PLEX Media Server auf einem Pi 3 installieren (Anleitung / Erfahrungsbericht)

Crispy Bearcon

Lieutenant
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Hallo zusammen,

da ich keine Lust mehr auf meinen Windows Server (2012 R2) habe und er in letzter Zeit viele zicken macht, wollte ich auf ein Linux System umsteigen. Gleichzeitig wollte ich den Stromverbrauch möglichst gering halten.

Da ich noch einen Raspberry Pi 3 zu Hause hatte, musste er für das Experiment herhalten.

Das System läuft jetzt seit mehreren Tagen ohne Probleme und darum wollte ich eine kleine Anleitung und Erfahrungsbericht schreiben.

Vorne weg: Ich war nie gut in Texte schreiben also wäre es schön, wenn ihr mir Verbesserungsvorschläge per PN schreiben würdet :)


Was wird benötigt:

- Raspberry Pi 3
- eine SD Karte (Aktuell läuft das System auf einer Class 6, werde aber noch eine Class 10 testen)
- entsprechendes Netzteil
- Netzwerkkabel
- Externe Festplatte mit Stromversorgung
- Als Betriebssystem habe ich Raspbian Lite (Jessie) verwendet, da ich keine GUI benötige.


Durchführung Installation:

Als erstes muss das Betriebssystem Raspbian Lite auf die SD Karte geschrieben werden. Dafür habe ich die Software Win32 Disk Imager verwendet.
Wenn der Schreibvorgang abgeschlossen ist kann die SD Karte in den Raspberry gesteckt werden.

Nachdem das Betriebssystem gestartet ist kann mit der Standard Konfiguration begonnen werden:
- Name des Raspberry
- Expand Filesystem
- Internationalisation Options
-- Sprache
-- Zeitzone
-- Tastaturlayout einstellen

Wenn das erledigt ist führen wir als nächstes ein Update, Update und Dist-Upgrade durch

Code:
sudo apt-get update && sudo apt-get upgrade -y  
sudo apt-get update && sudo apt-get dist-upgrade

Als nächstes benötigen wir das Paket apt-transport-https um Zugriff auf HTTPS-Inhalte über das Internet zu ermöglichen.

Code:
sudo apt-get install apt-transport-https -y --force-yes

Damit PLEX auf dem Raspberry läuft benötigen wir noch ein neues Repository. Dieses Repository wird von dev2day.de bereitgestellt.

Code:
wget -O - [url]https://dev2day.de/pms/dev2day-pms.gpg.key[/url]  | sudo apt-key add -
  echo "deb [url]https://dev2day.de/pms/[/url] jessie main" | sudo tee /etc/apt/sources.list.d/pms.list   
  sudo apt-get update

Abschließend können wir jetzt PLEX installieren

Code:
sudo apt-get install -t jessie plexmediaserver -y

Die Installation benötigt ein par Minuten. PLEX Media Server startet automatisch als Hintergrunddienst.
Jetzt müssen wir den Raspberry einmal neustarten

Code:
sudo reboot


Durchführung Netzwerkeinrichtung:

Wenn ihr den Raspberry nur über den DNS Namen erreichen wollt könnt ihr hier den Schritt überspringen.

An dieser stelle verweise ich mal aufs Elektronik-kompendium.de, da dort sehr gut erklärt ist, wie ihr eure IP Adresse einstellt.



Abschließend am besten nochmal neustarten.


Danach ist der PLEX Media Server über die IP Adresse (z.B. 192.168.178.22:32400/web oder servername:32400/web) erreichbar, es fehlen aber noch die Filme / Serien.

Ich habe mein Mountpoint unter / angelegt mit dem Ordner "Data". Dort mounte ich eine 3 TB USB 3.0 Platte.

Code:
sudo mkdir /data

Mittels BLKID könnt ihr alle aktiven Datenträger anzeigen lassen

Code:
sudo blkid

Dort sucht ihr dann die richtige Festplatte aus. Wenn diese bereits im EXT4 Format ist müsst ihr nichts weiteres tun.
Falls die Platte im NTFS oder HFS+ Format ist benötigt ihr noch die passenden Treiber.

Code:
sudo apt-get -y install ntfs-3g hfsutils hfsprogs exfat-fuse

Nun können wir jeh nach Formatierung die Festplatte mounten.

Code:
FAT32 	sudo mount -t vfat -o utf8,noatime /dev/sda1 /data

NTFS 	sudo mount -t ntfs-3g -o utf8,noatime /dev/sda1 /data

HFS+ 	sudo mount -t hfsplus -o utf8,noatime /dev/sda1 /data

exFAT 	sudo mount -t exfat -o utf8,noatime /dev/sda1 /data

ext4 	sudo mount -t ext4 -o defaults /dev/sda1 /data

Wenn die Datenträger automatisch gemountet werden sollen können diese in der FSTAB Datei eingetragen werden

Code:
sudo nano /etc/fstab
/dev/sda1	/data	ext4	defaults	0	0

Da unser Server zu Hause steht können wir die Daten für alle Benutzer zugänglich machen.
Für kleine "Server" ist das kein problem, wenn der Server aber von extern zugänglich ist oder der Zugriff bewusst beschränkt werden soll müss dies abgeändert werden.

Code:
sudo chmod 777 -R /data

Nun könnt ihr beginnen eure Bibliotheken in PLEX einzulesen und zu konfigurieren.


Zusätzliche Hardware:

Damit das kopieren auf die Festplatte am Pi schneller geht habe ich von Anker einen USB 3.0 Netzwerkadapter gekauft: https://www.amazon.de/Anker®-Gigabi...1472473789&sr=8-2&keywords=anker+netzwerk+usb
Mit diesen Adapter erreiche ich Transfergeschwindigkeiten von bis zu 22 MB/s, was ich schon als enormen schub zum normalen Netzwerkanschluss finde.

Der Netzwerkadapter wird sofort erkannt und es muss nichts eingerichtet werden.

Da ich noch eine Interne 3,5 Zoll Platte habe, wollte ich gucken ob ich diese auch an den Pi anschließen kann.
Dafür habe ich mir einen Adapter von USB 3.0 auf ESata und ein Kabel von ESata auf Sata bestellt. Die Lieferung ist leider bis jetzt noch nicht eingetroffen. Test folgen dann sobald alles da ist.


Troubleshooting:

Ich hatte zuerste eine 2,5 Zoll Festplatte an den Raspberry angeschlossen. Diese wurde auch erkannt und ich konnte per Sambafreigabe meine Daten
auf den Raspberry kopieren. Nur wenn PLEX die Bibliothek gescannt hat oder ein User einen Film angesehen hat und dann vor und zurück gespult hat
ist die Festplatte "abgestürzt". Diese wird daraufhin unmountet und als neues Device erkannt (Alt: /dev/sda, nach absturz /dev/sdb)

Daher ist empfehlenswert eine externe 2,5 oder 3,5 Zoll Festplatte mit zusätzlicher Stromzufuhr zu wählen.


Erfahrungsbericht:

Primär wird der Server privat zu Hause genutzt um die Medien auf mein Tablet/Handy/PC/XBOX One zu streamen.
Dies klappt ohne Probleme.

Die Videos werden schnell geladen und vor- bzw. zurückspulen klappt auch relativ zügig.

Das einlesen der Biblioteken nimmt einiges an Zeit in anspruch (1,3 TB Serien ca. 4 Stunden)

Zusätzlich hab ich meine Bibliothek einem Freund freigeschaltet und dieser guckt mittels Kodi Plex Plugin auf seinem Linux Mediaplayer.
Laut seiner Aussage dauert das Laden der Serien etwas länger, dass Vor- und Zurückspulen geht dafür recht zügig.

Wenn der PLEX Server erstmal richtig eingerichtet ist, merkt man keinen großen Unterschied zu meinem Windows Server.

Die Auslastung wärend des streamen ist bei ca 5 bis maximal 20%. Transkodierung ist mit dem Pi nicht möglich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Super Tutorial, insbesondere weil du es sehr einfach gehalten hast.

Ggf würde ich das Tutorial um hdparm erweitern damit die Platten nicht die ganze Nacht laufen wenn man vor der glotze einschläft :-D
 
Danke :)

Werd ich noch machen falls das anschließen der internen 3,5 Zoll Festplatte klappt. Meine externe hat eine automatische Abschaltung sodass ich das hier noch nicht machen musste

Mit freundlichen Grüßen
Chris
 
Super Anleitung, vielen Dank dafür.
Ich habe auch einen Server 2012 (HP Proliant Microserver N54L) und spiele mit dem Gedanken ihn auf Linux umzustellen. Die einzigen Aufgaben des Servers sind Plex und Datengrab, vielleicht sollte ich es doch auch mal mit dem Raspi ausprobieren. Der langweilt sich eh nur als Pi-Hole (Werbeblocker) :-D
 
:D Hatte auch mit dem Gedanken gespielt mir nen HP Proliant Microserver zu holen. Aber viel anders als mein jetziges System ist der auch nicht.

Kurzes Update:

Der bestellte USB to Esata Adapter und das Esata auf Sata Kabel sind inzwischen gekommen. Der 1. Funktionstest lief ohne Probleme. Die Platte ist sofort erkannt worden.
So ist es möglich z.B. einen Wechselrahmen für Festplatten an einem Raspberry zu betreiben. (Externes Netzteil vorausgesetzt)

Habe noch 4 weitere bestellt. Wenn diese ankommen erweitere ich die Anleitung.

Mit freundlichen Grüßen
Chris
 
" Transkodierung ist mit dem Pi nicht möglich."

Woran liegt das? Zu wenig Grafikpower?
Ich habe bisher den Plex Server auf meiner NAS laufen, alles gut, nur runter Transkodieren schafft er nicht, somit kann ich über meinen FireTV Stick nicht alles schauen. Ich hatte gehofft evtl. mit dem 3er Pi genug Power zum transkodieren zu bekommen.

Das freigeben der Bibliothek an deinen Freund:


Kann man mit Plex eigentlich mehrere Server zusammenschalten? Einer als "Lager" / "Mediaverwaltung" und ein anderer als Transkoder?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

also ich habe es gerade noch mal mit der Big Buck Bunny animation getestet. Leider schafft der Raspberry keiner der "Qualitätsstufen". Der Pi ist sofot zu 100% ausgelastet und das Video stockt.

Ich kann dir leider nicht genau sagen woran es liegt. Vielleicht verwendet der Pi kein hardware decoding oder so.

Aber teilweise hatte ich auch mit meinen i3 auf meinem Windows Server probleme beim Transkodieren.

If you want very basic minimum suggestions:

No transcoding: Core 2 Duo 1.6GHz (NAS devices based on ARM or PowerPC processors should also be capable of at least one stream with no transcoding)
Single 720p transcode: Core 2 Duo 2.0 GHz
Single 1080p transcode: Core 2 Duo 2.4GHz
Quelle: support.plex.tv

also für volle unterstützung beim transkodieren brauchst du leider mehr Leistung als ein ARM Chip
-----

Wenn die Daten auf einer Nas sind, kann diese als gemeinsamen Speicher für beide server genutzt werden. Aber dann sind es wie 2 seperate installationen die auch beide "gewartet" werden müssen. In Plex Client (iOS, Android, Windows,...) Hast du dann die Server zur Auswahl.

Einen "Cluster" bilden um nur das Transkoden auszulagen geht meines wissens nicht.
 
Hey!

Danke für die ausführliche Antwort!

Hab gesehen, dass ich eine Frage nicht fertig ausgeschrieben habe XD
"Das freigeben der Bibliothek an deinen Freund:" ... habe vergessen was ich fragen wollte, aber so wie ich das gegoogelt habe, geht das auch nur mit Plex Pass.
 
webtaz schrieb:
Kann man mit Plex eigentlich mehrere Server zusammenschalten? Einer als "Lager" / "Mediaverwaltung" und ein anderer als Transkoder?

Ja klar. Wenn der Server auf dem die files liegen diese Files im Netzwerk verfügbar macht, kann ein anderer Server auf die Files zugreifen und Transkodieren.

Allerdings hast du dann zwei Server im Netzwerk.
 
@webtaz das freigeben geht auch ohne PlexPass. Der PlexPass ermöglicht die Anlage mehrerer Benutzer auf einem Server so wie es beim öffnen der Netflix app ist. ("Wer schaut gerade?: Person1, Person2,....)

Man muss nur den Accountname / Email Adresse des anderen haben.
Dann auf Einstellungen > Benutzer > Freunde > Freund Einladen

Ergänzung vom 17.05.2017

Hier mal ein kurzes Feedback nach einem Jahr. Der Raspberry hat inzwischen den Geist aufgegeben. Ich glaube der 24/7 Betrieb mit extremer last zwischendurch (Audio Transkodierung) verträgt der Raspberry nicht so gut. Habe mehrere SD Karten ausprobiert und diverse Netzteile.

Falls ihr also auch einen Plex Server auf einem Raspberry betreibt solltet ihr spätestens nach einem jahr häufiger Backups der Plex Datenbank machen. Falls die SD Karte oder doch der ganze Pi den Geist aufgibt. Infos zu den Pfaden gibt es hier

MfG
Chris
 
Zuletzt bearbeitet: (aufgeräumt und ergänzt)
Hallo Hyp0cri5y,

nachdem wir uns in einem anderen Thread mal über den Weg gelaufen sind, wollte ich auch hier nochmal einhaken und mich für das tolle Tutorial bedanken!

Ich habe mit deiner Hilfe einen Plex Server auf Raspbian (mit GUI) zum Laufen bekommen und konnte damit in mein Mobiles Medienserver Projekt starten. Ziel ist es fürs Auto und den Rucksack einen Medienserver dabei zu haben, von dem die Kinder bei langen Autofahrten, oder sonstigen für sie langweiligen Events ihre Filme gucken können.
Ergo brauche ich Rechner, Speicher, Stromversorgung und ein Netzwerk. Der Rechner ist mein Raspi 3 Model B, Speicher ist eine 640GB Notebook HDD, die Stromversorgung ist eine Anker Powerbank mit 2A + 1A Ausgang und als Netzwerk werde ich einen billigen USB-Chinarouter nehmen, an den ich den Pi mit LAN Kabel hänge und der ein Mini WLAN für die Kiddies aufspannt.

Der Router ist noch unterwegs, aber der Rest der Hardware steht und läuft dank deinem Tutorial:
WhatsApp Image 2017-10-21 at 00.36.41.jpeg

In einem anderen Forum hatte ich gelesen, dass man bei den neuen Pi's die Stromversorgung nicht mehr hochsetzen muss für eine Externe HDD und bei mir hat es auch so auf anhieb geklappt. Die HDD will 0,85A an 5V laut Etikett.

Ich bin per LAN-Kabel im Heimnetzwerk und kann parallel und unabhängig voneinander mit 2 Clients 576p-Videos streamen (DVD Qualität) und damit habe ich mein Ziel schon erreicht. Ich versuche bei Gelegenheit noch 2x Full HD.

Ich war sehr freudig überrascht, dass sich der Verbund mit 2A betreiben lässt. Hatte nämlich schon Pläne geschmiedet, wie ich über eine 12V Powerbank und einen DC-Wandler insg. 3A auf das System geben kann. Aber so ist es natürlich viel angenehmer =D.

Wenn der Router da ist, bastel ich mir noch ein Gehäuse für das Ding und dann kommt es in den Kofferraum =D

Nochmals besten Dank!
 
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