Hausarbeit - brauche ich eine Quelle?

KaizenX

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Hallo,

obwohl das jetzt mittlerweile meine zweite Hausarbeit ist, blicke ich immer noch nicht ganz durch, wann ich eine Quelle brauche und wann nicht. :freak:

Als Beispiel: In einem Satz erwähne ich, dass der Unterschied zwischen Programmen wie Word und einfachen Texteditoren vor allem in der Auswahl der Formatierungsmöglichkeiten besteht.

Braucht man dafür eine Quelle?

Grüße
 
Immer dann, wenn Du eine Annahme triffst, dessen Beweis Du schuldig bleibst.

Wenn Du zum Beispiel schreibst: "19% der Kleinen und Mittelständischen Unternehmen in Deutschland sind bereits im 4. Grad der Digitalisierung angekommen." Abgesehen davon, dass man Sätze nicht mit Zahlen beginnen sollte, ist man dieser Annahme ja einen Beweis schuldig. Dafür braucht man dann eine Quelle. Am besten eine Primärquelle.

Dein Satz ist übrigens leider falsch. Ich kann in Notepad zum Beispiel sehr wohl Text formatieren. Und zwar indem ich eine Definitionssprache wie TeX oder HTML oder Postscript verwende. Word macht im Hintergrund ja nichts anderes. Der Unterschied besteht also nicht in den Formatierungsmöglichkeiten sondern im Bedienkonzept: Word ist ein sogenannter WYSIWYG-Editor. Das Ergebnis beider Editoren kann absolut identisch sein (Formatierter Text) der Weg dahin unterscheidet sich jedoch.
Dieses Wissen gilt es herauszuarbeiten und dafür wirst Du auch Quellen benötigen! Das hier ist übrigens keine Quelle (nach dem Motto: ayngush sagt: "...")
 
Was heißt "brauchen"?

Außerhalb von (wissenschaftlichen) Arbeiten, die man auch publizieren will, *braucht* man nirgends eine Quelle ;)
Frag deinen Lehrer wie genau er es halten will.
 
Was so nicht ganz richtig ist.

Meine Abschlussarbeit zum geprüften IT Entwickler (IHK) ist weder publiziert noch eine wissenschaftliche Arbeit und dennoch muss man ordentlich mit den Quellen umgehen, darf sich nicht einfach fremder Arbeit bemächtigen und es gibt eine auf der IT Fortbildungsverordnung vom Bund aufbauende Prüfungsordnung der DIHK in der das genau so geregelt ist wie es an den Hochschulen ebenfalls geregelt ist...

Lediglich beim Thema Primärliteratur vs. Sekundärliteratur war man nachsichtig: Es spielt keine Rolle; Hauptsache Literatur.
 
Brauchen ist wahrhaftig nicht das richtige Wort. Ich mache es immer so, dass ich die Quelle angebe, wenn der geschriebene Text vollständig oder nahezu 1:1 übernommen worden ist.
 
Daavidee schrieb:
..., dass ich die Quelle angebe, wenn der geschriebene Text vollständig oder nahezu 1:1 übernommen worden ist.

Vollständig geht schon mal gar nicht (du wiederholst ja keine seitenlangen Texte, oder?) und 1:1 ist dann zitieren und muss als Quelle genannt werden.

Aber wie in #2 geschrieben, sobald etwas behauptet wird, muss dem Leser der Hausarbeit (der wissenschaftlichen Arbeit) dargelegt werden, woher diese Behauptung stammt. Diese Quelle wird dann entweder eine Primärquelle sein (heißt, jemand hat dazu geforscht und seine Arbeit mit Fakten unterlegt) oder eine Sekundärquelle, welche dann ggf. zur Primärquelle verlinkt.

Die Frage ist immer, woher kommt diese Behauptung und wie belege ich diese. Der Beleg sollte dann eine gewisse Qualität haben, Fachliteratur, andere wissenschaftliche Arbeiten, bitte kein Wikipedia.

KaizenX schrieb:
...Als Beispiel: In einem Satz erwähne ich, dass der Unterschied zwischen Programmen wie Word und einfachen Texteditoren vor allem in der Auswahl der Formatierungsmöglichkeiten besteht....

Diesen Satz würde ich in einer Hausarbeit sowieso negativ bewerten. Du solltest an dieser Stelle vorher definieren, was ein "einfacher Texteditor" ist. ggf. mit konkreten Namen - du nennst namentlich "Word" (und damit ganz automatisch seine Eigenschaften), stellst diesem spezifischen Programm aber eine Gruppe von anderen Programmen gegenüber. Aber um einen Unterschied darzulegen solltest du genauer werden. Du vergleichst ja auch nicht "einen VW-Transporter T4" mit Sportautos, um darzulegen, dass der Platzunterschied erheblich ist. Welcher Sportwagen? Welcher Texteditor?
Es gibt jede Abstufung von Texteditoren, einige ganz primitiv andere mit irre vielen Formatierungsmöglichkeiten und dann noch die Möglichkeit, per TeX zu formatieren, so dass der oben genannte Satz nach einiger Überlegung keine Sinn mehr ergibt.
 
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KaizenX schrieb:
Hallo,

obwohl das jetzt mittlerweile meine zweite Hausarbeit ist, blicke ich immer noch nicht ganz durch, wann ich eine Quelle brauche und wann nicht. :freak:

Als Beispiel: In einem Satz erwähne ich, dass der Unterschied zwischen Programmen wie Word und einfachen Texteditoren vor allem in der Auswahl der Formatierungsmöglichkeiten besteht.

Braucht man dafür eine Quelle?
Nein, eine andere Aussage. Der Hauptunterschied besteht eher:
* in den Kosten
* das man Tabellen, Grafiken, etc. in Word einbetten kann
* das man umfangreiche Dokumente mit (automatisierten) Verzeichnissen (Bilder, Inhalt, Fußnoten) erstellen kann

Es gibt nämlich genug Editoren mit umfangreichen Formatierungsmöglichkeiten. ;)
 
Es spielt überhaupt keine Rolle, ob die Arbeit publiziert wird oder nicht. Eine Quellenangabe brauchst du immer dann, wenn du nicht selbst die Quelle der Information bist. Immer wenn du zitierst, fremde Grafiken oder Aussagen (auch wenn sie nur sinngemäß und nicht wörtlich übernommen werden) verwendest oder Behauptungen aufstellst.
Generell muss mann keine Quellen angeben, wenn es sich um Allgemeinwissen handelt. Man muss z.B. keine Quelle angeben, wenn man schreibt, dass die Erde keine Scheibe ist.
 
Generell muss man keine Quellen angeben, wenn man die Informationen nur *privat* verwendet und auch in der Lehre muss es nicht sein, sofern der Verantwortliche es nicht verlangt (für die Lehre gibts ja auch gesetzliche Ausnahmen).
Natürlich darf man nichts als eigene Leistung ausgeben, aber man muss nicht für jede Hausarbeit korrekt zitieren, wenns einfach nicht verlangt wird (z.B. wenn man Unterlagen bekommt und das wesentliche daraus kurz Zusammenfassen soll)

Das gilt ja auch für Vortragende, die ihre Informationen auch nicht korrekt kennzeichnen müssen, wenn sie nicht öffentlich zugänglich sind.

Deswegen den Verantwortlichen fragen, außer wenn das Ergebnis öffentlich einzusehen ist.
 
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hallo7 schrieb:
Natürlich darf man nichts als eigene Leistung ausgeben, aber man muss nicht für jede Hausarbeit korrekt zitieren, wenns einfach nicht verlangt wird (z.B. wenn man Unterlagen bekommt und das wesentliche daraus kurz Zusammenfassen soll)

Das ist aber ein seltener Spezialfall - zumindest an Universitäten. Wenn ich natürlich die Arbeit über Schillers Glocke (und nur über Schillers Glocke) schreibe und der Dozent das auch dementsprechend in der Aufgabenstellung verlangte (oder ich das als Buch oder was auch immer selbst publiziere), dann kann man natürlich anfangs erwähnen, dass sie die nachfolgende Arbeit ausschließlich mit der Glocke auseinandersetzt und muss dann dementsprechend nicht bei jedem Bezug immer wieder korrekt zitieren, da klar ist, dass sich "Soll das Werk den Meister loben! Doch der Segen kommt von oben." Vers 7-8 Strophe 1 um nichts anderes handeln kann als um Schillers Werk.

In aller Regel schreibt man ja aber eine Arbeit immer über ein bestimmtes Thema. Sei es nun ein eigenes Werk mit Bezügen zu anderen oder gar eine Zusammenfassung. Auf jeden Fall aber sehr selten über nur ein einziges Werk (zumindest nicht ohne jegliche Bezüge auf andere Werke, Vergleiche oder überhaupt das Verwenden von "externem Wissen"). Sobald man mehrere Quellen hat, ist korrektes Zitieren auf jeden Fall nötig, denn ansonsten wäre nicht klar identifizierbar woher eine Angabe stammt und ob sie vom Verfasser oder aber einer anderen Quelle ist.

Grundlegend würde ich deshalb PI vollkommen zustimmen:

PI=3.14 schrieb:
Es spielt überhaupt keine Rolle, ob die Arbeit publiziert wird oder nicht. Eine Quellenangabe brauchst du immer dann, wenn du nicht selbst die Quelle der Information bist. Immer wenn du zitierst, fremde Grafiken oder Aussagen (auch wenn sie nur sinngemäß und nicht wörtlich übernommen werden) verwendest oder Behauptungen aufstellst.

Generell würde ich aber die Aussage von PI zum Allgemeinwissen noch erweitern: Quellenangaben sind nicht nur bei Allgemeinwissen nicht nötig, sondern vor allem auch bei Fachwissen innerhalb eines bestimmten Bereichs, dass zur grundlegenden Materie des Bereichs gehört und hinlänglich (meistens da vor langer Zeit publiziert) bekannt ist.

So muss ein Mathematiker z.B. keine Quellenangabe für den Satz des Pythagoras angeben oder etwa für eine Unter-/Übersumme einer Funktion, um die Fläche unterhalb selbiger zu approximieren.


Zusammenfassen kann man das folgendermaßen: sobald du etwas publizierst, sobald du etwas monetarisierst, sobald du für etwas eine Leistung erbringen bzw. eine Anerkennung der Leistung erhälst (Schule, Uni, ...), muss ersichtlich sein, welche Teile deiner Arbeit deiner eigenen Feder enstpringen und welche von anderen Quelllen stammen.

Mit der Ausnahme von offensichtlichem Allgemeinwissen und fachspezifischen Grundlagen. (Es sei denn natürlich, du schreibst eine Arbeit darüber, warum die Erde eben eine Kugel und keine Scheibe ist...dann wirst du nicht um die Nennung von Quellen herumkommen, die sie sich bereits vor dir um dieses Thema gekümmert haben. Es hängt also auch davon ab, inwieweit deine Arbeit ein bestimmtes Faktum einfach nur "benutzt", oder ob du konkret darüber schreibst, es analysierst, ...)
 
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Generell sollte man dann eine Quelle angeben, wenn man eine Aussage nicht in der gleichen Arbeit bestätigen kann oder will (führt manchmal halt auch weit vom Tzhema weg, jede einzelne Aussage zu beweisen).

Quellen bieten hier die Möglichkeit, genau das jemand anderen tun zu lassen ... da tätigt man dann die Aussage, und verweist auf einen Text, in dem sie entweder genau so steht (Zitat), oder aus dem sie hervorgeht ("Vgl.", "siehe" und so weiter).

Das hat gleich mehrere funktionen, die in der sogenannten "Wissenschaftscommunity" wichtig sind. Zum einen, kann man oft genug mit bekannten und in der entsprechenden Disziplin breit anerkannten Theoriegebäuden arbeiten ... und muss doch nicht näher darauf eingehen, als in der Einleitung zu schreiben "Ich orientieren mich an den Arbeiten Pierre Bourdieus zum Kapitaltransfer" ... für einen Pädagogen oder Sozioplogen ist damit dann sofort klar, DASS er Begriffen wie "soziales Kapital", "kulturelles Kapital" und so weiter begegnen wird, dass er gleichzeitig in einer Gesellschaftstheorie unterwegs sein wird, die sich eher an Millieus orientiert, denn an Schichten ... und dass er es durchaus auch mit qualitativem Datenmaterial zu tn bekommen wird.

Ein ganzer Blumenstrauß an Bedeutung, auf den sich im entsprechenden Personenkreis sehr viele beziehen können ... und alles, was man dafür gebraucht hat, war ein Name und ein paar Begriffe, zu denen andere schon ganze Bibliotheken gefüllt haben.

Allgemein sollte man für jede Aussage wenigstens angeben, wo sie mit genauerer Begründung nachzulesen ist ... ich habe schon viele Arbeiten geschrieben, bei denen fast jeder Satz eine Quellenangabe bekam ... bei anderen gab es mindestens in jedem Absatz eine ... oder auf jeder Seite.

Zu Beginn meines Studiums ging es allerdings oft nicht so sehr darum, wann man sinngemäß einen Verweis anbringt, sondern mehr darum, wie man diesen Verweis gestaltet (Formalia) ... dazu ein Tipp: Meiner Meinung nach ist das Minimum hier ein Autorennanme nebst Erscheinungsjahr und Seitenangabe. "BOURDIEU, 1999, S.17" oder "Vgl. BOURDIEU 1999, S 16ff) wären hier Möglichkeiten, denn mit diesen Angaben findet man den entsprechenden Eintrag im Literaturverzeichnis. Da steht dann:

"BOURDIEU, Pierre: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes, übersetzt von Bernd Schwibs und Achim Russer, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999".

Und damit findet man dann auch die entsprechende Stelle im passenden Buch und kann sich die von dir zitierte oder verwendete Textstelle im Kontext ansehen. Bei Onlinequellen sollte man prinzipiell auch den Zugriffszeitpunkt angeben ... ich habe von sowas eigentlich immer die Finger gelassen.

DARUM geht es bei Quellenangaben ... mit ihnen machst du Aussagen, die du unbestätigt hinnimmst um mit ihnen zu arbeiten, überprüfbar ... Damit sicherst du letztlich das Fundament für deine eigene Arbeit ab oder reihst dich in eine bestimmte Theorietradtion ein.

ABER VORSICHT: Jeder Fachbereich hat da so seine eigenen Formalregeln ... der Dozent, der deine Hausarbeit betreut, ist also eine sehr gute Adresse, um einfach mal zu fragen ... die sind schließlich nicht nur dafür da, zu prüfen, was du schon kannst ;)
 
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