Welches Ziel hat ein Studium?

AntonK

Cadet 2nd Year
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Guten Tag,

mein Name ist Anton und ich fange zum Oktober 2017 (Wintersemester 2017/2018) an, an einer deutschen staatlichen Universität Betriebswirtschaftslehre (BWL) als Bachelor zu studieren.

Die letzten beiden Wochen hatten wir die sogenannte Einführungswochen, in der uns unter anderem auch erklärt wurde, wie studieren funktioniert (Vorlesungen, Klausuren, Credit Points bzw. ECTS, etc.).

Einer unserer zukünftigen Professoren hat uns gesagt, dass das Ziel einer Klausur ist, eine Normalverteilung der Noten zu erzeugen. Nun frage ich mich: Warum ist die Normalverteilung der Noten so wichtig?

In den vergangenen zwei Einführungswochen habe ich immer mehr den Eindruck bekommen, dass das Ziel einer Universität gar nicht die Vermittlung von Wissen ist, sondern diese Wissensvermittlung eigentlich nur ein Mittel zum Zweck bzw. ein Werkzeug für ein höheres Ziel ist. Mit der Aussage des Professors, dass die Noten-Normalverteilung besonders wichtig sei, scheint es mir so, als wäre das übergeordnete Ziel die Selektion der Studenten.

Kann es also sein, dass die Professoren an einer Universität gar nicht die Aufgabe haben, Wissen zu vermitteln um Wissen zu vermitteln, sondern dass die Wissensvermittlung und das Abfragen dieses Wissens in Klausuren nur ein Werkzeug mit dem Ziel ist, die Studenten in gut und schlecht für den Arbeitsmarkt bzw. weitere wissenschaftliche Laufbahnen (Master, Doktor, etc.) zu selektieren?

Meine wohl ernüchternde Erkenntnis wird zusätzlich dadurch verschlechtert, dass es in der letzten Woche im Magazin "WirtschaftsWoche" (WiWo) einen Themenschwerpunkt zum Studienfach BWL gab. Interessante Artikel sind unter anderem die beiden folgenden:

Die beiden Artikel werfen kein gutes Licht auf meine Zukunft als BWLer.

Ist ein Hauptziel des Studiums wirklich nur die Selektion der Studenten?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Anton, zunächst mal willkommen im PuG.
Eigentlich passt das Thema nicht so besonders gut ins PuG, aber es berührt die Bildungspolitik und ist definitiv ein seit Jahrhunderten in der Gesellschaft kontrovers diskutiertes Thema.

Selektion ist natürlich AUCH eine wichtige Aufgabe ... aber es ist nicht die einzige.

Der Kommentar deines Professors zur "Zensuren-Normalverteilung" erklärt sich nicht aus einer übergeordneten "Selektionsaufgabe" sondern einfach daraus, dass die Normalverteilung für eine zufällig zusammengewürfelte Gruppe von Menschen als das wahrscheinlichste Verteilungsmuster gesehen werden kann.

Wenn die Leistungen in dieser Gruppe also Normalverteilt sind, dann ist es unwahrsxcheinlich, dass dort wilkürliche Notengebung stattfindet oder der Notendurchschnitt künstlich gehoben oder gesenkt wurde.
Natürlich ist die Kehrseite, dass dann eben künstlich für Normalverteilung gesorgt wird ... teilweise auch nicht weniger willkürlich.

In anderen Fächern/Fakultäten gibtz es "Durchfallquoten" ... es müssen 40% der Prüflinge durchfallen, sonst wird davon ausgegange, dass die Prüfung zu einfach war.

Willkommen in der unfairen Welt der Statistik ...

Unser Bildungswesen hat natürlich auch eine Selektionsfunktion ... davon kann man halten was man will. Wenn man da gerade drinsteckt, dann ist man ständig unter Selektionsdruck ... drei mal durchfallen? AUA!!! Danach kannste zumindest Lehramt schonmal vergessen.
Das passt allerdings wunderbar zu unserer restlichen Welt (was will man erwarten, die hat dieses Bildungssystem ja auch hervorgebracht).
Gerade mit ihrer Selektion bedient das Bildungsystem die Bedürfnisse des Marktes ... je weniger von einem bestimmten Fach gebraucht werden, desto heftiger wird selektiert ... gleiches passiert, wenn sehr viele das studieren wollen ...
da gibts dann auch mal nen NC von 1,1 oder 1,0 (auch das ist Selektion).
Die Leistungsanforderungen sind ebenfalls ein Teil der Selektion ... diese MÜSSEN hoch angesetzt werden, damit die, die einen Abschluss im entsprechenden Bereich gemacht haben, nicht nach wenigen Wochen im job Zusammenbrechen.
Wer ist belastbar - und wer nicht? ... und wer macht trotzdem weiter?

Das Wissen ist in dem Fall tatsächlich hauptsächlich Vehikel der Selektion ... wer schon Adam Smith nicht versteht, der braucht doch nicht unbedingt ein BWL-Studium anfangen ...
Aber auch hier gilt wieder "nicht NUR" ... die Wissensinhalte haben auch einen pädagogischen Nutzen, denn die beschäftigung mit den Inhalten verschafft dir Beispiele, an denen du z.B. absehen kannst, wie vielversprechend ein bestimmtes Unternehmen ist ... du hast dadurch die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen, ohne sie selbst begehen zu müssen (naja, mit Glück).
Und vor allem schult der Umgang mit dem Wissen deinen Geist (ganzheitlich).
Auch wenn du die Selektionskriterien am Ende nicht erfüllst und dein Studium nicht abschließt, weiß doch die ganze Welt, dass du dich mit der Materie schon eingehender beschäftigt haben solltest ... besser noch, Leute, die das Diplom NICHT gemacht haben, verfügen über nahezu das gleiche Wissen, kosten aber in Deutschland viel weniger Geld, da sie ohne das Zertfikat im Prinzip offiziell auch nicht über das Wissen verfügen (das ist der wirklich kranke und perverse Teil unseres hochselektiven Berechtigungswesens).
Der Diplomgeologe sitzt arbeitslos beim JC während sein Kumpel (der das Studium abgebrochen hat) lustig Baugrundsondierungen vornimmt ... als Freelancer im Dienste eines anderen Diplomgeologen.

Aber um deine Frage (threadtitel) wenigstens zu beantworten: Ein Studium dient primär dem Erwerb und der vertiefenden Anwendung wissenschaftlicher Arebitsweisen (blabla etc.).
Und ganz nebenbei bekommst du von der Uni nen Zettel, den du den entsprechenden Gatekeepern zeigen kannst ... OHNE den lassen die dich an die gut bezahlten Jobs eh nicht ran ;)
Um DEN Wisch geht es bei dem ganzen Theater eigentlich, aber halte dich lieber an das Ding mit den wiss. Arbeitsweisen.
 
Zuletzt bearbeitet:
AntonK schrieb:
Ist ein Hauptziel des Studiums wirklich nur die Selektion der Studenten?

Das Ziel einer Universität ist es Menschen beizubringen sich Wissen zu besorgen, anzueignen und am Ende selbst Wissen schaffen zu können.
Inwiefern letzteres bei BWL möglich ist will ich jetzt nicht kommentieren :p

Professoren legen manchmal hohe Maßstabe an, aber ich finde zurecht - es gibt zu viele die meinen nur weil sie 2 Wochen gelernt haben, haben sie auch das Recht darauf eine Prüfung zu bestehen. Lernen alleine reicht oft nicht, wenn man es nicht versteht. Dann muss man eben einen Mehraufwand betreiben bis man es versteht und sich unter Umständen auch mehr Lern- und Lesestoff besorgen als eigentlich vorgesehen. Die Profs sind da auch sehr hilfreich wenn man fragt was man an Literatur sinnvoll durcharbeiten könnte.

Selektion passiert dann oft von alleine, weil es eben viele gibt denen dieser Aufwand zu hoch ist. Eine Universität ist nunmal keine Schule und in manchen Vorlesung bekommt man eben nicht genug um die Prüfung schaffen zu können. Dann muss man selber was tun.
 
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Das wird dich jetzt vielleicht wundern oder sogar schockieren, aber in deiner späteren Berufslaufbahn wirst du nur einen minimalen Teil dessen, was du im Studium lernst, benötigen. Ich beziehe mich dabei auf BWL (das ich selbst studiert habe). Das ist aber nicht schlimm, sondern meist sogar ein Vorteil, da man mit einem BWL-Studium breit aufgestellt ist und im Prinzip jeden Job im Management übernehmen kann.
 
DerOlf schrieb:
Der Kommentar deines Professors zur "Zensuren-Normalverteilung" erklärt sich nicht aus einer übergeordneten "Selektionsaufgabe" sondern einfach daraus, dass die Normalverteilung für eine zufällig zusammengewürfelte Gruppe von Menschen als das wahrscheinlichste Verteilungsmuster gesehen werden kann.
Das habe ich tatsächlich vorher schon einmal gehört. Die Intelligenz der Bevölkerung ist, wenn ich mich richtig erinnere, auch normalverteilt.

DerOlf schrieb:
In anderen Fächern/Fakultäten gibtz es "Durchfallquoten" ... es müssen 40% der Prüflinge durchfallen, sonst wird davon ausgegange, dass die Prüfung zu einfach war.
Dann freue ich mich ja schon aufs Studium...

hallo7 schrieb:
Das Ziel einer Universität ist es Menschen beizubringen sich Wissen zu besorgen, anzueignen und am Ende selbst Wissen schaffen zu können.
Inwiefern letzteres bei BWL möglich ist will ich jetzt nicht kommentieren
Welches Studium wäre Deiner Meinung nach besser geeignet?

hallo7 schrieb:
Selektion passiert dann oft von alleine, weil es eben viele gibt denen dieser Aufwand zu hoch ist. Eine Universität ist nunmal keine Schule und in manchen Vorlesung bekommt man eben nicht genug um die Prüfung schaffen zu können. Dann muss man selber was tun.
Zitat des Professors: "Schauen Sie die Person links von Ihnen and und schauen Sie die Person rechts von Ihnen an. Eine der beiden Personen werden Sie in einem Jahr nicht mehr wiedersehen."
 
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AntonK schrieb:
Ist ein Hauptziel des Studiums wirklich nur die Selektion der Studenten?

Nein, der Hauptzweck ist die Vermittlung von Wissen. Aber da heute nahezu jeder Dummbatz aufs Gym geht und dann auch noch fast jeder von denen studieren will, geht es eben nicht ohne Selektion. Es werden idR am Anfang mehr Studenten angenommen, als später auch wirklich ausgebildet werden können. Daher wird in beliebten Studiengängen naturgemäß gesiebt. 40% Durchfallquote finde ich ja erfrischen angenehm, bei mir gab es teilweise unangenehmere Quoten.
 
Tourgott schrieb:
Das wird dich jetzt vielleicht wundern oder sogar schockieren, aber in deiner späteren Berufslaufbahn wirst du nur einen minimalen Teil dessen, was du im Studium lernst, benötigen.
Das wurde uns auch schon mitgeteilt.

Tourgott schrieb:
Ich beziehe mich dabei auf BWL (das ich selbst studiert habe). Das ist aber nicht schlimm, sondern meist sogar ein Vorteil, da man mit einem BWL-Studium breit aufgestellt ist und im Prinzip jeden Job im Management übernehmen kann.
Allerdings kann ja auch nicht jeder BWL-Student ein Manager werden. Ich erinnere mich an eine Statistik (leider gerade keine Quelle), dass ca. 80% der BWL-Studenten Sachbearbeiter werden.

Darf ich fragen, was Du beruflich machst? Hast Du einen Master gemacht, wenn ja welchen?
 
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Dann freue ich mich ja schon aufs Studium...
Kannst du auch, denn die Studienzeit ist echt ne tolle Zeit.

Welches Studium wäre Deiner Meinung nach besser geeignet?
Mögliche Fehler bei der Studiengangswahl:
1. Studium nach Interesse ...
2. Orientierung im Studium ... egal was du anfängst, zieh es bis zur Rente durch.
3. lange brauchen ...
4. keine Verwandten und Bekannten im gewünschten Einsatzgebiet.

Besser geeignet ist wohl nur ein Studium, welches dich auf einen Tätigkeitsbereich vorbereitet, in dem du jetzt schon "Entscheider" kennst ... Es ist letztilich egal, WAS du studierst, aber such dir was, was dir nach dem Studium gute Berufsaussichten bietet.
Das solltest du aber nicht so sehr an der momentanen Arbeitsmarkt-situation festmachen ... bis du dein Studium abgeschlossen hast, WIRD sich das verändert haben.
Gerade in die gut bezahlten Jobs wirst du nur über "Networking" reinkommen ... also über die gute alte "Vetternwirtschaft".
Wo können dir Leute aus deinem bekanntenkreis Empfehlungen aussprechen? DAS ist die Frage, nach der ich heute ein Studienfach wählen würde.
Ich habe es anders gemacht (Studium nach Interesse) und habe sehr lange gebraucht, um mich von meinem primären Interessengebiet (Musik) zu verabschieden.
Leider kenne ich in den Bereichen, wo Mathematiker (Bachelor of Science) oder Pädagogen (Master of Arts) gebraucht werden, kaum Leute ... und für eine Stelle in Forschung und Lehre, hätte ich wohl weit mehr Zeit aufs Nasebräunen verwenden sollen, als auf die Studieninhalte.

Es ist nicht so wichtig, was du studierst ... allerdings kann ich dir eine Empfehlung geben, die nichts mit dem Studium zu tun hat ... wenn du wirklich in der Wirtschaft fuss fassen willst, dann mach zunächst ne kaufmännische Ausbildung ... BWL kannst du dann immer noch dranhängen. Denn wenn du nicht durch Beziehungen direkt ins Management gelangst, dann wird es ein Einstieg über die Basis .. und da kommst du ohne kaufmännische nicht rein.
Und du solltest deinen Blick auf den Internationalen Arbeitsmarkt wenden ... denn die absolute Fixierung auf die Passung des Studiums auf den späteren Job, gibt es in dem Ausmaß NUR in DE.
Und ganz wichtig: Fang schon jetzt an zu arbeiten ... NICHTS ist am Arbeitsmarkt mehr wert, als Berufserfahrung ... und im Studium bekommst du die ganz sicher NICHT.
Du wirst im Studium unter Umständen ähnliche Aufgaben erfüllen und Leistungen bringen müssen, aber sie werden nichts wert sein, da sie nicht in einem ordentlichen Arbeitsverhältnis erbracht wurden.

"Erfahrung ist nur, wenn man dafür auch Geld bekommen hat" ... das solltest du dir merken.

Sonst musst du am Ende genau wie ich von staatlichen Almosen leben.
Wenn ich die Zeit knapp 20 Jahre zurückdrehen würde, ich hätte wohl Jura studiert, und wäre mit Anfang 30 in Mamas gut gehende Kanzlei eingestiegen.
Leider ist es anders gelaufen, und ich bin heute einer von tausenden überqualifizierten Hlfsarbeitern auf Arbeitssuche.

Mein Studium ist im nachhinein nichts wert ... ich habe ne Menge gelernt, habe gute analytische Fähigkeiten und verstehe nicht, was an z.B. einer "erweiterten KLR", einer "Faktor-" oder "Clusteranalyse" so kompliziert sein soll ... aber um Kompetenzen und Fähigkeiten geht es auf dem Arbeitsmarkt eben nur ganz am Rande.
Worauf es viel mehr ankommt, ist Arbeitserfahrung (in ordentlichen Arbeitsverhältnissen) und Geradlinigkeit im Bildungsgang. Über alles andere wirst du bei der Arbeitssuche genauso stolpern, wie ich.
Kein Chef wird jemanden unter sich dulden, der ihn ersetzen könnte.
 
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AntonK schrieb:
Ist ein Hauptziel des Studiums wirklich nur die Selektion der Studenten?
Die Frage ist nicht allgemein beantwortbar. Um wessen Ziele gehts dir denn? Die Ziele eines Studenten und die Ziele einer Uni sind nicht deckungsgleich. Studenten unter sich haben wiederum völlig unterschiedliche Ziele, die sie durch ihr Studium erreichen wollen. Auch die Lehrer einer Hochschule haben sehr unterschiedliche Ziele bei ihrer Lehre und verhalten sich sehr unterschiedlich beim Lehren, insb. auch bei der Gestaltung ihrer Klausuren.

Hinsichtlich der Fachwahl: Ich schätze (ja, ich habe da Erfahrung) bei BWL und ähnlichen Wirtschaftstudiengängen den Anteil der Studies, die sich wirklich ernsthaft fürs Fach interessieren und die mit Freude bei der Sache sind, auf ca. 15%. Wenn du zu diesen 15% gehörst. Gratulation! Du bist genau richtig in dem Fach! Du wirst überhaupt keine Probleme haben, all deine Klausuren zu bestehen - auch in Fächern, die du nicht magst oder die dir vergleichsweise schwer fallen (sowas gibts fast immer). Ein Studium ist leichter, wenn man etwas studiert, was man grundsätzlich mag.

Die Chance, dass du nicht zu diesen 15% gehörst, ist allerdings hoch. ;) Interessierst du dich wirklich für Paragraphen der Steuergesetzgebung, die sich aller paar Monate ändern? Willst du dich wirklich an einer Uni mit Optimierungsproblemchen beschäftigen, die abgesehen von viel neuem Fachvokabular kaum über Abiniveau liegen? Willst du wirklich Lebenszeit in Trivialpsychologie stecken, um zu lernen, wie man etwas verkauft, wie man jemanden motiviert oder wie man Menschen/Dinge/Ideen bewertet und auswählt?

Wenn du nicht zu den 15% gehörst, wirst du trotzdem deine Klausuren bestehen, solange du nicht _sehr_ faul bist (i.d.R. wegen null Bock). Ein Studium erfordert keine intellektuelle Großleistung. Da muss niemand Angst haben. Mit _ein_ _wenig_ Fleiß schafft das jeder, der auch seinen Schulabschluss geschafft hat - jedenfalls Studienfächer wie BWL, die nirgends in die Tiefe gehen sondern sehr verschiedene Themen mal ankratzen. Man muss nur eben die paar Jahre des Studiums am Ball bleiben. _DAS_ ist die zu überwindende Hürde.

Wie schon oben jemand schrieb, ist für die Jobsuche oft nicht so wichtig, welches Fach man mal studiert hat, weil man die für den Job interessanten Skills überwiegend außerhalb des Studiums erworben hat. Eine gute theoretische Basis aus dem Studium ist super, aber in Konkurrenzsituationen allein selten ausreichend.

AntonK schrieb:
Allerdings kann ja auch nicht jeder BWL-Student ein Manager werden. Ich erinnere mich an eine Statistik, dass ca. 80% ...
Es liegt nicht nur an den Zahlen. Ein Großteil der Leute mit (und ohne) BWL-Abschluss ist vom Typ her ungeeignet, Menschen zu führen. Die müssen notgedrungen etwas anderes finden. Unter den Absolventen anderer Fächer (Ingenieure, Geistis, ...) gibts hingegen auch immer welche, die sich prima als Manager eignen. Chefs mit Fachausbildung sind keine Seltenheit.

DerOlf schrieb:
Du wirst im Studium unter Umständen ähnliche Aufgaben erfüllen und Leistungen bringen müssen, aber sie werden nichts wert sein, da sie nicht in einem ordentlichen Arbeitsverhältnis erbracht wurden.

"Erfahrung ist nur, wenn man dafür auch Geld bekommen hat" ... das solltest du dir merken.
Da muss ich aus der Informatikerecke gründlich widersprechen. Dort gibts wirklich goldige Talente, die ihre Qualifikation weitgehend außerhalb von Lohnarbeit erworben und nachgewiesen haben.

DerOlf schrieb:
In anderen Fächern/Fakultäten gibtz es "Durchfallquoten" ... es müssen 40% der Prüflinge durchfallen, sonst wird davon ausgegange, dass die Prüfung zu einfach war.

Willkommen in der unfairen Welt der Statistik ...
Ich tippe auf Theologie oder Jura. Das vorherige Festlegen einer Durchfallquote ist so idiotisch, dass es im wissenschaftlich geprägten Teil einer Uni nicht zu finden sein wird. BTW: Was, wenn alle Studies komplett leere Blätter abgeben - gegenseitig kontrollierbar indem gar keiner erst seinen Stift rausholt?

Fazit:
Die Wahl des Studiengangs entscheidet vor allem darüber, ob die Studienzeit eine erfüllende Zeit ist. Etwas zu studieren, wofür man wirklich brennt, spielt in einer ganz anderen Liga als ein Notfallstudium. Solange jemand nicht in eine Branche mit strikten Zugangsbeschränkungen will (ohne Medizinstudium kein Arzt u.ä.), kann ich nur zu einem Studium nach den tatsächlichen Interessen raten. Wenn einen nichts interessiert, ist BWL eine brauchbare Notlösung. Das ist nicht schlimm, aber eben nur Notlösung. Was DEIN Ziel des Studium ist, kannst du dir nur selbst beantworten. Man belügt sich da gern selbst und schlüpft in eine gespielte Rolle, um die Erwartungen anderer oder "des Arbeitsmarktes" zu erfüllen.
 
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Disclaimer: Ich habe nicht alle Antworten gelesen

Laut den Hochschulgesetzen der Länder und den Texten die zu Bologna verfasst wurden haben Hochschulen / Universitäten die Aufgabe

Wissen und methoden wissenschaftlicher Arbeit zu vermitteln, sowie die politische, kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe zu fördern / bilden / zu begünstigen
Wobei die entsprechenden Qualifikationen zu einem entsprechendem Nachweis in Form eines Abschlusses (Ba, Ma, Dipl) führen.

Die Normalverteilung ist leider so ein Ding welches als Zielvorgabe besteht und entsprechend arbeiten einige Hochschulen auch explizit darauf hin. Das ist in der Regel nicht mit dem oben genannten Auftrag der Hochschule vereinbar, solang sich aber niemand drum kümmert, dass diese Aufgaben mit Kennzahlen versehen werden, wird darauf nicht hingearbeitet. Typischerweise ist per Gesetz den Studenten in Hochschulen recht viel Mitspracherecht eingeräumt, das sollten diese an der Stelle dann auch mal nutzen!
 
AntonK schrieb:
Welches Studium wäre Deiner Meinung nach besser geeignet?
Das kommt doch ganz darauf an, was du später im Leben machen willst.

Überleg dir was du in 10 Jahren machen willst.
Dann überleg welche Qualifikation du dafür brauchst.
Und studiere in die Richtung.

Wenn hinterher ein ähnlicher Job raus kommt, Glückwunsch.
 
Ich bin noch relativ "frischer" Absolvent (Maschinenbau, MSc - bin allerdings von Beruf her komplett weg vom Ingenieurswesen) und kann daher ein wenig von meinen Erfahrungen berichten. Inwieweit sich da Ingenieurswissenschaften von den Wirtschaftswissenschaften unterscheiden kann ich offen gesagt nicht beurteilen, aber ich denke es wird da schon hier und da Gemeinsamkeiten geben.

Im Nachhinein war der "Zweck" des Studiums eher ein Mittel zum Zweck. Natürlich ist ein Hauptaspekt das vermitteln des notwendigen (Grund-)Wissens für den Berufseinstieg, aber bei so breiten und "unkonkreten" Richtungen wie BWL oder bei mir Maschinenbau empfand ich es eher so, dass man halt von allem mal ein bisschen was mitbekommt so nach dem Motto "dann haste das wenigstens mal gesehen", aber die eigentliche Fachausbildung, damit man sein Wissen/sein Talent in der Praxis umsetzt und anwendet, das lernt man eigentlich erst wenn man nen richtigen Beruf hat, im Studium ist das zumindest ohne viel Eigeninitiative abseits des Studiums nicht ohne weiteres drin. Und selbst mit Eigeninteresse ist es oftmals schwierig, wenn ich mich als Ingenieur für Produktionsverfahren interessiere kann ich nicht einfach in den Hobbyladen gehen und kauf mir ne Industriepresse die ich mir in den Garten stelle zum rumexperimentieren. Das ist z.B. in der Informatik ganz anders, wurde auch oben schon gesagt. Da kann man sich sehr wohl enorm viel Wissen und auch Erfahrung neben -oder gar ganz ohne- Studium aneignen.

Zum Thema selektieren wurde auch oben schon gesagt, dass es mittlerweile immer mehr Gymnasiasten, und entsprechend auch immer mehr Studenten gibt (dennoch ist die Quote an Studenten trotzdem niederiger als z.B. in England, was vor allem daran liegt, dass es in Deutschland noch den starken Zweig der Berufsausbildungen gibt, die man in England z.B. praktisch gar nicht vorfindet). Die immer mehr werdenden Studenten haben meiner Meinung nach zur Folge, dass es immer schwieriger wird sich durch seinen Abschluss (sei es durch Noten oder Praktika oder sonst was) von "der Masse" abzuheben. Und das gilt denke ich besonders für so "überlaufene" Studienrichtungen wie BWL oder auch Maschinenbau (nicht umsonst haben diese beiden den Ruf, dass das u.a. auch jeder Depp studiert der halt sonst keinen Plan hat was er machen will/soll). Letztlich führt das zu deutlich mehr Konkurrenz und u.U. auch für immer schwierigere Bedingungen für Berufseinsteiger allgemein. Denn als meine Kommilitonen und ich uns nach Jobs umgeschaut haben und uns bei Firmenmessen oder so erkundigt haben hiess es sehr oft "naja als wir suchen Leute mit guten Noten (<2.0), am besten mindestens eine Fremdsprache (neben Englisch, das is eh Standard), ausserdem bevorzugen wir Leute mit Auslandserfahrung un dazu noch Praktika/Berufserfahrung als Werkstudent etc.". Das mag banal klingen, aber irgendwie hab ich den Eindruck es reicht heutzutage halt oft nicht mehr, einfach nur einen "ordentlichen Abschluss" hinzulegen, sondern die Erwartungshaltung der Firmen (besonders die Grossen) wird immer weiter hoch geschraubt, u.a. weil es ihnen erlaubt viele aus der grossen Masse der Absolventen schon mal von vorneherein auszusortieren. Dann hilft am Ende auch nur, dass man halt selber jemanden kennt, der jemanden kennt, der jemanden kennt.... (wurde oben auch schon gesagt).

Um nochmal den Vergleich mit England aufzugreifen (ist kein 100% sauberer Vergleich), aber hier ist es eigentlich schon so, dass bei fast allen Unternehmen ein Bachelor verlangt wird. Und dann ist es meist sogar egal in welchem Fach das war, Hauptsache man hat an ner Uni irgendwas studiert. Der Uniabschluss wird so quasi so wie in Deutschland das Abitur zu ner Art allgemeinem Abschluss umfunktioniert, der eher ein Nachweis ist, dass man in der Lage ist Wissen aufzunehmen und zu speichern, aber in welcher Fachrichtung dieser Nachweis erbracht wurde ist erst mal egal (wie beim Abi, da fragt i.d.R. auch keine Sau danach, welches Fach man belegt hat oder wie, da schaut jeder i.d.R. erst mal nur auf den Durchschnitt). Naja ganz so "schlimm" sehe ich das in Deutschland mit dem Studium noch nicht, aber einen Trend dahin fand ich kann ich schon erkennen.

Daher als letzter Absatz zum Thema Studienwahl: Wenn du nicht so richtig weisst warum du BWL studieren willst oder du das eher machst weil das halt was recht flexibles is oder weil deine Freunde das auch alle machen dann würde ich dir raten muss dir bewusst sein, dass der Konkurrenzkampf unter den Absolventen am Ende sehr gross sein wird, da es wie gesagt so viele studieren. Sich da ohne Kontakte zu ner Firma gegen andere Absolventen durchzusetzen erfordert potentiall dann halt (sehr) gute Noten + ausreichend Erfahrung durch Prakika/Jobs etc. neben dem Studium, damit man bei den beliebten Firmen/Stellenangeboten nicht von vorneherein ausgesiebt wird. Die Alternative ist, dass man sich bereits im Studium versucht sich gut zu spezialisieren in eine Richtung innerhalb der BWL, so dass man sein Studium auch entsprechend danach ausrichten kann. Wie auch immer, ich denke es ist wichtig sich frühzeitig zu überlegen, welche Richtung, welcher Berufszweig einen am meisten interessiert und was man dafür and Qualifikationen braucht, um gut vorbereitet zu sein.*

* Allerletzte Fussnote: Am Ende wenn man aber erst mal auch dem Studium raus ist und ein, zwei Jahre im Berufsleben ist kann das mit dem Berufsbild und der Richtung, in der man sich (weiter-)entwickeln will aber auch wieder sehr schnell ändern, da isses dann fast egal was man im Studium gemacht hat, da kann es durchaus sein, dass sich Interessen mit der Zeit verändern und man dann nach 5-10 Jahren nach dem Studium in ne Berufsrichtung findet die einem gefällt, mit der man zu Zeiten des Studiums gar nicht gerechnet hat. Bei mir zum Beispiel ist das jetzt schon so, wie gesagt mein Maschinenbau Studium ist noch gar nicht so lang her, aber ich bin von Anfang an in ner ganz anderen Berufssparte gelandet (Data Science/Consulting, bin durch Studieninhalte in diese Richtung gekommen) und habe mit meinem eigentlich Studienschwerpunkt absolut gar nix mehr am Hut.
 
Zuletzt bearbeitet:
TL;DR: Das Folgende ist auf jeden Fall pauschalisiert / generalisiert. Ausnahmen bestätigen die Regel :p


mensch183 schrieb:
Ich tippe auf Theologie oder Jura. Das vorherige Festlegen einer Durchfallquote ist so idiotisch, dass es im wissenschaftlich geprägten Teil einer Uni nicht zu finden sein wird.

Made my day :D

Imho ist das auch der wesentlichste Unterschied im Studium.
Ich habe mittlerweile viele Bekannte und einige Freunde, die beispielsweise fernab vom MINT-Bereich und die meisten gar FH oder dual studiert haben...über alle hinweg, auch bei gefühlt jedem gemeinsamen Diskurs darüber, ist Niveau und Schwierigkeitsgrad aber vor allem das aus dem vermittelten Stoff resultierende Wissen, die hart zu erarbeitende Bildung, umso höher je wissenschaftlicher ein Bereich ausgerichtet ist - pauschalisiert gesagt.

Daher würde ich bezüglich Qualität/Niveau des vermittelten Wissens (& was man damit später im Leben anfangen kann) ganz eindeutig zu Uni/Tu > FH >> duales Studium tendieren.
Das allerdings trifft natürlich keine Aussage über spätere Berufschancen oder gar Verdienstmöglichkeiten. Abgesehen von Glück, Networking und vor allem Verhandlungsgeschick bzw. social / soft skills - was imho schon sehr viel ausmacht - wird man später primär eben danach bezahlt, wie viel Monetarisierungspotenzial in der Branche / dem konkreten Unternehmen liegt und wie bemerkbar man sich darin im Unternehmen / der Branchen verkaufen kann (oder eben nicht und dementsprechend ersetzbar & "unsichtbar" ist).

Deshalb verdienen gerade die windigen Banker etwa - um die alte Kamelle mal vorzukramen - enorm viel. Wohingegen ein Physikprofessor etwa im Mittel zweifelsohne intelligenter, gebildeter und zumindest Wissenstechnisch "wertvoller" für die Gesellschaft sein dürfte, trotzdem aber in den seltensten Fällen überhaupt auf >= 100.000 im Jahr kommen wird (gerade an öffentlichen Unis deutlich darunter).

Letztendlich stellt sich für mich hier immer die Frage: möchte ich für mich selbst, für Bildung, für Wissen, für Erkenntnis studieren (was gerade ursprünglich Sinn und Zweck des Studiums war).

Oder möchte ich mein Leben danach ausrichten, dass der Gehaltscheck möglichst üppig ausfällt?

Da ich persönlich z.B. viele Wi-Inf'ler kenne, die Richtung Consulting gegangen sind und dort fürstlich entlohnt werden, vage ich zu bezweifeln das Letzteres die bessere Wahl ist. Denn vom Consulting im >= ca. 100k pro Jahr Bereich kenne ich von allen Bekannten nur eine Schilderung: viele Überstunden, meist auch viel Reisen, Ellenbogengesellschaft.

Glücklich sind da die wenigstens. Geld ist halt nicht gleich Glück. Die meisten, die ich kenne, haben mir schon ganz offen kommuniziert das sie das nur aus einem Grund machen: ordentlich Geld verdienen damit man mit ~40-50 aussteigen kann. Eine planen danach was ruhiges mit Familie und einigen Immobilien. Andere Start-Ups. Je nach Gelüst.



DerOlf schrieb:
Mögliche Fehler bei der Studiengangswahl:
1. Studium nach Interesse ...
2. Orientierung im Studium ... egal was du anfängst, zieh es bis zur Rente durch.
3. lange brauchen ...
4. keine Verwandten und Bekannten im gewünschten Einsatzgebiet.
(...)
Es ist nicht so wichtig, was du studierst ...

Das ist imho nichts weiter als die verbitterte Resignierung einer gescheiterten Existenz. Ist traurig und auch nicht persönlich diffamierend oder überhaupt irgendwie böse gemeint...ändert aber nichts daran, dass das ein Einzelschicksal ist und definitiv keine ordentliche Empfehlung für die Studienwahl.

Im MINT-Bereich sind all meinen Erfahrungen nach - durch die Bank - alle diejenigen die Erfolgreichsten, die für sich selbst studieren. Die also in ihrer Arbeit aufgehen. Die streng genommen das nicht mal als Arbeit empfinden, sondern als Interessensgebiet auf dem sie Problemstellungen mit Spaß und Neugier begegnen.

Das ist imho auch die einzige Möglichkeit überhaupt ordentlich im MINT-Bereich unterzukommen. An ordentlichen Universitäten - auch bei uns - habe ich da in den ersten Semestern in Mathe-/Theorievorlesungen schon häufig Durchfallquoten im Bereich 60-80% mitbekommen. Ich hab auch mal 2 Semester Physik studiert, da gabs in theoretischer Elektrodynamik mal 91% Durchfallquote.

Ich selbst bin im Bereich KI unterwegs und neben der Uni - also abseits meines Curriculums - mache in meiner Freizeit bei einem Robotikverein mit und beschäftige mich auch zu Hause fast jeden Tag mit Algorithmen, neuen Forschungsergebnisse...alles mögliche zum Thema KI. Dadurch kann ich auch jetzt schon wissenschaftliche Abhandlungen (erfolgreich) verfassen und anders, als mit einem enormen Interesse wäre so ein enormer Zeitaufwand imho nicht möglich (und dann könnte ich auch locker nichts in dem Bereich reißen; schon gar nicht wissenschaftlich).

Daher bin ich ganz stark der Meinung, dass eine Affinität für das Fach, eine Begeisterung generell für Neugier, für neue Probleme, neue Lösungsstrategien, usw. für ein ordentliches MINT-Studium mit das wichtigste überhaupt ist.

Ich unterrichte auch seit Jahren an der Uni und abgesehen von Menschen, die einfach intellektuell für ein Studium ungeeignet sind, habe ich bei den Erst-/Zweitsemester immer eine Gruppe als mit Abstand größte unter den Abbrechern identifiziert: diejenigen, die nur das Klausurrelevante, nur das Nötige (was sie für einen Abschluss theoretisch erbringen müssten) machen. Für die gibt es nämlich keinen Spaß, keine Freude im Studium...und dann verkommt das ganze zu einer einzigen Leistungs-/Anstrengungstirade von Klausur zu Klausur.


Durch meine Freundin (Wi-Inf) und deren Kontakte sowie meine eigenen kenne ich eigentlich nur für Wirtschaftsstudiengänge eine andere Philosophie: dort sind erfolgreichsten (nicht unbedingt immer im Sinne von Noten, sondern vor allem auch im Sinne von Kontakten, Praktika (Networking) und hinterher halt Einstiegsgehältern, Beförderungen usw.) diejenigen, die am ehrgeizigsten sind und erfolgsorientiersten.
D.h. diejenigen, die über ausreichend social / soft skills verfügen, um sich problemlos große Netzwerke aufzubauen und die für ihren persönlichen Erfolg alles andere links liegen lassen. Also diejenigen, die sich auf einem überfüllten Arbeitsmarkt und einer Ellenbogengesellschaft durchsetzen können. Durch viel Network, durch viel Fleiß, durch "Opferbereitschaft" (also z.B. auch Zeug soweit lernen, dass man es aus dem FF beherrscht, nur weil man weiß, dass das für irgendeinen späteren monetären Erfolg wichtig ist, nicht aber weil man das selbst auch nur im mindesten interessant findet) usw.

Wenn man Spaß an Management und Personalführung oder Dergleichen hat, dann gibt es sicherlich einige denen diese Karrieleitern später Spaß bringen. Primär sehe ich da meistens aber Workaholics oder Leute, die einfach nur möglichst viel Geld erwirtschaften wollen, um dann mit ~40-50 anderen Lebenszielen zu fröhnen.


Ich - für mich - habe mich ganz bewusst dagegen entschieden. Ich möchte meinen Erfolg nicht in Geldeinheiten messen, sondern Bildung/Erkenntnis. Forschung interessiert mich ungemein und solange ich davon ordentlich leben kann (was zumindest im MINT-Bereich easy möglich ist) ist mir die konkrete Entlohnung egal.
Da finde ich es viel interessanter, einer Tätigkeit nachzugehen dich gerne noch bis zu meinem Lebensende weiterführe.
Und der ich vor allem auch einen Mehrwert abgewinnen kann: wenn du das dicke Bankengeschäft abschließt, für wen & was arbeitest du dann allgemein? Doch wohl nur für deinen AG, der dich für derartige Tätigkeiten dann fürstlich entlohnt, weil sie ansonsten eben imho nicht gerade erfüllend sind.
In der Forschung habe ich meine Nische gefunden, in der ich (a) einen kleinen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann und (b) mich vor allem selbst verwirklichen kann: an spannenden Themen arbeiten, die meinen Mitstreitern und mir die einen Erkenntnisgewinn darbieten. Dinge die bleiben.


Beispiel zu Beruf vs. Berufung:
Meine Freundin hat z.B. auch Praktika und dann Nebenjobzeugs gemacht während ihres Studiums, in so Wi-Inf-Consultingbuden. Fand sie anfangs interessant, aber zu Hause geht sie ganz anderen Hobbys nach. Ich hingegen mache zu Hause genau das gleiche wie in der Uni, weil ich es mehr als meine Berufung als meinen Beruf ansehe.

Natürlich hat meine Freundin mit ihrem Zeug meist an einem Tag das verdient, wofür ich bei Nebenjobs 'ne ganze Woche arbeite...aber selbst Webentwicklungsnebenjobs - die ich nur im ersten Semester gemacht habe - wurde mir noch nie weniger als 14 Eur / Stunde geboten. Mittlerweile im Master, wo ich jetzt auch problemlos Data Science / Machine Learning Kram machen kann, habe ich bis jetzt auch ohne großes Verhandlungsgeschick immer sowas im Bereich 20-30 Eur / Stunde bekommen. Reicht mir vollkommen zum Leben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen lieben Dank an Euch alle für Eure tollen und langen Beiträge! Ich weiß, ehrlich gesagt, gar nicht, was ich darauf noch antworten soll, weil es so viel ist.

Ich könnte mir als BWLer durchaus vorstellen, etwas im Bereich Consulting bzw. Unternehmensberatung zu machen. Auch Bank oder Investbanking, M&A, etc. könnte ich mir vorstellen. Bis jetzt kann ich natürlich nicht beurteilen, ob mir diese Tätigkeiten tatsächlich Spaß machen werden, da ich sie noch nie gemacht habe. Da wird wohl nur ein Praktikum oder eine Stelle als Werkstudent helfen.
 
AntonK schrieb:
Bis jetzt kann ich natürlich nicht beurteilen, ob mir diese Tätigkeiten tatsächlich Spaß machen werden, da ich sie noch nie gemacht habe. Da wird wohl nur ein Praktikum oder eine Stelle als Werkstudent helfen.

Also i.d.R. kann man sich ja zumindest ungefähr vorstellen, was so ganz grob der Tätigkeitsbereich sein wird und dementsprechend ob einem das möglicherweise zusagen könnte. Nichtsdestoweniger ist aber ein Praktikum/Werkstudentenstelle/... definitiv immer empfehlenswert ^^
Oder halt was passendes an der Uni, Richtung Lehre etwa.
 
AntonK schrieb:
.... Bis jetzt kann ich natürlich nicht beurteilen, ob mir diese Tätigkeiten tatsächlich Spaß machen werden, ....

Welche Tätigkeit oder welcher Beruf würden denn die nächsten 45 Jahre Spaß machen? Welchen Arzt, Banker, Taxifahrer, Maurer, Controller oder Schaffner kennst du, den seine Tätigkeit Spaß macht?

Spaß ist meiner Meinung nach die falsche Motivation für einen Job: die richtige wäre, einen Job zu finden, der einem in erster Linie dazu befähigt seine Rechnungen und sein Leben zu bezahlen, um in seiner Freizeit und im Familienkreis sicher und unabhängig zu sein. Seinen Job macht man 40-50 Stunden die Woche, aber eine Woche dann noch weitere 118 Stunden, an die sollte man vorrangig denken.

Ein Job sollte natürlich nicht die Hölle sein, aber Spaß ist ein zu hoher Anspruch. Dann hätten ja die Leute, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben nur Spaß, das bezweifel ich aber.

Mein Job macht mir auch keinen Spaß, aber er ist immer noch interessant, durchaus abwechslungsreich und bietet mir eine Bezahlung, die mich eine Familie, ein Haus und 2 Autos bezahlen lässt. Und Spaß habe ich dann in meiner Freizeit beim Gitarre spielen oder beim Toben mit den Kids.

hallo7 schrieb:
Das Ziel einer Universität ist es Menschen beizubringen sich Wissen zu besorgen, anzueignen und am Ende selbst Wissen schaffen zu können.
Inwiefern letzteres bei BWL möglich ist will ich jetzt nicht kommentieren :p...

Und trotzdem kommentierst du es ;).

Klar können sich auch BWLer Wissen selbständig aneignen und Wissen schaffen. Es gibt sogar einen (inoffiziellen) Nobelpreis für Wirtschaft, wenn das nichts ist.

ascer schrieb:
...Geld ist halt nicht gleich Glück. ....

Doch! Es gibt mehrere Studien aus der Psychologie die einen Zusammenhang von Geld und Glück belegen, und zwar bis zu einer Höhe von ca. 80.000$ bzw. €. Erst ab Werten um 100.000 herum nimmt das Glück mit einer höheren Bezahlung nicht mehr zu, aber bis dahin gibt es einen deutlichen Zusammenhang. Geld = Glück. Es geht sogar soweit, dass ein höherer Verdienst und eine längere Lebenserwartung zusammenhängen.
 
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hallo7 schrieb:
Nicht wirklich, sonst hätte ich ja Argumente geliefert.

Ein Kommentar muss nicht immer ein Argument sein, es reicht eine blöde Bemerkung ;)


hallo7 schrieb:

Nach diesem Artikel wären alle Fächer keine Wissenschaft, die sich nicht wie Mathematik exakt beweisen lassen. Dann sind Medizin, Biologie und Psychologie alle nicht wissenschaftlich.

Und auch in der BWL gibt es mehr als nur ökonomischen Modelle (diese würde ich sowieso in der VWL ansiedeln), zu denen Wissenschaftlich gearbeitet werden kann.

FRAGE: Als Mathematiker halten Sie die Ökonomie für keine echte Wissenschaft?

Zumindest was die neoklassische Lehre angeht, muss man wohl eher von einer wissenschaftlich verbrämten Ideologie sprechen. Ich stelle bei der Lektüre von VWL-Lehrbüchern regelmäßig fest, dass die Wirklichkeit der kapitalistischen Wirtschaft dort gar nicht reflektiert wird. Stattdessen werden die eigenen ideologischen Vorurteile in mathematische Modelle gegossen und diese der Wirklichkeit einfach übergestülpt. Damit hat aber in der Tat das Fach Wirtschaftswissenschaft seinen Gegenstand letztlich aufgegeben und streng genommen seinen wissenschaftlichen Status verloren.

Hier wird eindeutig von VWL gesprochen, nicht BWL. Diesen Unterschied sollte man in seiner Argumentation berücksichtigen, es sei denn, der Artikel wurde von hallo7 nicht komplett gelesen. Nicht gerade sehr wissenschaftlich :D.

ichwillgewinnen schrieb:
.... Natürlich ist ein Hauptaspekt das vermitteln des notwendigen (Grund-)Wissens für den Berufseinstieg, aber bei so breiten und "unkonkreten" Richtungen wie BWL oder bei mir Maschinenbau empfand ich es eher so, dass man halt von allem mal ein bisschen was mitbekommt so nach dem Motto "dann haste das wenigstens mal gesehen", aber die eigentliche Fachausbildung, damit man sein Wissen/sein Talent in der Praxis umsetzt und anwendet, das lernt man eigentlich erst wenn man nen richtigen Beruf hat.....

Das ist korrekt und meiner Meinung nach auch gar nicht anders möglich. In vielen Fächern gibt es mittlerweile so viele Vertiefungen und fachliche Richtungen, dass - sollte man auch nur 1 oder 2 davon wirklich vertiefen, sich die Studienzeit verdoppeln würde. Eine wirkliche Vertiefung geht meiner Meinung nach nur durch 2 Wege: 1. in die Forschung gehen und einen Dr. machen oder 2. sich mit einen Arbeitgeber in ein praktisches Thema tief einarbeiten und hier das Fachliche machen.
Auch die Mediziner machen das so, 6 Jahre Studium und danach mehrere Jahre Ausbildung zum Facharzt.

Früher im Mittelalter gab es Universalgelehrte mit (kompletten) Wissen aus vielen Bereichen, heute kann ein Spezialist nicht mal seinen eigenen Bereich komplett kennen, die Wissensmenge ist einfach zu groß.
 
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Fu Manchu schrieb:
Welche Tätigkeit oder welcher Beruf würden denn die nächsten 45 Jahre Spaß machen? [...] Spaß ist meiner Meinung nach die falsche Motivation für einen Job

Ich denke man muss da den Begriff "Spaß" etwas breiter interpretieren und nicht zu eng im Sinne von "Man muss jeden Tag aufs Neue eine riesen Endorphin Ladung bekommen wenn man an seinem Arbeitsplatz ankommt". Ich denke, dass viele (wenn nicht gar die meisten) dir schon zustimmen werden, dass sie "Spaß an der Arbeit" primär definieren als "ich bekomm nicht gleich das Kotzen wenn ich nur an meine Arbeit/Firma/Kollegen/das Pendeln denke" Denn "Arbeit" ist ja nicht nur die Tätigkeit als solches, sondern finde ich auch alles drum herum spielt da ne Rolle. Aber ich bin mir sicher es gibt viele, denen ihre Arbeit auch im "engeren/echten" Sinne Spaß macht, die sich jeden Tag aufs Neue freuen, dass sie in ihrem Beruf auch ihre Berufung gefunden haben.

Fu Manchu schrieb:
Doch! Es gibt mehrere Studien aus der Psychologie die einen Zusammenhang von Geld und Glück belegen, und zwar bis zu einer Höhe von ca. 80.000$ bzw. €. Erst ab Werten um 100.000 herum nimmt das Glück mit einer höheren Bezahlung nicht mehr zu, aber bis dahin gibt es einen deutlichen Zusammenhang. Geld = Glück. Es geht sogar soweit, dass ein höherer Verdienst und eine längere Lebenserwartung zusammenhängen.

Habe diese Studien zwar nicht gelesen, aber ich denke am Ende ist immer noch jeder selber dafür verantwortlich, wie glücklich man ist und was für Ansprüche man hat, um sich selbst als "glücklich" zu bezeichnen. Ich denke gesellschaftlicher Neid, Missgunst und solche Sachen spielen da ne viel grössere Bedeutung als man sich das selber vielleicht eingestehen will. Die Denke "Geld = Glück" entspringt vermutlich vor allem aus diesem Bild, dass einem immer vermittelt wird von wegen man braucht ein grosses Haus und ein teures Auto und überhaupt Luxusgüter und was sonst noch alles, die Gleichung müsste vermutlich eher lauten "Besitz = Glück", und viele sehen das halt auch so. Dazu wie gesagt noch der Neid von wegen "mensch, der da drüben, was der alles hat und ich gurk hier rum mit viel weniger", da macht man sich dann auch selber (in meinen Augen) ohne Not unglücklich(er).

Aber prinzipiell kann ich schon nachvollziehen, wieso Studien zu diesen Ergebnissen kommen, auch dass mit der Obergrenze macht Sinn, ab einem bestimmten Einkommen kann sich der durchschnitts-besitzorientierte Mensch halt so ziemlich alles leisten was er so haben will/ihm eingeredet wird dass er braucht, ab da ist man automatisch auch weniger neidisch auf andere usw. usw.

Dennoch: Kern dieser These ist meiner Ansicht nach dieses besitzorientierte Denken an sich, das bei vielen so fest verankern zu sein scheint und die Unfähigkeit, auch einfach mal zufrieden zu sein mit dem was man hat und ehrlich zu schätzen was man hat anstatt immer nur zu schielen was andere so tolles haben (ich nehme mich da bei dieser Kritik selber auch nicht aus).

Ist aber letzlich hier offtopic.

Fu Manchu schrieb:
Das ist korrekt und meiner Meinung nach auch gar nicht anders möglich. In vielen Fächern gibt es mittlerweile so viele Vertiefungen und fachliche Richtungen, dass - sollte man auch nur 1 oder 2 davon wirklich vertiefen, sich die Studienzeit verdoppeln würde. [...]

Da stimme ich dir auf jeden Fall zu. Ein Aspekt, der mir hier noch gekommen ist und auch ein wenig mit deiner vorherigen Frage:

Fu Manchu schrieb:
Welche Tätigkeit oder welcher Beruf würden denn die nächsten 45 Jahre Spaß machen?

zu tun hat ist der Folgende: Es geht im Studium auch meiner Meinung nach gar nicht darum, dass man sich für einen ganz speziellen Fachbereich entscheiden muss und da der Spezialist wird bevor man sich auf macht in die Arbeitswelt, sondern die Spezialisierung und (Weiter-)Entwicklung kann/soll(?) sich dann im Laufe der "aktiven" Berufszeit abspielen. Dabei geht es mir jetzt nicht nur um weitere Aneignung von Wissen oder dem Vertiefen von bereits vorhandenen Kompetenzen, sondern mir geht's viel mehr darum, dass sich die Interessengebiete mit der Zeit einfach verschieben bei den meisten Leuten. Wenn ich irgendwo als Ingenieur anheuere und mich erst mal mit der eigentlichen Erzeugung/Konstruktion von Produkten befasse kann es gut sein, dass ich dann nach 5,10,15 Jahren auf einmal im Einkauf/Vertrieb lande und dann ganz andere Aufgabenbereiche habe als ich eigentlich anfangs dachte. Und solche Beispiele lassen sich in nahezu jeder Branche, bei nahezu jedem Arbeitgeber finden denke ich, gerade bei Berufssparten, die von Akademikern eingeschlagen werden. Gibt sicher auch Gegenbeispiele (wie das jetzt z.B. als Arzt ist, dass man nach 5 Jahren Augenarzt auf einmal umsteigt auf nen Ohrenarzt oder so was kann ich nat. nicht beurteilen), aber ich denke jeder kennt par Bekannte, die im Laufe ihres Berufslebens mehrere Stationen und damit verbundenen Aufgabenfelder durchlebt haben. Ich denke die allerwenigsten Menschen heutzutage bleiben ihr Leben lang beim selben Arbeitgeber, geschweige denn bei der exakt selben Tätigkeit.

Daher ist die Frage zum Zeitpunkt des Studiums nicht "Oh Gott, welcher Beruf ist nun der Richtige, der mir bis ans Lebensende Spass macht?", sondern eher viel kurzfristiger ausgerichtet: "Ok, ausgehend von dem, was ich bisher gesehen/gelernt habe, was spricht mich da am meisten an?". Alles was danach kommt ist dann finde ich fast zweitrangig, denn viele solcher Chancen zur Weiterentwicklung oder auch zum Quereinstieg in ganz andere Bereiche ergeben sich erst im Laufe des Arbeitslebens, oft auch relativ spontan und unvorhersehbar. Ich denke das Schwierigste ist erstmal den Einstieg zu finden damit man sich an sein Arbeitsleben gewöhnt und dann kann man sehen, wohin die weitere Reise dann geht.
 
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Die Frage, die du hier gestellt hast, habe ich mir während meines Studiums auch immer wieder gestellt. Ich habe schon öfters von Berufstätigen gehört, dass sie das Gelernte aus ihrem Studium in ihrem Beruf kaum bis gar nicht brauchen, dass man eher durch Praktika lernt und man auch nicht immer in dem Bereich landet, in dem man studiert hat. Als ich ein Praktikum gesucht habe, dass ich für mein Studium absolvieren muss, habe ich in meinem Bereich auch was gefunden, jedoch keinerlei Wissen aus meinem Studium benötigt.

Was das Selektieren angeht, habe ich auch schon öfters gehört, dass es Studiengänge mit NC's von 3,0 gibt. Da werden dann auch viele Leute angenommen, jedoch brechen dann auch einige Studenten den Studiengang ab oder fallen in zu vielen Klausuren durch, weil es zu schwer ist und die Profs mit den Klausuren die ,,schlechteren'' Studenten aussieben.

Aus meiner Sicht ist das Studium der Fahrschein, wenn du in gewissen Bereichen ein Praktikum machen willst und du in bestimmten Berufen arbeiten willst. Und das was du lernst, ist jetzt auch nicht Nichts. Ich persönlich glaube aber nicht, dass du alles davon zu 100 % brauchst, sondern je nach Studiengang und Beruf nur einen Teil.
 
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