Die Kritik galt nicht der Usability, sondern dem reinen P/L-Verhältnis.
Die Verarbeitungs- und Materialqualität bekomme ich auch bei einem 15 Euro Mikro. Antlion nutzt die Marktlücke aber selbstverständlich aus verlangt seine Mondpreise. Gerade Gamer sind ein leichtes Opfer, weil sie ja keine Kompromisse beim Komfort eingehen wollen und einem sämtliches Marketing abnehmen
Um ehrlich zu sein, ist das ModMic für mich aber
nichtmal mehr eine Komfortlösung. Das zusätzliche Kabel war für mich jedenfalls von der ersten Stunde an eine Last. Nicht zuletzt, weil ich mit einem DT 990 Pro mit Spiralkabel angefangen habe. Aber selbst mit glattem Kabel war das Kabelgewirr nicht weniger nervig. Der von vielen gelobten Ansteckmechanismus ist meines Erachtens viel zu schwach magnetisiert. Bei einem leichten Zug am Kabel gerät das Mic schon aus der Fassung, schnellt bei der Entlastung dann wieder in die ursprüngliche oder nächste Position zurück. Der ganze Körperschall dieser Aktion überträgt sich dabei übrigens aufs Kopfhörergehäuse und damit leider auch auf beide Ohren! Der verstärke Arm direkt vorm Mund stand bei mir per Auslieferung bereits im falschen Winkel, weshalb ich die Kapsel ohne ein ständiges Umbiegen lediglich von der Seite besprechen konnte. Meinen Untersuchungen nach (hab das Mic mittlerweile komplett demontiert) hängt das damit zusammen, dass der intern verlaufende Draht nicht mit dem Strang verdrillt, sondern einfach nur linear verlegt und dann mit einem dickeren Schrumpfschlauch überzogen wurde. Dadurch nimmt das Kabel eine eher ovale Form an und rutscht an der drehbaren Arretierung immer wieder in die unerwünschte 90°-Stellung zurück. Leider gibt sowohl die besagte Arretierung als auch der Draht immer wieder nach, weshalb man das Ganze nicht durch ein einfaches Drehen des Kabels und Ausüben höherer Kraft beheben kann.
Klingt für manche jetzt vielleicht subtil und weit hergeholt. Nach rund eineinhalb Jahren Nutzung kann ich jedoch versichern, dass dieser Mechanismus nicht das oft versprochene, absolut kompromisslose DIY-Headset ermöglicht. Die gesamte Konstruktion ist auf lange Frist einfach nur schlecht konstruiert und nervig zu handhaben.
Kommen wir zum technischen Teil:
Das Mikrofon selbst (im übrigen genau so ein Kondensator wie etwa ein "Großmembraner") liefert die Qualität einer 1-Euro-Kapsel aus der Asia-Bucht. Besonders grenzwertig wird es da, wo das Mikro direkt mit dem
Onboard verbunden wird. Die meisten Inputs liefern eine zu niedrige Versorgungsspannung von 2,5V und weniger, was in weniger Gain, mehr Rauschen und weniger Klarheit resultiert. Anmerkung am Rande: das ModMic ist übrigens bis zu 10V Betriebsspannung zugelassen. Hinzu kommen etliche Inteferenzen, die aufgrund billiger Komponenten nicht gefiltert bzw. nicht schon im Vorhinein durch eine Schirmung vermieden werden. Selbst viele Soundkarten fallen in diesen Belangen durch, weil auf die 3,5mm-Eingänge (aus irgendeinem Grund) einfach kein Wert gelegt wird. Aus diesen Gründen finden sich auch immer wieder
Beschwerden über die schlechte Klangqualität des ModMics. In den meisten Fällen wird dann zu einer USB-Soundkarte für unter 10 Euro geraten, die erstaunlicherweise sogar öfters 4,5V liefern und deutlich weniger von den internen Inteferenzen betroffen sind.
Bezüglich der Störgeräusche sollte man übrigens noch anmerken, dass das Kabel und die Kapsel nur unzureichend geschirmt sind. Bei starker Einstrahlung (z.B. Smartphone auf dem Schreibtisch) hilft also auch keine neue Soundkarte mehr.
Die
Abstimmung der Kapsel (unidirektional bzw. Niere im meinem Fall) kommt mir persönlich sehr dumpf vor. An meinem Xenyx 302 USB musste ich zum Ausgleich etwa 6 dB bis 7 dB Low-Cut vornehmen, um eine einigermaßen klare Stimme zu übertragen. Solche Anpassungen lassen sich zur Not auch per EQ Apo oder VST Host vornehmen (für diejenigen, die über keinen Hardware-EQ verfügen
). Ein Bekannter besitzt ebenfalls das unidirektionale v4. Bei ihm ist der Tiefton (ohne EQ) im Teamspeak ebenfalls stark überzeichnet.
Im Vergleich zu meinem DIY-Mikro mit einer Kapsel für 12 Euro versagt das MM v4 qualitativ letztendlich auf ganzer Linie.
All das sind für mich Gründe, warum das ModMic seinen Preis in meinen Augen nicht im Entferntesten wert ist.
Antlion liefert einfach nur ein Nieschenprodukt, zu dem bisher leider noch keine Konkurrenz besteht. Nimmt man dann noch das Gaming-Label hinzu, dann können sie für das Teil natürlich verlangen, was sie wollen. Und genau das tun sie auch.
Persönlich verwende ich seit einiger Zeit wieder ein
größeres Kondensatormikrofon mit XLR. Über die klanglichen Unterschiede brauche ich an dieser Stelle sicher nichts zu schreiben. Eher möchte ich auf die praktischen Vor- aber auch Nachteile in der Handhabung eingehen.
Den größten Mehrwert sehe ich hier eigentlich beim
Verzicht auf das zusätzliche Kabel, das anonsten immer neben einem herbaumelt. Dadurch habe ich weniger Zug und Gewicht am Kopfhörer. Auch das Trinken oder Essen (soll bei Gamern ja durchaus schonmal vorkommen
) ist ohne den kleinen Arm mit Schaumstoffbuschel, den man vorher natürlich wegklappen sollte, deutlich angenehmer.
Die
Montage solcher Mikrofone lässt sich (je nach Gewicht) zum Beispiel per Schwenkarm oder Schwanenhals realisieren. Bei Nichtbenutzung kann ich mein Mikro z.B. ganz einfach Richtung Wand oder sogar hinter den Bildschirm schwenken. Das Kabel verläuft dabei über den Arm bzw. das Stativ selbst und kommt einem daher nicht in die Quere.
Bei den ersten Überlegungen, mir solch ein System anzuschaffen, hat mich vor allem die Tatsache gestört, dass man immer ein (mehr oder weniger großes) Objekt im periphere
Sichtfeld hat. Im Nachhinein muss ich jedoch sagen, dass man sich recht schnell daran gewöhnt. Im aktiven Spielgeschehen geht selbst mein 7cm dickes CAD (ein 1.1" Großmembraner) mittlerweile völlig unter. Und dabei muss das Mikro nichteinmal direkt vor dem Mund hängen. Eher befindet es sich seitlich von mir, zwischen Kopf und Bildschirm.
Und damit wären wir dann auch bei einem weiteren, wichtigen Thema, undzwar dem
"Noise-Cancelling".
Das ModMic geniesst durch seine Nieren-Charakteristik in Verbindung mit der äußerst Mundnahmen Platzierung selbstverständlich den Vorteil, dass von allen Schallquellen in der Umgebung die Stimme am direktesten aufgezeichnet wird. Daran ist auch nichts zu rütteln. Das ist ein physikalisch bedingter, in diesem Szenario deutlicher Vorteil von Ansteckmikrofonen. Beim größeren Studiomikrofon hingegen befindet sich die Membran in der Regel näher an z.B. der Tastatur und
löst dementsprechend
früher aus. Größere Membranen bringen ansich jedoch schon die Eigenschaft mit, wesentlich mehr Details aufzuzeichnen. Dies gilt gewiss nicht nur für Stimmen und Instrumente, sondern auch für die natürliche Umgebung. Wer an einer Hauptstraße wohnt oder besonders laute Nachbarn hat, sollte daher eher zu Ansteckmikros (ebenfalls mit Nieren-Charakteristik) greifen. Ab einer gewissen Lautstärke lösen aber natürlich auch diese aus. Es kommt in jedem Fall auf die Umgebung an, in der man sein Mikro bespricht. Auch harte Anschläger einer mechanischen Tastatur kann ein ModMic nicht rausfiltern. Es ist dann einfach nur ein wenig leiser und dumpfer.
Im Endeffekt kann man mit einer angepassten Voice-Acitivation aber eigentlich auch Großmembraner / Studiomikrofone ganz gut für VoIP verwenden. So lange man im geschlossenen Raum sitzt, ist das vom Auslöseverhalten her normalerweise kein Problem.
Welches Prinzip einem besser gefällt, ist natürlich Geschmackssache.
Rein aus qualitativer Sicht sehe ich allerdings keine Gründe, speziell zum ModMic zu raten. Selbst ein Zalman klingt meines Erachtens nicht deutlich schlechter, kostet jedoch nur einen Bruchteil des Preises, den Antlion für seine Produkte verlangt.
Soweit ein paar Gedanken meinerseits, die mir bei dem Thema öfters durch den Kopf gehen.
Finde es in solchen Angelegenheiten wichtig, die Vor- und Nachteile
beider Systeme hervorzuheben. Wie man diese empfindet und einordnet, ist dann gewiss jedem selbst überlassen. Fakt ist jedoch, dass es keine ultimative Lösung gibt. Auch ein Ansteckmikro ist nicht die eierlegende Wollmilchsau. Es gibt zur Zeit leider nur Kompromisslösungen!