Datenschutzbeauftragter als weitere Aufgabe - gut für die Karriere?

mclupus schrieb:
Aber seitens der Geschäftsführung habe ich schon etwas von einem erweiterten Kündigungsschutz gehört.

Das ist korrekt. Du genießt dann einen Kündigunschutz der mit Betriebsräten vergleichbar ist und auch noch ein Jahr nachdem du DSB warst nachwirkt.

Trotzdem ist die Stelle nicht beneidenswert, da du als DSB vielen Leuten auf den "Sack" gehen musst um Dinge durchzusetzen. Würde es an deiner Stelle auch lieber lassen.
 
Im Kurs wurde die Abstufung zynisch so vorgenommen:

Der geilste Typ im Unternehmen ist der DSB.
Der zweitgeilste Typ im Unternhemen ist der IT-Sicherheitsbeauftragte.
Der drittgeilste Typ im Unternehmen ist der Gesundheitsbeauftragte.
Umrandet von der Flora des BR.

Wenn du mal Leiter für irgendwas werden willst lass es lieber ;)
Das Problem bei all diesen tollen Stabsstellen ist, dass man entweder (so wird es auch bei euch sein) nichts macht und auch kein Engagement erwartet wird, damit man niemanden auf den Sack geht.
Also "Proforma". Eine Firma ab einer bestimmten Größe muss halt so etwas machen und den externen möchtest du als GF erst recht nicht haben, also drückt man das einer armen Wurst intern aufs Auge.
Oder man legt sich da richtig ins Zeug und geht damit vielen, vor allem aber der GF so richtig auf dem Zeiger und kostet richtig viel Geld und Zeit und verbraucht dabei Nerven.

Im KMU hat das Thema Datenschutz leider nicht den Stellenwert, den es verdient, da man das Risiko falsch einschätzt. In großen Unternehmen sorgt schon allein der Aufsichtsrat dafür, dass so etwas installiert wird und das darauf auch gehört wird.

Ich bin selber in einem kleinen Unternehmen beschäftigt und kann unseren DSB einfach nicht ernst nehmen. Der aktuelle hat null IT-Background, null Background, was diverse Planungs-Tools angeht. Ein DSB, der nicht mal ein BPMN oder EPC erstellen und lesen kann und mit dem Begriff "Systemkontext" nichts anfangen kann, kann ich nicht ernst nehmen. Ich entwickle Geschäftsprozesse, binde ihn ein und er schaut mich nur fragend an. Am Ende habe ich aus innerer Überzeugung heraus das Schutzniveau hoch angesiedelt, alles verschlüsselt und mit Berechtigungskonzepten ausgestattet, was irgendwie nach Kundendaten aussieht und es als Projektmanager der GF als "isso" verkauft - ende.

Der Datenschutzbeauftragte davor war ein 60 jähriger Bürokaufmann, mittlerweile Rentner. Der konnte E-Mails schreiben. Was "Daten" waren (für ihn Dateien) und was er da schützen muss, hatte er nicht verstanden. Aber auf dem Papier war es ein verdienter Angestellter. Hauptsache er ging damit niemanden auf dem Sack.

Soviel zum Realitätsabgleich.
 
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Hallo

Ich habe auch die Erfahrungen gemacht das Stabsstellen (Sicherheits-, Datenschutz-, Hyghiene-, oder was auch immer Beauftragter) und der Betriebsrat eher hinderlich für die eigene Karriere sind.
Stabsstellen bekommen/wollen in der Regel diejenigen in Betrieben die lange dabei sind, keinen Karrieresprung schaffen, und mit der Stabsstelle eine kleine Positionsverbesserung (mit evtl. ein paar Euro mehr Gehalt) bekommen.
Meinen Erfahrungen nach sollte man die Finger von Stabsstellen und dem Betriebsrat lassen, wenn man in einem Betrieb aufsteigen will (Teamleiter, Gruppenleiter, Abteilungsleiter, was auch immer).
Das die Stabsstellen und auch der Betriebsrat eher unbequem und nervig sind (für Vorgesetzte und/oder Kollegen) habe ich auch schon sehr oft erlebt, wobei der Betriebsrat zumindest für die Angestellten noch positiv ist.
Ein großes Problem bei diesen Positionen kann das eigentliche Arbeitspensum sein, die Extra Position kostet unter Umständen viel Zeit, viele Chefs erwarten aber das die eigentliche Arbeit nicht darunter leidet.

Grüße Tomi
 
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Danke für euern Input. Ich habe inzwischen abgelehnt - und die letzten Kommentare bestätigen mir, dass es die richtige Entscheidung war!
 
Der Datenschutzbeauftragte hat vor Allem genau deswegen einen erweiterten Kündigungsschutz, weil er sich, wie viele vergleichbare Stabsstellen, auch oft genug mit der Geschäftsleitung anlegen muß, um die Einhaltung rechtlicher Vorgaben zu gewährleisten, gerade in KMUs. Da wäre es genannten Vorgaben nicht dienlich, wenn er allzu leicht von einem verärgerten Chef vor die Tür gesetzt werden könnte.

Datenschutzbeauftragter als Sprungbrett? Nicht wirklich. Befördert wird immer noch nach Sympathie, und die wird Dir diese Stelle nicht bringen, wenn Du sie gewissenhaft ausführen willst. Dafür streitet man sich dann doch zu oft, gerade auch in kleineren Unternehmen, mit der Chefetage.
 
In Deutschland wird man als Datenschutzbeauftragter sowieso noch 'ne ganze Zeit lang der Arsch sein, da die Datenschutzbestimmungen meistens uralt sind, und nicht mit der Zeit gegangen sind... man muss sich also mit irgendwelchen alten Regelungen in der "Neuzeit" zurecht finden, und geht damit automatisch Kollegen und Managern auf'n Senkel.

Bei großen Unternehmen kann sowas ganz lustig sein, da es dann ja ganze Abteilungen mit irgendwelchen eigentlich nutzlosen Posten gibt, und die können dann gemeinsam spielen, so dass keine Langeweile aufkommt, und manche fühlen sich dadurch sogar wichtig.

Dem Datenschutzbeauftragten, so wie wir ihn heute in Deutschland überwiegend kennen, sage ich keine rosige Zukunft voraus.
 
Och, es ist schon eine wichtige und sinnvolle Position, aber eben auch eine ziemlich undankbare. Schließlich muß man alle Nase lang irgend welche übereifrigen Manager/Chefs ausbremsen, die ihre Belegschaft gerne bis in den letzten Winkel überwacht und optimiert sehen wollen oder aus den Daten der Kunden auch noch den letzten penny rauspressen möchten ohne darüber nachzudenken, daß hier ggf. wirklich Schindluder mit den Daten getrieben wird.

Datenschutzbeauftragte werden gebraucht, in den meisten Unternehmen würde ich dies aber nicht machen wollen, nicht in Deutschland. Hier wird jede Anmerkung gleich als persönlicher Affront gewertet, konstruktives Miteinander ist nahezu unbekannt. Geht in anderen Ländern deutlich besser.
 
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