornehmen. Während Microsoft die Konsole über zwei rückseitig verbaute Lüfter kühlt, ziehen die Lüfter in meinem System die Luft direkt durch die Seitenwände.



Die Löcher habe ich mangels präziserer Alternativen mit einer Bohrmaschine mit Metallbohrer erstellt. Dafür habe ich zunächst eine Schablone mit den Lochabständen erstellt, bei deren Länge ich mich an den Löchern der Hinterseite orientierte, um ein möglichst homogenes Gesamtbild herzustellen. Die Löcher habe ich zuerst per Bleistift markiert und mit einem spitzen Gegenstand vorgestochen. Danach habe ich zur Sicherheit mit einem kleineren Durchmesser vorgebohrt und schließlich mit dem gewünschten Durchmesser. Um weiche Kanten zu erzeugen, habe ich anschließend noch mit einem größeren Durchmesser kurz auf jedem Loch einmal angedreht. Zuletzt wurde alles schön glatt geschliffen. Auch wenn ich ein paar Mal verrutscht bin, bin ich relativ zufrieden mit dem Ergebnis. Ich denke noch genauere Bohrungen sind mit einem einfachen Bohrer nur schwer zu erreichen. Das Plastik ist weich wie butter und der Bohrkopf rutscht schnell weg.



Ein Nebenerzeugnis dieser Arbeit waren köstliche Plastik-Spirelli.





Phase 4: Einbau der Speichereinheiten

Die Xbox 360 verfügt bekanntlich über ein Erweiterungsmodul, um den Speicherplatz der Konsole zu erweitern. Dieses habe ich mit ein paar kleinen Anpassungen einfach weiterverwendet - mit dem Unterschied, dass die HDD in der Upgraded Edition nicht 20 GB, sondern gleich 2000 GB fasst. Damit sollte eine stattliche Spiele-Bibliothek auf dieser Konsole platz finden. Da die neue Platte die alte in ihrer Bauhöhe übersteigt, musste ich noch einen teil der Innenverkleidung entfernen bzw. abschleifen.




Die SSD bekam ihren Platz im Gehäuse und wurde direkt unter der Grafikkarte montiert. Auf dem Bild ist noch eine HDD zu sehen, die der Abmessung diente. Im finalen Build wird an selber Stelle eine Silicon Power SSD mit 240 GB Speicherplatz eingesetzt, die das Betriebssystem und bei Systemstart ausgeführte Programme beherbergt.



Nebenbei baute ich noch einen Ersatz für die an der Front befindlichen USB-Buchsen ein. Glücklicherweise bietet DeLock einen internen Anschluss an, der fast genau auf die bereits bestehenden Öffnungen passt. Ich musste sie nur minimal verbreitern. Die neuen Anschlüsse setzen natürlich auf USB 3.




Phase 5: RF-Modul

Das sogenannte "RF-Modul" sitzt bei der Xbox 360 direkt hinter dem Einschaltknopf und beherbergt zum einen den LED-Ring und zum anderen den Synchronisations-Chip. Wie sich nach kurzer Recherche herausstellte, haben einige findige Modder nicht nur herausgefunden, dass das Board per USB auch mit einem PC verbunden und dann mit den Treibern des Xbox Wireless Receivers betrieben werden kann, sondern auch, welche Signale an das RF-Modul gesendet werden müssen, um etwa den Synchronisationsvorgang anzustoßen oder die LED-Animationen abzuspielen. Dafür ist im Wesentlichen ein Mikrocontroller und ein paar Zeilen Quellcode nötig, den ich mit kleinen Änderungen von Dan Hembry übernommen habe. Auf seiner Seite findet ihr eine gelungene Anleitung zum Thema. Bei Bedarf helfe ich aber auch gerne weiter.





Phase 6: Zusammensetzen und Gehäusebeleuchtung

Nachdem alle Komponenten installiert waren, mussten sie nur noch zu einer Einheit zusammengesetzt werden. Hier stellte sich insbesondere das Kabelmanagement als sehr schwierig heraus. Ich musste die Stromkabel durch verschiedene Gassen durch das Gehäuse führen, z.B. unter dem Riser-Kabel hindurch.

Bevor es soweit sein sollte, wollte ich allerdings noch ein kleines Gimmick einbauen. Beim Druck auf den Eject-Button des Laufwerks - ich hoffe niemand hat erwartet, dass ich hier tatsächlich noch ein Laufwerk hineinbekommen habe - sollten die Seitenöffnungen von grünen LEDs illuminiert werden. Ein kleines bisschen Fancyness wollte ich mir dann doch erlauben. Diese passten auch tatsächlich perfekt zwischen den Metallkäfig und äußeren Plastikwände der Xbox und einen entsprechenden Button baute ich auch ein. Doch letztlich scheiterte ich an der zugegeben simplen Verkabelung und ließ diese Funktion vorerst offen. Das kommt dann in Stage 2.



Und da war es auch schon fertig

Sehr cool, lässt sich der Red Ring of Deaths emulieren?

Wirklich ein Nettes Projekt
und wie ich finde auch zukunftsweisend,
schließlich verwendest du ein altes Gehäuse wieder.

das einzige was mich beunruhigen würde ist das Netzteilkabel,
das in das Gehäuse geht, auch wenn diese zusätzlich abgeschirmt sind
hätte ich Angst das sich das mit der Zeit abscherrt und aufreißt,
wenn du natürlich die Position des Ps's nicht oft änderst, würde das
natürlich auch gehen.

Insgesamt toll gemacht, das mit den LED's das man das machen konnte ist
ja eine art Zuckerl finde ich ;-)


Lg

Twin_Four schrieb:

Sehr cool, lässt sich der Red Ring of Deaths emulieren?

Zum Vergrößern anklicken....

Wäre möglich Beim Bluescreen ein RROD das wäre doch was.

Sehr geiles Projekt!

Finde ich super und ist echt eine tolle Idee.

Vor allem mit wie viel Herzblut Du daran gehst.

Ich bin mal gespannt, auf die nächsten Bilder und auch Ingame Werte an FPS, Temps etc.

TomTOm83 schrieb:

das einzige was mich beunruhigen würde ist das Netzteilkabel,
das in das Gehäuse geht, auch wenn diese zusätzlich abgeschirmt sind
hätte ich Angst das sich das mit der Zeit abscherrt und aufreißt,
wenn du natürlich die Position des Ps's nicht oft änderst, würde das
natürlich auch gehen.

Zum Vergrößern anklicken....

Sämtliche Öffnungen im Metallgehäuse und Plastikgehäuse habe ich tatsächlich sehr sorgfältig abgeschliffen. Da erhält man mit Feile und Schleifpapier auch ein sehr gutes Ergebnis. Die Kanten sind samtweich . Hatte auch Bedenken, dass man sich zum Beispiel schneiden könnte oder die Kabel beschädigt werden.

Viele kritisieren ja auch das externe Netzteil. Finde es auch nicht optimal, aber ich bin der Meinung, dass es keine ausreichend leistungsfähigen Pico PSUs gibt. Was man definitiv machen sollte, ist ein Gehäuse dafür erstellen zu lassen und den Kabelstrang zu verlängern.

Tolles Projekt!

Mit dem externen Netzteil ist es natürlich schade. Ein pico PSU mit 192 Watt würde nur passen, wenn die Grafikkarte keinen zusätzlichen Stromanschluss benötigen würde.