TL;DR: Das Folgende ist auf jeden Fall pauschalisiert / generalisiert. Ausnahmen bestätigen die Regel
mensch183 schrieb:
Ich tippe auf Theologie oder Jura. Das vorherige Festlegen einer Durchfallquote ist so idiotisch, dass es im wissenschaftlich geprägten Teil einer Uni nicht zu finden sein wird.
Made my day
Imho ist das auch der
wesentlichste Unterschied im Studium.
Ich habe mittlerweile viele Bekannte und einige Freunde, die beispielsweise fernab vom MINT-Bereich und die meisten gar FH oder dual studiert haben...über alle hinweg, auch bei gefühlt jedem gemeinsamen Diskurs darüber, ist Niveau und Schwierigkeitsgrad aber vor allem das aus dem vermittelten Stoff resultierende Wissen, die hart zu erarbeitende Bildung, umso höher je wissenschaftlicher ein Bereich ausgerichtet ist - pauschalisiert gesagt.
Daher würde ich bezüglich Qualität/Niveau des vermittelten Wissens (& was man damit später im Leben anfangen kann) ganz eindeutig zu Uni/Tu > FH >> duales Studium tendieren.
Das allerdings trifft natürlich
keine Aussage über spätere Berufschancen oder gar Verdienstmöglichkeiten. Abgesehen von Glück, Networking und vor allem Verhandlungsgeschick bzw. social / soft skills - was imho schon sehr viel ausmacht - wird man später primär eben danach bezahlt, wie viel Monetarisierungspotenzial in der Branche / dem konkreten Unternehmen liegt und wie bemerkbar man sich darin im Unternehmen / der Branchen verkaufen kann (oder eben nicht und dementsprechend ersetzbar & "unsichtbar" ist).
Deshalb verdienen gerade die windigen Banker etwa - um die alte Kamelle mal vorzukramen - enorm viel. Wohingegen ein Physikprofessor etwa im Mittel zweifelsohne intelligenter, gebildeter und zumindest Wissenstechnisch "wertvoller" für die Gesellschaft sein dürfte, trotzdem aber in den seltensten Fällen überhaupt auf >= 100.000 im Jahr kommen wird (gerade an öffentlichen Unis deutlich darunter).
Letztendlich stellt sich für mich hier immer die Frage: möchte ich für mich selbst, für Bildung, für Wissen, für
Erkenntnis studieren (was gerade ursprünglich Sinn und Zweck des Studiums war).
Oder möchte ich mein Leben danach ausrichten, dass der Gehaltscheck möglichst üppig ausfällt?
Da ich persönlich z.B. viele Wi-Inf'ler kenne, die Richtung Consulting gegangen sind und dort fürstlich entlohnt werden, vage ich zu bezweifeln das Letzteres die bessere Wahl ist. Denn vom Consulting im >= ca. 100k pro Jahr Bereich kenne ich von allen Bekannten nur eine Schilderung: viele Überstunden, meist auch viel Reisen, Ellenbogengesellschaft.
Glücklich sind da die wenigstens. Geld ist halt nicht gleich Glück. Die meisten, die ich kenne, haben mir schon ganz offen kommuniziert das sie das nur aus einem Grund machen: ordentlich Geld verdienen damit man mit ~40-50 aussteigen kann. Eine planen danach was ruhiges mit Familie und einigen Immobilien. Andere Start-Ups. Je nach Gelüst.
DerOlf schrieb:
Mögliche Fehler bei der Studiengangswahl:
1. Studium nach Interesse ...
2. Orientierung im Studium ... egal was du anfängst, zieh es bis zur Rente durch.
3. lange brauchen ...
4. keine Verwandten und Bekannten im gewünschten Einsatzgebiet.
(...)
Es ist nicht so wichtig, was du studierst ...
Das ist imho nichts weiter als die verbitterte Resignierung einer gescheiterten Existenz. Ist traurig und auch nicht persönlich diffamierend oder überhaupt irgendwie böse gemeint...ändert aber nichts daran, dass das ein Einzelschicksal ist und definitiv
keine ordentliche Empfehlung für die Studienwahl.
Im MINT-Bereich sind all meinen Erfahrungen nach - durch die Bank - alle diejenigen die Erfolgreichsten, die für sich selbst studieren. Die also in ihrer Arbeit aufgehen. Die streng genommen das nicht mal als Arbeit empfinden, sondern als Interessensgebiet auf dem sie Problemstellungen mit Spaß und Neugier begegnen.
Das ist imho auch die einzige Möglichkeit überhaupt ordentlich im MINT-Bereich unterzukommen. An ordentlichen Universitäten - auch bei uns - habe ich da in den ersten Semestern in Mathe-/Theorievorlesungen schon häufig Durchfallquoten im Bereich 60-80% mitbekommen. Ich hab auch mal 2 Semester Physik studiert, da gabs in theoretischer Elektrodynamik mal 91% Durchfallquote.
Ich selbst bin im Bereich KI unterwegs und neben der Uni - also abseits meines Curriculums - mache in meiner Freizeit bei einem Robotikverein mit und beschäftige mich auch zu Hause fast jeden Tag mit Algorithmen, neuen Forschungsergebnisse...alles mögliche zum Thema KI. Dadurch kann ich auch jetzt schon wissenschaftliche Abhandlungen (erfolgreich) verfassen und anders, als mit einem enormen Interesse wäre so ein enormer Zeitaufwand imho nicht möglich (und dann könnte ich auch locker nichts in dem Bereich reißen; schon gar nicht wissenschaftlich).
Daher bin ich ganz stark der Meinung, dass eine Affinität für das Fach, eine Begeisterung generell für Neugier, für neue Probleme, neue Lösungsstrategien, usw. für ein ordentliches MINT-Studium mit das wichtigste überhaupt ist.
Ich unterrichte auch seit Jahren an der Uni und abgesehen von Menschen, die einfach intellektuell für ein Studium ungeeignet sind, habe ich bei den Erst-/Zweitsemester immer eine Gruppe als mit Abstand größte unter den Abbrechern identifiziert: diejenigen, die nur das Klausurrelevante, nur das Nötige (was sie für einen Abschluss theoretisch erbringen müssten) machen. Für die gibt es nämlich keinen Spaß, keine Freude im Studium...und dann verkommt das ganze zu einer einzigen Leistungs-/Anstrengungstirade von Klausur zu Klausur.
Durch meine Freundin (Wi-Inf) und deren Kontakte sowie meine eigenen kenne ich eigentlich nur für Wirtschaftsstudiengänge eine andere Philosophie: dort sind erfolgreichsten (nicht unbedingt immer im Sinne von Noten, sondern vor allem auch im Sinne von Kontakten, Praktika (Networking) und hinterher halt Einstiegsgehältern, Beförderungen usw.) diejenigen, die am ehrgeizigsten sind und erfolgsorientiersten.
D.h. diejenigen, die über ausreichend social / soft skills verfügen, um sich problemlos große Netzwerke aufzubauen und die für ihren persönlichen Erfolg alles andere links liegen lassen. Also diejenigen, die sich auf einem überfüllten Arbeitsmarkt und einer Ellenbogengesellschaft durchsetzen können. Durch viel Network, durch viel Fleiß, durch "Opferbereitschaft" (also z.B. auch Zeug soweit lernen, dass man es aus dem FF beherrscht, nur weil man weiß, dass das für irgendeinen späteren monetären Erfolg wichtig ist, nicht aber weil man das selbst auch nur im mindesten interessant findet) usw.
Wenn man Spaß an Management und Personalführung oder Dergleichen hat, dann gibt es sicherlich einige denen diese Karrieleitern später Spaß bringen. Primär sehe ich da meistens aber Workaholics oder Leute, die einfach nur möglichst viel Geld erwirtschaften wollen, um dann mit ~40-50 anderen Lebenszielen zu fröhnen.
Ich - für mich - habe mich ganz bewusst dagegen entschieden. Ich möchte meinen Erfolg nicht in Geldeinheiten messen, sondern Bildung/Erkenntnis. Forschung interessiert mich ungemein und solange ich davon ordentlich leben kann (was zumindest im MINT-Bereich easy möglich ist) ist mir die konkrete Entlohnung egal.
Da finde ich es viel interessanter, einer Tätigkeit nachzugehen dich
gerne noch bis zu meinem Lebensende weiterführe.
Und der ich vor allem auch einen Mehrwert abgewinnen kann: wenn du das dicke Bankengeschäft abschließt, für wen & was arbeitest du dann allgemein? Doch wohl nur für deinen AG, der dich für derartige Tätigkeiten dann fürstlich entlohnt, weil sie ansonsten eben imho nicht gerade erfüllend sind.
In der Forschung habe ich meine Nische gefunden, in der ich (a) einen kleinen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann und (b) mich vor allem selbst verwirklichen kann: an spannenden Themen arbeiten, die meinen Mitstreitern und mir die einen Erkenntnisgewinn darbieten. Dinge die bleiben.
Beispiel zu Beruf vs. Berufung:
Meine Freundin hat z.B. auch Praktika und dann Nebenjobzeugs gemacht während ihres Studiums, in so Wi-Inf-Consultingbuden. Fand sie
anfangs interessant, aber zu Hause geht sie ganz anderen Hobbys nach. Ich hingegen mache zu Hause genau das gleiche wie in der Uni, weil ich es mehr als meine Berufung als meinen Beruf ansehe.
Natürlich hat meine Freundin mit ihrem Zeug meist an einem Tag das verdient, wofür ich bei Nebenjobs 'ne ganze Woche arbeite...aber selbst Webentwicklungsnebenjobs - die ich nur im ersten Semester gemacht habe - wurde mir noch nie weniger als 14 Eur / Stunde geboten. Mittlerweile im Master, wo ich jetzt auch problemlos Data Science / Machine Learning Kram machen kann, habe ich bis jetzt auch ohne großes Verhandlungsgeschick immer sowas im Bereich 20-30 Eur / Stunde bekommen. Reicht mir vollkommen zum Leben.