Hochinteressanter Thread!
Das Wichtigste vorweg: bevor ihr euch Gedanken über technische Details der Anlage macht, sollte die Raumakustik zufriedenstellend gelöst sein. Zu allererst sollte man die Gegebenheiten per Messung abklären.
RoomEQWizzard ist dafür das Tool der Wahl.
Tutorial für die Grundfunktionalität hier. Weiteres benötigtes Equipment:
Messmikrofon und
Audiointerface. Dazu erstmal nur einen Fullrange Lautsprecher oder für den Bassbereich nur den Sub.
Bei den zu optimierenden Frequenzbereichen arbeitet man sich von unten nach oben. Bässe sind wesentlich schwieriger in den Griff zu bekommen als Mitten und Höhen. Die Massnahmen für den Bassbereich ändern auch das Verhalten der Frequnzbereiche oberhalb. Umgekehrt gilt das jedoch nicht. Neben der Unterdrückung von Raummoden, Vermeidung von Auslöschungen im Bassbereich ist das oberste Gebot, im Raum möglichst viel Symmetrie bezogen auf den Abhörpunkt zu erreichen. Nachhall und Reflexionen können sehr leicht in den Griff bekommen werden, sobald der Bassbereich ordentlich optimiert wurde und Symmetrie gegeben ist. Natürlich gehen die akustischen Maßnahmen tw Hand in Hand mit dem eingesetzten technischen Equipment. Lediglich die Dämpfung der Raummoden würde ich erstmal unabhängig in Angriff nehmen, danach ist man dann ziemlich frei mit der Aufstellung der Subs um Auslöschungen zu vermeiden. Ausserdem empfehle ich euch
folgenden Thread durchzulesen und zu verstehen. Das Akustikforum auf Recording.de ist meiner Meinung nach eines der besten in DE und weitaus empfehlenswerter diesbezüglich als Hifi Forum oder sonstwas. Gerade
bei deren Stickys finden sich sonst noch einige wertvolle Informationen die mich selber im Akustik-Thema damals richtig weitergebracht haben.
Grundsätzlich denke ich seid ihr noch an einem guten Punkt, wo man akustische Maßnahmen angehen kann. Trockenbau ist nicht per se schlecht für die Akustik wenn er richtig ausgeführt wird. Gegen Resonanzen und Mitschwingen hilft idR die Hohlräume hinter den schwingenden Elementen mit Stein/Glaswolle zu dämmen. Gerade diese Maßnahme bringt euch auch bei den Raummoden schon einen riesen Schritt weiter. Auf dem Bild ist jetzt nicht zu erkennen ob ihr das schon gemacht habt. Notfalls würde ich die Wände nochmal auf machen, weil diese Dämmung wirklich wichtig ist und fast nichts kostet.
Trockenbauwände wirken sich, je nach Stärke, Materialien, usw nicht zu 100% auf den Bassbereich aus. D.H. sie reflektieren nur einen Teil des Schalls, der durchgeleitete Rest ist hinter so einer Wand bekanntlich recht gut hörbar und wird dann erst an den nachfolgenden Mauern des Hauses reflektiert. Insofern werden die gesamten Abmessungen hinter eurem Raum ebenfalls eine Rolle spielen. Vereinfacht gesagt teilt eine Trockenbauwand eine Raummode, in deren Weg sie liegt in zwei neue, dafür schwächere auf. Das mag akustisch durchaus ein Vorteil sein, erschwert aber das Auswerten der Messungen. Eine Innendämmung der TB-Wand verringert die durchgeleitete Raummode, deren Ausbreitung dahinter liegt deutlich. Leicht abgemildert wird aber auch die reflektierte Raummode des Innenraums.
Eine Dachschräge ist akustisch meistens auch eher eine gute Sache, da sie Raummoden erster Ordnung vermeidet. Stattdessen gibt es Raummoden zweiter Ordnung die schwächer ausgeprägt sind und tiefer liegen. Dafür ist wiederum das Auswerten der Messung erschwert. Deswegen und wegen der Trockenbauwände dürfte ein wenig rumprobieren angesagt sein, den optimalen Punkt (bzw Punkte) für eine Bassdämpfung zu finden. Ausserdem erschweren es solche Dachschrägen, im Raum akustische Symmetrie herzustellen. Ob das bei euch einfach möglich ist oder nicht geht aus dem Foto nicht hervor.
Die Raum-In-Raum Konstruktion (naja nicht ganz, dafür fehlen genau genommen Decke und Boden) hat auf jeden Fall den Vorteil, dass ihr euch eigentlich keine Gedanken über Schimmel machen müsst. Normalerweise ist das ein Punkt, auf den man allerhöchste Priorität legen sollte beim akustischen Dämmen von Aussenwänden.
Wie ich weiter Vorgehen würde:
Messequipment besorgen, sich mit REW vertraut machen und ein paar Probemessungen durchführen, dabei Lautsprecher auf jeden Fall mal wechselnd in die Ecken positionieren, gerne auch andere Positionen, Messmikro an paar verschiedenen Positionen. Diese Messungen sollten Aufschluß geben über die akustischen Grundgegebenheiten und dienen dazu den Raum kennen zu lernen. Gleichzeitig die Umgebung des Raumes bis zu den umliegenden Ziegel(?)mauern vermessen. Diese Info kann bei der Auswertung hilfreich sein. Schauen ob an den Raummaßen offensichtliche Korrelationen der Raummoden in den Messungen erkennbar sind. Beispielsweise könnte zwischen zwei parallelen Wänden im Wasserfalldiagramm von REW deutlich die dazu gehörende Raummode zu erkennen sein. Tiefe Einbrüche stammen meistens nicht von Raummoden, sondern entstehen durch den
SBIR Effekt. Dieser ist auf dem Wasserfalldiagramm umso sauberer erkennbar, je besser die Raummoden bereits optimiert sind und läßt sich im Anschluß nur durch Aufstellung der Subwoofer zufriedenstellend beheben. Meiner Erfahrung, mit die wichtigste Maßnahme überhaupt um einen ordentlichen Bassbereich hinzubekommen. Natürlich ist der SBIR Effekt bei Trockenbau auch nicht zu 100% ausgeprägt.
Nach den ersten Messungen würde ich einfach mal ein paar Pakete Glas/Steinwolle ordern und diese erstmal zusammengepackt(!) an verschiedenen Orten im Raum, vorzugsweise den Ecken aufstellen. Gerne auch mal in den Ecken des umliegenden Stockwerks probieren ob sich was im Wasserfalldiagramm zeigt. Ein ganz heißer Punkt dafür wäre auch die Decke über eurem Raum, weil hier wirklich viel freier Platz für ein solche Dämmung ist und eine Dämmung der Decke in vielen Räumen sehr effektiv wirkt. Ob die Dämmung dabei durch Bretter oder dünne Platten abgedeckt ist, spielt keine Rolle. Dem Bass sind solche kleinen Hindernisse ziemlich egal. Falls euch Stein/Glaswolle nicht zusagt gibt es auch auch andere Dämmstoffe die in Frage kommen wie z.B. Thermohanf. Ich selber habe bei mir im Studio auf
Isobond Caruso gesetzt was leider nicht die günstigste Lösung ist, dafür aber nicht fasert und somit gerade zum rumprobieren bestens geeignet ist. Weitere
Infos vom Hersteller dazu hier. Es gibt genau einen Kennwert, dafür ob sich ein Dämmstoff zu Bassabsorption eignet und das ist
ein niedriger Strömungswiderstand von 4-6 kPa*s/m². Deshalb ist z.B. Basotect zur Bassabsorption mit seinem viel höheren Strömungswiderstand nicht geeignet, der Bass wird bereits im Absorber reflektiert. Grundsätzlich wirkt ein Absorber am Punkt mit der höchsten Schallschnelle am effektivsten, auf eine bestimmte Frequenz bezogen ist das bei einem viertel Abstand der Wellenlänge zur reflektierenden Wand. Deswegen sind die 8 Ecken und 12 Kanten eines rechteckigen Raumes für solche Absorber die effektivsten Plätze. Einfach mal rumprobieren und Messen, die Auswirkungen bereits eines Stein/glaswolle-Pakets werden in der Messung deutlich sichtbar sein. Grundsätzlich gilt hier, viel hilft viel. Der Zugewinn von mehr Material nimmt aber ab. Für euren Raum würde ich mal 3-4 m³ Dämmmaterial ansetzen. Wie gesagt über der Decke habt ihr ordentlich Platz... Den/die Absorber könnt bzw müsst ihr später dann sowieso verkleiden (Regips, Latten, was auch immer) um den Hochton nicht zu stark zu überdämfen. Auf jeden Fall werdet ihr so anhand der Messungen ein gutes Gefühl dafür bekommen, wo die Absorber sich akustisch gut machen und erste Erkenntnisse über die Aufstellung der Subs bekommen. Absolut wichtig ist, das Dämmaterial wirklich niemals zusammen zu quetschen, dies erhöht den Strömungswiderstand und vermindert damit die Effektivität des Bassabsorbers!
Sind die Absorber fertiggestellt, geht es daran die richtigen Aufstellungspunkte zu finden. Auch hier ist erstmal der Bass dran, so dass möglichst geringe (vor allem schmalbandige) Auslöschungen entstehen. Diese lassen sich im Gegensatz zu Überhöhungen nicht per EQ oder DSP-Raumkorrektur-Systemen beseitigen (Auslöschungen im Mittel oder Hochtonbereich lassen sich durch gezieltes Anbringen von Basotect Absorbern gut in den Griff kriegen). Dabei ist es wichtig zu bedenken, dass es später nicht nur einen Hörplatz geben wird der gut klingen muss, sondern mehrere Personen in den Genuss einer guten Akustik kommen sollen. Es sollte also an mehreren entsprechenden Punkten gemessen werden. Eine Auslöschung im Bassbereich läßt sich übrigens auch (ein gutes Stück) in den Griff bekommen, indem man den Sub so positioniert dass die zugehörige Reflektion durch eine angebrachte Bassfalle hindurch muss. Deshalb ist es lohnenswert auch Positionen für die Subs in direkter Nähe der Bassfallen in Erwägung zu ziehen.
Wenn ihr mal soweit seit, wird sich das Dickicht dann etwas lichten und ihr seid auch weiter was das Konzept für den Mittel- und Hochton angeht. Wie gesagt, die Bassabsorber müssen mit reflektierendem Material verkleidet werden um die höheren Frequenzen nicht zu überdämpfen. Dämpfen läßt sich dann immer noch - nur ist dabei wichtig dass dies im richtigen Maß an den richtigen Stellen geschiet (z.B. Reflektionspunkte an Wänden). Die Positionen dafür werden aber nicht mit denen der Bassfallen übereinstimmen (bis auf vielleicht die Decke). Basotect Absorber oder Diffusoren lassen sich aber jederzeit später an allen möglichen Stellen nachrüsten. Ich müsste mich selber diesbezüglich aber auch nochmal einlesen, wie man das am besten bei Surroundsetups umsetzt. Aber auch hier zeigen die Messungen später deutlich auf wo welche Probleme bestehen. Hier ist das Zusammenspiel mit der gepanten Technik dann auch extrem wichtig fürs Gesamtkonzept. Ich denke dass man das hier im Forum dann gerne gemeinsam weiterdiskutieren kann...
Sobald ihr Messungen gemacht habt, wäre es extrem hilfreich wenn ihr hier nicht nur die Grafiken posten könntet, sondern auch die Messdateien (möglichst für einen längeren Zeitraum verfügbar) hochladen könnt. Wenn ihr das sauber umsetzt, wird das für viele Leute hier ein extrem lehrreicher interessanter Thread werden. Ich werde mir die Messungen auf jeden Fall immer zeitnah anschauen, interpretieren und Tips dazu geben. Übrigens stehe ich selber auch bald wieder vor einem akustischen Projekt. In 2 Monaten ist Studioumzug in einen 9,5 x 5,5m großen Raum mit Doppeldachschräge, ebenfalls noch Rohbau. Mal sehen, kann gerne auch was dazu posten.
So weit, hoffe das bringt euch erstmal weiter...