Fallen heutzutage Leute noch auf das Fachkräftemangel-Gerede rein?

Klebstift

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Der propagierte Fachkräftemangel in den Medien scheint seit 30 Jahren eine Konstante in Deutschland zu sein. Bereits in den 80ern soll es Fachkräftemangel gegeben haben, in den 00er Jahren war Fachkräftemangel, heutzutage ist Fachkräftemangel, in 20 Jahren ist wahrscheinlich auch Fachkräftemangel. Die Arbeitgeber-Lobbyisten und Verbände sind sehr fleißig dabei dieses Bild aufrecht zu erhalten.Mal ganz ehrlich? Gibt es heute noch Bürger, die das glauben? Fallen heutzutage Leute noch auf das Fachkräftemangel-Gerede rein?

Im Ersten gab es vor einiger Zeit eine Doku unter dem Titel "Das Märchen vom Fachkräftemangel" zu dem Thema:
https:***

Am 15. April 2015 nannte Michael Schwartz, Bereichsleiter Strategie und Kommunikation beim VDI in der F.A.Z.[38] zwei Gründe, warum mittlerweile nicht mehr von einer Fachkräftelücke die Rede ist:

„Zum einen sei die Abbrecherquote in den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen binnen zwei Jahren von 45 Prozent auf 35 Prozent gesunken. Zum anderen habe sich das Werben um Frauen gelohnt. Sie sind bei technischen Berufen zwar immer noch zahlenmäßig ihren männlichen Kollegen unterlegen. Aber ihr Anteil steige doch langsam. Und mittelfristig macht sich bemerkbar, dass vor einem Jahr zwei Abiturjahrgänge die Schule abgeschlossen und ein Studium aufgenommen haben. Daher werde wohl in fünf Jahren ein großer Jahrgang junger Ingenieure auf den Arbeitsmarkt drängen."“

– Georg Giersberg: Die verschwundene Lücke kommt wieder (2015)

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Fachkräftemangel#Neuere_Sch.C3.A4tzungen

Wie ist eure Meinung zu der Thematik?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: (Link entfernt)
Der Fachkräftemangel drückt das Gehalt der Fachkräfte.
klar wird da großzügig gerechnet.
 
Fachkräftemangel?

Im Wirtschaftswunder war die Fachkraft Hilfskraft der Wirtschaftsmotor, gezielt durch billige Ausländer, bis zu dem Punkt, wo die Arbeitskraft und noch weniger der Mensch benötigt wurde. Um die 70er ging das große humane Outcourcing los, wo man ganze Wirtschaftszweige nach Asien verlegte, weil man in Deutschland nicht wirtschaftlich Löhne zahlen wollte. Alles ist aufgebaut, es gibt weniger zu tun, aber der Reibach ruft nach mehr, vereinfacht gesagt.


Man braucht nur das Baugewerbe betrachten. Ausgegliedert an billige Ausländer und stark prozessoptimierte Unternehmen.
Heute werden bevorzugt ganze Fassadenteile maschinell hergestellt und mit wenig Arbeitskraft hochgezogen, statt 50 Maurer auf einer Baustelle zu beschäftigen. Wie will man die xx Maurer weiterbschäftigen, oder ist deren Fachkenntnis mit langjähriger Berufserfahrung am Ende doch nur unnötig?

Ich komme ja selber aus dem Handel. Die Tendenz geht zur schnellen Ausbildung ohne Sachverstand zum Verkäufer und der Beruf ist durch die Masse an ausgelernten Kräften ein Billigjob geworden. Am Ende wird sogar der Lagerist asl eigenständiger Beruf gelehrt, was ein Verkäufer kann, aber beide durch automatisierte und effiziente Lagerlogistik und Teilzeitkräfte ersetzt. Selbst Kassierer werden durch automatisierte Kassenvorgänge zukünftig weiter ersetzt werden. Das beste Beispiel sind Fahrkartenschalter. Damals arbeiteten auf einem Berliner U-Bahnhof oft zwei Fahrtkartenverkäufer und zwei Abfertiger.
Dadurch gab es sogar eine Sicherheitspräsenz auf dem Bahnsteig, was heute zentralisierte Kameras übernehmen.
In Zukunft wird sogar die Zugsteuerung automatisiert.
Die Deutsche Bahn sucht ja mittlerweile Quereinsteiger für ihre Berufsfelder, was durch die starken Berufsveränderungen keien klassische Ausbildung garantiert.

Der Mensch als Arbeitskraft ordnet sich schon lange der Wirtschaftlichkeit von den selbstgebauten Maschinen und der beschleunigten Wirtschaft unter, wo er natürlich nicht schnell genug lernen oder mithalten kann.
Dem Menschen dient nicht mehr seine Arbeit, sondern er dient der Arbeit und damit pervertiert er sein Wesen.

Den Fachkräftemangel gibt es, wenn man die Agenda 2010 betrachtet, die ja ganze Berufe abgesägt hat. Dabei handelt es sich nicht um mangelnde Fachkräfte, sondern um einen Wirtschaftsmarkt, dem die die Fachkräfte nicht passen, er sie aber auch nicht ausbilden will. Würde ja sonst Gewinne kosten.

Selbst die vielen Fachkräfte aus der ehemaligen DDR waren plötzlich für die Westabnehmer der OST Produkte teure Überqualifizierte. Wer will schon tausende von Schneidern beschäftigen, wenn er billiger im Ausland mit Gewinn produzieren kann? Heute wird der Beruf des Schneiders zum Modedesigner klassifiziert.

Oder glaubt hier irgend jemand Frau Nahles und ihrem Arbeitsministerium?
Beim Ministerpostenpoker um die besten Imageaussichten in Ministerämtern kann man auch keine Qualifikationen erwarten. Besonders nicht um die Probleme anzugehen.
 
Deine Aussage (TE) ist so pauschal wie die Aussage "Fachkräftemangel", bist also nichts besser. Es kommt sicherlich auf den Berufszweig an, aber ja gerade in der IT gibt es Fachkräftemangel. Wir versuchen beispielsweise seit knapp 1 1/2 Jahren einen Posten zu besetzen (Mathematik, C, Cobol) und dort findet sich einfach kein geeigneter Kandidat. Im Bereich "Nachwuchs" haben wir auch Probleme. Wir wollen jedes Jahr 6 Stellen für ein duales Studium Wirtschaftsinformatik besetzen, wir kommen aber ganz knapp gerade mal auf 4 im Schnitt. Hier fehlen definitiv Leute. "Fachkräfte" bei Aldi an der Kasse gibt es hingegen genug. Oder auch Bwler....dort würde ich die Aussage des Fachkräftemangels definitiv nicht unterzeichnen.

Wie so oft im Leben: pauschalisiert nicht soviel.
 
@Scythe1988: dem kann man nur zustimmen.

In anderen Branchen sucht man dann Fachkräfte, wie ich einmal in einer Stellenanzeige für Berufseinsteiger/ Trainies las:
"Abgeschlossenes Informatikstudium und umfangreiche Erfahrung im Bereich Antriebsstrang" ...und zusätzlich der Hinweis, dass eine Berufsausbildung im KFZ-Bereich nicht als Berufserfahrung gilt.

Also frisch von der Uni und jahrelange Berufserfahrung in einer Artfremden Branche - Da kann man doch nicht ernsthaft der Meinung sein, dass man da den passenden Kandidaten findet. Maximal 30 Jahre alt und mindestens 20 Jahre Berufserfahrung oder wie?

Fazit: Es gibt einige Branchen, da fehlen tatsächlich die Fachkräfte. In anderen hingegen, könnte man fast der Meinung sein, dass der Mangel intrinsisch geschaffen wird.
 
Scythe1988 schrieb:
Wir versuchen beispielsweise seit knapp 1 1/2 Jahren einen Posten zu besetzen (Mathematik, C, Cobol) und dort findet sich einfach kein geeigneter Kandidat.

Was fehlt denn? Mathematik, C, Cobol ist jetzt nicht so exotisch, kann mir nicht vorstellen das sich da niemand findet, außer ihr sucht einen Spezialisten für Cobol und nicht nur jemanden der die Sprache ungefähr kann. Wobei man den auch findet, nur der verlangt sehr viel mehr Geld.

Was bietet ihr denn als ungefähre Bezahlung an? (Jemand der Cobol noch sehr gut kann, hat sicher etliche Jahre Berufserfahrung und wird wohl schon um die 100k verlangen, aber ich denke mal so jemanden sucht ihr gar nicht)

Klar für 30-40k im Jahr, werdet ihr nur Neulinge bekommen.
 
florian. schrieb:
Der Fachkräftemangel drückt das Gehalt der Fachkräfte.
klar wird da großzügig gerechnet.
Wie kann ein Mangel das Gehalt drücken?
Wirtschaftgrundkurs: Wenn etwas knapp ist, dann steigt der Preis.

Und Ja: Es ist verdammt schwierig gutes Personal zu finden.
Blödpupser die meinen sie sind‘s und dabei 100000 Euro im Jahr verdienen wollen – die findet man wie Sand am Meer.
Aber eine echte Fachkraft – vielleicht einer von 100 Bewerbungen. Und dann muss es Menschlich noch halbwegs klappen.
Das ist dann fast wie Lottospielen.

Also Ja: Als Arbeitgeber muss ich sagen: Wir haben definitiv einen Fachkräftemangel.

[EDIT]
Eine Fachkraft ist dann eine Fachkraft wenn deren Arbeit eben nicht durch einen Computer oder einen ungelernten genausogut gemacht werden kann. Wenn man also durch einen Automaten ersetzt wurde oder durch einen Fachfremden der die gleiche Arbeit günstiger macht. Dann war man keine Fachkraft sondern einfach ein Arbeiter. Stillstand ist Rückstand. Ich empfehle jedem sich fortzubilden.

Wenn ich Taxifahrer, LKWfahrer oder sowas wäre würde ich im Hinblick auf das automatisierte Fahren schnellstens schauen, das ich einen Mehrwert erlerne um Zukunftsfähig zu sein.

Köhler und Wagner gibt es heute auch nicht mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Weil durch den herbeibeschworenen Mangel, mehr Fachkräfte ausgebildet werden bzw. aus dem Ausland kommen. Das drückt das Gehalt, allerdings ist die Wirtschaft dann traurig wenn die besten in Folge dessen ins Ausland gehen, weils dort einfach bessere Arbeitsbedingungen gibt...

Am Ende hängt doch vieles von den Arbeitsbedingungen ab.

@Niyu: Was meinst du mit "echter Fachkraft"? Jemand der die Arbeit für weniger Geld macht, als ein anderer? Oder können die Blödpupser die 100k verlangen die Arbeit nicht und jemand anderer kann sie und du zahlst ihm die 100k?
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine echte Fachkraft ist einfach jemand der etwas bestimmtes kann – und dieses etwas muss etwas sein, dass man nicht einfach auch durch einen Roboter oder einen ungelernten erledigen lassen kann.
Es kann ja sein, das da draußen jemand ganz toll Schrauben eindrehen oder Waren über einen Scanner ziehen kann. Aber so jemand ist keine Fachkraft.

Ich will also erstmal definieren was eine Fachkraft und was ein Arbeiter ist. Ein Maurer z.B. ist keine Fachkraft und hat dadurch bei Gehaltsverhandlungen einen schlechten Stand. Wenn ich jemanden beliebig ersetzten kann weil die Arbeit halt durch quasi jeden gemacht werden kann dann sind das wohl eher einfache Tätigkeiten. Diese Tätigkeiten werden gerne an Ein-Euro-Jobber, Ausländische Ungelernte etc. vergeben. Weil diese einfach günstig sind. Die Mauer eines Rumänischen Arbeiters und die eines Maurers der seit 20 Jahren auf dem Bau ist mag minimal besser vom erfahrenen Maurer gemacht sein – aber wenn der Rumäne für das gleiche Geld drei Mauern baut interessiert das keinen.

Wenn jemand also nun eine Fachkraft ist dann hängt das Gehalt natürlich von der Spezialisierung ab. Wenn ich denjenigen brauche dann zahle ich auch 100k. Leider gibt es da draußen zu viele die an Selbstüberschätzung leiden und meinen sie könnten fehlendes Fachwissen mit ein wenig Einarbeitung schon kompensieren. Das ist sehr ärgerlich und teuer wenn man feststellen muss, dass man sich da einen 100k Praktikanten geholt hat.
 
Fachkräftemangel hat aber auch nicht immer 1:1 etwas mit "besseren" Gehalt zu tun. In der Pflege oder z.B. bei den Kitas fehlen ja auch Fachkräfte - also qualifizierte Personen, die nicht nur einen Schein haben sondern mindestens eine entsprechende Ausbildung Voraussetzung ist. Nur wird man in diesem Bereich trotz des Mangels nicht alzu deutliche Gehaltssteigerungen feststellen können. Dort wird das Gehalt gedeckelt, weil Eltern nicht unbegrenzt hohe Kita Gebühren stemmen können, oder Pflegebedürftige ebenfalls nicht jeden Preis zahlen können. Bei den Eltern ist die Alternative ja - einer bleibt zuhause, wenn die Betreuung mehr Geld kostet als man in der gleichen Zeit verdient - und bei pflegebedürftigen Personen -> die können meist ihr Einkommen gar nicht durch zusätzliche Arbeit steigern aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit.

Also ja - Fachkräftemangel gibt es, nein - nicht immer steigt das Gehalt in der jeweiligen Branche nur weil dort ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften herrscht.
 
_killy_ schrieb:
Also ja - Fachkräftemangel gibt es, nein - nicht immer steigt das Gehalt in der jeweiligen Branche nur weil dort ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften herrscht.

Ja, aber das ist doch mit ein Grund für den Mangel... Würde das Gehalt steigen, gäbe es weniger Mangel.

Wobei natürlich nicht nur das Gehalt ausschlaggebend ist, sondern einfach die Arbeitsbedingungen allgemein (sprich Work-Life Balance + Geld + Zukunftsaussichten)

@Niyu: Das Problem könnte man lösen, einfach diejenigen die für einen Spezialisten ein Praktikantengehalt zahlen wollen die Praktikanten geben und umgekehrt :p
Ja, das Gefälle gibt es wohl auf beiden Seiten, da magst du recht haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, es gibt einen Fachkräftemangel, aber nur in sehr wenigen Berufen, die dann oft auch noch spezialisiert sind.

Schuld daran sind die Unternehmen selbst, das duale System, was D groß gemacht hat und um das wir in der Welt beneidet werden, wird immer mehr aufgegeben. Schuld daran ist die europäische Vereinheitlichung der Berufe.
Jeder der mal in England oder den USA (nur um 2 Beispiele zu nennen) war, weiß wie gut ein in Deutschland ausgebildeter Maurer, Klempner oder sonstiger Handwerker ist - darum haben die es ja überall in der Welt recht leicht.

Leider gibt es davon nicht mehr so viele, weil eben nicht mehr so viele Betriebe ausbilden und weil es eben auch vielen nicht mehr erstrebenswert erscheint, solche Berufe auszuüben. Hier gibt es auch einen Wink an die Politik - ein Handwerker der 40 Jahre lang Handwerken soll, kann das eben meistens körperlich nicht. Die Politik schert das aber über einen Kamm und vergleicht es mit anderen Berufen - immer lustig, wenn sich die Berufspolitiker selbst als Beispiel nehmen :D!

Davon ab, ich als technischer Kaufmann habe vor einigen Jahren auch seltsame Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt gemacht. Die witzige Anekdote "suche Diplom-Kaufmann unter 30 mit 20 Jahren Berufserfahrung" ist gar nicht mal so weit hergeholt. Ich hatte 2 Jobs die komplett gepasst hätten und wo ich nicht genommen wurde weil ich knapp über 40 war (wurde mir auch offen so gesagt)!
Nun ich hatte mich nur informiert und bin bei meinem Arbeitgeber geblieben, aber das Geld war kein Problem, man wollte halt sehr junge Leute die komplett ausgebildet sind, aber nicht selber anlernen - da wo es denn ggf. nötig gewesen wäre.

Und so gibt es dann natürlich auch einen Fachkräftemangel, wenn man Anforderungen stellt, die keiner - oder nur extrem wenige, erfüllen können!
Geld ist natürlich oft auch ein Thema, ich lese hier auch beinahe täglich die meist völlig überzogenen Anforderungen einiger Neueinsteiger. Es kann nun mal nicht jeder bei VW, Porsche oder bei einem High-Tech-Hipster Betrieb arbeiten.
 
Fängt doch schon bei den Auszubildenden an, die Firma, in der ich arbeite, hat schon so ziemlich jedes Jahr Probleme die Stellen für Fachinformatiker (mit gescheiten Leuten) voll zu bekommen, kaufmännische gibts hingegen meist genug. Viele jugendliche wissen nicht was sie wollen oder können nicht mehr sonderlich viel außer Playstation spielen und im Slang reden. Bei uns ist (Fach)Abi in der Regel Vorraussetzung. Das schien mir früher mit den Generationen anderes gewesen zu sein.

Aber auch für andere Stellen findet man nur schwer Leute hier (IT-Sicherheitssoftware), sei es Qualitätssicherung oder Programmierer. Was nützen x Zertifikate, wenn die durch das typische Bulimie lernen erlangt worden sind. Das ist wie bei so manchem Bachelor Studium, in der kurzen Zeit zu viel oberflächliches Wissen, was einen Fachidioten auszeichnet.
Ist natürlich etwas überspitzt und trifft sicherlich nicht auf alle zu, keine Frage.
 
hallo7 schrieb:
Ja, aber das ist doch mit ein Grund für den Mangel... Würde das Gehalt steigen, gäbe es weniger Mangel.

Wobei natürlich nicht nur das Gehalt ausschlaggebend ist, sondern einfach die Arbeitsbedingungen allgemein (sprich Work-Life Balance + Geld + Zukunftsaussichten)

Aber genau dass ist doch das Problem. Nicht in allen Branchen kann man die Gehälter entsprechend nach oben anpassen. Weder Kita-Gebühren noch Pflegegebühren kann man deutlich erhöhen - da die Leute die diese Leistung in Anspruch nehmen auch nur ein Maximum an Preis zu zahlen bereit sind bzw. auch nur bezahlen können. Somit bleiben große Gehaltssprünge auch aus.

Dein Beitrag ist somit wenig hilfreich einfach auf Gehaltserhöhungen zu verweisen.
 
Naja, aber dann ist die Politik gefragt. Ich finde es Wahnsinn, dass man eine 24h Pflege für ~1000€ im Monat bekommen kann. Wundert mich nicht, dass diesen Beruf nur einige Berufene ausüben wollen, oder Menschen aus Ländern mit deutlich geringerem Lohnniveau...

Menschen könnten sich ohne Agrarsubventionen auch beim Essen nicht viel leisten bzw. schau mal was andere Branchen an direkten oder indirekten Subventionen bekommen.

Den Mangel stellt man in diesem Fall ja nicht damit ab, dass man über fehlende Fachkräfte jammert.
 
Branchen bedingt haben wir auch einen Fachkräftemangel, besonders in der IT oder bei Bilanzbuchhalter. Nur beraten einen die meisten bzw. so gut wie niemand vernünftig. Das größte Problem ist aber das ja jeder an dir verdient wenn du eine Weiterbildung machst, sprich der Anbieter, der Staat mit seinem KFW Darlehen, sofern man es nicht in der Zinsfreien Zeit tilgt.

Ich hab mich selbst 2 Jahre durch ne Weiterbildung gequält als Wirtschaftsfachwirt, mit der Erkenntnis das es schlichtweg bei Unternehmen nicht gefragt ist und man durch den Überlauf an Bachelor BWL Studenden, die erst mal in einem Praktikum sich zeigen können, man als Arbeitnehmer der auf sein Gehalt angewiesen ist, keine Chance hat dort irgendwo in einem Unternehmen direkt einzusteigen.

Außerdem wird man nicht vernünftig beraten. Mir z.b. ist damals der Fachwirt als super Weiterbildung verkauft worden, mit besseren beruflichen Aussichten und und und. Hätte mir jemand gesagt, mach lieber das und das, dann hätte ich das auch gemacht aber nirgendwo findet man leider eine vernünftige Beratung in dem Bereich.

Bedenkt man jetzt das man in den 2 Jahren locker flockig mehrere tausend Euro versenkt, dann ist das eigentlich eine Frechheit.
 
Wir haben keinen generellen Mangel an Fachkräften, sondern in vielen Berufen nur einen Mangel an qualifizierten Bewerbern, die bereit sind für sprichwörtliche Peanuts zu arbeiten. Einige wenige Ausnahmen mag es im Bereich der IT geben.

Aber der Fachkräftemangel wird ja jetzt durch die Zuwanderung gelöst. Also können wir uns alle entspannt zurücklehnen!

Gruß,
CTN
 
_killy_ schrieb:
Fachkräftemangel hat aber auch nicht immer 1:1 etwas mit "besseren" Gehalt zu tun. In der Pflege oder z.B. bei den Kitas fehlen ja auch Fachkräfte - also qualifizierte Personen, die nicht nur einen Schein haben sondern mindestens eine entsprechende Ausbildung Voraussetzung ist. Nur wird man in diesem Bereich trotz des Mangels nicht alzu deutliche Gehaltssteigerungen feststellen können. Dort wird das Gehalt gedeckelt, weil Eltern nicht unbegrenzt hohe Kita Gebühren stemmen können, oder Pflegebedürftige ebenfalls nicht jeden Preis zahlen können. Bei den Eltern ist die Alternative ja - einer bleibt zuhause, wenn die Betreuung mehr Geld kostet als man in der gleichen Zeit verdient - und bei pflegebedürftigen Personen -> die können meist ihr Einkommen gar nicht durch zusätzliche Arbeit steigern aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit.
Die dortig ausbleibenden Gehaltssteigerungen haben nichts mit dem von ihnen erwähntem Umstand zu tun. Dort werden keine Gehälter gedeckelt, weil die Nutzer/Kranken/Pflegebedürftigen es sicht nicht leisten können was also letztlich dazu führen würde, daß Pflegekräfte unentgeldlich arbeiten müssen. Bei einem Heimplatz welcher 3000 Euro im Monat kostet, ist es zudem schwer vorstellbar, daß aus den von ihnen genannten Gründen ja nichts beim Arbeitnehmer übrig bleibt. Die Lohnkosten sind nur ein geringer Teil der anfallenden Kosten. Nach Ihrer Logik gibt es bald keine Pflegekräfte mehr, da niemand mehr bereit ist diesen Beruf auszuüben, die Berufssparte wird eingestellt und die Pflegebedürftigen werden im Wald abgestellt. Wenn das Modell zur Bezahlung dieser Kräfte nicht passt, muss man es anpassen.


_killy_ schrieb:
Also ja - Fachkräftemangel gibt es, nein - nicht immer steigt das Gehalt in der jeweiligen Branche nur weil dort ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften herrscht.

Überall wo ein Mangel herrscht steigt der Preis und dies ist bei offenen Arbeitsstellen identisch. Wenn sie als Arbeistgeben dem Zwang unterliegen eine offene Stelle mit gleichbleibender Qualität zu besetzen, aber keinen Nachfrager finden, so werden sie entweder das ausgelobte Gehalt erhöhen oder die Qualitätsansprüche senken müssen. btw : Dies gilt ebenfalls für die Pflegekräfte.




CrunchTheNumber schrieb:
Wir haben keinen generellen Mangel an Fachkräften, sondern in vielen Berufen nur einen Mangel an qualifizierten Bewerbern, die bereit sind für sprichwörtliche Peanuts zu arbeiten. Einige wenige Ausnahmen mag es im Bereich der IT geben.
Aber der Fachkräftemangel wird ja jetzt durch die Zuwanderung gelöst. Also können wir uns alle entspannt zurücklehnen!
Gruß,
CTN
Treffend beschrieben. Ich fürchte, daß Sie Recht haben könnten.
 
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