Können Mathegenies auch Schulmathematik?

@Knerdi
Natürlich ist das was ich sage, nicht allgemeingültig aber meine Schulzeit fand ich nicht gerade toll. Ich bin vom etwas älteren Jahrgang und die ganzen Bildungswege wie man sie heute hat, kannte ich so nicht. Nicht umsonst sagte man sich aber, dass bspw. die Realschule bei uns mit einem Abi in einem anderen Bundesland gleichzusetzen wäre. Bei uns wurde gnadenlos alles an Stoff was vorgegeben war, im wahrsten Sinne durchgetreten und nur sehr wenige kamen mit bzw. sehr gute Schüler gab es deswegen auch nicht. Sehr große Klassen wo gar keine Zeit war auf irgendjemanden einzugehen.

Disziplin lernt man so nicht. So werden eher die Entfaltungsmöglichkeiten gehemmt und der Kopf mit Dingen gefüllt, die unwichtig sind. Man bekommt gelehrt besser zu sein als der andere, quasi Konkurrenzdenken und das wenn man nix tut, aus einem nix wird. Ich weiß nicht ob solch eine Aussage und deren psychische Einwirkung auf andere, eingehend von den Lehrkräften untersucht wurde. Merkwürdig das selbst jemand der lernt, aufgrund von Zeitdruck dies nicht zur Geltung bringen kann. Denn nicht umsonst hat die Arbeitswelt aufgrund dieser Vorleistung, ein schlechtes Imgage. Konkurrenzdenken, negativer Egoismus und Profilieren auf Kosten anderer, Hinterlistigkeiten und materielles Karrieredenken, Benachteiligung von Kollegen um eigene Ziele zu erreichen und von Mobbing etc. fange ich erst gar nicht an. Ich selbst habe aufgrund meiner Arbeit in verschiedenen Firmen eher einen sehr negativen Eindruck bekommen und Menschen die man so kennt und mit denen man spricht, erzählen da auch nicht viel anderes. Das hat seine Ursache wie ich finde zum Teil in der Schule. Nach Disziplin und Teamarbeit sieht mir das eher nicht aus aber merkwürdigerweise, verlangen Firmen heutztuage das was man irgendwie nicht beigebracht bekommt, jedenfalls nicht in der Schule.
 
koffeinjunkie schrieb:
@Knerdi
Natürlich ist das was ich sage, nicht allgemeingültig aber meine Schulzeit fand ich nicht gerade toll. Ich bin vom etwas älteren Jahrgang und die ganzen Bildungswege wie man sie heute hat, kannte ich so nicht. Nicht umsonst sagte man sich aber, dass bspw. die Realschule bei uns mit einem Abi in einem anderen Bundesland gleichzusetzen wäre. Bei uns wurde gnadenlos alles an Stoff was vorgegeben war, im wahrsten Sinne durchgetreten und nur sehr wenige kamen mit bzw. sehr gute Schüler gab es deswegen auch nicht. Sehr große Klassen wo gar keine Zeit war auf irgendjemanden einzugehen.
Das ist doch schon lange nicht mehr so, die Zeiten in denen der Lehrer vorne etwas an die Tafel geschrieben hat und wer nicht mitkam hatte Pech sind seit spätestens 20 Jahren vorbei.
Auch das mit den großen Klassen war vielleicht mal in den 70er/80er Jahren ein Problem, wir hatten bei uns am Dorfgymnasium mit ca. 300 - 400 Schülern mindestens ein halbes Dutzend Lehrer die nur ein Fach unterrichtet haben, weil es in ihrem Bereich (Englisch, Französisch, Deutsch, Geschichte, Sport, Biologie) einfach zu viele gab.
In der Kursstufe bestand die Stufe aus ~70 Schülern, die auf 5 verschiedene Klassen aufgeteilt waren, in meiner Klasse waren wir gerade einmal 16 Leute.
In den Leistungskursen waren die Klassen noch kleiner, da saßen in jedem Kurs außer in Biologie und Sport jeweils weniger als 10 Leute.
In den "Nebenfächern" waren die Klassen selten größer als 15 Leute.
Wenn man die Klassen noch kleiner machen würde wäre man bereits auf Internatsniveau.

In meinem Mathekurs hatte sogar die Lehrerin genügend Zeit jemanden anhand des Zahlenstrahls die Plus-/Minus-Rechnung beizubringen - Und das ~6 Monate vor der schriftlichen Abiprüfung. (Kein Scherz :freak:)

koffeinjunkie schrieb:
Disziplin lernt man so nicht. So werden eher die Entfaltungsmöglichkeiten gehemmt und der Kopf mit Dingen gefüllt, die unwichtig sind. Man bekommt gelehrt besser zu sein als der andere, quasi Konkurrenzdenken und das wenn man nix tut, aus einem nix wird. Ich weiß nicht ob solch eine Aussage und deren psychische Einwirkung auf andere, eingehend von den Lehrkräften untersucht wurde. Merkwürdig das selbst jemand der lernt, aufgrund von Zeitdruck dies nicht zur Geltung bringen kann. Denn nicht umsonst hat die Arbeitswelt aufgrund dieser Vorleistung, ein schlechtes Imgage. Konkurrenzdenken, negativer Egoismus und Profilieren auf Kosten anderer, Hinterlistigkeiten und materielles Karrieredenken, Benachteiligung von Kollegen um eigene Ziele zu erreichen und von Mobbing etc. fange ich erst gar nicht an. Ich selbst habe aufgrund meiner Arbeit in verschiedenen Firmen eher einen sehr negativen Eindruck bekommen und Menschen die man so kennt und mit denen man spricht, erzählen da auch nicht viel anderes. Das hat seine Ursache wie ich finde zum Teil in der Schule. Nach Disziplin und Teamarbeit sieht mir das eher nicht aus aber merkwürdigerweise, verlangen Firmen heutztuage das was man irgendwie nicht beigebracht bekommt, jedenfalls nicht in der Schule.
Die Menschen waren schon immer egoistisch und werden auch immer egoistisch bleiben, das hat nichts mit irgendwelchem Leistungsdruck zu tun.

Der Fakt ist doch einfach, dass die Anforderungen immer weiter gesenkt werden (Man muss mal Klausuren von 2005 mit den heutigen vergleichen - das ist teilweise ein Scherz was die heutzutage verlangen) und der Leistungsdruck eher dadurch größer wird, weil so viel mehr Leute studieren/auf ein gleiches Notenlevel kommen können.
Wenn man vor 30 Jahren einen mittelmäßigen Abschluss in BWL hatte konnte man mindestens mit dem Mittelstand planen, heutzutage muss man froh sein, wenn man mit einem Bachelor in BWL überhaupt einen Job findet, der mehr bringt als ein Taxifahrergehalt.

Das war früher eben anders, wenn man da "nur" einen Realschulabschluss hatte konnte man trotzdem problemlos einen besseren Ausbildungsplatz bekommen, Akademiker hatte zudem quasi ne "Jobgarantie", selbst wenn man 20 Semester Philosophie und Literatur studiert hatte.

Der Fehler in der Politik liegt doch darin, dass diese "Jeder Schüler muss sich frei entfalten können und auch wenn er weniger Zeit investiert/weniger intelligent ist soll er trotzdem das Recht haben Abitur machen zu dürfen"-Mentalität in den letzten 20 Jahren extrem gestiegen ist.
Problem daran ist nur, dass dadurch nicht mehr Leute die für Deutschland wichtigen Studienzweige wie IngWi oder Informatik belegen, sondern dass diese Leute den Anderen, die "nur" einen Haupt- oder Realschulabschluss haben die Ausbildungsplätze wegnehmen.

In Deutschland gibt es mittlerweile Juristen und BWLer wie Sand am Meer, da ist es klar dass da ein immenses Konkurrenzdenken herrscht, da muss man schon froh sein, wenn man von der Toilette zurückkommt und der eigene Laptop nicht von jemand anders zerstört wurde.
In Fächern in denen relativ wenige eingeschrieben (wie zB. Mathe) sind dagegen herrscht dieser Druck nicht, da ist es normal wenn man sich vor einer Klausur zum Lernen trifft, weil einfach alle wissen, dass sie selbst ohne Prädikatsexamen keinen schlechten Job bekommen.


Ergo hat die Tatsache, dass die Schule einfacher wird nur zur Folge, dass der Arbeitsmarkt in einigen Bereichen völlig überlaufen ist und erst so dieses immense Konkurrenzdenken entsteht.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Knerdi
Da möchte man ja glatt nochmal die Schulbank drücken. Das ist dann natürlich ein gutes Argument was ich akzeptiere das hierbei ein Überschuß erzielt wird. Das wiederum führt eher andere Nachteile mit sich. Dann haben die Menschen nicht verstanden was Sie mit sich anfangen sollen oder wissen nicht wirklich, was sie erfüllt bzw. wo Sie sich sinnvoll einsetzen können. Wären wir wieder bei dem Punkt materialistisches Denken und die Jagd nach dem schnellen Geld. Dadurch dürften auch Berufszweige leiden die nach und nach aussterben nur weil jeder mit Anzug und Kravatte, ein Macher sein möchte was eher in das Gegenteil resultiert.

Das würde ich nicht sagen, der Mensch ist das anhand dem was ihn prägt. Wenn die Umstände besser wären, so könnte man sich auch anders und positiver entwickeln. Wenn in einer Firma kein Zusammenhalt herrscht und Neid und Missgunst in der Luft liegt, so wird man automatisch dahingehend gebracht, so zu denken wie die anderen nur damit man für mögliche Probleme, die später in unerwarteten Situationen eintreten können, gewappnet ist. Das ist sehr bedauerlich.
 
Knerdi schrieb:
Wie bereits gesagt, wenn jemand mit 17 Jahren es noch nicht bemerkt hat, dass man nun einmal in den sauren Apfel zu beißen und auch mal etwas zu lernen hat, was er nicht gerne macht, wird er 1 - 2 Jahre später im Studium wohl kaum auf einmal die Disziplin besitzen sich hinzusetzen und zu Lernen, denn selbst wenn man ohne Probleme in Mathe 15 Punkte hatte ist man im Vorlesungssaal nur einer unter 100, die alle die gleiche Note in der Schule hatten.
Ich hatte in Mathe in der Schule ne lustige 2,X, und das auch nur, weil ich in der 10. bei der Mathelehrerin geschleimt habe, wie nix gutes (war der einzige, der sich ihre Materialien zur W-Keitsrechnung hat geben lassen). In der Schule war ich nie "gut" in Mathe.
Meine "Leistungsfächer" im Abi waren dann Musik und Geografie (1995 ging das nur an einer Versuchsschule in Bielefeld).
Entgegen der landläufigen Überzeugung, dass man an der Bielefelder Laborschule ja angeblich kein Mathe lernt (eine Wochenstunde weniger als normal), und am Bielefelder Oberstufenkolleg Mathe sogar komplett "abwählen" kann (zu Gunsten zwar mathematikhaltiger, aber doch eher allgemeinbildender Kurse) habe ich meinen Bachelor in Mathematik abgeschlossen. Ich habe Bruchrechnung erst im 2. Semester wirklich begriffen (konnte ich vorher irgendwie umgehen), habe noch heute echte Probleme mit Kurvendiskussionen, und rechne alles andere als "sicher".
Die Disziplin, Dinge zu lernen, die NUR für den Abschluss gebraucht werden, habe ich jedoch gelernt ... und nach meinen Erfahrungen im Studium ist das leider nicht besonders weit verbreitet ... gerade unter Gymnasiasten gibt es eine ganze Menge, die im Prinzip nie gelernt hat zu lernen, die es scheinbar nie lernen mussten.
Und wie habe ich das geschafft?
Ich habe mein Abitur an einer Schule gemacht, an der man nicht im "Unterricht saß" sondern "Kurse besuchte" für die man am Ende auch nicht einfach eine "Note" bekam sondern in denen man eben die verlangten Leistungen erbringen musste, um den "Schein" zu bekommen, den man bei der Prüfungsanmeldung vorzuweisen hatte. Es war also das gleiche System, wie später an der Uni ... komplette Selbstverantwortung (gut, etwas Betreuung gabs schon, aber das waren alles Hippies).
Das erste Jahr an dieser Schule habe ich verbummelt ... aber danach war mir klar, dass ICH es sein müsste, der sich für MEIN Abitur verantwortlich fühlt.
Im Studium habe ich dann immer wieder "Ersties" beobachtet, die zunächst die "neue" Freiheit ausgekostet haben, interessante Veranstaltngen besucht haben (statt Pflicht VAs) oder eben auch nicht.
Auch Studiengebühren (die oft eh von Eltern oder Staat gezahlt wurden) haben daran nicht wirklich etwas geändert.

Meiner Meinung nach trifft Hartmut von Hentig's Kritik ("Die Krise des Abiturs" erschienen in den 1960ern) noch immer zu, Schule bereitet aufgrund der unzreichenden Verantwortungsübertragung noch immer nicht wirklich auf die Herausforderungen des Studiums vor ... denn die Herausforderung ist zunächst für de meisten NICHT fachlicher, sondern organisatorischer Natur.

Dadurch, dass die Schule vereinfacht und das Studium vorstruktriert wird (verbindliche Netzpläne), bekommt man das ganz sicher nicht in den Griff. Zeitdruck (Heil Regelstudienzeit) hilft da auch nicht, denn wer etwas in 8 Semestern Unselbstständigkeit nicht lernt, der wird das auch in 6 Semestern Unselbstständigkeit nicht lernen.

Sogar unsere heißgeliebte Selektion wird kaum darunter leiden, wenn wir Zehntklässler einfach ins kalte Wasser schmeißen ... man darf sie halt nur nicht gleich rauswerfen, wenn sie nicht in der vorgesehenen Zeit fertig werden - Gut Ding will Weile haben.
Aber diejenigen, die mit der Selbstbestimmug wirklich nicht klarkommen, werden über kurz oder lang abbrechen (am OS gab es eine Abbrecherrate von knapp 50% - im ERSTEN Jahr).
Und wer sich nach dem ersten Jahr dennoch denkt, dass die Anstrengung lohnt, der wird sich (so wie ich) fortan auf den Arsch setzen und lernen. Nicht weil es gefordert wird, nicht nur weil es für den Abschluss nötig ist, sondern vor allem, weil das die Vorraussetzung für etwas ist, das man erreichen möchte.

Ich plädiere für ein Ende der Schulzeit in Kl. 10 und die Transformation des Abiturs in ein "Vorstudium" mit exakt den gleichen organisatorischen Bedingungen (Kurse, LNW's, Scheine, Prüfungsanmeldung und all das in Eigenverantwortlichkeit), wie in den entsprechenden Studiengängen an der Universität.
 
Zuletzt bearbeitet:
DerOlf schrieb:
(am OS gab es eine Abbrecherrate von knapp 50% - im ERSTEN Jahr).

Ist das nicht normal? An meiner ehemaligen HTL ist das immer noch so und früher wars noch höher. Im Studium waren es dann um die 80% die abgebrochen oder gewechselt hatten.

Das lustige ist ja, während das Abi/Matura durchaus einfacher werden, hab ich im Studium mitbekommen, dass Prüfungen konsequent schwerer werden. Eine Prüfung die 2005 noch 5 Fragen mit 3 Unterpunkten hatte, hatte 2010 7 Fragen mit jeweils 4-5 Unterpunkten. Prüfungszeit ist gleich geblieben. Die Qualität der Fragen ist ungefähr gleich geblieben, aber die Quantität wurde einfach erhöht. Damit kann man natürlich sehr einfach die Quoten beeinflussen.

Das war übrigens auch in Mathe 1 und 2 (1. und 2. Semester) so.
 
DerOlf schrieb:
Ich habe Bruchrechnung erst im 2. Semester wirklich begriffen (konnte ich vorher irgendwie umgehen), habe noch heute echte Probleme mit Kurvendiskussionen, und rechne alles andere als "sicher".

Grundsätzlich stimme ich mit einigen deiner Punkte überein. Allerdings halte ich dies hier doch für enorme Übertreibung oder maßloses Glück deinerseits. Hast du an einer FH studiert? Oder irgendeinen der kastrierten dualen Studiengänge vielleicht? Möglicherweise gerade so noch an einer "Dorf-Uni"?

Von den großen Uni's kenne ich einige Kommilitonen, deren Erzählungen und Vorlesungsskripte sich alle *einigermaßen* decken: Informatik, besonders aber Mathe und Physik beginnen bereits vom Niveau weit oberhalb jeglicher Schulmathematik.

Das du einerseits in der Lage sein sollst, einen Bachelor in Mathe zu schaffen, andererseits aber bis heute Schwierigkeiten mit Kurvendiskussion hast oder erst im 2. Semester "Bruchrechnung" verstanden haben möchtest, ist mir ziemlich unverständlich.

I.d.R. startet man im ersten Semester ja immer unter Anderem mit Analysis. Wer da schon Probleme mit einfacher Kurvendiskussion hat, sollte doch direkt raus sein.
Auch andere Gebiete, die dort normalerweise behandelt werden, dürften für dich "ohne Bruchrechnung" unmöglich bestehbar gewesen sein. Ob nun eine Cauchy-Folge, ein Riemann-Integral, eine geometrische Reihe, ..., (man könnte den ganzen Tag so weiter machen): unendlich viele dieser Themen setzen mindestens für Teilaufgaben das Verständnis der Zahlenräume und damit auch der rationalen Zahlen voraus.

Hast du dann - bis der Groschen im zweiten Semester viel - beispielsweise beim Quotientenkriterium einfach in der Nase gebohrt?

Weiterhin: wenn schon Kurvendiskussion für dich schwierig war, wie hast du dann die (bereits im 1. Semester) Vertiefungen zu Abbildungen überlebt? Abzählbarkeit? Umkehrabbildungen?

Oder einer der Klassiker - der ja i.d.R. immer auch in Klausuren vorkommt - Stetigkeit, Grenzwerte, ..., von Funktionen?


Die größte Problematik aber hätte ich tatsächlich sogar nicht mal damit, mich zu fragen, wie du dann bei derartigen Themen im 1. Semester überhaupt etwas verstehen konntest...
...die größte Frage, die sich mir diesbezüglich stellen würde, wäre da eher: wie kannst du bei derart trivialen Aufgabenstellungen, wie Bruchrechnung oder Kurvendiskussion, nicht durchsteigen aber viel komplexere Thematiken im Bachelor Mathematik verstanden oder zumindest bestanden haben wollen?


Das lässt für mich ehrlich gesagt nur zwei Schlüsse zu:
(i) du hast bei deinen Fertigkeiten arg untertrieben
(ii) du hast eine (einfache) FH, irgendeinen dualen Mathe-Bindestrich-Studiengang oder eine "Dorf-Uni" gefunden und/oder massives Glück gehabt immer mit Fleiß durch Klausuren zu kommen
 
DerOlf schrieb:
Ich plädiere für ein Ende der Schulzeit in Kl. 10 und die Transformation des Abiturs in ein "Vorstudium" mit exakt den gleichen organisatorischen Bedingungen (Kurse, LNW's, Scheine, Prüfungsanmeldung und all das in Eigenverantwortlichkeit), wie in den entsprechenden Studiengängen an der Universität.
Das würde nur leider nichts bringen, denn die Leistungsanforderungen an der Uni sind dadurch immer noch deutlich höher als in der Schule, bzw. das was man (vor allem zu Beginn) im Studium macht hat häufig überhaupt nichts mit dem zu tun was man in der Schule hatte.
Und Eigenverantwortung lernt man auch keine, denn wenn man die nicht schon davor hatte sind halt die Eltern meistens hinterher, weil aus dem eigenen Kind ja was lernen soll.

Irgendwann wird man immer ins kalte Wasser geworfen, denn eine Art "Vorbereitung" für die Leben außerhalb von Schule und Elternhaus gibt es schlichtweg nicht.

Studieren bedeutet ja auch nicht nur das eigentliche Studium an der Uni, sondern auch der Rest drum herum.
Da müssen Rechnungen (zB. für die Wohnung oder die GEZ) bezahlt werden, der Kühlschrank ist nicht immer gefüllt, die Kleidung nicht immer gewaschen, und wenn man zu oft Saufen war reicht das Geld am Ende des Monats u.U nicht mehr.

Du glaubst gar nicht wie viele Leute selbst an einfachsten Dingen wie Wäsche Waschen verzweifeln. ;)
hallo7 schrieb:
Ist das nicht normal? An meiner ehemaligen HTL ist das immer noch so und früher wars noch höher. Im Studium waren es dann um die 80% die abgebrochen oder gewechselt hatten.
Bei den meisten Studiengängen außerhalb der Geisteswissenschaften dürfte die Abbruchquote bei über 50% liegen.
Im Zweifelsfall werden die Klausuren einfach schwieriger gemacht weil man den Jahrgang auf eine Größe herunterstutzt, der sich zB. mit den Laborplätzen deckt.
 
@ascer:
Universität Bielefeld - Studiengang Mathematik. Keine Ahnung, was das für Dich bedeutet.

Meine Stärken lagen in der Zahlentheorie ...
Ich habe meine Bachelorarbeit über "diophantische Gleichungen in R" geschrieben, mit der zentralen Fragestellung, warum diese Gleichungen in der Grundschule nur in N behandelt werden, obwohl der Namensgeber sie ausschließlich in R behandelt hat.

Kurvendiskussionen sind für mich ein Problem ... aber kein unlösbares ... nur im Vergleich zu Nachhilfeschülern (z.B. kl. 9) komme ich mir immer extrem dämlich vor - die regeln das entschieden leichtfüßiger.
Die Analysis-Klausuren habe ich immer erst beim 2. oder 3. Versuch bestanden (gerade so).

Das Mathestudium war für mich eine endlose Quälerei ... zum Glück ist da ja alles streng logisch und fällt mir daher um einiges leichter, als beispielsweise Sprachen oder gar Literatur. Allerdings habe ich für meinen Mathe-BA ungefähr 9 Semester gebraucht.

Mein Vorteil aus dem Studium ist mir allerdings klar. Meine Nachhilfeschüler schütteln eine Kurvendiskussion zwar aus dem Ärmel ... haben aber oft genug nicht den blassesten Schimmer, warum das so, wie sie es tun, seine Richtigkeit hat.
Mir fallen die passenden Formeln nicht ein, aber wenn ich sie denn vor mir sehe, verstehe ich sie und kann auch recht gut erklären, warum die genau so aussehen.

Im Mathestudium habe ich scheinbar vor allem Formallogik gelernt ... aber zu der Klausur in "Gruppentheorie" bin ich dann doch lieber nicht angetreten ... ich brauchte den Schein eh nicht mehr und wer schon mit simplen Kurvendiskussionen Tage zubringen muss, der sollte sich wohl nicht mit isomorphen Abbildungen zwischen Funktionsräumen anlegen.

@Knerdi:
Klar besteht das Studium aus viel mehr, und es ist auch sicher für jeden auf eine etwas andere Art stressig ... aber der Stress, den das "erste Hantieren mit KVV, APO, und Netzplan" für nicht wenige meiner Kommolitonen bedeutete ist mir zum Glück erspart worden ... denn DAS musste ich im Abi schon bewältigen. Nicht wenige meiner Mitstudenten haben ihr Studium abgebrochen, weil ihnen niemand gesagt hat, was sie als nächstes tun müssen und sie es für undenkbar hielten, dass es einfach egal ist, solange sie vor der Prüfungsanmeldung die entsprechenden Kurse nachweisen können (von Kurssequenzen mal abgesehen - Analysis 2 ohne Analysis 1 ist mehr als hartes Brot).
Ein paar von denen waren in ihren jeweiligen Fächern richtig gut, sie sind nur am System "Eigenverantwortung" brutal gescheitert ... mMn weil DAS in der Schule eine so untergeordnete Rolle spielt und weil der Druck im Studium dann vielleicht doch etwas zu hoch ist, um "nebenbei" noch Eigenverantwortung zu lernen.
Im Abi wie ich es erlebt habe, war Platz dafür ... und wer diesen Platz anders genutzt hat, der hat es eben am Ende nicht bis zu den Prüfungen geschafft (weil ihm für die Anmeldung noch ein paar Scheine fehlten).
 
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@DerOlf: Sehr interessant. M.M.n. klingt das auch schon anders, als in den vorherigen Posts. Möglicherweise bin ich da auch zu Detailversessen. Auf jeden Fall hört es sich so deutlich realistischer an: initial war der Tenor imho sehr stark Richtung "ich hab das gar nicht verstanden & bin eventuell gar schlechter im Vergleich zu guten Abiturienten". Jenes hätte mich dann, wie beschrieben, sehr stutzig gemacht ^^
 
Meine Stärken liegen wahrscheinlich einfach woanders ... womit ich allerdings bei der Anwendung ein bisschen im Nachteil bin.
Da fehlt mir dann die nötige "Grundkonditionierung".
Dafür kann ich mit dem, WAS ich verstehe, relativ frei umgehen.

Die "Funktionen"-Klausur, in der es "nur" um Stetigkeit ging, hätte ich wohl problemlos bestanden (hab mir die Klausur nachher mal bei einem Kumpel angeschaut) ... leider hatte ich nicht die geforderten 60% der Übungsblätter korrekt gelöst, weswegen mich der Prof nicht zur Prüfung zugelassen hat.
Eine Regelung, die es ein Semester später nicht mehr gab, weil sie den Fakultätsstatuten widersprach - da stand sinngemäß drin "Übungen sind keine Prüfungsrelevanten Leistungen".
In der nächsten Klausur gings dann leider um Differential- und Integralrechnung ... und das Ding habe ich dann mit 54/100 Punkten nur knapp bestanden. Ich wundere mich grade selbst ein bisschen ... ohne Ableitungen kann man doch auch keine Stetigkeit zeigen.

Funktionen sind einfach nicht mein Ding. Egal ... das Mathestudium war 2010 zuende und bei der Nachhilfe haben die Kids meist größere Probleme mit der Geometrie ;)
 
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