Datenschutzbeauftragter als weitere Aufgabe - gut für die Karriere?

mclupus

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Bei einem Mittelständler bin ich für operative Maßnahmen rund um den Onlineshop zuständig, der ca. ein Viertel zum Umsatz beiträgt. Mein Job ist gut, aber ich habe ich schon seit einigen Jahren und sehe keine Chance, auf der Karriereleiter voranzukommen, denn strategische Entscheidungen werden auf anderer Ebene getroffen.

Nun ist es so, dass unser Unternehmen im Datenschutz aktiv werden muss. Eigentlich hätte dies längst passieren müssen. Aber immerhin wird das Thema angegangen, wir möchten / müssen einen Datenschutzbeauftragten bestellen.

Es stehen mehrere Mitarbeiter zur Auswahl, die Geschäftsführung fühlt bei mehreren Kandidaten vor, auch bei mir. Ich soll mir überlegen, ob ich den Job des Datenschutzbeauftragten zusätzlich zu meinen bestehenden Aufgaben übernehmen möchte. Klingt für mich interessant, vielleicht gelingt mir damit mittelfristig der Sprung nach oben oder später der Wechsel zu einem anderen Unternehmen.

Aber ich bin verunsichert, weil mir das Thema Datenschutz fremd ist. Schulungen würde mein Arbeitgebernatürlich bezahlen… Gibt es hier Leute, die spezielle als Datenschutzbeauftragter in der Wirtschaft tätig sind und mir etwas zum Thema Karriere sagen können?
 
Habe selbst keine Erfahrung in dem Bereich, aber "gefühlt" halte ich eine solche "Stabsstelle" eher hinderlich, vor allem wenn die GF den Posten nur einrichtet, weil man es muss und nicht davon überzeugt ist.

Man wird dadurch vll sogar unbequem, weil man mit (gesetzlichen) Auflagen erst mal Kosten erzeugt und es keinen realen Gegenwert dazu gibt.

Tante Edit: entweder man ist GF-konform, dann könnte man im Prinzip nicht gesetzeskonform sein oder umgekehrt
 
Stimme meinem Vorredner zu! Deine gegenwärtigen Tätigkeitsschwerpunkte dürften IT, Projektmanagement und Vertrieb sein. Du bist also ein Mensch aus der Praxis. Datenschutz ist eher theoretisch. Ich habe etliche Jahre im Compliance Umfeld bei zwei Big Four Unternehmen gearbeitet, u.a. im Datenschutz und dabei Konzerne sowie große Mittelständler betreut. Ich würde das Thema als sehr abstrakt bezeichnen, es wird viel geprüft und diskutiert, um dann Konzepte auszuarbeiten. Wenn du Gefallen an der Juristerei hast, also Interpretation von Gesetzestexten etc. dürfte der zusätzliche Aufgabenbereich eine gute Wahl sein. Andernfalls rate ich ab.

Ich möchte den Job nicht schlecht reden. Aber er geht in eine andere Richtung. Die Frage ist, welchen Weg du einschlagen möchtest. Für einige kann die Tätigkeit als interner Datenschutzbeauftragter ein Bonus sein und die Karriere unterstützten. Doch in Richtung Geschäftsführung katapultierst du dich damit nicht, stattdessen bist du als DSB eher ein Experte für Fachfragen. Für eine Karriere in Richtung Management oder Geschäftsführung bist du mit IT, Projektmanagement oder Vertrieb besser aufgestellt.

Aber es ist gut, dass du solche Informationen einholst. So kannst du dir ein besseres Bild machen und dich entscheiden. Viel Erfolg! Und nimm dir meinen Beitrag nicht zu sehr zu Herzen, ich bin stark voreingenommen und heute froh, mich mit Compliance nicht mehr beschäftigen zu müssen.
 
Danke für die Infos. Meine bisherigen Aufgaben im Job gefallen mir und die Richtung passt schon. Der Datenschutzbeauftragte sollte eher als Sprungbrett dienen. Aber ist auch nicht sicher, ob ich die Chance dazu hätte. Es gibt mindestens einen Kollegen, der ernste Ambitionen hat.
 
Das Wort "Stabstelle" gibt mir zu denken - wir in der ersten Antwort genannt. Da hat stummerwinter nicht ganz unrecht :-(
 
Noch zu den „Ambitionen“ ein paar Worte. Es kann sein, dass einer von euch oder womöglich Ihr beide gar nicht zur Bestellung als Datenschutzbeauftragter geeignet seid. Viele Geschäftsführer stellen sich das zu leicht vor und prüfen im Vorfeld nicht ausführlich genug, was zulässig ist.

Knackpunkt sind mögliche Interessenkonflikte. Als Datenschutzbeauftragter hast du die Aufgabe, für ein angemessenes Datenschutzniveau im Unternehmen zu sorgen. Du verantwortest den Datenschutz zwar nicht alleine, aber du musst Dinge prüfen und die Weichen stellen. Je nach bestehendem Aufgabenbereich droht ein Interessenkonflikt. Gerade beim Onlineshop hast du womöglich umfassend mit personenbezogenen Daten zu tun, die du z.B. auch auswerten oder an Partner weiterreichen möchtest. Das ist wiederum kritisch: https://www.mein-datenschutzbeauftragter.de/blog/20170530-datenschutzbeauftragter-mit-interessenkonflikt-nicht-jeder-mitarbeiter-ist-geeignet/

Natürlich müsst Ihr das in eurem Unternehmen individuell prüfen. Die Folge kann sein, dass die Karten am Ende ganz neu gemischt werden und die Bestellung eines Datenschutzbeauftragten erfolgt, den aktuell noch niemand auf dem Schirm hat.
 
Deine Kollegen werden Dich nich grad mit offenen Armen hinter sich willkommen heißen :D
 
@U-l-t-r-a: Ist das Thema Datenschutz denn so präsent? Aber ganz unrecht könntest du nicht haben!

@altesfrittenfett: wie kann ich prüfen, ob ein Interessenkonflikt vorliegt und ich womöglich nicht berechtigt bin, das Amt des Datenschutzbeauftragten zu übernehmen?
 
wie kann ich prüfen, ob ein Interessenkonflikt vorliegt und ich womöglich nicht berechtigt bin, das Amt des Datenschutzbeauftragten zu übernehmen?

Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Es gilt alle relevanten Faktoren und Details zu berücksichtigen. Letztlich liegt ein Interessenkonflikt vor, sobald es darum geht, dass du als DSB deine eigene Arbeit kontrollierst. Es besteht die Gefahr, dass der Schutz von Daten mit Personenbezug zu kurz kommt, weil du in deiner anderen Tätigkeit mit den Daten gewisse Dinge planst...
 
Klingt gar nicht gut. Ist sicherlich auch eine Frage der Auslegung. Aber selbst einige meiner "Konkurrenten" dürten das Amt dann nicht antreten. Hm...
 
Wie ich bereits schrieb:

Die Folge kann sein, dass die Karten am Ende ganz neu gemischt werden und die Bestellung eines Datenschutzbeauftragten erfolgt, den aktuell noch niemand auf dem Schirm hat.

Ein Tipps aus der Praxis: Nicht lange spekulieren, sondern gleich die Verantwortlichen informieren! Sonst wird am Ende doch ein unzulässiger Kandidat zum DSB gemacht.
 
So ist das leider im Compliance Umfeld. Nur selten werden Maßnahmane erarbeitet, die Begeisterung hervorrufen. Aber da muss man sich dran gewöhnen. Gilt im Übrigen nicht nur für den DSB, sondern ebenso die Geschäftsführung.
 
Musste erstmal googlen, was Compliance bedeutet. Aber so langsam bestätigt sich, dass der Datenschutzbeauftragte wohl nicht nur Freunde im Unternehmen hat. Vielleicht sollte ich es doch lassen und meinem Chef gleich absagen. Hm...
 
Finanzielle Auswirkung: nicht so wirklich, Chef spekuliert darauf, dass das wohl eher so ein Prestige-Ding wird. Aber seitens der Geschäftsführung habe ich schon etwas von einem erweiterten Kündigungsschutz gehört. Aber mittlerweile tendiere ich ohnehin dazu, es lieber zu lassen.
 
Ohne jetzt das genaue Umfeld in deiner Firma zu kennen, aber meine Erfahrung mit jeglicher Art von Beauftragten-Posten:
Mehr Verantwortung ohne wirklichen Vorteil, man macht sich eher unbeliebt bei den Kollegen, weil man halt der Position wegen genauer hinschauen muss, viele "Nimm das doch nicht so genau"-Situationen, weil man einerseits natürlich die entsprechenden Vorgaben erfüllen will/muss, andererseits kennen einen die Kollegen halt schon von "früher" mit dementsprechend anderem Verhältnis.

Kann deine Tendenz also vollkommen nachvollziehen.
 
Sorry, aber jemand, der von Compliance noch nicht mal was in der Theorie gehört hat, scheint mir als DSB gänzlich ungeeignet.
 
Sorry, aber jemand, der von Compliance noch nicht mal was in der Theorie gehört hat, scheint mir als DSB gänzlich ungeeignet.

Ist im Mittelstand aber nicht ungewöhnlich - vermutlich verfügt auch sonst kein Mitarbeiter über das Wissen. Woher denn auch? Bei Compliance-Themen werden oft Anwälte konsultiert, was je nach Branche durchaus genügen kann. Aber mit dem Datenschutz ändert sich dies. Mitarbeiter können das Erlernen, es gibt gute Kurse; oder es wird jemand mit entsprechender Qualifikation eingestellt. Außerdem besteht noch die alternative Möglichkeit, den betrieblichen Datenschutz an einen externen Anbieter zu übertragen (Outsourcing). Dass der DSB aus den eigenen Reihen stammt, kommt eher in Großunternehmen vor, weil es sich dort auch lohnt...
 
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