Langer Internetausfall im Geschäft. Lohnt sich eine Klage und in wie fern?

ProGamer

Ensign
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Hallo Leute,

ich komme mit einer langen Geschichte, bei der ich mich Frage ob ich einen rechtlichen Feldzug gegen die Telekom starten soll. Bevor man mich für verrückt erklärt, kommen hier die Fakten:

1. Meine Mutter betreibt einen größeren Kiosk. Jahresumsatz von ca. 300k € nur normale Produkte wie Tabak, Schreibwaren etc. zusätzlich Lotto und Post. Letztere Beiden für sich geben durch Provision ca. 1500€ womit ich grob überschlagen einen Umsatz von 30k € pro Kasse zählen kann.

2. Wir haben die Telekom als Internetanbieter und haben seit 5 Wochen (fast) keine Internet- oder Telefonanbindung. Wieso nur fast? Wir kriegen täglich zwischen 20min und 4h eine Verbindung aufgebaut. Meistens dann wenn wir sie nicht benutzen. Bei Glück kriegen wir sie mal für 2min benutzt, nur um zu sehen, dass sie wieder weg ist.

3. Unser Apparat für Kartenzahlung ist an den Telefonanschluss angebunden. Logischerweise funktioniert er dann nicht, wenn keine Telefonleitung besteht.

4. Wir kriegen etwa 20-30% unseres Umsatzes für alle Bereiche werden von unseren Kunden mit Karte gezahlt. Also kann man sich ausmalen wie viel Umsatz und dadurch Gewinn wir verloren haben in einem Monat. (Den Schadensbericht müssen wir noch erstellen, zusammen mit einem Abgleich vom Mai und von Juni/ Juli letzten Jahres). Eine grobe Schätzung von mir sind allein für nicht mögliche Transaktionen und Kunden, die wieder gegangen sind, ohne Geld zu holen und Bar zu zahlen, 3000€ Umsatz (und das ist die optimistische Schätzung. Wahrscheinlich ist der Schaden höher). Unser Gewinn für die Produkte (ohne Kostenabzüge für Strom, Miete etc.pp.) ist im Schnitt 25% (Schreibwaren mehr, Tabak, Lotto, Post weniger)

So, das ist unser Laden. Kommen wir zum lustigen Teil, wieso ich überhaupt auf so eine Idee komme:

5. In der ersten Woche wurde eine Fehlanalyse durchgeführt und uns wurde nur ein neuer Router zugeschickt ohne weitere Details zu prüfen. Da hat meine Mutter angerufen, ohne mir weitere Details zu nennen. Nach einer Woche hing ich persönlich am Telefon, denn es ging ja immer noch nicht.

6. Nach meinem Telefonat haben sich folgende Sachen geäußert:
- Es liegt am Verteiler für unser Haus (gut, wir haben die Quelle).
- Wir haben entgegen unserer Erwartung und unseres Wissens keinen Geschäftskundenvertrag.
- Der Techniker kommt erst in einer Woche am Montag
Die Umstellung auf einen Geschäftskundenvertrag ist heute geschehen (wobei wir wahrscheinlich den Anbieter wechseln werden, wenn auch nur noch ein Mal irgendwas mit dem Internet passiert)


7. Ich habe mich bis zur Beschwerungsabteilung durch telefoniert wieso wir keinen früher Termin kriegen und dass wir ggf. Kunden verlieren können, wenn unser EC-Cash Gerät nicht funktioniert (immerhin holen manche Leute ihre Zigaretten Stangenweise und wollen 60€+ mit Karte zahlen). Außerdem hab ich gebeten, dass ZUSÄTZLICH der Techniker bitte bei uns im Laden vorbeischauen soll, da die Anschlussbuchse bereits alt ist, und mittlerweile auch teilweise aus der Wand gefallen ist (was ich nach dem Einstecken des neuen Routers erfahren habe).
Kurze Zusammenfassung: Der Techniker kam nicht früher, sondern am Dienstag. Und wie ich später erfahren durfte war dieser nie beim Verteiler.

8. Mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass die Beschwerdeabteilung dafür da ist uns Kunden nur zu beruhigen und zu sagen, dass sie mit uns fühlen. Denn als wir einen neuen Technikertermin veranlasst haben, kam dieser wieder erst eine Woche später, wurde auch um einen Tag verschoben. Es ist auch lustig wie aus- und wieder einstecken vom Router tatsächlich bei Anwesenheit des Technikers für 5min für eine Verbindung sorgt. Denn der zweite ist wieder nur zu uns in den Laden gekommen, hat die Leitung gemessen und ist wieder abgehauen mit einem "Was soll ich machen?"

9. (Ich müsste was diesen Punkt angeht nochmal einiges prüfen, aber ich denke nicht, dass meine Mutter sich da was einbildet) ... Zwischenzeitlich hat anscheinend irgendjemand verstanden, dass es uns primär um die Telefonleitung geht, da das EC-Cash Gerät der Kern der Geschichte ist. Also haben sie eine Anrufumleitung von der Hausgeschäftsnummer auf das Handy meiner Mutter eingerichtet. Was meine Mutter Nachts erfahren durfte, weil irgendjemand (anscheinend wieder mal) einfach ein Fax an uns schicken wollte.

10. Nach dem in 8. genannten Besuch des Technikers wollte ich wissen was die da überhaupt protokolliert haben und was am Verteiler gemacht wurde. Mir antwortete eine junge Stimme mit einem Akzent und einer Geschwindigkeit als wäre die Person Raucher spezieller Kostbarkeiten. Jedenfalls war diese Person mit meiner Anfrage überfordert und meinte er habe die Leitung gemessen und es liegt am Verteiler. Sehr schön, also wurde Fehler aus Woche zwei in mittlerweile Woche 5 noch nicht behoben. Techniker für Samstag an den Verteiler ist unterwegs. Ok, wir haben Mittwoch, wir werden schneller was die Termine angeht.

11. Das war letzte Woche. Heute morgen funktionierte noch nichts. Ich habe also was die Telekom angeht aufgegeben und (leider) jetzt erst nach Plan B gesucht: EC-Cash Mobile mit Sim-Karte UND W-Lan (Handyhotspot ist auch eine Sache, die ich sehr gerne benutzt hätte). sehr schön. Wird im Laufe der Woche hoffentlich kommen, mindestens bei unserem EC-Cash Anbieter gebucht. Um 15Uhr habe ich einen seltsamen Anruf gekriegt, der meinte "Hier Telekom, Ich habe die Leitung umgestellt." Direkt meine Mutter angerufen und gefragt. Scheint zu tun. Später (oder morgen) weiß ich mehr und kann sicher sein. Wenn es nicht tut, neuen Anbieter suchen. (Wieso nicht sofort wechseln? Wieso Stress machen, damit es tut, nur um vllt. wieder Stress zu haben, damit es vllt wieder nicht tut?)

12. Der Schaden ist jetzt aber schon geschehen: geschätzt mindestens 3000€ Umsatz sind in den 4-5 Wochen nicht überwiesen worden (wohlgemerkt, dass einige Überweisungen glücklicherweise durchgingen. An einem Vormittag sogar insgesamt 1000€). Als ich meine Schicht letzten Samstag hatte, habe ich gemerkt, dass einige Kunden fehlten (hoffentlich Urlaub und nicht, weil sie uns meiden, weil die Überweisungen nicht gehen). Dementsprechend ist unser Ruf mindestens kurzfristig geschädigt, den wir in den letzten 5 Jahren stolz aufgebaut haben (Umsatz fast verdoppelt etc.). Aggressionen sowohl meinerseits als auch von meiner Mutter gegen die Telekom waren enorm. Meine Mutter hat Arbeitstage mit 10-12h, weil sie noch keine gute Aushilfe hat, und wurde ihres Schlafs beraubt. Und die gefühlt unendlich lange Zeit, die beim telefonieren verloren gegangen ist, wobei mir niemand zugehört hat... Ich habe extreme Geschichten gehört, aber dachte nicht, dass sie tatsächlich in dem Ausmaß an Inkompetenz existieren können.

Und damit meine Frage: In wie weit kann ich diesen Schwachsinn anklagen? Einen Schadensersatz werde ich mindestens bei der Telekom einlegen in Höhe des Umsatzes (ja, UMSATZES! denn wahrscheinlich bleiben/ blieben wir auf einiger der Ware sitzen). Natürlich den Entfall der Anschlusskosten für die beiden Monate, in denen wir Schwierigkeiten hatten. Kann ich sonst noch den psychischen Stress einfordern? Als dualer Student zwischen Arbeit, Uni, kurz vor und in der Prüfungswoche neben häuslichen Pflichten hat man nicht wirklich die Kraft sich solchem Bullshit auszusetzen. Auch der darauffolgende Urlaub hat nicht genug geholfen. Meine Mutter zwischen 3 Kunden gleichzeitig, einer Auszubildenden und den anderen Geschäftspflichten mit gebrochenem Deutsch (sind Spätaussiedler) hat auch nicht noch die Nerven jedem dritten Kunden zu erklären, dass unser Überweisungssystem nicht geht und dann noch in der Telekomwarteschlange zu hängen.
Ich überlege auch sowas wie eine Drohung und zur Presse zu gehen, wenn wir nicht angemessen entschädigt werden. Wobei ich gesehen habe, dass sowas bereits in der Vergangenheit teilweise stattgefunden hat und nichts rum kam.

Was vielleicht noch erwähnt werden sollte: Ich bin selber als dualer Student Mitarbeiter in diesem Irrenhaus, auch wenn ich in einer ganz anderen Abteilung für interene Angelegenheiten sitze. (Und mit meinen Aufgaben bin ich Kilometer von Kunden oder Leitungen oder ähnlichem entfernt).

Wüsste jemand um guten Rat?

Danke schon Mal im Voraus für die Mühe zu lesen. Ich habe jetzt nicht noch die Kraft das Korrektur zu lesen, sollte aber bis auf Kleinigkeiten vollständig sein.

Es eilt auch nicht. Vor nächster Woche werde ich keine weiteren Schritte einleiten. Natürlich werde ich die Leitung beobachten und drucke bereits täglich Routerprotokolle zum Nachweis, dass immer noch eine fehlerhafte Leitung vorliegt.
 
Als Jemand der schon gegen die Telekom geklagt und Recht bekommen hat, kann ich Dir folgende Tipps geben:
Die bestreiten vor Gericht alles, was nicht bewiesen werden kann.
Das Gericht will eine Anspruchsgrundlage sehen.
Setze die Telekom unter Verzug und drohe Schadensabrechnung an (geht rückwirkend aber vermutlich nicht).
Das Gericht will eine Schadensberechnung sehen, Umsatzausfall interessiert die nicht.
Wechsle den Anbieter, bevor du klagst oder nennenswert Geld einbehältst.


Von dem was Du bisher geschrieben hast, gehe ich davon aus, dass Du bis jetzt nichts einklagbares in der Hand hast.
 
In einer Welt, in der alles manipulierbar ist, habe ich bis auf die Gesprächsaufzeichnungen, die die Telekom selbst hat, wohl nichts in der Hand. Die Routerprotokolle löschen sich selbstständig, und der Export ist als txt Datei. Routermanipulation ausstöpseln ist ja auch möglich und nicht die Kunst, um solche Fehlermeldungen zu verursachen.
Wir haben einiges an Fehlermeldung vom EC-Cash Gerät sammeln können. Aber wie schon grade gesagt: sowas ist auch durch ausstöpseln möglich. Dass der Tagesbericht dann gering oder zu null ausfällt interessiert wohl auch niemanden.

SpookyFBI schrieb:
Es handelt sich um einen Geschäftskundenanschluß?
Wie in dem langen Text geschrieben: Bis heute als es umgestellt wurde nicht. Was ich vergessen habe: weil jemand scheiße gebaut hat zu Beginn der Antragstellung, was aber leider schon 5 Jahre her ist. Ich frage mich bis heute wieso ich gesagt habe: "wir sind ein Laden, hier sind all unsere Daten" und die dann trotzdem einen normalen Vertrag vorgelegt haben. Als Unwissender steht man dann ziemlich blöd da
 
1) Kein Geschäftskunde?
2) Telekom schriftlich mit Fristsetzung zur Vertragserfüllung aufgefordert?

Beides nein? Sieht dann eher nicht gut aus.

Grundsätzlich sollte man natürlich, wenn man ein gut laufendes Geschäft hat und irgendjemand dieses Geschäft vermeintlich stört, natürlich möglichst bald (!) Geld in eine gute Anwaltskanzlei investieren. Nicht in Computerforen und nicht nach vielen vergangenen Wochen.

Edit:
Erfahrungsgemäß prallen 99,99% aller "Drohungen" und tatsächlichen Presse-Aktionen wie Teflon an großen Konzernen ab. U. U. hat man ab und an mit der BILD Glück, allerdings muss man auch da realistisch sein.

Dazu klafft zwischen dem, was du vermeintlich einklagen möchtest und dem, was sowieso nur theoretisch in Deutschland möglich wäre, wären alle Voraussetzungen eingehalten worden, eine erhebliche Lücke. Tut mir leid. :/
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir haben entgegen unserer Erwartung und unseres Wissens keinen Geschäftskundenvertrag.
Und da haste schon den Fehler.
Bei nem Geschäftskundenanschluß hätteste relativ gute Karten.
Da is auch die Entstörfrist kürzer und Du hast ne eigene GK hotline (soweit ich weiß).

Ob sich ne Klage lohnt fragste am besten nen Anwalt.

Als Unwissender steht man dann ziemlich blöd da
Das liegt in der Natur der Sache.


Auf die schnelle könntest Du Dir vll mit nem LTE Router und ggf ner prepaid Karte behelfen (je nachdem wieviel traffic anfällt).

Die T-Com is aber auch hier im Forum vertreten vll meldeste Dich mal bei denen.
 
ThomasK_7 schrieb:
Als Jemand der schon gegen die Telekom geklagt und Recht bekommen hat

Kannst du grob sagen um wie viel es sich bei der Klage handelte und wie viel du tatsächlich gekriegt hast?
 
Was auch immer ThomasK_7 getan hat, seine Voraussetzungen waren sicherlich ganz andere.

Du scheinst die Telekom nach wie vor nicht mal schriftlich mit Fristsetzung dazu aufgefordert zu haben, ihren Teil der vertraglichen Leistung zu erbringen, geschweige denn etwaige Rechtsfolgen angedroht (ohne die Frage, ob diese dann auch durchsetzbar sein könnten), oder?
 
Für Telekommitarbeiter gibt es doch den troubleshooter. Den würde ich da mal kontaktieren. Damit habe ich persönlich sehr gute Erfahrungen.
 
Ich ziehe massiv in Zweifel, dass ein Privatkunde, denn als solcher zählt man nunmal mit einem Privatkundenanschluß, irgendwelchen Schaden oder Verdienstausfall geltend machen kann.

Für Geschäftskunden, die ihr Telefon/Internet für ihre Erwerbstätigkeit benötigen, gibt es extra Geschäftskundentarife, dort ist dir eine kurzfristige Entstörung auch garantiert.
 
Zudem gibt es für Privatkundenanschlüsse optional eine Option für einen 8 Stunden Entstörservice..
 
Falls es Interessenten gibt, heute wurde der endgültige Beschluss getroffen.
Wir sind bisher nicht zu einem Anwalt gegangen, sondern haben uns direkt mit der Telekom über eine Abfindung diskutiert.
Wir haben ihnen Zahlen und Fakten auf den Tisch gelegt und Druck gemacht.
Zwei Mal haben sie versucht uns mit läppischen 100€ abzuspeisen (wobei 50€ davon allein für die Störungszeit anfallen würden), bis wir ihnen so lange Druck gemacht haben, dass sie uns eine für uns angemessene Summe ausgezahlt haben.

Ich möchte Ausdrücklich erwähnen, dass wir wirklich genug Beweise zusammengesammelt, mit unserer Steuerberaterin in Rücksprache standen und seit fast zwei Monaten ein hin und her ertragen haben.

Der Weg über den Anwalt wäre ggf. schneller gewesen, aber da wir eigentlich einen Privatanschluss und keinen Kundenanschluss hatten, wäre das evtl. vergebens gewesen, wenn es zu den Anwälten der Telekom durchgekommen wäre.

Ich danke Allen, die sich hier beteiligt haben und hoffe, dass diese Geschichte jemand anderes helfen kann.

PS: Nach dieser Erfahrung ist es für mich ein noch größerer Scheißverein
 
Nun, offenbar haben sie aus Kulanz eine Summe gezahlt, die euch echt weiter hilft. Sicher, der Weg dahin war "scheiße", aber das Ergebnis überrascht mich.

Glückwunsch jedenfalls an dich/euch und vielen Dank für die Rückmeldung!
 
Interessant wäre ja, in welchem Bereich die gezahlte Summe lag. Ein bisschen mehr Info brauchen wir schon :-)
 
mightymill schrieb:
Interessant wäre ja, in welchem Bereich die gezahlte Summe lag. Ein bisschen mehr Info brauchen wir schon :-)

Ich weiß auch nicht wie viel ich nennen darf.
Wenn man nur den Gewinnverlust betrachtet sind's ca. 103%, die uns ausgezahlt wurden. (und damit ist das noch nicht mal ein halbes Monatsgehalt unserer Angestellten) Und da sind noch keine langfristigen Schäden dabei. (wie Kunden, die nicht wiederkommen)
Wenn man den Aufwand, unsere Nerven usw. betrachtet.... naja, kann man sich Vorstellen, dass es dann Mager ist.
Wir sind aber wirklich froh, dass wir damit unseren Gewinnverlust ausgleichen konnten und wieder schwarze/grüne Zahlen für die Monate schreiben können.


Wie gesagt: Ein Privatkunde mit solchen Problemen darf höchsten die Anschlusskosten für den Ausfall erwarten. Wir konnten ausnutzen, dass wir einen Geschäftskundenvertrag von Anfang an geplant hatten...
 
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