Tierversuche in Tübingen: Grundlagenforschung ist grundlegend falsch!

Sollte es weiterhin Tierversuche geben


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Die letzten Beitraege zeigen eigentlich ganz gut momentane grundsaetzliche Fragen/Probleme in den Naturwissenschaften auf.

denn gute Forscher sollten Forschungspositionen bekleiden, keine Verwaltungspositionen.
Es wurde glaube ich noch kein Wissenschaftler dazu gezwungen, einen Direktorenposten anzunehmen. Man ist ja nicht Sklave der DFG oder der MPG. Das ist eine bewusste Entscheidung des Wissenschaftlers, einen Posten zu uebernehmen mit mehr Verwaltung/Politik-Anteil. Und auch da braucht es gute Leute, schliesslich will man ja auch, dass ueber zukuenftige Forschungsgelder-Antraege jemand entscheidet, der Ahnung hat.

Und was macht denn einen "guten" Forscher aus? Es gibt sehr viele, die selber im Labor brilliant sind, aber irgendwann mit zunehmender Mitarbeiter Zahl grandios scheitern, weil sie eben keine guten Chefs sind. Man kann eben irgendwann nicht mehr alles selber machen und alles selber kontrollieren, dann muss man eben auch Leute anleiten und fuehren koennen. Das Problem in den Naturwisenschaften ist aber, dass einem das nie beigebracht wird und solche Sachen auch in der Doktoranden und PostDoc Ausbildung aktuell kaum eine Rolle spielen. Und das fuehrt dann auch im weiteren Verlauf dazu, dass so etwas keine Rolle spielt bei der Vergabe von Fuehrungspositionen, das trifft das Peter-Prinzip ganz gut.

Dazu kommt, dass man in der heutigen Zeit nur noch ein "guter" Forscher sein kann, wenn man Kollaborationen eingeht und ein gutes Netzwerk hat. Die Forschungsprojekte sind so gross, komplex und technisch anspruchsvoll geworden, dass es schlicht und einfach nicht mehr moeglich ist, als super genialer Forscher in Ruhe in seinem Kaemmerlein forschen zu koennen. Schaut euch mal an, wieviele Autoren mittlerweile ein Science/Nature/Cell Paper hat, da stehen immer mindestens 15 Leute mit drauf.

EDIT: Um noch etwas zum Tuebingen Fall beizutragen: Die DFG und die MPG haetten deutlich offensiver den Direktor unterstuetzen sollen, das ist aber wohl eher aus politischen Gruenden in den entsprechenden Gremien nicht passiert, das haette ja mehr Arbeit usw. bedeutet.
Da muss einfach klarer Stellung bezogen werden und grundsaetzlich festgelegt werden: Ja wir wollen Primatenforschung in Deutschland oder eben auch Nein, wir wollen das nicht. Dann muss man aber auch zu der Entscheidung stehen und solche Forschungsgebiete nicht wie ein Stiefkind behandeln und moeglichst Stillschweigen bewahren.

Es gibt ja auch durchaus ethische Gruende, um gewisse Studien/Forschungsrichtungen abzulehnen, siehe Stammzellforschung. Nur wenn man einmal entsprechende Richtlinien erarbeitet hat, muessen die eben auch durchgezogen werden.
 
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Selbstverständlich wird wohl kaum jemand dazu gezwungen. Manche werden sicher höflich motiviert.

Aber die eigenen Grenzen kennen und auch mal ein Angebot ablehnen - das erfordert eben schon ein wenig mehr. Deshalb überrascht es mich auch nicht, dass der Leiter wegen des Widerstandes abgehauen ist.
 
Hoeflich motiviert? Also Top Positionen bei der MPG oder in anderen nicht-Uni Forschungsinstituten sind in der Regel recht begehrt. Ist so ziemlich das Beste was einem passieren kann in Deutschland: langfristiger Vertrag, sehr gutes Grund-Budget, sehr gute technische Ausstattung innerhalb des Instituts, kein Lehrauftrag, keine Praktika-Betreuung usw usf. Ich glaube nicht, dass die MPG da gross Leute bitten muss, sich doch bitte zu bewerben.

Kennst du den Leiter persoenlich? Ich find es ehrlich gesagt etwas vermessen von dir, den Leiter hier als eine Art untauglichen Feigling hinzustellen. Der Typ hat ja durchaus vorher gut gearbeitet und es gab sicherlich Mitbewerber um den Direktorenposten. Und man kann sich schon fragen, ob es zum Lebensrisiko eines MPG-Direktoren zu gehoeren hat, dass man bedroht wird...

Ich glaube, wenn man als Voraussetzung fuer einen MPG-Direktorenposten vorsieht, dass man sein Privatleben einschraenken muss und sich Morddrohungen gefallen lassen muss, wird man nur sehr schwer ueberhaupt einen Kandidaten finden, der sich das freiwillig antut. Zumal wenn man keine Rueckendeckung erfaehrt.Ist ja nicht so, dass andere Laender nicht auch schoene Institute haben...
 
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Dieses Video ist zwar unschön, aber man kann hier wiedrum nicht beweisen, dass es wirklich die Zustände in deiner deutschen bzw. europäischen Forschungeinrichtung glaubhaft darlegt. Dafür wird in jenen Tierschutzkreisen zu oft sich bei unterschiedlichem Videomaterial bedient, um genau jene wütende Provokation der Zuseher zu erzwingen.

zandermax schrieb:
Und noch etwas: Der Mensch stammt nicht vom Affen ab! Wir sind ja schließlich keine Unterart des Affen.
Der Affe und der Mensch haben dieselben Vorfahren, bis sich die Linie zwischen Mensch und Affen trennten. Daher sind wir uns auch sehr ähnlich. Soll jetzt aber keine Rechtfertigung sein, den Affen Leid zuzufügen.

Das ist immer die Fehlinterpretation der Aussage nach Charles Darwin. Darin heißt es nämlich, dass Affe und Mensch direkt miteinander verwandt sind. Das ist eben der entscheidende, aber feine Unterschied zu "Abstammung".
 
Es ging mir generell um Führungspositionen.

Leider sind all die Gründe, die du aufgezählt hast, irrelevant. Wichtig wäre: Für den Job tatsächlich gut geeignet.


Ich kenne den Leiter nicht, deshalb beziehe ich mich auf die hier bekannten Sachverhalte. Dass so ein Job Risiken mit sich bringt sollte ihm aber klar gewesen sein, es ist ja nicht so, dass es radikale Tierschützer erst seit 4 Tagen gibt.
Wer das Risiko nicht kannte, weil er lebensfremd war, oder wer das Risiko ignorierte, weil der Job die street credibility so richtig hochtreibt, der hat sich halt verpokert.

In meiner Branche gibt's auch solche Drohungen. Das weiß man hoffentlich vorher, oder man muss eben mit den Konsequenzen leben. Und eine davon ist, dass so'n Idon in so'm Random-Internetforum einen für wenig geeignet hält.


Edit:
Die Verwaltungsleute (Institutsleiter etc.), mit denen ich in diversen Unis zu tun habe, waren/sind sicher auch hervorragende Forscher. Bis auf eine Ausnahme sind das aber verwaltungstechnische Vollversager - Fristen werden nicht eingehalten, Leute nicht ausreichend informiert. Letztlich läuft man diesen Leuten hinterher und wenn man sie auflaufen lässt, weil man für einen völlig anderen Auftraggeber arbeitet, heulen sie rum wie kleine Kinder und wissen nicht weiter.
Mitleid habe ich aber keines. Warum auch? Gezwungen wurde ja keiner auf diese Posten.
 
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Jo und die Leiter die ich kenne empfinden die Verwaltung als Qual die eben gemacht werden muss damit sie forschen können. Man bekommt eben viel einfacher Forschungsgelder wenn man eine höhere Position inne hat und um "seine" Forschungsziele verfolgen zu können muss eben die Verwaltung auch gemacht werden.

Allerdings kenne ich *wenige* (ändern wir das, ich hatte auch mal einen der Leute für eine Lehrveranstaltung angestellt hat, die es gar nicht mehr gab) der darin schlecht ist, nur fehlen eben auch Ressourcen hinten und vorne um Personal zum delegieren anstellen zu können. Außerdem will man seine Doktoranden und PostDocs ja auch nicht gerade mit Verwaltungskram eindecken und anderes Personal bekommt man ja nicht.

Mir ist allerdings schleierhaft warum ein Institutsleiter von dir als "Verwaltung" gesehen wird, denn im Endeffekt entscheiden sie was geforscht wird, wie geforscht wird und müssen auch selber viel forschen denn jemand der in dem Bereich nicht auf der Höhe der Zeit ist, kann diesen Job niemals ordentlich machen.

Außerdem interessieren sich die wenigsten für Fristen, ist nunmal so. Zumindest bei uns waren sie rechtlich trotzdem unangreifbar. Sind einige dran gescheitert, die Rückendeckung war sehr hoch.

Wie auch immer, wer weiß ob der angesprochene Institutsleiter nicht auch ein besseres Angebot gefunden hat um seine Forschung fortsetzen zu können.
 
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Dass so ein Job Risiken mit sich bringt sollte ihm aber klar gewesen sein, es ist ja nicht so, dass es radikale Tierschützer erst seit 4 Tagen gibt.
Wer das Risiko nicht kannte, weil er lebensfremd war, oder wer das Risiko ignorierte, weil der Job die street credibility so richtig hochtreibt, der hat sich halt verpokert.
Sicherlich war ihm das bewusst, aber ich bleibe dabei, dass der Hauptpunkt nicht ist, dass er Attacken ausgesetzt war, sondern das er keine Unterstuetzung der MPG und DFG bekommen hat. Und das hat er sich schlussendlich nicht mehr gefallen lassen wollen.

Ich glaube ausserdem, dass es die Leute mit der Eignung, die du hier forderst, schlicht nicht gibt. Also muss man diejenigen nehmen, die noch am Besten geeignet sind. Da muss "man" dann halt irgendwo Abstriche machen. Naturwissenschaftler, die fachlich hervorragend sind und zudem sich gut verkaufen koennen, gute Manager sind und noch privat viel zurueckstecken der Wissenschaft wegen, sind extreeeem selten.

EDIT:
Allerdings kenne ich keinen der darin schlecht ist
Naja es gibt durchaus Labore, die dann auf einmal Mitte November ihr Jahres Budget schon aufgebraucht haben oder wo der Prof die Vertragssituation seiner Angestellten und sein Budget nicht so gut im Blick hat und dann ueberraschend auf einmal Leute doch nicht verlaengert werden koennen usw.
 
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Naja ich find hier den Umgang mit Wissenschaftlern einfach zum kotzen (auch wenn es Biologen sind).
Hier erschreit sich ein dummer Mob mit haltlosen Anschuldigungen und übertreibungen einfach das Recht nicht nur das Leben von Menschen zu verderben, nein auch noch Grundlagenforschung zu sabotieren. Das Video ist Fake, Blut ist eigentlich Desinfektionsmittel. Sogar bei "Verhaltensstudien" muss immer ein Tierschutzbeauftragter eingestellt sein, Freigabe für Experimente an Tieren werden keinesfalls leichtfertig vergeben und Haltungsbedinungen ständig geprüft.
Institutsleiter sind aber immer an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik. Aus Naturwissenschaftlicher Sicht nur als Halbaffen zu bezeichnende Personen (studierte BWLer, Juristen , im Kaninchenzüchtervereinbesuchermodus) sonnen sich hier im Licht von den Herren Professoren und deren Erkenntnissen. Solange es gut läuft versteht sich.
Gegen korrupte Stiftungsproffessuren macht man nix. Auch nicht wenn sie Millionen von Steuergeldern und Öffentlichen Einrichtungen für den Nutzen der Privatwirtschaft unter dem Deckmantel der "freien Forschung" mit privatisierten Ergebnissen abzwacken.


Ich verstehe "Tierschützer" wenn sie gegen Tierversuche für kommerzielle Zwecke sind. Aber dann sollten sie sich mal mit dem Thema auseinandersetzen anstatt sich sofort zu empören.
Aber die Lautschreier haben in dieser Welt eh schon lang die Oberhand.

Hier jemand der mal was menschliches gesagt hat (nachdem er seine Frau im labor Kennengelernt hat) und deswegen seinen Job verlor:


http://www.spiegel.de/lebenundlerne...s-er-als-ucl-prof-gehen-musste-a-1039002.html
 
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