90% der Crowdfunding-Projekte scheitern - warum ?

Experiment_57

Lt. Junior Grade
Registriert
Jan. 2011
Beiträge
295
Uns wurde ein Team aus einer Makerszene gesagt dass 90% der Crowdfunding-Projekte (wahrscheinlich startnext.de und auf kickstarter.com) die zwar erfolgreich finanziert wurden aber trotzdem bei der Umsetzung gescheitert sind. Jetzt will ich wissen wieso das eigentlich so ist und woran die scheitern. Eine Therapeutin erzählte mir dass 80% der Existenzgründer ebenso scheitern. Gibt es da einen Zusammenhang ? Woran scheitern die am meisten?
 
Schlechte Planung, unrealistische Annahmen, etc.
Und wer ein tragfähiges Geschäftsmodell hat bekommt das in der Regel auch ohne Crowdfunding finanziert.
 
Ich denke auch, dass das Geld bei Investoren einfach ziemlich locker sitzt. Scheinbar ist es viel leichter Geld einzusammeln als ein Projekt erfolgreich durchzuführen.
 
Ich kann mir gut vorstellen, dass Crowdfunding auch ein bisschen ein Sammelbecken für Ideen ist, die bei anderen Finanzierungsmethoden "durchgefallen" sind. Wenn jemand keine "klassischen" Investoren für seine Ieen findet (vermutlich berechtigterweise), denkt er sich "Gut, probiere ich es eben via crowdfunding". Und da zeigt sich dann, dass die klassichen Investoren mit ihrer Einschätzung dass das nix wird recht hatten.
-> "Aber meine Idee ist doch so gut!!!!einself!"

Dazu kommt als nächster Punkt sicher, dass man beim Crowdfunding nicht viel zu verlieren hat außer seinem Ruf. Bekommt man Geld von einer Bank, muss man da schon Sicherheiten etc. nachweisen. Beim Crowdfunding nicht. Wer sich also nicht sicher ist ob seide Idee wirklich was taugt wählt dann lieber diesen Weg.
->"Hmm, keine Ahnung ob das was wird... einfach mal bei der Crowd probieren"

Und als dritten Punkt könnte ich mir vorstellen, dass die Einstiegshürde auch niedriger ist. Paar Bilder zusammenklicken, bisschen Text, fertig ist die Kickstarter Seite (überspitzt formuliert). Bei einer Bank kann ich ohne Prototypen, Marktanalyse, Businessplan, Eigenkapital etc. direkt wieder heimgehen.
->"Meh, alles voll aufwändig, habe ich alles nicht, die Crowd gibt mir mein Geld bestimmt schneller"

Und so kommt dann eben auch viel Unausgegorenes ans Licht, das in der Offlinewelt still und heimlich wieder von der Bildfläche verschwunden wäre.
Das sind so meine Thesen, ich könnte auch völlig falsch liegen ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Was hier schon vorgebracht wurde, dürfte es schon gut treffen und ich fürchte ein Aspekt wurde noch nicht erwähnt: Die betrügerische Absicht ein Projekt gar nicht verwirklichen zu wollen, sondern nur die Kohle der gutgläubigen "Investoren"/Spender auf solchen Plattformen abzugreifen. Ist doch auch verlockend wenn man nur eine toll klingende Idee dort präsentieren muss um Geld zu bekommen und hinterher dann praktisch ohne jegliche Konsequenzen einfach schreiben kann, dass es eben ein Griff ins Klo war. Wer prüft dann wirklich nach was mit dem Geld gemacht wurde?
 
Abseits von Betrug scheitert es bei den meisten Unternehmern (unabhängig ob mit Crowdfunding oder über Bank oder Eigenkapital) an der langfristigen Finanzierung und der Zahlungsfähigkeit. Es kommt einfach nicht genug Geld herein. Hat man dann keine Geldgeber, die auch langfristig über mehrere Jahre an einen glauben ist das Geld schneller weg als das neues Geld die Lücke schließen könnte.
 
Ein weiterer Punkt ist, dass viele "Unternehmer" sich schlichtweg nicht mit den wirtschaftlichen Punkten ihrer Idee auseinander setzen. Einfaches Beispiel dazu speziell in Deutschland, die Kleinunternehmerregelung, welche dafür sorgt, dass quasi jeder ein Unternehmen gründen kann und diese Einnahmen und Ausgaben zu buchen ist nun wirklich kein Hexenwerk.

Dann kommt aber der Fall, dass man über die 17.500 € Umsatz kommt und da fehlt vielen leider der Überblick drüber, weil man entweder keine Statistik führt oder keine vernünftige Software nutzt, die einem das bei jeder Rechnung anzeigt. Nicht selten wird da ja einfach ne Rechnung per Word oder Excel getippt und man hat gar keinen Überblick über den Umsatz und die Kosten. Dadurch passiert es häufig, dass jemand über die 17.500 € drüber kommt und dann eigentlich zum 1.1. des Folgejahres in die Regelbesteuerung wechseln müsste. Dies macht er aber nicht. Die Folge ist, dass man dann spätestens nach der Steuererklärung das Finanzamt auf der Matte stehen hat mit einer Forderung der MwSt. rückwirkend zum 1.1. hat man diese nicht separat vom Kunden abgeführt, darf man jetzt selbst schauen wie man diese bezahlt. Sprechen wir hier z.B. von 20.000 € Umsatz bis dahin, sind das mal eben 3800 € ungeplante Kosten die da auf einen zukommen können. Genau das bricht vielen jedenfalls in Deutschland das Genick.

Speziell beim Thema Crowdfunding liegt es aber für meine Begriffe auch daran, dass einfach sehr viele Projekte realisiert werden, die sonst keinen Geldgeber gefunden hätten, weil die Auflagen eben so gut wie nicht vorhanden sind. Eine schicke Seite auf einer der Crowdfunding Plattformen gedängelt, tolle Ideen dazu geschrieben und das ganze in eine nette Story verpackt, schon fliest das Geld, obwohl in der Realität wenn die Person vor einem stehen würde, man ihr wohl keine 5 € ausleihen würde. Speziell im Gaming Bereich ist mir das negativ aufgefallen. Da wurden doch so einige Spiele realisiert, die Stand Heute immer noch weit weg von der Kickstarter Aktion sind und das obwohl da inzwischen 3-4 Jahre dazwischen liegen. Das Negativbeispiel schlechthin für mich ist z.B. Planetary Annihilation.
 
Zurück
Oben